Wir sind das Urteil: Roman

Wir sind das Urteil: Roman

E-Book
4.48

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
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Format
E-Book
Seitenzahl
351
Preis
7.99 €

Beiträge

8
Alle
3

realistisches Gedankenexperiment, aktuelle Themen, stimmiges Ende

Stellt euch vor, es gäbe eine App, mit der man über reale Gerichtsurteile abstimmen könnte. Jeder Mensch hätte eine Stimme. Jeder Mensch wäre plötzlich Richter – oder Henker... In "Wir sind das Urteil" spiegelt Nina Rudt ein solches Szenario wieder. Daraus entsteht nach und nach ein fiktives und dennoch äußerst realistisches Gedankenexperiment... Kommen wir aber zuerst einmal zum Inhalt: Ein Angeklagter. Millionen Richter. Und nur ein Klick, um über das Leben eines Menschen zu urteilen. Ein alternatives Deutschland in der heutigen Zeit: Das Rechtssystem wurde in Teilen digitalisiert, die Todesstrafe wieder eingeführt. Die App JUDGE ermöglicht es in ausgewählten Fällen, über das Schicksal eines Menschen zu entscheiden. Freispruch, Haft oder Tod lauten die Wahlmöglichkeiten. Genau wie ihre Freunde schätzt die Schülerin Pinar die Vorteile von JUDGE. Jede Stimme zählt. Doch als Pinars kleiner Bruder eines schwerwiegenden Verbrechens beschuldigt und vor das Bürgergericht gestellt wird, eskaliert die Situation und Pinar sieht sich mit der Frage konfrontiert: Wie gefährlich ist JUDGE wirklich? Das Setting eines alternativen Deutschlands, in dem das Rechtssystem durch die App JUDGE revolutioniert wurde, hat mir ziemlich gut gefallen. Hier urteilen anonyme Massen über Leben, Schuld und Strafe, was die gesamte Erzählung interessant gestaltet. Die Hauptprotagonistin Pi ist die Erzählstimme der Geschichte und wird mitten in dieses System hineingezogen. Gemeinsam mit ihrer Familie steht sie nämlich plötzlich im Zentrum einer moralisch hochexplosiven Debatte, in der Gerechtigkeit letztlich nur noch eine Illusion ist. Misstrauen, Ausgrenzung und Hass machen sich breit, während die Grenzen zwischen richtig und falsch immer mehr verschwimmen. Die Charaktere sind an sich größtenteils differenziert dargestellt. Zwar fand ich Pis Entwicklung nicht immer nachvollziehbar aber zumindest ihr enger Freundeskreis punktet durch Loyalität und Hilfsbereitschaft. Selbst Jonathan, als vermeintlicher "Gegenspieler", besitzt mehr Nuancen, als man zunächst denkt. Gut gelungen sind hierbei vor allem die glaubwürdigen Dialoge zwischen den verschiedenen Personen. Die Autorin greift immer wieder aktuelle Themen auf, die das Zusammenleben der Menschen massiv beeinflussen: Rassismus, soziale Spaltung, die manipulative Macht der Medien und vor allem die Frage, wie anfällig eine Gesellschaft für digitale Einflussnahme ist. Ein starker Aspekt der Geschichte ist zudem der Versuch, verschiedene Perspektiven darzustellen, sowohl die der Opfer, als auch derer, die sich als Hüter der "Volksmeinung" sehen. Die Spannung bleibt demnach über die gesamte Handlung größtenteils konstant und erhält Unterstützung von einem stetig wachsenden moralischen Druck. Trotz der stärkeren Thematik hatte ich allerdings stellenweise das Gefühl, dass die Geschichte ein wenig zu schwarz-weiß erzählt wird. Viele Entwicklungen waren einfach ab einem gewissen Punkt vorhersehbar. Dennoch war das Ende stimmig, konsequent und ließ mich mit genau der richtigen Mischung aus Unbehagen und Nachdenklichkeit zurück. Für mich persönlich wirkt der Gedanke an JUDGE übrigens erschreckend real. So unrealistisch wie man vielleicht meinen mag, ist dieses Szenario nämlich gar nicht. In einer Zeit, in der Likes, Retweets und Shitstorms über Karrieren, Leben und öffentliche Meinungen entscheiden, wäre der Sprung zu einer abstimmungsbasierten Justiz gar nicht so weit. Ich gebe zu, die Idee, Gerechtigkeit durch Masse zu erzeugen, ist irgendwie verführerisch, aber im selben Atemzug auch gefährlich. Das Buch stellt sich tatsächlich genau diesen Überlegungen und zwingt den Leser, sich damit auseinanderzusetzen. "Wir sind das Urteil" ist somit ein interessanter Roman mit hoher Gesellschaftskritik. Obwohl das Buch eigentlich als Jugendroman gilt, bietet es auch für erwachsene Leser wichtige Denkanstöße und erschreckend reale Zukunftsszenarien.

5

Eine App die es erlaubt, dass Jeder über sie Urteile an Verbrechen verhängt werden? Das klang spannend und gruselig zu gleich. Mein Interesse war also schnell geweckt, weshalb ich das Buch auch wirklich fix von meinem SuB befreit habe. Pinar ist Schülerin und zu einer der angesagtesten Partys eingeladen. Diese findet einmal jährlich im Hause der Familie Siegmeyer statt und wird von der deren Tochter Charlotte ausgerichtet. Auch Pinar und ihre Freunde sind dieses Jahr eingeladen, da die junge Frau die Freundin von Jonathan Siegmeyer ist. Problem. Charlotte und ihre Partys sind angesagt, aber sie ist nicht unbedingt das, was man einen netten Menschen nennt. Auch Pinars jüngerer Bruder Yasin ist eingeladen. Pinar bekommt sowohl eine nette Unterhaltung, als auch eine Auseinandersetzung der Beiden am Abend der Party mit. Plötzlich aber hat Charlotte einen Unfall und Yasin wird wegen versuchten Mordes angeklagt. Er soll Charlotte bedrängt haben und auf ihre Abweisung hin, hat er sie vor ein Auto gestoßen. Nun soll das Volk per JUDGE über dieses Verbrechen befinden. Yasin bestreitet natürlich die Vorwürfe und meint, er habe Charlotte abgewiesen. Was genau ist denn nun aber in jener Nacht passiert? Die Idee mit der App fand ich wahnsinnig interessant. Es können Fälle eingereicht werden, welche dann geprüft und bei Tauglichkeit in der App auftauchen. Als User bekommt man Zahlen, Fakten, Anschuldigungen, Beweis usw. aufgezeigt und muss dann über das Verbrechen befinden. Alles folgt einer genauen Taktung und es werden Kenntnisse zum Fall überprüft, bevor man über die Optionen: Freispruch, Haft oder Tod entscheiden kann. Dies soll verhindern, dass man uninformiert einfach abstimmt. Jeder über 18 in Deutschland kann somit über das Schicksal eines Beschuldigten entscheiden. Ehrlich? Find ich erschreckend, vor allem da man sich auch wieder für die Todesstrafe aussprechen kann. Ebenfalls erschreckend fand ich wie viele Menschen, nicht nur direkt von Yasins Schuld überzeugt waren, sondern auch gleich von seiner Tat auf die gesamte Familie bzw. deren türkische Wurzeln spiegelten. Seine Familie ist von seiner Unschuld überzeugt ist, ebenso wie eine kläglich Rest an Freunden. Leider bekommen sie aber auch das zu spüren. Hut ab für diejenigen, die dennoch zu ihnen halten. Man hat eine konsequente Spannung im Geschehen und fliegt geradezu durch die Seiten. Zumindest ging es mir so. Ich konnte und wollte dieses Buch nicht aus der Hand legen. Charlotte ist den Erzählungen nach ein echtes Miststück, was sich allerdings nicht erwischen lässt. Zu den richtigen Zeiten ist sie ein wirkliche nettes Mädchen oder spielt dieses zumindest. Aber ist man zu so einer Lüge fähig? Einer Lüge, die Jemanden das Leben kosten kann? Ich liebe Pi dafür, dass sie so vorbehaltlos zu ihrem Bruder hält. Sie zweifelt nicht und zieht auch nicht den Kopf ein. Sie hat viel unternommen um Yasin zu unterstützen und ich glaube, dass sie für ihn auch eine Stütze war. Ebenso die ganze Familie und die paar Freunde, die blieben. Alles mussten eine Menge erdulden und haben das Unrecht, welches ihnen widerfahren ist, hingenommen. Fazit Wisst ihr was mich wahnsinnig erschreckt hat? Wie furchtbar nah dieses Buch an der Realität ist. Die Vorverurteilung, der Rassismus, der Hass und die Gewalt. Das Alles ist so grausam real, dass es mir Tränen in die Augen getrieben hat. Ohne zu zögern, würde ich behaupten, dass eben so ein Szenario inklusive Hexenjagd möglich ist. Die Story glänzt neben dem Realismus mit absolut authentischen Charakteren. Nichts davon fühlte sich übertrieben oder falsch an. Hierbei handelt es sich um ein Buch, welches den Grips anregt. Denke nach bevor du urteilst oder vorverurteilst. Von mir gibt es 5 Sterne.

4.5

Sollte viel bekannter sein!

📚Rezension | Wir sind das Urteil - @ninarudt | Als Roman getarnter Justizkrimi | Rezensionsexemplar📚 Liebe Nina Rudt, nach Jahren gab es endlicher mal wieder ein Buch von dir für mich und darauf habe ich mich sehr gefreut. Ob du dich jetzt auf diese Bewertung freust weiß ich nicht, denn heute heißt es: Ich bin das Urteil. In deinem Buch geht es um eine Deutsche Gesellschaft in der ein Teil der Justiz durch eine Art Volksabstimmung in der Judge-App über Leben und Tod bzw. über Haft und Freiheit entscheidet. Heute stimmen wir mal ab, wie dein Buch so abschneidet. Den ausführlichen Klappentext gibt’s auf Bild 2! 📚Bewertung📚 Auf deinem Cover steht Roman, aber ich finde bei all der Spannung in dem Justizumfeld wäre auch Justizkrimi durchaus passend. Gepaart wird das mit dem Trope (Gott wie ich das Wort hasse) Lovers-to-Enemies-to-Lovers und irgendwie ist alles spannend. Die Beziehungen zwischen den Menschen sind extrem dynamisch und wenig vorhersehbar und das drohende Urteil gegen Pinars Bruder schwebt wie ein Damoklesschwert über der ganzen Geschichte. Ich fand deinen Twist am vermeintlichen Ende schon ziemlich gut, aber der ganz am Ende hat mich nicht nur überrascht, sondern auch hart getroffen. Wie du selbst in der Danksagung schreibst, wären einige Abläufe vor Gericht in der Realität sicher anders gewesen, aber der Spannung war’s zuträglich. Außerdem hatten wir ja noch über einen kleinen Kritikpunkt gesprochen, der zu sehr spoilern würde, wenn ich das jetzt explizit erwähnen würde. (Wer durch mit dem Buch ist, kann gerne fragen. Alles in allem habe ich das Buch echt an einem Abend so weg geatmet, weil ich wissen wollte wie es weiter geht. Du machst dich ja gerne mal kleiner als du bist, aber Nina mit diesem Buch hast du wirklich etwas Großes geschaffen. 9/10 ⭐️ PS: diese Lynchjustiz ist aktuell in dieser verrückten politischen Zeit verdammt bedrohlich und nah. Kennt ihr die Bücher von Nina? Muss das Genre auf dem Buch auch wirklich immer 1:1 im Buch drinnen sein? Schönen Abend! Nick PS: Danke @bookspotverlag für das Rezensionsexemplar 🙏

Sollte viel bekannter sein!
5

Ich muss sagen, dass ich mich beim Lesen des Buches sehr schwergetan habe. Die im Buch aufgezeigte Szenerie ist leider viel zu alltäglich in Deutschland und ich musste immer wieder längere Pausen einlegen, da ich immer wieder das Gefühl von Ungerechtigkeit, Angst und Unglauben verspürt hatte. Kann ich mir vorstellen, dass das Buch Realität wird – irgendwann in der Zukunft? Leider ja kann ich mir vorstellen, dass Vorurteile, Hass und soziale Medien die Rechtsprechung so negativ beeinflussen? Leider auch ja. Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch zu einem Standard Lehrplan in jeder Schule in Deutschland Dazu gehören würde. Es steckt voll gesellschaftliche Kritik in einem mitreißenden und guten Erzählstil. Ich kann das Buch absolut empfehlen.

5

Tragische Geschichte

Inhalt: Wir befinden uns in einem alternativen Deutschland im Jahr 2023. Es gibt inzwischen eine App in der die Bürger mitbestimmen bei Gerichtsurteilen. Auch die Todesstrafe ist eine mögliche Konsequenz. Pinar ist wie viele andere von der App überzeugt, bildet sie doch die Meinung des Volkes ab. Pinars Meinung ändert sich jedoch schlagartig, als plötzlich ihr Bruder Yasin eines Verbrechens beschuldigt wird und das Urteil über die App gefällt werden soll... Meinung: Der Erzählstil der Autorin ist flüssig und so kommt man gut in die Geschichte hinein. Pinar und Yasin sind ganz normale Teenager bis sich ihr Leben von einem auf den anderen Tag schlagartig ändert. Die Charaktere sind gut beschrieben und man kann ihre Handlungen meist gut nachvollziehen. Das Buch beschreibt auf beklemmende Weise, wie sich das Leben einer Familie dramatisch verändern kann durch den gezielten Einsatz von Social Media und Macht, durch Vorwürfe, die noch gar nicht bewiesen sind, durch Vorurteile über eine Herkunft, ja letztlich durch groß angelegte Hetze. Die Geschichte ist wirklich tragisch und regt sehr zum Nachdenken an, wie man sich selbst wohl in so einer Situation verhalten hätte, wie man selbst verzweifelt wäre und das man darüber nachdenken sollte, welche Gefahren Social Media und Fortschritt in Form einer Gerichtsapp mit sich bringen können. Fazit: Ein gelungener Roman mit klarer Lese-Empfehlung. 4,5/5 Sternen

4

Ein sehr lesenswerter Jugendroman!

Wir erleben die Geschichte aus der Sicht von Pinar, wodurch man direkt im Mittelpunkt des Geschehens steht. Ninas Schreibstil ist so angenehm und ließ mich durch die Seiten fliegen. Die Handlung war insgesamt spannend, wenngleich wir recht schnell eine Theorie hatten, die sich am Ende auch bestätigt hat. Allerdings hat mich das Ende dann trotzdem kalt erwischt. Nina spricht mit ihrem Buch auch sehr aktuelle Themen an - vor allem Rassismus. Aber auch die Gefahr einer vorschnellen Verurteilung durch einseitige Berichterstattung und die Hetze der Masse werden hier gut dargestellt. Nina hat das hinbekommen, ohne das ganze zu überreizen, und das finde ich beachtlich, das gelingt nämlich nicht jedem. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir einen Perspektivwechsel gewünscht, um noch ein bisschen mehr Einblick in die Gedanken von Yasin und Jonathan zu bekommen. Oder alternativ das ein oder andere ausführlichere Konfliktgespräch, wo diese Einblicke Platz gefunden hätten. Für mich war das ein absolut lesenswertes Buch!

Ein sehr lesenswerter Jugendroman!
4

Hoffen wir, dass wir niemals in eine Situation kommen, in der eine App über dein Leben bestimmt. Interessanter Gedanke und gleichzeitig auch erschreckend, wie beeinflussbar man sein kann, ohne es selbst zu merken.

5

Noch ist es Utopie, aber die Geschichte ist so beklemmend, so erschreckend und in vielen gesellschaftlichen Aspekten so wahr, das es Angst macht!!!

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