Unter Grund

Unter Grund

E-Book
3.931

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Beschreibung

Wo beginnt die Schuld?

Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse wie die schwarzen Steine in ihrer Schürze. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz mit den Himmelweihern und Spiegelkarpfen zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die Unsicherheit mit Krawall, Frustration mit Faustschlägen übertünchten. Als sie immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit.



Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie.



»Was auch heute in Deutschland mehr oder minder im Untergrund rumort, bringt Annegret Liepold mutig zur Sprache.« Abendzeitung
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
256
Preis
16.99 €

Autorenbeschreibung

Annegret Liepold, geboren 1990 in Nürnberg, hat Komparatistik und Politikwissenschaften in München und Paris studiert. Für die Arbeit an ihrem Debüt Unter Grund erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Literaturstipendium der Stadt München sowie die Einladung zur 15. Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und zur Romanwerkstatt des Literaturforums im Brecht-Haus Berlin. 2022 war sie Finalistin des open mike. Sie arbeitet für die »Bayerische Akademie des Schreibens« am Literaturhaus München.

Beiträge

30
Alle
5

Sehr wichtig, tolles Debüt

Obwohl es schon eine Woche her ist, dass ich das Buch gelesen habe, hallt es immer noch nach. Ich fand die Geschichte klug aufgebaut und einfühlsam erzählt. Man kann sich bis zu einem gewissen Punkt so gut in Franka hineinversetzen, in ihre Unsicherheit und Einsamkeit. Dann sieht man quasi machtlos zu, wie sie in einen Strudel hineingerät, aus dem sie nicht mehr herausfindet. Der Roman geht der Frage nach, wieso Jugendliche sich radikalisieren und liefert verschiedene Erklärungsansätze. Dabei befasst die Autorin sich mit einem leider hochaktuellen Thema und zeigt, wie wichtig es ist, sich und seine Handlungen selbst zu reflektieren und Erlebtes zu verarbeiten. Auch Aufklärung und das Bewusstsein für unsere Geschichte sind hier wichtige Punkte. Die Beschreibungen der Umgebung sind sehr bildlich und da ich zusätzlich in der Region wohne, wo der Roman spielt, konnte ich mir alles bildlich vorstellen. Und dennoch steht das namenlose Dorf exemplarisch für viele andere, wo Frankas Geschichte, die Familien- und Dorfverhältnisse genauso ablaufen könnten. Ich konnte das Buch nicht mehr weglegen und werde wohl noch lange darüber nachdenken.

Sehr wichtig, tolles Debüt
4

Franka lebt in München und ist Referendarin. Zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Hannah steht sie mit ihrer Klasse vorm Oberlandesgericht und Hannah erzählt vom NSU Prozess gegen Zschäpe. Niemand hier in München weiß von Frankas Vergangenheit, niemand weiß was sie noch vor 5 Jahren getan hat. Franka beginnt nach Antworten zu suchen und kehrt zurück in ihr Heimatdorf, zum Weiher, dem Fuchsbau, ihrer Familie und den Freunden und Menschen, vor denen sie vor 5 Jahren geflohen ist. Ein eindringlicher und hochaktueller Roman, der uns zeigt wie einfach es für manche Jugendliche ist, in eine radikalisierten Gruppe zu gelangen, ohne vorher eine politische Gesinnung zu haben. Franka fühlt sich schnell wohl bei Patrick und Janna. Alle haben Probleme zu Hause und unglaublich viel Wut in sich. Sie sind unsicher aber zusammen fühlen sie sich stark und zugehörig. Frankas Familie ist gut im Schweigen. Viel von damals weiß sie nicht. Ihre Mutter schämt sich für ihre Tochter, weiß nicht mit ihr umzugehen. Ihre Großmutter wird im Dorf „Die Füchsin“ genannt. Sie hat einen sehr großen Einfluss auf die Familie und war in ihrer Jugend Anhängerin rechter Ideologien. Gesprochen wird darüber aber nicht. Die Autorin schreibt ruhig und unaufgeregt. Die Beschreibung des Dorfes und der Familie ist sehr gut gelungen. Die Menschen im Dorf haben Angst vor fremden Menschen, haben viele Vorurteile. Das war gut eingefangen. Der Einblick in die rechte Szene war ganz spannend. Ich hätte gern noch etwas mehr über den Ausstieg erfahren. Das wurde eher angedeutet. Insgesamt keine leichte Kost aber sehr lesenswert.

4

2017: Franka, angehende Lehrerin, besucht mit ihrer Klasse den NSU-Prozess am Oberlandesgericht München. Als einer ihrer Schüler Beate Zschäpe als „Nazischlampe“ bezeichnet, wird Franka aufgerüttelt. Hals über Kopf fährt sie in ihre fränkische Heimat, um sich Schritt für Schritt ihrer Vergangenheit zu stellen. 2006: Ein Sommermärchen, im ganzen Land werden Deutschland-Fähnchen geschwenkt. Franka kann damit zunächst nicht viel anfangen, mit Fußball hat sie nichts zu tun. In der Schule wird sie ausgeschlossen, von ihrer Familie weitestgehend allein gelassen. Als ihr einziger Freund sie versetzt, begegnet sie Patrick und Jella - und wird unversehens Teil einer Gruppe. Endlich gehört sie dazu, wird mitgenommen, an Gesprächen beteiligt. Was macht es da schon, dass Jella eine Schlägerei mit einem augenscheinlichen Ausländer anzettelt oder Patrick jüdische Straßennamen übersprüht? Manche Aussagen kennt sie doch schon aus der Generation ihrer Großeltern. Was scheinbar harmlos auf einer Fanmeile beginnt, artet im Lauf des Sommers aus. „Was sie in dieser Nacht getan hatten, war Franka immer wie ein blöder Jugendstreich erschienen. (…) Eigentlich hat sie das ganze Ausmaß erst vor ein paar Tagen begriffen, als sie mit der Klasse im Gerichtssaal saß und zuhörte, mit wie viel Akribie und Hass die zehn Morde geplant worden waren. Plötzlich wurde ihr klar: Ich bin damals rechtsradikal gewesen.“ „Unter Grund“ ist die Geschichte einer Mitläuferin und genau so ist das Buch auch geschrieben. Franka bleibt blass und scheint weder Meinung noch Rückgrat zu besitzen. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, warum sie dies oder jenes mitmacht, nie widerspricht, nichts hinterfragt oder nicht wenigstens nach Hause geht. Doch eigentlich beschreibt Annegret Liepold damit sehr gut, wie groß die Sehnsucht nach Zugehörigkeit gerade unter Jugendlichen wirklich ist und wie schwer es sein kann, aus sich heraus eine eigene Meinung zu bilden und diese zu vertreten - ganz ohne soziales Auffangnetz und familiäre Unterstützung. Franka bekommt durchaus gespiegelt, dass sie nach rechts abdriftet, kann oder will diese Entwicklung aber nicht aufhalten, bis sie durch äußere Umstände dazu gezwungen wird. Die Perspektive wechselt regelmäßig zwischen Gegenwart und Vergangenheit und man spürt förmlich, wie die Orte ihrer Vergangenheit in der erwachsenen Franka Erinnerungen wecken und sie sich kurze Zeit darin verliert. Den Stil und diese zeitlichen Sprünge fand ich wirklich gut, vor allem weil die Szenen der Vergangenheit - auch wenn es nicht erwähnt wird - sich zeitlich zumindest teilweise mit den NSU-Morden überlappen. Diese eine Geschichte mag fiktiv sein, doch in dieser Zeit haben sich wirklich Menschen radikalisiert und rechtsextreme Gewalttaten verübt. Aus diesem Grund finde ich auch Titel und Cover genial gewählt. Es gibt derzeit zahlreiche Sachbücher auf dem Markt, die sich mit dem Aufstieg der AfD, der Aufarbeitung der NSU-Morde und Rechtsextremismus im Allgemeinen beschäftigen, doch fiktionale Werke (vor allem aus Täter:innensicht) sind rar gesät. „Unter Grund“ schließt diese Lücke und zeigt auf, was fehlende Vergangenheitsbewältigung bewirken und die Radikalisierung Jugendlicher ermöglichen oder beschleunigen kann. Das Buch behandelt ein hochaktuelles Thema und ich würde ihn daher ganz generell, vor allem aber denjenigen empfehlen, die sich für die oben beschriebenen Themen interessieren aber nicht gerne Sachbücher lesen.

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5

Als Franka in ihr Heimatdorf zurückkehrt, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen, lernen wir ihre Geschichte kennen. Von der Kindheit bis zur Jugend. Ihre Vergangenheit, die aus Verlust und Freunden bestand, die Dinge taten, die sie damals nicht hinterfragt hat. In Unter Grund erzählt uns Annegret Liepold eindrücklich, wie schnell es passieren kann, dass man als Jugendlicher am Dorf, der sich einfach nur Akzeptanz und Zugehörigkeit wünscht, unbewusst in Rechte Kreise rutschen kann. Ich brauchte am Anfang ein paar Kapitel, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Fand die Erzählweise dann aber unglaublich passend, denn auch wenn Franka in der Gegenwart ein anderer Mensch ist, ist ihre Vergangenheit ein Teil von ihr und ihrer Geschichte. Ich habe mit Franka gefühlt, gelitten und habe mich wie ein Teil der Geschichte gefühlt. Die Familiendynamiken waren mitreißend, echt und schmerzhaft. Ein großartiger Roman über das Erwachsenwerden am Land mit all seinen Herausforderungen und negativen Seiten, die heutzutage aktueller sind denn je.

Abbruch auf Seite 63. Sprachlich brilliant, habe allerdings keinen Schimmer worum es geht und keine Lust mehr es herauszufinden.

2.5

Franka erlebt hier in diesem Roman die Gegenwart - 2013 als Referendarin, als sie ihre Klasse zu den NSU Prozessen mitnimmt und rückblickend ihre Jugend 2006, als die WM in Deutschland stattfindet. Franka war als Teenager sehr rückgratlos, fühlte sich alleine gelassen. Einmal durch ihre Mutter, nachdem ihr Vater verstorben ist. Dann hatte sie keine richtigen Freunde, nur Leon, der alles seinem großen Bruder nachgequasselt hat und der sich dann auch noch für ein anderes Mädchen entschieden hat. Nur eine Gruppe im Ort hat sie aufgenommen. Und die waren leider ganz schön rechts. Franka reflektiert das alles, als sie in ihre Heimat zurück kehrt. Die NSU Prozesse haben etwas in ihr wachgerüttelt. Sie muss damit abschließen. Doch war das damals alles jugendlicher Blödsinn? Damals ist etwas geschehen und sie fragt sich bis heute, ob nur ein Funke gefehlt hätte und sie wäre bei einem Anschlag auf Ausländer dabei gewesen. War ihr Hass echt oder war sie nur Mitläufer? Macht es das besser? In ihrem Dorf wurde die WM zelebriert oder boykottiert. Fahnen hoch und Vaterlandstolz oder man war ein linkes Schwein. Für die 16 jährige Franka war es ein Spießrutenlauf, denn sie wollte so dringend irgendwo dazugehören. Ein sehr aktuelles und schweres Thema. Ich hatte aber meine Probleme beim lesen, da mich die Erzählweise und auch Franka gestört haben. Ich empfand sie als unsympathisch und sie hat mich unglaublich genervt. Mir war viel zu viel drum herum erzählt, es wurde zwischendurch weit abgedriftet und ich hätte lieber knackigere Szenen gehabt. Am Ende trifft Vergangenheit auf Gegenwart während der Schilderung des NSU Prozesses und dem Ende von Frankas Dorfleben mit der rechten Szene. Ich denke die Autorin wollte uns damit sagen, dass anstatt von Beate Zschäppe, auch Franka hier vor Gericht sitzen könnte. Nur dass eben Frankas Mutter das ganze verhindert hat, indem sie Franka nach einem missglückten Attentat auf ein Internat gesteckt hat? Ich weiß es nicht. Mich lässt der Roman sehr nachdenklich zurück, mir hat aber die Spannung und ein Höhepunkt gefehlt. Der Plot mit ihrer Oma, der Füchsin war mit zu lasch, obwohl das Cover ja sogar dementsprechend gestaltet.

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5

Rechtsextremismus um dazu zu gehören und wie man mit der Vergangenheit abschließt - große Leseempfehlung.

Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt und zeigt mir die Seiten einer Frau auf, die eigentlich nur dazu gehören wollte. Um nicht alleine zu sein, ist sie in die rechtsextreme Richtung abgedriftet. In dem Buch begleiten wir Franka, die ihre rechtsextreme Vergangenheit in ihrem Heimatdorf verarbeitet und dadurch auch das Schweigen innerhalb der Familie auflöst. Es ist gut zu sehen, dass Franka aus dieser Szene wieder raus gekommen ist. Es zeigt allerdings auch auf, wie schnell man in solche extremen Gefilde abdriften kann und wie auch die Familie dazu nichts positives oder negatives bei steuert.

4

Der Debütroman von Annegret Liepold hat mich durch sein ansprechendes Cover sofort neugierig gemacht. Die dahinterstehende Thematik ist äußerst aktuell, und ich habe bereits viele positive Meinungen dazu gelesen. Die Autorin schafft es, den Vibe der frühen 2000er Jahre sehr authentisch einzufangen. Der Roman wird aus zwei zeitlichen Erzählsträngen erzählt, was ich persönlich manchmal etwas schwierig fand, da ich manchmal nicht genau einschätzen konnte, um welche Zeit es gerade geht. Dennoch wird die Geschichte sehr beeindruckend erzählt, und es ist erschreckend, wie schnell ein (junger) Mensch durch Zufallsbekanntschaften in rechte Kreise abrutschen kann. Der Roman regt zum Nachdenken an und zeigt auf eindrucksvolle Weise die Gefahren und die Dynamik solcher Entwicklungen.

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4

📚 Inhalt Franka wuchs in einem kleinen Dorf in Bayern auf. Ein Ort, an dem jede:r jede:n kennt. Ein Ort, an dem viele Menschen stolz auf ihre Herkunft sind. Aber auch ein Ort, an dem es rechtsextreme Gruppierungen gibt. Irgendwie rutscht Franke in ihrer Jugend in so eine Gruppe rein. Und sie wird sich noch viele Jahre fragen, wieso sie so gehandelt hat. Mittlerweile lebt Franka in München und versucht alles, um ihre Vergangenheit zu vergessen. Ihre Mitbewohnerin weiss nichts von Frankas rechtsradikaler Vergangenheit. Doch ausgelöst durch ein bestimmtes Ereignis, fasst Franka den Entschluss, sich ihrer Jugend zu stellen. Sie reist zurück an den Ort ihrer Kindheit und sieht sich mit ihren Taten konfrontiert. 📖 Meinung Ich habe dieses Buch per Zufall entdeckt und das Cover mit dem Fuchs hat mir sehr gut gefallen. Der Klappentext konnte mich dann zusätzlich überzeugen und so habe ich es mitgenommen. Das Buch ist ganz klassisch aufgebaut. Der Schreibstil hat mir persönlich gut gefallen und ich bin sehr flüssig durchs Buch gekommen. Besonders positiv ist mir aufgefallen, wie leicht die Autorin in der Zeit hin und her gereist ist. Zu Beginn des Kapitels befinden wir uns mit Franka in der Gegenwart und während sie etwas tut oder irgendwo hingeht, hängt sie ihren Gedanken nach und plötzlich befindet man sich in der Vergangenheit. Das ist mir manchmal gar nicht aufgefallen und erst, als die Gegenwarts-Franka an ihrem Zielort angekommen ist, war mir klar, dass wir gerade eine Zeitreise unternommen haben. Ich konnte dem roten Faden aber immer sehr gut folgen und hatte keine Schwierigkeiten, mich auf den Zeitebenen zu orientieren, das finde ich wirklich beeindruckende Schreibarbeit. Auch hat es sich für mich sehr natürlich angefühlt, so als ob meine eigenen Gedanken abschweifen würden. Nun zu Franka als Person. Ich fand sie über das ganze Buch nicht sympathisch, doch das ist für die Geschichte auch gar nicht nötig. Irgendwie konnte man ihre kindlichen Überlegungen nachvollziehen, was nicht heissen soll, dass ich ihre Radikalisierung legitimieren will. Aber auch hier sieht man, wie gut die Autorin mit Worten umgehen kann, da man Frankas Gedanken nachvollziehen kann. Genauso auch ihre Gefühle, wobei mir ihre ambivalenten Gefühle sehr gefallen haben und sich für mich sehr authentisch angefühlt haben. Für mich ist das Thema «Rechtsradikalismus» immer hoch aktuell und ich habe den Eindruck, dass genau Bücher dieser Art aufzeigen können, wie schnell man in einer solchen Szene ist. Daher finde ich es sehr wichtig, solche Bücher zu lesen. Nun noch eine Kritik, die Spoiler enthält: Nach Frankas Gerichtsprozess ist ihre «rechte-Karriere» plötzlich vorbei. Das ging für mich zu schnell und ich hätte gerne mehr darüber gewusst. Wie reagierte die Partei darauf? Wie Frankas Freund:innen? Nahmen sie es einfach so hin? Klar, sie wurde weggeschickt auf ein Internat, aber das befand sich ja nicht auf einem anderen Kontinenten. Dort hat mir einfach noch was gefehlt.

3

Annegret Liepolds „Unter Grund“ ist ein beeindruckendes Debüt, das sich mit den Themen Radikalisierung, Erinnerungskultur und den sozialen Dynamiken in der fränkischen Provinz auseinandersetzt. Der Roman erzählt die Geschichte von Franka, die als Jugendliche in die rechte Szene abdriftet und später versucht, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Die Stärke des Romans liegt in seiner Authentizität und der präzisen Darstellung der ländlichen Lebensrealität. Liepold gelingt es, die Atmosphäre der fränkischen Provinz und die unterschwelligen Vorurteile und Ängste der Dorfbewohner eindringlich zu schildern. Besonders hervorzuheben ist die komplexe Charakterzeichnung von Franka, die zwischen Zugehörigkeit und moralischer Verantwortung hin- und hergerissen ist. Ihre Entwicklung wird glaubhaft und vielschichtig dargestellt. Liepold beleuchtet die Mechanismen, die junge Menschen in extremistische Ideologien ziehen, und zeigt die Auswirkungen von familiären und sozialen Strukturen auf diese Entwicklung. Gleichzeitig wird die Verdrängung und das Schweigen der Gesellschaft gegenüber der Vergangenheit thematisiert, was den Roman zu einem wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur macht. „Unter Grund“ überzeugt durch seine Brisanz und die Fähigkeit, schwierige Themen mit literarischer Finesse zu behandeln. Insgesamt ist „Unter Grund“ ein starkes und relevantes Werk, das sowohl literarisch als auch gesellschaftlich beeindruckt. Es ist eine klare Empfehlung für Leserinnen und Leser, die sich mit den Herausforderungen und Schattenseiten der deutschen Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen möchten.

4

Musste mich an den Schreibstil gewöhnen. Aber dann gutes Buch!

4

KÖNNT IHR MIR BITTE EINEN GEFALLEN TUN UND MEHR ÜBER DIESES BUCH REDEN? INHALT: Franka haut ab. Sie flüchtet Hals über Kopf in ihr Heimatdorf in der fränkischen Provinz, nachdem sie mit ihrer Klasse in München beim NSU-Prozess zugeschaut hat. Lange Zeit war sie nicht mehr hier, hat die ganzen Geschichten aus ihrer Jugend einfach verdrängt – schließlich ist sie schon mal in einem Gerichtssaal gelandet und hier kommt alles wieder hoch: Die unbeschwerten Sommertage mit Leon am Weiher, während draußen die ganze Welt im WM-Fieber ist. Und die NPD-Treffen in der Dorfkneipe, über die jeder irgendwie Bescheid weiß, aber alle so tun, als wäre es ihnen egal. Und dann sind da noch Patrick und Janna, die ein paar Jahre älter sind und irgendwie eine seltsame Anziehung auf die fünfzehnjährige Franka ausüben. Sie reden einfach drauflos, rebellieren und handeln, statt nur zu quatschen. Über dieses Buch werde ich wahrscheinlich noch sehr lange nachdenken, da es eine Geschichte ist, in der ich vor meinem inneren Auge immer wieder sah, in dem ich aufwuchs. Diese Ereignisse hätten eins zu eins dort genauso passieren können. Der Schreibstil der Autorin sowie die Erzählweise in verschiedenen Zeitebenen hat mich sehr angesprochen. Die Autorin schafft es sehr gut darzustellen wie aus Einsamkeit und „sich abgehangen fühlen“ radikale Wut entsteht. Ich möchte euch dieses Buch unbedingt ans Herz legen, die behandelten Themen sind mehr als wichtig.

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4.5

„Wo Franka früher als Biene herumgerannt war, huldigten sie heute eben H*tler. Aber das hatte doch nichts mit ihr zu tun.“ (S. 34) … oder eben doch. Franka ist Referendarin und besucht mit einer Klasse den NSU-Prozess. Doch sie kann nicht bleiben. Sie flieht. Zurück „nach Hause“ in die fränkische Provinz… wo sie sich ihrer eigenen Vergangenheit - und damit auch der ihrer gesamten Familie - stellen muss. Denn Schweigen und Weglaufen wird nicht mehr länger funktionieren. Zwischen der Rückkehr nach Hause im Jetzt und Rückblenden in Frankas Jugend entfaltet sich dann die Geschichte, über die Franka in ihrem „neuen Leben“ in München geschwiegen hat. Eine Geschichte, in der sie früh ihren Vater verloren hat, in der sie unter einer tyrannischen Großmutter, die im Dorf als „die Füchsin“ bekannt war, gelitten hat, in der sie eine tiefe Verbundenheit zur Natur und auch zu ihrem Freund Leon gespürt… und in der sie Patrick und Janna kennengelernt hat. Und dieses Kennenlernen, so zufällig es zunächst scheint, ist Frankas Eintrittstor zur rechten Szene. Sie fühlt sich wütend und einsam und damit empfänglich für die Aufmerksamkeit, die ihr die Szene zuteil werden lässt. So werden Zweifel ausgeräumt und eigene Stärke und Überlegenheit genährt. Als sich zusätzlich noch Frankas Familiengeschichte mit den aktuellen Ereignissen verwebt, überschlagen sich die Ereignisse… @annegretlie schafft es überzeugend sensibel darzustellen, wie nah extrem links und extrem rechts für Jugendliche manchmal beieinander liegen und wie es von Kleinigkeiten oder Zufällen abhängt, ob sie auf der einen oder anderen Seite (oder auch auf keiner der beiden) landen. „Unter Grund“ ist ein sehr starkes und wichtiges Debüt, das mutig den Finger in Wunden legt und es dabei schafft, weder zu plakativ noch zu oberflächlich zu bleiben. Denn Rechtsextremismus ist längst kein Randphänomen und auch kein rein ostdeutsches Phänomen mehr, sondern eines, das uns alle angeht! Große Leseempfehlung; insbesondere für alle, die an Dynamiken rechten Gedankenguts im öffentlichen, aber besonders auch im familiären Kontext interessiert sind.

4.5

Eindrucksvolle Erzählung davon, wie eine 15 jährige schleichend Teil der rechten Szene wird

Wahnsinnig spannendes Thema und die Frage: „wer ist Schuld daran, dass Franka sich als 15 jährige der rechten Szene in ihrem Dorf anschließt?“ Oder „Ist überhaupt jemand Schuld daran?“ Es wird deutlich- man „rutscht da nicht einfach rein“, sondern es ist eine Abfolge mehrerer, aktiven Entscheidungen. Unabhängig vom Alter der Protagonistin. Dennoch fand ich ihre Geschichte und die Umstände wirklich sehr spannend und schon fast nachvollziehbar. Wenn man das so sagen darf- und das macht einem Angst! Wie schnell es passieren kann, dass sich Kinder/ Jugendliche unter bestimmten Umständen radikalisieren. Wie tief die Strukturen gehen, dass es immer Polizisten und Anwälte gibt, die der Szene freundlich gesinnt sind, dass sie immer irgendwie mit allem durchkommen. Und auch, dass solche Szenen nicht nur im Osten Deutschlands geschehen und leider noch lange nicht der Vergangenheit angehören. Große Lese-Empfehlung!

Eindrucksvolle Erzählung davon, wie eine 15 jährige schleichend Teil der rechten Szene wird
5

Das Cover von „Unter Grund“ hätte mich nicht unbedingt dazu gebracht, nach dem Buch zu greifen. Umso glücklicher bin ich, dass ich dennoch den Klappentext gelesen habe – denn dieser hat, insbesondere im Kontext der aktuellen politischen Entwicklungen, mein Interesse geweckt. Franka Zimmermann, Referendarin, begleitet ihre Klasse zu einem Prozesstag im NSU-Verfahren. Als ein Schüler Beate Zschäpe als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet, wird Franka abrupt in ihre eigene Jugendzeit in einem kleinen fränkischen Dorf zurückversetzt. Erinnerungen an Ereignisse, die sie am liebsten vergessen würde, drängen sich auf. Doch sie spürt, dass es an der Zeit ist, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, damit sie wieder nach vorne blicken kann. Dieses Buch ist keine leichte Kost – definitiv nichts, das man einfach nur zur Unterhaltung liest oder weil es ein gutes Gefühl vermittelt. Im Gegenteil, ich habe es mit einem beklemmenden Gefühl und einer gewissen Portion Mitleid für Franka gelesen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie ihre Protagonistin in die rechte Szene hineingeraten ist und wie schnell so etwas geschehen kann. Man merkt auch, dass Franka zunächst keine treibende Kraft, sondern eher Mitläuferin war und wie sich das sehr schnell geändert hat. Mir stellte sich die Frage, ob sie sich mit einem stabilen familiären Umfeld oder einem anderen gefestigten Freundeskreis womöglich gar nicht so sehr an Patrick und Janne orientiert und angeschlossen hätte. Sie findet mit den beiden das ersehnte Gemeinschaftsgefühl, macht aber auch viele unschöne Erfahrungen. „Als Krankenschwester wusste sie, wie man Jugendliche mit Alkoholvergiftung behandelte. Man ließ sie in ihrer eigenen Kotze schlafen, damit sie sich am Morgen vor sich selbst ekelten. Als stünde, denkt Franka, der Ekel vor sich selbst am Ende und nicht am Anfang des Exzesses.“ „Franka hatte sich noch nie so sehr wie in diesem Moment gewünscht, jemand zu sein, der sich nicht vor dem Alleinsein fürchtete. Dass sie einfach aufstehen und gehen würde.“ Besonders fesselnd fand ich auch die Einblicke in Frankas Kindheit: den frühen Verlust ihres geliebten Vaters, das eher distanzierte Verhältnis zur Mutter und die Beziehung zur Großmutter, der Fuchsin, die das später enthüllte Familiengeheimnis zeitlebens für sich behalten hat. Der Schreibstil ist bildhaft und atmosphärisch, die detailreiche Beschreibungen und starke Metaphern haben mir gut gefallen. Anfangs musste ich mich ein wenig in die langen, zum Teil etwas verschachtelten Sätze einlesen, bin dann aber in einen guten Lesefluss gekommen. Hilfreich fand ich auch den Glossar am Ende des Buches, in dem unter anderem der Ursprung verwendeter rechtsextremistischer Zitate und Lieder erläutert wird. „Unter Grund“ ist ein lesenswerter Roman über eine junge Frau, die sich nach Jahren des Verdrängens mit ihre rechtsextremen Vergangenheit und der eigenen Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt.

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5

"Heute weiß ich auch, ich hätte den Spuk im Fuchsbau beenden und dir den Kopf waschen sollen. [...] Er meinte damals, dass das so eine Phase bei Jugendlichen wäre, die harmlos ist und wieder aufhört." Franka ist 14, als sie durch einen dummen Zufall an die falschen Personen gerät. Sie lebt in einem kleinen Dorf in Franken und beim Entfernen eines Plakates zum Thema Umgehungsstraße verletzt sie sich und Patrick nimmt sie mit zu einem Bierstammtisch und leistet Erste Hilfe. Der Beginn einer neuen Freundschaft. Nicht nur Patrick lernt sie kennen sondern auch Janna... Franka ist froh drüber, endlich einer Gruppe anzugehören, es wird getrunken, geraucht, Musik gehört, gefeiert, alles in einem kleinen Dorf, scheinbar alles im grünen Bereich. Aber langsam stellt sich heraus, dass sich nationalsozialistisches Gedankengut bei Franka fest setzt. Mit der Zeit kommt mehr Alkohol, mehr Gewalt und mehr Zerstörung dazu. Es dauert bis sie aufwacht - es ist der Tag an dem sie mit ihrer Klasse bei dem NSU Prozess ist. An echt guter Roman, den Annegret Liepold geschrieben hat. Ein verdammt wichtiges Thema, was aufzeigt, wie schnell man in die falschen, rechte Szene abrutschen kann und wie normal es immer noch ist, Niemand was dagegen unternimmt. Besonders gut finde ich, dass der Roman in Franken spielt und nicht wieder irgendwo in Mecklenburg, Brandenburg oder Sachsen, danke dafür. Es ist nun mal ein deutsches Problem. Unbedingte Leseempfehlung!!!

4

Ein gelungenes Debüt

Referendarin Franziska Fuchsberger, genannt Franka, besucht mit ihrer Schulklasse den NSU-Prozess in München. Der Prozess öffnet alte Wunden bei Franka, die als Jugendliche ebenfalls der rechten Szene angehört hat. Nur weiß ihr aktuelles Umfeld nichts von ihrer Vergangenheit. Hals über Kopf fährt sie zurück in ihre Heimat, in die fränkische Provinz zu ihrer Mutter und Tante. Die Familie besitzt dort mehrere Fischweiher in einem Naturschutzgebiet. Ihr Vater, mit dem Franka liebend gerne die Natur erkundet hat, ist gestorben als Franka elf Jahre alt war. Auch auch Frankas Großmutter, genannt die „Fuchsin“ verstorben, ist vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Der Einfluss der Großmutter auf die Familie bis ins hohe Alter ist sehr groß und während des Lesens habe ich gegen diese Frau, ohne zu wissen warum, eine Abneigung entwickelt, ihre Vergangenheit birgt jedenfalls ein dunkles Geheimnis. „Füchse sind wendig und schlau, haben spitze Zähne, wache, katzenartige Augen, vor allem aber sind sie, so der Volksglaube, hinterhältig. Wie der Fuchs, der dem Raben den Käse aus dem Mund schmeichelt. Hüte dich vor Eitelkeit, sagen die, die nur die Fabel kennen. Hüte dich vor der Fuchsin, sagte das Dorf, denn uneitel zu sein schütze vor der Fuchsin nicht. Eine Schwäche, die die Fuchsin früher oder später entdeckte, hatte jeder. Und die Fuchsin besaß die Schläue, diese zu ihren Gunsten zu verwenden.“ Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist für Franka ebenfalls kompliziert, vieles zwischen ihnen ist in der Vergangenheit unausgesprochen geblieben, als Franka das Dorf verlassen hat. Franka ist im Dorf eher die Einzelgängerin, mit ihrem Jugendfreund Leon hat sie aber jemanden an ihrer Seite, der ihr zum ersten Mal echte Aufmerksamkeit schenkt. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland freundet sich Franka mit Janne und Patrick an, und ihre Freundschaft zu Leon rückt zunehmend in den Hintergrund. Ihre neuen Freunde sind unzufrieden mit sich und der Welt und der Meinung, ihre Ansichten nur in der Öffentlichkeit zu äußern, reiche nicht aus. Man müssen Worten Taten folgen lassen. Und so gerät Franka immer mehr in die rechte Szene. Gruppenzwang, innere Zerrissenheit und das Zugehörigkeitsgefühl zu dieser Gruppe lassen Franka immer mehr zur Täterin werden. Mit ihrer Vergangenheit und auch mit dem Schweigen ihrer Familie setzt sich Franka als Erwachsene nun in Rückblicken auseinander. Innerlich hat sie sich von den früheren Geschehnissen zwar distanziert, diese aber nie für sich verarbeitet. Der Roman, der sehr gut zur aktuellen politischen Lage passt, wechselt zwischen der Franka in der Gegenwart und der Franka in der Vergangenheit. Die Zeitsprünge sind manchmal so abrupt, dass man sich zu Beginn eines jeden Abschnittes erst einmal orientieren muss. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, liest es sich fließend weiter. Total ungeschönt erzählt Annegret Liepold nicht nur über die verschiedensten Ausprägungen von extrem linker bis hin zu der extrem rechten Szene. Während Freund Leon sich mehr der Linken zugehörig fühlt, gehören Janne und Patrick der extrem rechten Szene an. Die junge Franka ist aber keinesfalls ein Unschuldslamm und die Reflexion ihrer Vergangenheit wird ganz ungeschönt beschrieben. Ich habe das Buch gestern Abend abgeschlossen und noch heute stimmt es mich sehr nachdenklich, wie einfach und wie schnell Radikalisierung stattfinden kann.

3.5

Unbehaglich. So habe ich mich beim Lesen gefühlt. Die triste Atmosphäre des Buches legte sich bleischwer auf mich, es ging mir beim Lesen nicht gut, ich fühlte mich abgestoßen von den Personen des Buches, vor allem von Franka, die im Mittelpunkt von Annegret Liepolds Buch " Untergrund" steht. Geschildert wird in spröder Sprache, wie ein junger Mensch, pubertär haltlos und innerlich einsam, in die rechte Szene rutscht. Und wie er das Ganze Jahre später, anlässlich des NSU-Prozesses in München, reflektiert. Es kommen die ganzen üblichen, damals (Nullerjahre) üblichen Klischees: das Saufen, das Grölen, liebloses, ruppiges Miteinander oder besser Kameradschaft, Landser und Böhse Onkelz, wegschauende Mitbürger. Franka steht immer irgendwie daneben, es passiert ihr, sie hat oft keine Ahnung von nix. Ich habe die ganzen 250 Seiten über kein richtiges Gefühl für sie entwickeln können, es blieb diffus, schon eher negativ. Warum konnte ich mich nicht in diese beschriebene Person einfühlen? Sonst gelingt mir das sehr leicht. Annegret Liepold beschreibt eine deutsche Jugend, bei der man froh ist, daß die eigene nicht so verlaufen ist. Wird man heute anders Nazi? Denn Franka entwickelt kein rechtsextremes Gedankengut, sie ist nur eine Mitläuferin auf der Suche nach Verständnis, Anerkennung und Halt. " Untergrund" ist unbequem und sperrig, hallt lange nach. Es hat mich gefordert und angestrengt.

3.5

Authentisch

"So kann sie in den Staub schreiben, was sie vergessen möchte. FRANKA schreibt sie mit dem Zeigefinger auf das Acryl, darunter NAZISCHLAMPE." (Unter Grund, S. 96) In "Unter Grund" geht es um Franka, die in das Dorf ihrer Kindheit und Jugend zurückkehrt, um sich ihrer Vergangenheit in der rechten Szene zu stellen. Das Buch erzählt, wie Franka dort hineingeraten ist, sich radikalisiert und vom Mitläufer zur Täterin wird. Ich muss sagen, das Buch hat es mir nicht immer leicht gemacht. Am Anfang empfand ich es als zäh geschrieben. Ich fand nicht so recht hinein, dazu haben auch die nicht immer relevanten Szenen und die vielen Zeitsprünge, denen man aber in der Regel gut folgen kann, beigetragen. Irgendwann versteht man, wo das Buch hinwill, die Fäden führen zusammen und es liest sich besser bis gut. Die Atmosphäre und die Charakterzeichnungen sind authentisch. Ich bin selbst in einem süddeutschen Dorf in dieser Zeit aufgewachsen und kann leider sagen, dass das genau so passt. Ich habe mich in meine Jugend zurückversetzt gefühlt und unsere "Dorfnazis" (dieser Begriff ist verharmlosend) und ihre Parolen vor mir gehabt. Gut fand ich auch die vielen Leerstellen, die Platz für eigene Gedanken und Interpretationen lassen. Sehr gut gefallen haben mir auch die Zitathinweise und Erklärungen am Ende des Buches, in denen die Herkunft der rechten Ausdrücke und Symbole aufgezeigt und einige Begriffe erklärt werden. Ich könnte mir das Buch gut als Schullektüre vorstellen, weil es eindrücklich zeigt, wie schnell man auf die schiefe Bahn geraten kann, auch wenn man einen guten Geschichtsunterricht genossen hat und weil es leider aktueller denn je ist. Allerdings steht dem der etwas zähe Einstieg ins Buch im Weg, ich sehe hier die Gefahr, dass die oft etwas lesefaulen Jugendlichen schnell demotiviert werden. 3,5/5 Sterne

Authentisch
5

Pflichtlektüre?!

"Unter Grund" von Annegret Liepold ist ein Debüt, das mit Blick auf die morgen anstehende Bundestagswahl kaum aktueller und wichtiger sein könnte. Die Geschichte rund um Franka beschreibt zwei letztlich geschickt verwobenen Zeitebenen: Franka in der Gegenwart: Sie begleitet als Referendarin ihre Schulklasse zu einem NSU-Gerichtsprozess. Franka in ihrer Jugend: Sie gerät in ihrer ländlichen Heimat immer mehr in rechtsextreme Kreise. Die ersten Kapitel habe ich als etwas zäh und mit einer gewissen Schwere behaftet empfunden. Dies passte allerdings zum beschriebenen etwas trostlosen Dorf-und Familienleben. Die Dynamik des Buches und damit die Lesbarkeit veränderte sich spürbar mit dem Inhalt und mit Frankas Veränderung von einer letztlich haltlos Jugendlichen zur Mitläuferin und später zur Täterin. Nach Beendigung des Buches steht für mich tatsächlich die Frage "Wo beginnt die Schuld?" im Zentrum meiner Überlegungen: Wer und welche Umstände haben zu Frankas Entwicklung geführt? Welche Schuld tragen Freunde oder Familienmitglieder in Frankas Jugend und der früheren Vergangenheit? Ab welchem Punkt hätte die Jugendliche Franka selbst deutlich mehr Verantwortung übernehmen können oder müssen? Ein Buch, das mich sehr zum Nachdenken anregt. Ich bin keine Lehrkraft, aber ich kann mir das Buch spontan gut als Diskussionsgrundlage mit SchülerInnen vorstellen.

5

Pflichtlektüre!

"Unter Grund" von Annegret Liepold ist ein Debüt, das mit Blick auf die morgen anstehende Bundestagswahl kaum aktueller und wichtiger sein könnte. Die Geschichte rund um Franka beschreibt zwei letztlich geschickt verwobenen Zeitebenen: Franka in der Gegenwart: Sie begleitet als Referendarin ihre Schulklasse zu einem NSU-Gerichtsprozess. Franka in ihrer Jugend: Sie gerät in ihrer ländlichen Heimat immer mehr in rechtsextreme Kreise. Die ersten Kapitel habe ich als etwas zäh und mit einer gewissen Schwere behaftet empfunden. Dies passte allerdings zum beschriebenen etwas trostlosen Dorf-und Familienleben. Die Dynamik des Buches und damit die Lesbarkeit veränderte sich spürbar mit dem Inhalt und mit Frankas Veränderung von einer letztlich haltlos Jugendlichen zur Mitläuferin und später zur Täterin. Nach Beendigung des Buches steht für mich tatsächlich die Frage "Wo beginnt die Schuld?" im Zentrum meiner Überlegungen: Wer und welche Umstände haben zu Frankas Entwicklung geführt? Welche Schuld tragen Freunde oder Familienmitglieder in Frankas Jugend und der früheren Vergangenheit? Ab welchem Punkt hätte die Jugendliche Franka selbst deutlich mehr Verantwortung übernehmen können oder müssen? Ein Buch, das mich sehr zum Nachdenken anregt. Ich bin keine Lehrkraft, aber ich kann mir das Buch spontan gut als Diskussionsgrundlage mit SchülerInnen vorstellen.

Mit „Unter Grund“ legt Annegret Liepold ein mutiges und erschütternd aktuelles Debüt vor. Der Roman erzählt die Geschichte von Franka, die als Jugendliche in die rechte Szene abdriftet – nicht aus Überzeugung, sondern aus Orientierungslosigkeit, Wut und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Jahre später, mittlerweile Referendarin in München, wird sie durch den NSU-Prozess mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und kehrt in ihr fränkisches Heimatdorf zurück, um sich den verdrängten Fragen ihres Lebens zu stellen. Die Geschichte Frankas wird nicht als plötzlicher Umbruch erzählt, sondern als schleichender Prozess. Die frühen 2000er, die WM 2006, ein wiedererstarkender Patriotismus – all das bildet den gesellschaftlichen Hintergrund, vor dem Franka sich zunehmend verloren fühlt. Der frühe Tod ihres Vaters, eine Familie, die lieber schweigt als spricht, und eine Dorfgemeinschaft, in der rechte Gedanken unausgesprochen mitschwingen, schaffen den Nährboden für ihre Radikalisierung. Besonders eindrucksvoll ist die Figur der Großmutter, der „Fuchsin“, deren Erziehung von ihrer eigenen NS-Vergangenheit geprägt ist. Ihr Schweigen über die Geschichte der Familie wird zur Metapher für eine Gesellschaft, die ihre dunklen Kapitel lieber verdrängt, anstatt sie aufzuarbeiten. Liepold wählt eine nicht-lineare Erzählweise, die zwischen Frankas Jugend und ihrer Gegenwart als Erwachsene wechselt. Rückblenden und Erinnerungen durchziehen die Handlung und machen die innere Zerrissenheit der Protagonistin spürbar. Diese Struktur fordert die Leser*innen heraus, sorgt aber auch für eine beklemmende Intensität, die dem Thema gerecht wird. Sprachlich ist der Roman kraftvoll, eindringlich, manchmal fast schmerzhaft direkt. Annegret Liepold zeichnet ein präzises Bild des dörflichen Milieus, das zwischen idyllischer Landschaft und unterschwelliger Enge schwankt. „Unter Grund“ zeigt, wie subtil Radikalisierung funktioniert, wie groß der Einfluss von familiärem Schweigen ist und wie schwer es ist, sich von einmal übernommenen Denkmustern zu befreien. Und erzählt doch auch von der Möglichkeit der Aufarbeitung, von der Suche nach einem eigenen Weg und davon, dass es nie zu spät ist, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Ein fesselndes, schonungslos ehrliches Debüt, das tief unter die Haut geht und lange nachwirkt. Unbedingt lesen!

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4

Großartig

„Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie.“ So steht es in der Inhaltsangabe und diese Beschreibung hat mich direkt neugierig gemacht. Anfang der 2000er Jahre. Franka ist gerade 15 und lebt mit ihrer Mutter in einem Dorf in Franken. Der Vater verstarb als Franka noch ein Kind war, die Beziehung zur Mutter ist nicht einfach. Was sie braucht, so sehr sucht und dennoch nicht findet, ist ein Halt. Einen Ankerpunkt. Freunde hat sie keine, bis auf Leon. Doch mit Leon wird es plötzlich kompliziert. Dann trifft Franka auf Janna und Patrick. In der Hoffnung auf Freundschaft, auf Zusammenhalt, auf Zugehörigkeit wendet sich Franka Janna und Patrick zu. Deren offen rechte Gesinnung nimmt sie hin. Bis es eskaliert. Dann, fast zehn Jahre später, beginnt Franka sich Ihrer Vergangenheit zu stellen. Sich mit ihr auseinandersetzen, zu verarbeiten. Eine unglaublich wichtige, bewegende, ja auch erschütternde Geschichte, die auch heute noch aktuell ist. „Unter Grund“ lässt sich, trotz des schweren Themas, wirklich gut und flüssig lesen. Die konstant ruhige Erzählstimmung, die oft sehr bildliche Sprache, empfand ich als sehr angenehm. „Aber so ein Fluss ist super, weißt du, er reißt einfach alles mit, nichts bleibt lange hängen. Selbst wenn sich mal was verhakt, irgendwann trägt das Wasser es davon.“ Von mir eine Leseempfehlung. Unbedingt. 4/5*

3

Unerwartet tiefgründig

Das Cover dieses Buches hat mich sehr angesprochen und der Klappentext verspricht eine spannende Erzählung. Politisch interessant startet die Geschichte mit dem NSU-Prozess in Nürnberg, flacht dann aber ziemlich schnell ab und ich wollte es bereits beiseite legen. Zäh geschrieben und gelangweilt von den nicht relevanten Episoden im Buch quälte ich mich dennoch weiter. Unerwart und ständig springt die Schriftstellerin in den Zeitepisoden, was das Gehirn ständig auf Trapp hält und ich öfter überlegen muss, wo ich jetzt bin. Nach zwei Drittel der Erzählung bin ich gut reingekommen und alles vorher geschriebene machte plötzlich einen Sinn und es war bis zum Ende sehr spannend. Wobei mir das Ende einige Fragen offen lässt. Was passierte mit dem Fuchsbau? Wie ging es für Patrick und Janna weiter? Insgesamt eine gute Story die man lesen sollte und die zum Nachdenken anregt.

4.5

Vergangenheit und Schuld

In „Unter Grund" von Annegret Liepold begleiten wir Franka durch ihre Vergangenheit, ihre Jugend, lernen ihre familiären Verhältnisse kennen und mit welchen inneren Konflikten sie zu kämpfen hat. Und wie sie schlussendlich immer weiter in die rechte Szene hineingerät. Dabei springt die Erzählung in der Zeit, was mir den Zugang zur Geschichte anfangs etwas schwer gemacht hat, und doch untermauert der Aufbau die inhaltliche Ebene der Radikalisierung Frankas so gut. Die Geschichte beginnt ganz ruhig und wir werden langsam in Frankas Leben eingeführt. Während wir als Lesende bereits mitbekommen, dass etwas unter der Oberfläche brodelt, beschreibt Liepold mit feinem Auge zunächst eher Beobachtungen im Außen. Erst nach und nach dringen wir weiter in Frankas Innenwelt vor und müssen dann auch schon miterleben, wie sich Franka immer stärker radikalisiert. Was sie selbst scheinbar nüchtern und unbeteiligt wahrzunehmen scheint. Außerdem erleben wir auch durch die Zeitsprünge Frankas gegenwärtige Scham gegenüber ihrer Vergangenheit und ihre Suche nach Schuld. Liepolds Schreibstil hat mir mit seiner Bildhaftigkeit und zum Teil poetischen Sprache als Gegenpol zu den durchaus harten und empörenden Inhalten gut gefallen. Manche Beschreibungen waren mir allerdings zu ausführlich und einzelne Passagen deshalb leider etwas langatmig. Eine meiner Hoffnungen an das Buch, nämlich die Frage, wie wir Menschen vom rechten Rand zurückgewinnen können, ist dabei erwartungsgemäß nur bedingt beantwortet worden. Es gibt immer Fälle, wie der Frankas, in denen dies möglich ist, aber ebenso ist das Gegenteil (auch erfahrungsgemäß) möglicherweise wahrscheinlicher. Trotzdem ermöglicht mir die Geschichte am Ende einen - zumindest kleinen - hoffnungsvollen Blick, dass Engagement Wirkung zeigen kann. Vielleicht waren meine Erwartungen an Liepold aufgrund ihres Studiums der Politikwissenschaften etwas zu hoch, sodass ich mir eine Auseinandersetzung auf einer weiteren Ebene gewünscht hätte. So habe ich persönlich leider nicht allzu viel Neues mitnehmen können. Nichtsdestotrotz finde ich „Unter Grund" auch genau so, wie es ist, sehr gelungen und empfehlenswert.

3.5

Thematisch unheimlich wichtig, in der Ausarbeitung solala gelungen. Bis nach ca. 100 Seiten, war nicht so ganz klar, wo die Reise hingeht. Der Klappentext und auch die Einführung einiger Figuren (aus den Zwillingen hätte man noch so viel machen können) führen ein bisschen in die Irre. Für mich hat die Erzählerin auch ein bisschen zu lange gebraucht, um zu merken, was für eine Scheiße sie in ihrer Jugend gebaut hat. In meinen Augen ein Debüt mit Potential aber mit noch viel Luft nach oben. Zudem hat das Lektorat leider etliche Fehler übersehen.

2

Wenig gelungenes Debüt

Das Buch erzählt die Geschichte von Franka (eigentlich Franziska), deren Leben durch die Herausforderungen ihrer Familie und Umgebung geprägt ist. Ihre strenge Großmutter, die auch großen Einfluss auf ihren Vater hatte, eine Schule, in der sie als Außenseiterin galt und nur ihren Freund Leon an ihrer Seite hatte, sowie eine Mutter, die ihr keine Liebe entgegenbrachte, führen zu einer tiefen inneren Vereinsamung. Darüber hinaus greift die Autorin gesellschaftlich relevante Themen wie Landflucht, Modernisierung und die damit verbundene Naturzerstörung auf, welche die Einzigartigkeit ländlicher Gegenden zunehmend bedrohen. Auch der Einfluss des Nationalsozialismus auf das Leben in ländlichen Gebieten wird thematisiert – selbst Franka macht damit prägende Erfahrungen. Trotz der interessanten Ansätze konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Ich fand keinen Zugang zu den Figuren, insbesondere nicht zur Hauptprotagonistin Franka. Auch der Schreibstil traf meinen Geschmack nicht, und der starke Fokus auf die NPD-Szene ließ die Hauptfigur noch unsympathischer erscheinen. Für mich leider ein wenig gelungenes Debüt, weshalb ich keine Empfehlung aussprechen kann.

Wenig gelungenes Debüt
3.5

Aktuell und wichtig

Das Debüt von Annegret Liepold könnte aktueller nicht sein. In der Story begleiten wir Franka, zum Großteil eigentlich im Jahr 2006 zur Zeit der Fußball-WM, und zum Teil auch in der aktuelleren Zeit der NSU-Prozesse. Das Cover ist toll, wirkt durch den Zeichenstil etwas Oldschool und auch der Schreibstil wirkt nicht immer ganz modern. Ich finde die Beschreibungen zum Teil sehr blumig und ausladend, daher manchmal etwas anstrengend zu lesen. Aber und das ein großes Aber, es passt einfach ausgesprochen gut zu dieser schweren Thematik und verleiht der Geschichte daher eine gewisse Tiefe. Die Charakterzeichnungen der Autorin sind absolut glaubwürdig, man kann sich vorstellen, morgen im ländlichen Raum in eine Kneipe zu gehen und 1:1 Menschen anzutreffen, die ähnliche Geschichten erlebt haben. Die Reise unserer Protagonistin zeigt eindrücklich, wie schnell und unbewusst oder teils bewusst dabei auch zwiegespalten Jugendliche auf eine schiefe Bahn geraten können und das obwohl doch jeder denkt, er hätte im Geschichtsunterricht aufgepasst und man wäre aufgeklärt. Leider zeigt auch die heutige Realität, dass dem nicht so ist. Auch genau deswegen kann ich mir diesen Debütroman ganz hervorragend als Schullektüre vorstellen. Er zeigt, wie schnell man in falsche Kreise gelangen kann, wie schwer man sich mit der Lösungsphase tut und wie wichtig offene Kommunikation ist. Im Großen und Ganzen ein wichtiger Roman, der mir aufgrund des Schreibstils nicht immer zugesagt hat. Ich vergebe daher 3,5 Sterne.

4

„Unter Grund“ ist ein wichtiger, vielschichtiger Roman, der lange nachhallt – eine starke Stimme gegen das Schweigen und für das Hinsehen. Eine klare Leseempfehlung.

Annegret Liepold legt mit „Unter Grund“ ein eindrucksvolles literarisches Debüt vor, das durch seine Authentizität und thematische Brisanz überzeugt. In nüchternem, eindringlichem Ton erzählt sie die Geschichte von Franka, die sich in der fränkischen Provinz ihrer Vergangenheit stellt – einer Vergangenheit voller Schweigen, familiärer Geheimnisse und gefährlicher Ideologien. Besonders beeindruckend ist die Art, wie Liepold die schleichende Radikalisierung Jugendlicher in ländlichen Regionen schildert. Die Figuren wirken dabei nie überzeichnet, sondern erschreckend glaubwürdig. Es ist ein Roman, der nicht mit dem Finger zeigt, sondern verstehen will – wie Sehnsucht nach Zugehörigkeit und ungelöste familiäre Konflikte junge Menschen anfällig für extremistische Ideologien machen können. Zwar erfordert die Erzählstruktur mit ihren Zeitsprüngen aufmerksames Lesen, doch gerade diese fragmentierte Rückschau spiegelt überzeugend Frankas innere Zerrissenheit wider. Der Schreibstil ist klar, schnörkellos und dadurch umso eindringlicher. Liepold gelingt es, die Atmosphäre der 2000er Jahre in der Provinz ebenso lebendig wie bedrückend einzufangen. „Unter Grund“ ist ein wichtiger, vielschichtiger Roman, der lange nachhallt – eine starke Stimme gegen das Schweigen und für das Hinsehen. Eine klare Leseempfehlung.

3

Der Umgang mit der eigenen Vergangenheit

Der Debütroman "Unter Grund" von Annegret Liepold, hat mich zunächst aufgrund des Covers und des Titels, aber wegen des aktuellen Themas angesprochen. Nach dem Lesen des Buches, finde ich diese sehr passend gewählt. Es geht in dem Buch um Franka und die Geschichte wird in zwei zeitlichen Erzählsträngen geschildert. Einmal begegnen wir Franka in den Nullerjahren - sie ist gerade 16 Jahre alt, nicht besonders gut in der Schule, hat keine richtigen Freundschaften, trauert um ihren verstorbenen Vater, während ihre Mutter sich nur um sich selbst kümmert. Zum anderen begegnen wir Franka heute, während der NSU-Prozesse - sie ist 31 Jahre alt und macht gerade ihr Referendariat. Franka gerät über eine Zufallsbekanntschaft in rechte Kreise. Sie freut sich endlich Freunde gefunden zu haben und Teil einer Gruppe zu sein. Immer tiefer rutsch sie dabei, ohne es zu merken, in die rechte Szene ab. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten die zeitlichen Sprünge zu erkennen, konnte mit dem Fortschreiten der Geschichte die Erzählstränge aber immer besser auseinander halten. Das Buch beschäftigt sich mit Schuld und dem Schweigen sowieWegsehen. Mir hat das Debüt gut gefallen, allerdings hätte ich mir gewünscht, mehr darüber zu erfahren, wie Franka rückblickend auf diese Zeit blickt.

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