Das Wesen des Lebens
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Iida Turpeinen, geboren 1987, ist fasziniert von den literarischen Möglichkeiten wissenschaftlicher Forschung sowie von den Kuriositäten und verblüffenden Details, die sich in der Wissenschaftsgeschichte finden lassen. Sie lebt in Helsinki und arbeitet derzeit an einer Dissertation über das Verhältnis von Naturwissenschaft und Literatur. Schon Turpeinens frühe Kurzgeschichten über die Beziehung zwischen Mensch und Tier wurden mit Preisen ausgezeichnet, »Das Wesen des Lebens« ist ihr erster Roman, der derzeit in über 20 Sprachen übersetzt wird und jetzt schon das erfolgreichste finnische Debüt aller Zeiten ist.
Beiträge
Schwierig zu lesen aber es lohnt sich 😀
In dem Buch „Das Wesen des Lebens“ erzählt die finnische Autorin Iida Turpeinen über die Rastlosigkeit der Menschen. Wie sie ihre Welt erforschen, auseinandernehmen und zerstören. Und fast immer machen sie dies in bester Absicht, denn man will sich ja nur Wissen aneignen, oder sammeln oder vielleicht auch nur überleben. Iida Turpeinen beschreibt die Rastlosigkeit der (männlichen) Forscher und die Frauen, welche ihnen den Rücken frei halten und im Grunde auch zu den wichtigsten Entdeckungen beigetragen haben, aber ohne erwähnt zu werden. 1741 geht der Forscher Georg Wilhelm Steller als Schiffsarzt mit Vitus Bering auf Forschungsreise. Sie suchen nach einer Verbindung zwischen Asien und Amerika. Als ihr Schiff auf Shumagin Insel (Aleuten) strandet, verlieren viele Matrosen ihr Leben. Und auch Bering findet dort den Tod, während sich seine restliche Mannschaft von den dort friedlich lebenden Seekühen ernährt. Schmackhaft sollen die gewesen sein. Der Forscher Steller hat solche Tiere noch nie gesehen, so groß und so freundlich. Am Ende werden die Matrosen ein Schiff bauen können, aber die Knochen der Seekuh müssen auf der Insel bleiben. Zu groß sind sie und zu schwer und Steller bleibt nur, der Seekuh seinen Namen zu geben. Die Stellersche Seekuh! Jahre später treffen auf der Insel Jäger ein, die von dem schmackhaften und wehrlosen Tier gehört haben. Nicht nur die Polarfüchse und die Alke werden zu Opfern, sondern auch die Seekühe. Sie werden einfach aufgegessen und vergessen. Niemand macht sich Gedanken darum, ob sich die Art erhalten kann, niemand bedenkt, dass sie nur dort leben können. Irgendwann erinnert sich ein Forscher und wünscht sich wenigstens die Knochen, um zu beweisen, dass es diese Seekühe wirklich gab. So hat Gott es bezweckt, er hat die Welt und ihre Wesen geschaffen, damit der Mensch über sie herrscht. Das Tier erfüllt seinen Zweck am besten, indem es dem Menschen nützlich ist, … (Seite 67) Es sind aber nicht nur die Tiere, die in diesem Buch ausgerottet werden. Auch die Abfälligkeit und die Überheblichkeit der weißen Menschen gegenüber den Ureinwohnern, die mit der Natur in guter Eintracht leben, ist nicht zu überlesen. Sie werden die Kolonie in den Wirkungskreis der Menschengesetze führen, die Zivilisation mit sich bringen, Alaska ordnen und besänftigen … (Seite 100) Man muss einfach abtauchen, in das Buch „Das Wesen des Lebens“ und in die Schreiberei der Autorin Iida Turpeinen genießen. Sie switcht zwischen den Handlungsorten hin und her, gibt aber auch die Freude und den Enthusiasmus ihrer Figuren wieder. Es sind die Frauen, die in der echten Geschichte, wie auch im Buch, wie immer eine Nebenrolle haben und doch von der Autorin still und leise in den Vordergrund geschoben werden. Die Eine, die ihrem Mann den Rücken freihält und die Andere, die gefallen an den Sammlungen findet. Oder die Nächste, die eine wahre Künstlerin ist und niemals die Gelegenheit bekommen wird sich einen Namen zu machen und am Ende Tapeten malt. Und sie sind immer ein bisschen real (gewesen). Das Buch ist ein Vorwurf, wie mit der Welt und seinen Schätzen umgegangen wird, verpackt in eine Reise in die Vergangenheit, auf der Suche nach ausgestorbenen Wesen, die der Mensch vernichtet hat, ohne nachzudenken. Ihr Roman ist unterhaltsam, sowie auch lehrreich und interessant geschrieben. Ich hätte mir mehr Verweise auf die Personen gewünscht und manches Mal ein passendes Bild.

Das Wesen des Lebens - Roman von Iida Turpeinen Vielen Dank an @netgallery für dieses Buch. Das Buch fand ich jetzt etwas ungewöhnlich. Wir haben hier nicht wirklich eine Story, keine Handlung. Es wird auf die Zerstörung der Natur hingewiesen. Das ist die eine Seite. Dagegen stehen natürlich die Naturschützer und Naturfreunde, diese versuchen etwas zu bewegen, doch leider ohne Erfolg. Generell fand ich das Buch aber nicht schlecht. War mal etwas ganz anderes und so was in der Art hatte ich noch nie gelesen. Von mir bekommt das Buch 4 von 5 Sternen. Klare Weiterempfehlung. Drei Jahrhunderte, ein mächtiges, friedliebendes Geschöpf und die Lebenswege der Menschen, die von ihm angezogen sind. Iida Turpeinen erzählt in »Das Wesen des Lebens« ausgehend von der ausgestorbenen Stellerschen Seekuh von obsessiven Sammlern und rastlosen Wissenschaftlern, von begeisterten Naturschützern und den Frauen, die an Naturerforschungen immer schon beteiligt waren. Sie zeigt, wie wir Menschen vom unbedingten Begehren nach Erkenntnis angetrieben werden – und wie wir dafür die unwiderrufliche Zerstörung der Natur in Kauf nehmen. Ob auf Großer Nordischer Expedition in der Beringsee im 18. Jahrhundert, 100 Jahre später in der russisch-amerikanischen Kompanie in Nowo-Archangelsk in Alaska oder Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Vogelinseln vor Helsinki: Turpeinen lässt uns mit ihrer berührenden Erzählkunst unsere Welt und das Wunder des Lebens mit neuen Augen sehen und verstehen, wie alles mit allem verbunden ist.
Mit forscherischem Blick beschreibt die Autorin die schnelle Ausrottung der Stellerschen Seekuh und den langen Weg der Bewahrung ihres Andenkens sowie den gedankenlosen Eingriff des Menschen in die Natur und die Erkenntnis, das Verlorenes nicht wiederkommt. Einmalige Naturbeschreibungen, abenteuerliche Forschungsreisen, beeindruckende Biografien und die Mahnung, dass jedes Leben wertvoll ist, vereint dieses Buch für mich und lässt mich nachdenklich zurück.
Das Schicksal eines friedliebenden Tieres hinterlässt einen tiefen Hall
Das Buch "Das Wesen des Lebens", von Iida Turpeinen, regte nicht nur das Bewusstsein an, sondern ließ mich auch bewegt zurück. Der/die Leser/-in begleitet das Schicksal der friedlichen stellerschen Seekuh. 1741 begann Kapitän Vitus Bering sich auf eine Expedition mit dem Naturforscher Georg Wilhelm Steller, zwischen Sibirien und Alaska. Eines Abends erblickt er, auf See, ein Geschöpf von knapp 9 Metern Länge... Es war eine Seekuh. Auf einer Insel, auf der Füchse leben, strandet Bering mit seiner Crew und dem Naturforscher. Von Krankheit und Hunger (aber auch aus wissenschaftlichem Interesse) geplagt, fangen sie an die Füchse zu jagen, danach die Otter und danach die Seekuh etc. (eben jene Kapitän Bering im Meer gesehen hatte). Und somit beginnt das, was wir unter Artensterben verstehen, mit den dazugehörigen Konsequenzen für die Natur... nur durch die Hand der Menschen verursacht. Aus wissenschaftlichen und historischen Fakten/ Überlieferungen wurde eine berührende"Geschichte" verfasst, die eigentlich keine Geschichte in üblicher Form ist. Die Autorin hatte einen sehr guten Erzählstil und die Fakten wurden fließend umformuliert. Was ich richtig gut fand🥰. Die Erzählung ließ sich gut lesen und war auch nicht zu schwer. Hin und wieder waren gewisse Szenen etwas verstörend im Detail, nur ist es bei so einem Thema auch normal. Das Buch ist in drei Kapitel geteilt, von 1741 über 1849, bis 1950. Von der Entdeckung der stellerschen Seekuh mit ihrem schmackhaften Fleisch , über den Handel mit wertvollen Otterfellen und dem Finden eines Skeletts der Seekuh (es galt als Mythos) zu Koloniezeiten. Bis hin zum restaurieren des Skeletts 1950 im Naturhistorischen Museum in Helsinki und wie in der Zeit auch vermehrt der Artenschutz nach und nach entstand. Die Autorin zeigt an Hand von der Seekuh und ihrem Schicksal auf, dass Alles miteinander verbunden ist. Und was einen Menschen dazu antreibt... sei es aus Forschungszwecken, Krankheit, Faszination der Natur, oder dem Drang sie kontrollieren zu wollen etc... das eine Art ausstirbt. Dieses Buch ist sehr lesenswert, rüttelt auch etwas wach und hält nochmal einem Dinge vor Augen, die heutzutage nicht mehr so selbstverständlich sind.📖🥰
⭐️⭐️⭐️⭐️ Der Mensch und die Natur – ein Plädoyer für den Artenschutz
Weit in die Vergangenheit nimmt uns die finnische Autorin Iida Turpeinen mit, zu den Wundern der Beringsee (die damals diesen Namen noch gar nicht bekommen hatte). Drei Jahrhunderte umspannt ihre Geschichte, in der sie der damaligen und der heutigen Natur auf die Spur kommt – und allem, was dazwischen passiert ist. Als der Forschungsreisende Steller die ersten Exemplare der sagenumwobenen „Meerjungfrau“, einer großen Seekuh-Art, entdeckt, ahnt er nicht, wie kurz die noch verbleibende Lebensdauer dieser Art auf Erden sein würde. Sein Antrieb war die Forschung, doch als sich bei den Seeleuten herumsprach, wie wohlschmeckend das Fleisch und wie wertvoll das Fett der Seekuh ist, ging das Gemetzel los… wie bei so vielen Dingen war es die Gier der Menschen nach Besitz und nach Macht, die der friedlichen Seekuh zum Verhängnis wurde. Die Autorin berichtet von der Entdeckung neuer Arten, aber auch von ihrem viel zu schnellen Verschwinden. Sie kleidet diese Geschichten in eine Art Bericht, der einem Sachbuch ähnelt. Wörtliche Rede sucht man vergeblich in diesem Roman. Trotzdem bleibt die Spannung nicht auf der Strecke. Immer wieder werden die Leser in eine neue Zeit, eine neue Situation geworfen, aber immer wieder kommt die Autorin auch auf die Seekühe zurück – sei es, als ein Skelett entdeckt wird, sei es, als dieses Skelett zur Ausstellung vorbereitet wird, sei es, als schließlich eine maßstabsgerechte Zeichnung dieses Skeletts angefertigt wird – die trotzdem nicht auf eine Buchseite passt und den Verleger vor Herausforderungen stellt. Dieses Buch ist eine Erinnerung und eine Mahnung – Menschen, geht sorgsam mit der Natur um und versucht, die Vielfalt der Lebewesen zu bewahren. Die tragischen Geschichten der Stellerschen Seekuh oder des Riesenalks rufen einem ins Gedächtnis, dass wir Menschen uns immer wieder ungerechtfertigterweise über andere Arten erheben – dabei sollten wir doch Teil der Natur sein und nicht ihre Beherrscher. Ein eindringliches und mahnendes Buch – nicht nur für Naturfreunde.

Eindringlich und spannend gegen Artensterben
Naturforschung über drei Jahrhunderte hat einen großen Stellenwert in diesem Buch und mit dem Vorantreiben der Entdeckung neuer Arten, kam die Sammelleidenschaft des Menschen und somit das Aussterben / die Auslöschung vieler Arten, angefangen mit dem Naturforscher Georg Wilhelm Steller, der die nach ihm benannte ,,Stellersche Seekuh" beschrieb. Kaum entdeckt, wird dieses in flachen Gewässern vegetarisch lebende, riesige Tier durch Menschenhand ausgelöscht. Doch das wird nicht realisiert. sondern zu dieser Zeit als völlige Unmöglichkeit angesehen, steht doch die Lehre der Kirche in völligem Widerspruch zu der Erkenntnis, dass es ausgestorbene Tiere gibt und der Mensch sich gerechtfertigterweise über andere Arten erhebt. Erschreckend, wie wenig Selbstreflexion wir Menschen zu allen Zeiten aufbringen. Wir tauchen tief ein in die Schönheit der Natur und ihrer Lebewesen, aber gleichzeitig erleben wir schmerzhaft die durch uns verursachten Verluste. Die finnische Autorin schafft eine gelungene Verknüpfung zwischen naturwissenschaftlichem Sachbuch, Forschungsberichten und Roman. Sie klagt nicht an, sondern erzählt lediglich und schafft dadurch ein Plädoyer für Biodiversität. Ein spannendes, eindringliches Buch, nicht nur für Naturliebhaber!
Ich war skeptisch und dachte, ok ich hör mal kurz rein. Und was soll ich sagen, Heike Warmuth fing an, mir die Geschichte vorzulesen und ich wollte nicht aufhören zuzuhören. Am Beispiel der besagten Stellerschen Seekuh erzählt Turpeinen von der Ausrottung einer Art. Zeigt, wie Gier und Not von Menschen sich auf die Natur auswirken. Erzählt, wie Wissenschaft und Forschung vor Jahrhunderten funktionierte, jahrelange Reisen per Schiff, Dokumentation mit tausenden Pinzelstrichen. Erzählt von der Rolle der Frau in Gesellschaft und Wissenschaft. Wie ein roter Faden zieht sich die Seekuh, ein riesigerMeeresäuger von 1741 bis 2023 durch die Geschichte. Hier war das Hörbuch für mich genau das richtige Format. Ich habe viel gelernt und Heike Warmuth hat mich mit ihrer Erzählstimme wunderbar auf diese Reise mitgenommen.
Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Der erste war für mich der packenste. Grandios wurde das Denken des 18. Jahrhunderts beschrieben, der Forschungsdrang, die Sorglosigkeit im Umgang mit der Natur. Die anderen beiden Teile konnten mich nicht ganz so gut abholen. Die Figuren behielten eine Distanz ebenso wie der Bezug zur Stellerschen Seekuh, die der rote Faden im Roman ist, mir zu gering blieb. Dennoch ist das Buch sehr gut geschrieben. Mit sehr vielen Informationen zur Evolutionsgeschichte, Denkweise früherer Jahrhunderte und einem kritischen Blick auf die Naturwissenschaft und das menschliche Verhalten. Ich wünschte, solche Bücher würde die Lesenden dazubringen, im eigenen Leben Klima- und Naturschutz (mehr) zu integrieren.
Wow - ein wahres Wunderwerk! 🤩
„Das Wesen des Lebens“ erzählt eine Geschichte, die teils auf recherchierten Fakten basiert und wo nötig, fiktive Elemente enthält. Iida Turpeinen führt uns von einer Forschungsreise im 18. Jahrhundert bis ins heutige Zoologische Museum in Helsinki. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die nahezu mythische Stellersche Seekuh, deren seltenes Skelett tatsächlich in Helsinki zu finden ist. Dieses wundersame und gewaltige Sirenenwesen wurde zunächst entdeckt und dann gejagt - leider bis hin zur Ausrottung, heute ist es ausgestorben. Turpeinens Schreibstil würde ich als ruhig und bedächtig beschreiben - ihr Fokus liegt auf der Mensch-Tier-Beziehung. Sie schafft es, den Kern ihrer Erzählung auf die Stellersche Seekuh zu lenken - dabei bleiben d ie Charaktere eher im Hintergrund, was für mich absolut keinen Wermutstropfen darstellt, sondern der Geschichte den nötigen Raum zur Entfaltung bietet. Ich stecke seit neuestem im literarischen Forschungsreisenfieber - sofern es die Diagnose gibt?! 🤒🌊🐋💕 Eine regelrechte Magie versprühen diese Geschichten für mich - ist es nicht unglaublich faszinierend, dass Menschen voller Staunen und Begeisterung aufbrachen, um Neues zu entdecken?! Ich liebe in jedem Fall all das, was sie dazu dokumentiert und erforscht haben - geschweige denn von den großartigen Fundstücken. Nichts würde ich gerade lieber tun, als mir die Stellersche Seekuh mal in Natura anzuschauen. Aber an der Stelle muss ich die Moralkeule schwingen - derlei Expeditionen sind moralisch und ethisch absolut fragwürdig. Eine Rechtfertigung für die Masakrierung eines neu entdeckten Tieres zu finden, nur um es zu erforschen, sein Skelett zu untersuchen und co. ist nur schwerlich möglich. Für mich war "Das Wesen des Lebens" ein trauriges, teils schwer zu ertragendes, aber ebenso wunderschönes Werk. Es betrachtet das Leben und die Lebewesen analytisch, aber gleichzeitig sanft. Es beschönigt die Taten der Menschen nicht, sondern zeigt sie ebenso präzise wie die nummerierten Knochen und die in Alkohol eingelegten Spinnen, stellt sie zur Schau. Natürlich würde ich jetzt gerne hoffnungsvoll sein und daran glauben, dass die Stellersche Seekuh auf irgendeiner fernen, geheimen Insel noch ihr gutes Leben lebt. Gleichzeitig fühlt sich der Gedanke falsch an, denn das Festhalten an einer solchen Hoffnung würde die gleiche menschliche Denkweise fortführen, die so viele Lebewesen in den Untergang geführt hat. „Das Wesen des Lebens“ ist ein Buch, das wachrüttelt und uns die enorme Wichtigkeit von Artenschutz vor Augen führt - also, lest es, denn es ist nicht nur wunderschön geschrieben und spannend in so zahlreichen Facetten, es sensibilisiert uns für unseren Lebensraum und dessen (Art-) Erhaltung.
Wissenschaftsgeschichte anschaulich und mitreißend verfasst! Das Schicksal der Stellerschen Seekuh sollte uns alle mahnen.
Iida Turpeinen hat mit ihrem Debutroman ein tolles Werk vorgelegt. Informativ und literarisch ansprechend verwebt sie in diesem wissenschaftsgeschichtlichen Roman Fakten mit Fiktion, wo es die künstlerische Freiheit aufgrund mangelnder Faktenlage erlaubt. Die Reise durch die Vergangenheit Russisch-Amerikas (das heutige Alaska), die Expeditionen in der heutigen Beringsee, die Schicksale der Besatzungen und Indigenen — alles war mir nur oberflächlich bekannt. Das Buch veranschaulicht drastisch, wie der Mensch zum Artensterben beiträgt, ohne dabei den moralisch-pädagogischen Zeigefinger zu erheben. Turpeinen dürfte mit ihrer einfühlsamen Art viel mehr Menschen erreichen. Zugreifen!
Interessante Geschichte, die aber auch viele Fakten und Bezüge zu vergangenen historischen Ereignissen beinhaltet, die den Lesefluss teilweise erschweren. Seekühe gehören zu meinen Lieblingstieren, also fand ich alles über die Geschichte der Seekühe und ihrer Urtiere sehr interessant, aber auch sehr erschütternd und traurig, wenn es um die Tötung der Tiere ging. Die Autorin wirft das Licht auf das drastische Artensterben, was die Geschichte in meinen Augen sehr wichtig macht. Andererseits ist es natürlich thematisch oft schwer zu verarbeiten, auch besonders in den Parts, wo die Kolonialisierung und die Widerlichkeit der weißen Menschen eine große Rolle spielt.
Mit Iida Turpeinens Roman "Das Wesen des Lebens" liegt eine außerordentlich gelungene Kombination aus naturwissenschaftlichem und literarischem Text vor, dessen Hauptprotagonistin Stellers Seekuh ist, ein friedliebendes Geschöpf, das nach seiner Entdeckung durch den Menschen innerhalb von nur 27 Jahren aufgrund exzessiver Bejagung ausgerottet wurde. Die Handlung dieses Romans erstreckt sich über knapp 300 Jahre und führt uns Lesende in vier Episoden von Helsinki in der Gegenwart zurück in die Vergangenheit über Sibirien bis nach Alaska und wieder zurück nach Helsinki in die Mitte des 20. Jahrhunderts bzw. in die Gegenwart. Dabei begegnen wir verschiedenen historischen Figuren, deren Leben auf verschiedenste Weise mit Stellers Seekuh bzw. deren Skelett verknüpft ist. Während dieser Begegnungen erfahren wir einiges über das vom Menschen verursachte Artensterben und auch, wieso eines der weltweit nur wenigen vollständig erhaltenen Skelette dieses Tieres ausgerechnet im naturhistorischen Museum Helsinkis gelandet ist. Alle Figuren sind real existierende Persönlichkeiten gewesen, zu denen die Autorin umfangreich recherchiert hat. An Stellen, zu denen keine Informationen verfügbar waren oder Iida Turpeinen keine finden konnte, hat sie sich die Freiheit der Einbildungskraft genommen. Die erste Episode spielt zu Beginn der 1740er Jahre und erzählt die Geschichte, die das Schicksal der Seekuh besiegelte. Der deutsche Arzt und Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller schloss sich der großen nordischen Expedition unter der Leitung Vitus Berings an. Das Schiff strandete auf einer Insel und während Steller auf dieser Insel unterwegs war, entdeckte er in der Ferne im Wasser Tiere, die er erst für Wale hielt. Er ließ sich von einigen Männern dorthin rudern und stellte fest, dass es Seekühe sein müssten, allerdings waren diese zehnmal größer als die bis dahin von der Wissenschaft beschriebenen. Steller entdeckte diese Tiere in einem für sie schicksalhaften Moment, denn die Besatzung hatte Hunger und stand kurz vor dem Tod. Die Männer heulten vor Glück, als sie eine Seekuh fingen, aber die Folgen waren katastrophal. Das Fleisch des Tieres erwies sich als sehr schmackhaft und ein riesiger Kadaver ernährte die Besatzung für lange Zeit. Man hatte damals die Idee, dass dieses Tier Sibirien ernähren würde, zusätzlich florierte der Pelzhandel, so dass in den Folgejahren Pelzhändler auf dieser Insel einen Zwischenstopp einlegten, um diese Tiere zu jagen. Allerdings ohne Nachhaltigkeit, denn sie waren nur sehr schwer zu fangen und es gab nachgewiesenermaßen ein Jahr, in dem knapp 500 Seekühe getötet, aber nur wenige davon verwertet wurden. So endete die Existenz der sanftmütigen Riesen und es begann die Geschichte des Skeletts. Die zweite Episode springt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und wir begeben uns nach Novo-Archangelsk (Russisch-Amerika), heute bekannt als Sitka (Alaska). Der finnischstämmige Hampus Furuhjelm wurde als Gouverneur dorthin berufen und mit der Leitung der Kolonie beauftragt. Seine Aufgabe war es, die Kolonie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wieder rentabel zu machen, doch die Ressourcen waren vor allem aufgrund der maßlosen Pelztierjagd verbraucht, es gab kaum noch Otter oder Füchse, damit war die einstige Quelle des Reichtums versiegt. Allerdings gelang es Hampus Furuhjelm bzw. den von ihm beauftragten Mineraliensammlern, entgegen aller Wahrscheinlichkeit ein Seekuh-Skelett aufzutreiben. Damit erfüllte Furuhjelm den Wunsch des mit ihm befreundeten Alexander von Nordmann, Professor für Zoologie an der Kaiserlichen Alexanders-Universität zu Finnland in Helsinki. Dieser wollte für die naturhistorische Sammlung in Helsinki das wertvollste aller Objekte des Nordens, die Rhytina stelleri – Stellers Seekuh, die damals jeder haben wollte, die sozusagen als Heiliger Gral unter den Exponaten galt. Hampus Furuhjelm bleibt jedoch nicht die einzige Hauptfigur dieser Episode. Zwei wirklich gute Wendungen lenken den Blick zunächst auf Furuhjelms Ehefrau Anna, deren Alltag wir kennenlernen und die sich mit der Lebenssituation in der Kolonie sehr schwer tat, und anschließend auf Furuhjelms Schwester Constance. Diese galt als zurückgeblieben und schwarzes Schaf der Familie. Doch Constance fand ihren Platz und ihr Glück in der Tiersammlung des Gouverneurspalastes. Sie war es auch, die sich um das gefundenen Skelett kümmerte und daran arbeitete. Zur damaligen Zeit war es nahezu ausgeschlossen, dass Frauen sich mit Naturwissenschaften beschäftigten. Diese Thematik wird auch in der dritten Episode aufgegriffen, die im gleichen Zeitraum spielt. Einst gehörte Alexander von Nordmann zu den begabtesten Naturmalern, doch die Zeit hatte die Linsen seiner Augen getrübt. Auf der Suche nach einem Zeichner, einem Mann, der die Kunst der Beobachtung beherrschte und die Strapazen der Sammelreisen ertrug, wollte es der Zufall, dass er bei einem Abendessen mit Zacharias Topelius, dem Sekretär des Finnischen Kunstvereins, auf eine außerordentlich präzise Künstlerin namens Hilda Olson aufmerksam gemacht wurde. Nordmann wurde zum Förderer dieser Frau, die im Laufe der Jahre mehrere hundert mikroskopisch genaue Nachbildungen von Spinnen anfertigte. Nordmann beauftragte Olson zur Überraschung vieler in seinem Umfeld auch damit, das Skelett der Seekuh zu zeichnen, nachdem dieses in Helsinki angekommen war. Allerdings wurden diese Zeichnungen nicht namentlich als die von Hilda Olson gekennzeichnet, sondern als die von Alexander von Nordmann. Eine dieser Zeichnungen wurde jedoch mit H. Olson signiert. Iida Turpeinen stieß beim Durchblättern von Publikationen zufällig auf diese Zeichnung und recherchierte, dass es sich dabei um Hilda Olson handelte, eine Frau. Nach dem Tod von Nordmanns gab es zunächst keinen anderen Wissenschaftler, der so aufgeschlossen war, und die Zeichnerin Hilda Olson sah sich gezwungen, Finnland zu verlassen. Die etwas kürzere vierte Episode spielt in den 1950er Jahren und handelt von John Grönvall, der für die Restaurierung des Skeletts von Stellers Seekuh im naturhistorischen Museum verantwortlich war. Grönvall galt als Meister der Restaurierung von Vogeleiern. Er arbeitete im Zoologischen Museum der Universität Helsinki, deren Vogeleiersammlung zu einer der größten der Welt heranwuchs. Einst war das Sammeln von Vogeleiern ein beliebtes Hobby unter Naturfreunden. Jedoch brachte das massenhafte Sammeln viele Vogelarten zum Aussterben. Seinerzeit hielt man das menschengemachte Artensterben nicht für möglich, doch Grönvall war sich dem relativ früh bewusst und wurde dadurch inspiriert, mit seinen Brüdern die Vögel auf der Insel Aspskär vor Loviisa zu schützen. Grönvall wurde zu einem Pionier des finnischen Naturschutzes und das Vogelschutzgebiet Aspskär ist heute Teil eines Meeresschutzgebietes. Einige Funfacts gibt es auch noch. Stellers Seekuh wird sicher den meisten Lesenden bis zur Lektüre dieses Romans unbekannt gewesen sein. Dennoch erschien fast zeitgleich mit dem hier besprochenen Buch auch "Georg Wilhelm Steller – Die Opfer einer Forschungsreise" von Aura Koivisto (erschienen im Verlag Kohlhammer). Zufall oder geplant? Man weiß es nicht. Jedenfalls ist in Finnland nach dem Erscheinen von Iida Turpeinens Roman nahezu eine Begeisterung rund um Stellers Seekuh ausgebrochen. Die Besucherzahl im naturhistorischen Museum ist um etwa 30% gestiegen und inzwischen ist das Skelett tatsächlich so beliebt, dass es durch eine Absperrung vor zu vielen Berührungen geschützt wurde. Auch ist es Iida Turpeinen gelungen, Hilda Olson einem größeren Publikum bekannt zu machen, vorher wusste man von dieser Zeichnerin wenig bis nichts. Ihr wird die Nationalgalerie Ateneum in Helsinki im Jahr 2025 eine Ausstellung widmen. Auch im naturhistorischen Museum sollen Bilder von ihr zu sehen sein. Nach der Lektüre umtreibt einen der unbändige Wille, diese Ausstellungen alsbald zu besuchen. Und nicht zuletzt: Alexander von Nordmann ist Namenspate der Nordmann-Tanne, der meistgenutzten Baumart als Weihnachtsbaum – Fröhliche Weihnachten! "Das Wesen des Lebens" ist ein großartiges und feines Buch, mit 316 Seiten relativ schmal für einen solch umfang- und lehrreichen Inhalt über eifrige Wissenschaftler, besessene Sammler, leidenschaftliche Naturschützer und natürlich die inzwischen ausgestorbenen sanftmütigen Seeriesen. Mit berührender Erzählkunst lässt uns Iida Turpeinen die Welt und das Leben mit anderen Augen wahrnehmen. Damals hielt man das vom Menschen gemachte Artensterben für unmöglich, man wusste es nicht besser, das wissenschaftliche Denken steckte noch in den Kinderschuhen und wissenschaftliche Beobachtungen wurden mit Glauben, Religion und Mythen vermischt. Doch selbst mit dem inzwischen vorhandenen Wissen ist die wirtschaftliche Ausbeutung der belebten und unbelebten Natur immer noch aktuell, der größte Feind ist noch immer die menschliche Spezies. Und um das nochmal zu untermauern, dankt die Autorin am Ende den Arten, die während der Entstehung des Buches für ausgestorben erklärt wurden. Es sind viele...
Fantastisch ❤️
»DIE SEEKUH VEREINT Mythos und Wirklichkeit, und man kann nicht über sie schreiben, ohne über Meerjungfrauen zu schreiben. Die Verbindung ist so stark, dass ihre Ordnung nach den Meerjungfrauen benannt wurde, sie heißen Sirenia, Sirenen. Es wurde gemutmaßt, dass die Idee, es handle sich bei Seekühen um Meermenschen, darauf zurückgeht, wie sie die Welt oberhalb der Wasserfläche untersuchen: Sie schwimmen aufrecht und heben den Kopf aus dem Meer, und anders als Fische und Wale können sie ihren Kopf drehen.« 🧜🏼♀️🦭 (S. 45) In ihrem Debütroman »Das Wesen des Lebens« schreibt die finnische Wissenschaftlerin und Autorin Iida Turpeinen über die Stellerschen Seekuh. In insgesamt drei Teilen in drei verschiedenen Zeitebenen wird über diese wundervollen, großen Meerestiere geschrieben, die der Mensch innerhalb kürzester Zeit seit dem Entdecken durch Berings Crew in nur 27 Jahren durch exzessive Bejagung ausgerottet hat. Dabei wird von obsessiven Sammler*innen sowie versierten Wissenschaftlern, Naturschützern und -forschern geschrieben. »Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch aus-breitet, verschwinden alsbald große Arten: Höhlenbären, Wollnashörner, Riesenfaultiere, Beutellöwen und Moas.« (S. 59f) Der Autorin gelingt es, die ausgestorbene Stellerschen Seekuh mit ihrem Roman wieder zum Leben zu erwecken. Es ist ein sehr interessanter Roman, der viele Informationen enthält: eine Art biografische Zeitgeschichte der Stellerschen Seekuh mit kritischer Beleuchtung von Naturschutz, Machtgier und Ausbeutung. Dennoch hatte der Roman für mich einige Längen und mir fehlten teilweise Zusammenhänge in der Handlung und den verschiedenen Personen (klassische Protagonist*innen gibt es nicht), die in den Fokus gestellt werden. Nichtsdestotrotz ein sehr gut recherchierter Roman, der als wichtiges Plädoyer für Artenschutz und Artenvielfalt und gelesen werden sollte. 💙 [2.5/5 ★]

Der Mensch ist das Tier
Als Rezensionsexemplar durfte ich das Wesen des Lebens von Iida Turpeinen lesen. Ein wirklich außergewöhnliches Werk. Die Autorin nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise durch drei Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte. Wir sind dabei als die Stellersche Seekuh auf der Beringinsel entdeckt wird, ihre Überreste nach Sankt Petersburg gelangen und alle ihre Verwandten und Nachkommen ausgerottet werden. Wir reisen nach Alaska, wo die Entdecker der Welt sich die Eingeborenen zu eigen machen und auch dort das Leben der einheimischen Tiere nehmen, bis nicht mehr viele übrig sind. Doch auch die Seekuh folgt uns dorthin. In Helsinki begleiten wir einen Naturforscher und seine Assistentin dabei, wie sie Spinnen katalogisieren. Bis sie eines Tages das Skelett einer Stellerschen Seekuh vor sich haben. Und zum Schluss lernen wir weitere uns heute unbekannte Tiere kennen, die wie die Stellersche Seekuh schon vor langer Zeit durch unsere Vorfahren ausgerottet wurden. Doch das Artensterben ist nicht Vergangenheit sondern allgegenwärting. Ich finde den Inhalt des Buches sehr sehr interessant, doch leider ist es teilweise sehr ermüdend und anstrengend zu lesen.
Das fällt wieder in die Rubrik: historischer Roman der sich um ein großes Tier aus dem Meer dreht, in den ich irgendwie nicht rein komme und der sich mehr anfühlt wie ein Sachbuch. An sich kein Problem, aber weird, dass mir das jetzt echt zwei mal in den letzten Monaten passiert ist. Die Bewertungen für dieses Buch sind allgemein alle sehr gut, also war es wohl einfach nicht für mich. Ich konnte mich überhaupt nicht reinfühlen und mir blieb Bis zum Schluss alles fremd. Ich hab auch super lange gebraucht, was mir ein gutes Zeichen ist.
Vom Aussterben und Bewahren
In diesem Buch wird gut beschrieben, wie es zum Aussterben von Tierarten kommt und wie wichtig es ist, das Informationen gesammelt und aufbewahrt werden. Eingebettet in eine Geschichte aus verschiedenen Jahrhunderten war das ein sehr informatives und interessantes Buch.
Insgesamt ist es ein wunderbar bewegendes Buch. Vom Entdeckergeist über fleißige Sammler bis zur nüchternen Erkenntnis: "was einmal tot war, bekommt man nicht wieder".
Anhand der Stellerschen Seekuh zeigt uns die Autorin auf, wie aus einer zunächst unbekannten Art eine wertvolle Trophäe wird, nur um am Ende ganz von der Erde zu verschwinden. Es ist 1741, wir begleiten den Naturforscher Georg Wilhelm Steller auf einer Forschungsreise. Steller war "in dem Glauben, dass seine Entdeckung Sibirien ernähren würde, aber er hat den Hunger der Menschen unterschätzt.". Es ist 1859, Gouverneur Johan Hampus Furuhjelm wird nach Alaska geschickt, um über eine Kolonie zu regieren und ein Exemplar der Stellerschen Seekuh aufzutreiben. Es ist 1861, Hilda Olson geht mit Alexander von Nordmann auf Forschungsreisen und hält ihre Entdeckungen in Illsutrationen fest. Es ist 1950 und John Grönvall fragt sich, ob "er beschädigt hat, was er retten möchte?". Es ist spannend, die verschiedenen Charaktere über die Jahrhunderte hinweg zu begleiten. Alle samt werden sie von der Autorin sehr greifbar gemacht, wobei die unterschiedlichen Wesenszüge hervor stechen. Den Einstieg ins Buch habe ich als etwas chaotisch empfunden. Es passiert alles recht schnell, ohne dass ich mich erstmal an Namen gewöhnen, sowie ihre Positionen und Beziehungen untereinander einordnen und verstehen konnte. Das hat sich jedoch recht schnell gelegt. Insgesamt ist es ein wunderbar bewegendes Buch. Vom Entdeckergeist über fleißige Sammler bis zur nüchternen Erkenntnis: "was einmal tot war, bekommt man nicht wieder".

Alles was lebt muss einmal sterben, aber erst wenn es ausstirbt ist es für immer verloren.
Das Buch liest sich wie eine Liebeserklärung an die Wissenschaft, Forschung und allem voran die Natur. Es ist keine Geschichte von einzelnen sich entwickelnden Figuren, sondern vielmehr vom Verschwinden von Arten durch die Einflüsse des Menschen durch die Jahrhunderte. Diese werden anhand beispielhafter Geschichten von Personen erzählt, die insbesondere durch die wunderbaren Naturbeschreibungen der Autorin glänzen. Wenig Spannung aber dafür gibt es hier sehr viel zu lernen.
Tauchgang in die Tiefe der Tierwelt
Absolut empfehlenswert. Eine Reise in die Tiefen der Mensch-Tier-Beziehung, die einen den Atem anhalten lässt.
Eigentlich interessant, aber sehr umständlich zu lesen
Hatte das Buch schon länger auf dem Schirm, da es mir empfohlen wurde. Mag sonst diese Art von Büchern sehr - hier aber leider schlecht umgesetzt. Wir begleiten drei Personen über verschiedene Epochen und mit dabei ist immer die Seekuh. Es kommen aber grundsätzlich verschiedene bis heute ausgestorbene Arten vor. Eigentlich eine wichtige Thematik, aber der Stil ist sowas von umständlich und holprig. Zu viele kurze Abschnitte, zu viele Orts-und Personenwechsel, sodass ich nie wirklich in die Geschichte hineingekommen bin. Gab aber auch Abschnitte, die ich gut fand und genossen habe. Leider aber im Grossen und Ganzen eine Enttäuschung, bzw. nichts für mich.
In diesem Roman dient die Stellersche Seekuh als Ausgangspunkt dafür, zu zeigen, wie anmaßend wir Menschen im Hinblick auf die Natur und Tiere sind. Über drei Zeitebenen hinweg informiert sie über Wissenschaftler, Naturforscher und -schützer etc., die fremde Wesen erforschen, sich über die Natur hinwegsetzen und aufgrund des unbändigen Drangs, alles wissen und kategorisieren zu wollen, dafür sorgen, dass über Jahrzehnte hinweg immer wieder Tierarten ausgerottet werden. Der Roman enthält interessante Informationen, ist natürlich wahnsinnig aktuell und appelliert durchaus an unseren Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt. Meiner Meinung nach ist inhaltlich alles recht fundiert und gut recherchiert. Allerdings ist der Erzählstil doch recht ungewöhnlich. Sachlich, nüchtern und recht distanziert erinnert es eher an eine Schilderung von Ereignissen ohne jegliche emotionale Komponente. Klassische Protagonisten wie in Romanen üblich gibt es eigentlich so nicht, eher fügt sich alles dokumentarisch zusammen. Natürlich wäre hier die Spur Drama unangebracht, da es sonst vermutlich an Aussagekraft einbüßen würde. Dennoch tat ich mich schwer mit diesem Stil. Zudem enthält es doch einige Längen, die mich immer wieder die Seiten nur überfliegen ließen. Insgesamt lässt mich das Buch etwas zwiegespalten zurück, denn einerseits fehlt es an Handlung und Nahbarkeit, andererseits führt der Stil dazu, dass der Inhalt doch recht eindrücklich erscheint und die dahinter stehende Botschaft einen auf jeder Seite quasi anklangend entgegenspringt. So richtig glücklich war ich aber am Ende nicht mit dem Roman. Vielleicht ist er aber einfach nicht für mich geeignet, trotz des interessanten und aktuellen Inhalts.
Tolles (wissenschaftliches) Buch
Ein sehr schönes Buch. Es sind viele wissenschaftliche Fakten enthalten, was den Lesefluss in keiner Weise stört. Super interessant und lehrreich.
Ein wissenschaftlicher Roman über das Artensterben. Das Buch kann man sehr gut lesen, ist interessant und unterhaltsam. Es macht aber auch traurig und nachdenklich.
Es ist ein fast dokumentarischer Roman über die Ausrottung (eines) Lebewesens der sich über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten (1741 bis 2023) erstreckt. Die Autorin erzählt in ihrem Debüt, vom Aussterben der Stellerschen Seekuh, einem wunderbaren, riesigen Meeressäugetier, welches durch den Wissens- und Sammeldrang des Menschen ausgerottet wurde. • Ein klarer Pluspunkt des Romans ist die Dokumentation der Fülle an Informationen. Der Figurenaufbau erwies sich hingehen etwas ungünstig. Die ständig wechselnden Figuren und der sehr berichthaft anmutende Schreibstil ließen kaum Platz sich den Figuren anzunähern. Die menschlichen Grausamkeiten, den faszinierenden Tieren gegenüber, habe ich dennoch fassungslos verfolgt. • Im Dankeswort erwähnt die Autorin, dass 374 Arten, während des Verfassens des Buches, ausgestorben sind und verdeutlicht auch im Text, durch knallharte Zahlen, wie zerstörerisch der Mensch auf dem Erdball handelt. Durch die heutige Aktualität verdient dieser Roman auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit und die Beschäftigung damit lohnt sich. Inhaltlich ein sehr wichtiger und lesenswerter Roman, der literarisch dem inhaltlichen Appell hinterherhinkt.
Lesenswert für alle Naturfreunde. Zwischendurch macht es einen sehr traurig, es geht schließlich eigentlich um das Aussterben von Arten, aber man blickt auch durch die Menschen der damaligen Zeit darauf, die es zuerst nie für möglich gehalten, dass der Mensch so etwas zustande bringen könnte. Größtenteils eher wie ein Roman als ein Sachbuch geschrieben, sodass man sich den Menschen darin viel nahbarer fühlt. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Frauen gelenkt, die in der Geschichte involviert waren, ja es gab sie.
Eindrücklich und überraschend packend.
Es kommt einer Kunst gleich, Sachbücher so auf Papier zu bringen, dass sie weder trocken, noch langweilig für den Leser werden. Iida Turpeinen hat dies glanzvoll mit "Das Leben des Wesens" geschafft. Mit einer Symbiose aus überlieferter Erzählung und Vorstellungskraft, haucht Turpeinen ausgestorbenen Lebewesen wieder Atem ein. Sie erschafft Faszination für die Welt, die einst war und nie wieder so sein wird. In "Das Wesen des Lebens" wird das Aussterben verschiedenster Lebewesen thematisiert. Im Vordergrund steht hierbei die Stellersche Seehkuh, die ihren Namen ihrem Entdecker zu verdanken hat. Einst als größte Seekuh der Meere, schwamm sie gemächlich und ruhig durch die Tiefen des Wassers, doch jeder Teil an ihr war wertvoll. Damals war den Menschen gar nicht bewusst, dass sie für das Ausrotten einer Art verantwortlich sein könnten. Für mich war die Entwicklung spannend zu lesen. Mit jeder Seite stieg das Bewusstsein der Forscher über die Taten der Menschen. Detailliert wird geschildert, wie verschiedenste Menschen, Umstände und Handlungen entlang eines roten Strangs zu einem spezifischen Ereignis führen können und wie wenig daran geändert werden müsste, um den Lauf der Dinge komplett zu verändern. Der Roman wirkt sehr gut recherchiert und man bekommt einen erfrischend knackigen Rückblick in die Entwicklung der Tiere allgemein. Vom Meer zum Land und wieder zurück. Ich wusste nicht, dass dieses Thema so spannend sein kann, doch von diesem Buch kam ich kaum los. Deswegen kann ich es für jedermann empfehlen, denn vielleicht überrascht es euch genau wie mich. Am Ende findet sich die kleine Anmerkung: Während der Roman geschrieben wurde, sind 374 Arten ausgestorben. Wenn uns das nicht zu denken gibt, was braucht es mehr?
Bietet einen interessanten Einblick in die Gier des Menschen
Das Buch nimmt uns mit auf die Reise bei der Begegnung Mensch mit der Seekuh. Hierbei gliedert es sich in 3 sehr unterschiedliche Abschnitte, die dennoch scharfsinnig und z.T. recht bedrückend daher kommen. Es ist keine Dokumentation, denn die Ereignisse werden, wie in einem Roman, anhand von Figuren mit ihren Handlungen und Geschichten erläuert. Man lernt den Beginn der Naturforschung kennen mit all seiner Schönheit, aber auch die daraus entstandenen tiefen Probleme. So werden menschliche Gier, Überlebensinstinkt und die brutalen Ausmaße der Seefahrten beleuchtet. Insgesamt für mich mal etwas ganz anderes. Es war ein interessanter Blickwinkel. Ich habe historisch und biologisch betrachtet definitiv etwas dazu gelernt. Einen Stern Abzug gibt es von mir für die Sprache. Der Stil passt zum Thema. Es liest sich sehr wissenschaftlich mit eher kurzen, einfachen Sätzen. Gerade am Anfang war es für mich schwer und es kam kein Lesefluss auf. Zum Thema des Buches passt der Stil aber und das ist Geschmackssache. Wer mal etwas anderes lesen möchte, sich für Natur und Entdeckungsreise interessiert...kann hier auf seine Kosten kommen.
Ein Buch über Forscher und den Wandel der Wissenschaft, über starke Frauen und die Bedeutung der Natur und ihrer Bewohner. Ein Buch über die Macht des Menschen, auszurotten und zu erhalten. Wissenschaftsgeschichte und die Geschichte von Menschen, die ihr Leben der Erforschung der Natur widmen. Unbedingt lesen, ein seltenes Juwel!
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Autorenbeschreibung
Iida Turpeinen, geboren 1987, ist fasziniert von den literarischen Möglichkeiten wissenschaftlicher Forschung sowie von den Kuriositäten und verblüffenden Details, die sich in der Wissenschaftsgeschichte finden lassen. Sie lebt in Helsinki und arbeitet derzeit an einer Dissertation über das Verhältnis von Naturwissenschaft und Literatur. Schon Turpeinens frühe Kurzgeschichten über die Beziehung zwischen Mensch und Tier wurden mit Preisen ausgezeichnet, »Das Wesen des Lebens« ist ihr erster Roman, der derzeit in über 20 Sprachen übersetzt wird und jetzt schon das erfolgreichste finnische Debüt aller Zeiten ist.
Beiträge
Schwierig zu lesen aber es lohnt sich 😀
In dem Buch „Das Wesen des Lebens“ erzählt die finnische Autorin Iida Turpeinen über die Rastlosigkeit der Menschen. Wie sie ihre Welt erforschen, auseinandernehmen und zerstören. Und fast immer machen sie dies in bester Absicht, denn man will sich ja nur Wissen aneignen, oder sammeln oder vielleicht auch nur überleben. Iida Turpeinen beschreibt die Rastlosigkeit der (männlichen) Forscher und die Frauen, welche ihnen den Rücken frei halten und im Grunde auch zu den wichtigsten Entdeckungen beigetragen haben, aber ohne erwähnt zu werden. 1741 geht der Forscher Georg Wilhelm Steller als Schiffsarzt mit Vitus Bering auf Forschungsreise. Sie suchen nach einer Verbindung zwischen Asien und Amerika. Als ihr Schiff auf Shumagin Insel (Aleuten) strandet, verlieren viele Matrosen ihr Leben. Und auch Bering findet dort den Tod, während sich seine restliche Mannschaft von den dort friedlich lebenden Seekühen ernährt. Schmackhaft sollen die gewesen sein. Der Forscher Steller hat solche Tiere noch nie gesehen, so groß und so freundlich. Am Ende werden die Matrosen ein Schiff bauen können, aber die Knochen der Seekuh müssen auf der Insel bleiben. Zu groß sind sie und zu schwer und Steller bleibt nur, der Seekuh seinen Namen zu geben. Die Stellersche Seekuh! Jahre später treffen auf der Insel Jäger ein, die von dem schmackhaften und wehrlosen Tier gehört haben. Nicht nur die Polarfüchse und die Alke werden zu Opfern, sondern auch die Seekühe. Sie werden einfach aufgegessen und vergessen. Niemand macht sich Gedanken darum, ob sich die Art erhalten kann, niemand bedenkt, dass sie nur dort leben können. Irgendwann erinnert sich ein Forscher und wünscht sich wenigstens die Knochen, um zu beweisen, dass es diese Seekühe wirklich gab. So hat Gott es bezweckt, er hat die Welt und ihre Wesen geschaffen, damit der Mensch über sie herrscht. Das Tier erfüllt seinen Zweck am besten, indem es dem Menschen nützlich ist, … (Seite 67) Es sind aber nicht nur die Tiere, die in diesem Buch ausgerottet werden. Auch die Abfälligkeit und die Überheblichkeit der weißen Menschen gegenüber den Ureinwohnern, die mit der Natur in guter Eintracht leben, ist nicht zu überlesen. Sie werden die Kolonie in den Wirkungskreis der Menschengesetze führen, die Zivilisation mit sich bringen, Alaska ordnen und besänftigen … (Seite 100) Man muss einfach abtauchen, in das Buch „Das Wesen des Lebens“ und in die Schreiberei der Autorin Iida Turpeinen genießen. Sie switcht zwischen den Handlungsorten hin und her, gibt aber auch die Freude und den Enthusiasmus ihrer Figuren wieder. Es sind die Frauen, die in der echten Geschichte, wie auch im Buch, wie immer eine Nebenrolle haben und doch von der Autorin still und leise in den Vordergrund geschoben werden. Die Eine, die ihrem Mann den Rücken freihält und die Andere, die gefallen an den Sammlungen findet. Oder die Nächste, die eine wahre Künstlerin ist und niemals die Gelegenheit bekommen wird sich einen Namen zu machen und am Ende Tapeten malt. Und sie sind immer ein bisschen real (gewesen). Das Buch ist ein Vorwurf, wie mit der Welt und seinen Schätzen umgegangen wird, verpackt in eine Reise in die Vergangenheit, auf der Suche nach ausgestorbenen Wesen, die der Mensch vernichtet hat, ohne nachzudenken. Ihr Roman ist unterhaltsam, sowie auch lehrreich und interessant geschrieben. Ich hätte mir mehr Verweise auf die Personen gewünscht und manches Mal ein passendes Bild.

Das Wesen des Lebens - Roman von Iida Turpeinen Vielen Dank an @netgallery für dieses Buch. Das Buch fand ich jetzt etwas ungewöhnlich. Wir haben hier nicht wirklich eine Story, keine Handlung. Es wird auf die Zerstörung der Natur hingewiesen. Das ist die eine Seite. Dagegen stehen natürlich die Naturschützer und Naturfreunde, diese versuchen etwas zu bewegen, doch leider ohne Erfolg. Generell fand ich das Buch aber nicht schlecht. War mal etwas ganz anderes und so was in der Art hatte ich noch nie gelesen. Von mir bekommt das Buch 4 von 5 Sternen. Klare Weiterempfehlung. Drei Jahrhunderte, ein mächtiges, friedliebendes Geschöpf und die Lebenswege der Menschen, die von ihm angezogen sind. Iida Turpeinen erzählt in »Das Wesen des Lebens« ausgehend von der ausgestorbenen Stellerschen Seekuh von obsessiven Sammlern und rastlosen Wissenschaftlern, von begeisterten Naturschützern und den Frauen, die an Naturerforschungen immer schon beteiligt waren. Sie zeigt, wie wir Menschen vom unbedingten Begehren nach Erkenntnis angetrieben werden – und wie wir dafür die unwiderrufliche Zerstörung der Natur in Kauf nehmen. Ob auf Großer Nordischer Expedition in der Beringsee im 18. Jahrhundert, 100 Jahre später in der russisch-amerikanischen Kompanie in Nowo-Archangelsk in Alaska oder Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Vogelinseln vor Helsinki: Turpeinen lässt uns mit ihrer berührenden Erzählkunst unsere Welt und das Wunder des Lebens mit neuen Augen sehen und verstehen, wie alles mit allem verbunden ist.
Mit forscherischem Blick beschreibt die Autorin die schnelle Ausrottung der Stellerschen Seekuh und den langen Weg der Bewahrung ihres Andenkens sowie den gedankenlosen Eingriff des Menschen in die Natur und die Erkenntnis, das Verlorenes nicht wiederkommt. Einmalige Naturbeschreibungen, abenteuerliche Forschungsreisen, beeindruckende Biografien und die Mahnung, dass jedes Leben wertvoll ist, vereint dieses Buch für mich und lässt mich nachdenklich zurück.
Das Schicksal eines friedliebenden Tieres hinterlässt einen tiefen Hall
Das Buch "Das Wesen des Lebens", von Iida Turpeinen, regte nicht nur das Bewusstsein an, sondern ließ mich auch bewegt zurück. Der/die Leser/-in begleitet das Schicksal der friedlichen stellerschen Seekuh. 1741 begann Kapitän Vitus Bering sich auf eine Expedition mit dem Naturforscher Georg Wilhelm Steller, zwischen Sibirien und Alaska. Eines Abends erblickt er, auf See, ein Geschöpf von knapp 9 Metern Länge... Es war eine Seekuh. Auf einer Insel, auf der Füchse leben, strandet Bering mit seiner Crew und dem Naturforscher. Von Krankheit und Hunger (aber auch aus wissenschaftlichem Interesse) geplagt, fangen sie an die Füchse zu jagen, danach die Otter und danach die Seekuh etc. (eben jene Kapitän Bering im Meer gesehen hatte). Und somit beginnt das, was wir unter Artensterben verstehen, mit den dazugehörigen Konsequenzen für die Natur... nur durch die Hand der Menschen verursacht. Aus wissenschaftlichen und historischen Fakten/ Überlieferungen wurde eine berührende"Geschichte" verfasst, die eigentlich keine Geschichte in üblicher Form ist. Die Autorin hatte einen sehr guten Erzählstil und die Fakten wurden fließend umformuliert. Was ich richtig gut fand🥰. Die Erzählung ließ sich gut lesen und war auch nicht zu schwer. Hin und wieder waren gewisse Szenen etwas verstörend im Detail, nur ist es bei so einem Thema auch normal. Das Buch ist in drei Kapitel geteilt, von 1741 über 1849, bis 1950. Von der Entdeckung der stellerschen Seekuh mit ihrem schmackhaften Fleisch , über den Handel mit wertvollen Otterfellen und dem Finden eines Skeletts der Seekuh (es galt als Mythos) zu Koloniezeiten. Bis hin zum restaurieren des Skeletts 1950 im Naturhistorischen Museum in Helsinki und wie in der Zeit auch vermehrt der Artenschutz nach und nach entstand. Die Autorin zeigt an Hand von der Seekuh und ihrem Schicksal auf, dass Alles miteinander verbunden ist. Und was einen Menschen dazu antreibt... sei es aus Forschungszwecken, Krankheit, Faszination der Natur, oder dem Drang sie kontrollieren zu wollen etc... das eine Art ausstirbt. Dieses Buch ist sehr lesenswert, rüttelt auch etwas wach und hält nochmal einem Dinge vor Augen, die heutzutage nicht mehr so selbstverständlich sind.📖🥰
⭐️⭐️⭐️⭐️ Der Mensch und die Natur – ein Plädoyer für den Artenschutz
Weit in die Vergangenheit nimmt uns die finnische Autorin Iida Turpeinen mit, zu den Wundern der Beringsee (die damals diesen Namen noch gar nicht bekommen hatte). Drei Jahrhunderte umspannt ihre Geschichte, in der sie der damaligen und der heutigen Natur auf die Spur kommt – und allem, was dazwischen passiert ist. Als der Forschungsreisende Steller die ersten Exemplare der sagenumwobenen „Meerjungfrau“, einer großen Seekuh-Art, entdeckt, ahnt er nicht, wie kurz die noch verbleibende Lebensdauer dieser Art auf Erden sein würde. Sein Antrieb war die Forschung, doch als sich bei den Seeleuten herumsprach, wie wohlschmeckend das Fleisch und wie wertvoll das Fett der Seekuh ist, ging das Gemetzel los… wie bei so vielen Dingen war es die Gier der Menschen nach Besitz und nach Macht, die der friedlichen Seekuh zum Verhängnis wurde. Die Autorin berichtet von der Entdeckung neuer Arten, aber auch von ihrem viel zu schnellen Verschwinden. Sie kleidet diese Geschichten in eine Art Bericht, der einem Sachbuch ähnelt. Wörtliche Rede sucht man vergeblich in diesem Roman. Trotzdem bleibt die Spannung nicht auf der Strecke. Immer wieder werden die Leser in eine neue Zeit, eine neue Situation geworfen, aber immer wieder kommt die Autorin auch auf die Seekühe zurück – sei es, als ein Skelett entdeckt wird, sei es, als dieses Skelett zur Ausstellung vorbereitet wird, sei es, als schließlich eine maßstabsgerechte Zeichnung dieses Skeletts angefertigt wird – die trotzdem nicht auf eine Buchseite passt und den Verleger vor Herausforderungen stellt. Dieses Buch ist eine Erinnerung und eine Mahnung – Menschen, geht sorgsam mit der Natur um und versucht, die Vielfalt der Lebewesen zu bewahren. Die tragischen Geschichten der Stellerschen Seekuh oder des Riesenalks rufen einem ins Gedächtnis, dass wir Menschen uns immer wieder ungerechtfertigterweise über andere Arten erheben – dabei sollten wir doch Teil der Natur sein und nicht ihre Beherrscher. Ein eindringliches und mahnendes Buch – nicht nur für Naturfreunde.

Eindringlich und spannend gegen Artensterben
Naturforschung über drei Jahrhunderte hat einen großen Stellenwert in diesem Buch und mit dem Vorantreiben der Entdeckung neuer Arten, kam die Sammelleidenschaft des Menschen und somit das Aussterben / die Auslöschung vieler Arten, angefangen mit dem Naturforscher Georg Wilhelm Steller, der die nach ihm benannte ,,Stellersche Seekuh" beschrieb. Kaum entdeckt, wird dieses in flachen Gewässern vegetarisch lebende, riesige Tier durch Menschenhand ausgelöscht. Doch das wird nicht realisiert. sondern zu dieser Zeit als völlige Unmöglichkeit angesehen, steht doch die Lehre der Kirche in völligem Widerspruch zu der Erkenntnis, dass es ausgestorbene Tiere gibt und der Mensch sich gerechtfertigterweise über andere Arten erhebt. Erschreckend, wie wenig Selbstreflexion wir Menschen zu allen Zeiten aufbringen. Wir tauchen tief ein in die Schönheit der Natur und ihrer Lebewesen, aber gleichzeitig erleben wir schmerzhaft die durch uns verursachten Verluste. Die finnische Autorin schafft eine gelungene Verknüpfung zwischen naturwissenschaftlichem Sachbuch, Forschungsberichten und Roman. Sie klagt nicht an, sondern erzählt lediglich und schafft dadurch ein Plädoyer für Biodiversität. Ein spannendes, eindringliches Buch, nicht nur für Naturliebhaber!
Ich war skeptisch und dachte, ok ich hör mal kurz rein. Und was soll ich sagen, Heike Warmuth fing an, mir die Geschichte vorzulesen und ich wollte nicht aufhören zuzuhören. Am Beispiel der besagten Stellerschen Seekuh erzählt Turpeinen von der Ausrottung einer Art. Zeigt, wie Gier und Not von Menschen sich auf die Natur auswirken. Erzählt, wie Wissenschaft und Forschung vor Jahrhunderten funktionierte, jahrelange Reisen per Schiff, Dokumentation mit tausenden Pinzelstrichen. Erzählt von der Rolle der Frau in Gesellschaft und Wissenschaft. Wie ein roter Faden zieht sich die Seekuh, ein riesigerMeeresäuger von 1741 bis 2023 durch die Geschichte. Hier war das Hörbuch für mich genau das richtige Format. Ich habe viel gelernt und Heike Warmuth hat mich mit ihrer Erzählstimme wunderbar auf diese Reise mitgenommen.
Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Der erste war für mich der packenste. Grandios wurde das Denken des 18. Jahrhunderts beschrieben, der Forschungsdrang, die Sorglosigkeit im Umgang mit der Natur. Die anderen beiden Teile konnten mich nicht ganz so gut abholen. Die Figuren behielten eine Distanz ebenso wie der Bezug zur Stellerschen Seekuh, die der rote Faden im Roman ist, mir zu gering blieb. Dennoch ist das Buch sehr gut geschrieben. Mit sehr vielen Informationen zur Evolutionsgeschichte, Denkweise früherer Jahrhunderte und einem kritischen Blick auf die Naturwissenschaft und das menschliche Verhalten. Ich wünschte, solche Bücher würde die Lesenden dazubringen, im eigenen Leben Klima- und Naturschutz (mehr) zu integrieren.
Wow - ein wahres Wunderwerk! 🤩
„Das Wesen des Lebens“ erzählt eine Geschichte, die teils auf recherchierten Fakten basiert und wo nötig, fiktive Elemente enthält. Iida Turpeinen führt uns von einer Forschungsreise im 18. Jahrhundert bis ins heutige Zoologische Museum in Helsinki. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die nahezu mythische Stellersche Seekuh, deren seltenes Skelett tatsächlich in Helsinki zu finden ist. Dieses wundersame und gewaltige Sirenenwesen wurde zunächst entdeckt und dann gejagt - leider bis hin zur Ausrottung, heute ist es ausgestorben. Turpeinens Schreibstil würde ich als ruhig und bedächtig beschreiben - ihr Fokus liegt auf der Mensch-Tier-Beziehung. Sie schafft es, den Kern ihrer Erzählung auf die Stellersche Seekuh zu lenken - dabei bleiben d ie Charaktere eher im Hintergrund, was für mich absolut keinen Wermutstropfen darstellt, sondern der Geschichte den nötigen Raum zur Entfaltung bietet. Ich stecke seit neuestem im literarischen Forschungsreisenfieber - sofern es die Diagnose gibt?! 🤒🌊🐋💕 Eine regelrechte Magie versprühen diese Geschichten für mich - ist es nicht unglaublich faszinierend, dass Menschen voller Staunen und Begeisterung aufbrachen, um Neues zu entdecken?! Ich liebe in jedem Fall all das, was sie dazu dokumentiert und erforscht haben - geschweige denn von den großartigen Fundstücken. Nichts würde ich gerade lieber tun, als mir die Stellersche Seekuh mal in Natura anzuschauen. Aber an der Stelle muss ich die Moralkeule schwingen - derlei Expeditionen sind moralisch und ethisch absolut fragwürdig. Eine Rechtfertigung für die Masakrierung eines neu entdeckten Tieres zu finden, nur um es zu erforschen, sein Skelett zu untersuchen und co. ist nur schwerlich möglich. Für mich war "Das Wesen des Lebens" ein trauriges, teils schwer zu ertragendes, aber ebenso wunderschönes Werk. Es betrachtet das Leben und die Lebewesen analytisch, aber gleichzeitig sanft. Es beschönigt die Taten der Menschen nicht, sondern zeigt sie ebenso präzise wie die nummerierten Knochen und die in Alkohol eingelegten Spinnen, stellt sie zur Schau. Natürlich würde ich jetzt gerne hoffnungsvoll sein und daran glauben, dass die Stellersche Seekuh auf irgendeiner fernen, geheimen Insel noch ihr gutes Leben lebt. Gleichzeitig fühlt sich der Gedanke falsch an, denn das Festhalten an einer solchen Hoffnung würde die gleiche menschliche Denkweise fortführen, die so viele Lebewesen in den Untergang geführt hat. „Das Wesen des Lebens“ ist ein Buch, das wachrüttelt und uns die enorme Wichtigkeit von Artenschutz vor Augen führt - also, lest es, denn es ist nicht nur wunderschön geschrieben und spannend in so zahlreichen Facetten, es sensibilisiert uns für unseren Lebensraum und dessen (Art-) Erhaltung.
Wissenschaftsgeschichte anschaulich und mitreißend verfasst! Das Schicksal der Stellerschen Seekuh sollte uns alle mahnen.
Iida Turpeinen hat mit ihrem Debutroman ein tolles Werk vorgelegt. Informativ und literarisch ansprechend verwebt sie in diesem wissenschaftsgeschichtlichen Roman Fakten mit Fiktion, wo es die künstlerische Freiheit aufgrund mangelnder Faktenlage erlaubt. Die Reise durch die Vergangenheit Russisch-Amerikas (das heutige Alaska), die Expeditionen in der heutigen Beringsee, die Schicksale der Besatzungen und Indigenen — alles war mir nur oberflächlich bekannt. Das Buch veranschaulicht drastisch, wie der Mensch zum Artensterben beiträgt, ohne dabei den moralisch-pädagogischen Zeigefinger zu erheben. Turpeinen dürfte mit ihrer einfühlsamen Art viel mehr Menschen erreichen. Zugreifen!
Interessante Geschichte, die aber auch viele Fakten und Bezüge zu vergangenen historischen Ereignissen beinhaltet, die den Lesefluss teilweise erschweren. Seekühe gehören zu meinen Lieblingstieren, also fand ich alles über die Geschichte der Seekühe und ihrer Urtiere sehr interessant, aber auch sehr erschütternd und traurig, wenn es um die Tötung der Tiere ging. Die Autorin wirft das Licht auf das drastische Artensterben, was die Geschichte in meinen Augen sehr wichtig macht. Andererseits ist es natürlich thematisch oft schwer zu verarbeiten, auch besonders in den Parts, wo die Kolonialisierung und die Widerlichkeit der weißen Menschen eine große Rolle spielt.
Mit Iida Turpeinens Roman "Das Wesen des Lebens" liegt eine außerordentlich gelungene Kombination aus naturwissenschaftlichem und literarischem Text vor, dessen Hauptprotagonistin Stellers Seekuh ist, ein friedliebendes Geschöpf, das nach seiner Entdeckung durch den Menschen innerhalb von nur 27 Jahren aufgrund exzessiver Bejagung ausgerottet wurde. Die Handlung dieses Romans erstreckt sich über knapp 300 Jahre und führt uns Lesende in vier Episoden von Helsinki in der Gegenwart zurück in die Vergangenheit über Sibirien bis nach Alaska und wieder zurück nach Helsinki in die Mitte des 20. Jahrhunderts bzw. in die Gegenwart. Dabei begegnen wir verschiedenen historischen Figuren, deren Leben auf verschiedenste Weise mit Stellers Seekuh bzw. deren Skelett verknüpft ist. Während dieser Begegnungen erfahren wir einiges über das vom Menschen verursachte Artensterben und auch, wieso eines der weltweit nur wenigen vollständig erhaltenen Skelette dieses Tieres ausgerechnet im naturhistorischen Museum Helsinkis gelandet ist. Alle Figuren sind real existierende Persönlichkeiten gewesen, zu denen die Autorin umfangreich recherchiert hat. An Stellen, zu denen keine Informationen verfügbar waren oder Iida Turpeinen keine finden konnte, hat sie sich die Freiheit der Einbildungskraft genommen. Die erste Episode spielt zu Beginn der 1740er Jahre und erzählt die Geschichte, die das Schicksal der Seekuh besiegelte. Der deutsche Arzt und Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller schloss sich der großen nordischen Expedition unter der Leitung Vitus Berings an. Das Schiff strandete auf einer Insel und während Steller auf dieser Insel unterwegs war, entdeckte er in der Ferne im Wasser Tiere, die er erst für Wale hielt. Er ließ sich von einigen Männern dorthin rudern und stellte fest, dass es Seekühe sein müssten, allerdings waren diese zehnmal größer als die bis dahin von der Wissenschaft beschriebenen. Steller entdeckte diese Tiere in einem für sie schicksalhaften Moment, denn die Besatzung hatte Hunger und stand kurz vor dem Tod. Die Männer heulten vor Glück, als sie eine Seekuh fingen, aber die Folgen waren katastrophal. Das Fleisch des Tieres erwies sich als sehr schmackhaft und ein riesiger Kadaver ernährte die Besatzung für lange Zeit. Man hatte damals die Idee, dass dieses Tier Sibirien ernähren würde, zusätzlich florierte der Pelzhandel, so dass in den Folgejahren Pelzhändler auf dieser Insel einen Zwischenstopp einlegten, um diese Tiere zu jagen. Allerdings ohne Nachhaltigkeit, denn sie waren nur sehr schwer zu fangen und es gab nachgewiesenermaßen ein Jahr, in dem knapp 500 Seekühe getötet, aber nur wenige davon verwertet wurden. So endete die Existenz der sanftmütigen Riesen und es begann die Geschichte des Skeletts. Die zweite Episode springt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und wir begeben uns nach Novo-Archangelsk (Russisch-Amerika), heute bekannt als Sitka (Alaska). Der finnischstämmige Hampus Furuhjelm wurde als Gouverneur dorthin berufen und mit der Leitung der Kolonie beauftragt. Seine Aufgabe war es, die Kolonie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wieder rentabel zu machen, doch die Ressourcen waren vor allem aufgrund der maßlosen Pelztierjagd verbraucht, es gab kaum noch Otter oder Füchse, damit war die einstige Quelle des Reichtums versiegt. Allerdings gelang es Hampus Furuhjelm bzw. den von ihm beauftragten Mineraliensammlern, entgegen aller Wahrscheinlichkeit ein Seekuh-Skelett aufzutreiben. Damit erfüllte Furuhjelm den Wunsch des mit ihm befreundeten Alexander von Nordmann, Professor für Zoologie an der Kaiserlichen Alexanders-Universität zu Finnland in Helsinki. Dieser wollte für die naturhistorische Sammlung in Helsinki das wertvollste aller Objekte des Nordens, die Rhytina stelleri – Stellers Seekuh, die damals jeder haben wollte, die sozusagen als Heiliger Gral unter den Exponaten galt. Hampus Furuhjelm bleibt jedoch nicht die einzige Hauptfigur dieser Episode. Zwei wirklich gute Wendungen lenken den Blick zunächst auf Furuhjelms Ehefrau Anna, deren Alltag wir kennenlernen und die sich mit der Lebenssituation in der Kolonie sehr schwer tat, und anschließend auf Furuhjelms Schwester Constance. Diese galt als zurückgeblieben und schwarzes Schaf der Familie. Doch Constance fand ihren Platz und ihr Glück in der Tiersammlung des Gouverneurspalastes. Sie war es auch, die sich um das gefundenen Skelett kümmerte und daran arbeitete. Zur damaligen Zeit war es nahezu ausgeschlossen, dass Frauen sich mit Naturwissenschaften beschäftigten. Diese Thematik wird auch in der dritten Episode aufgegriffen, die im gleichen Zeitraum spielt. Einst gehörte Alexander von Nordmann zu den begabtesten Naturmalern, doch die Zeit hatte die Linsen seiner Augen getrübt. Auf der Suche nach einem Zeichner, einem Mann, der die Kunst der Beobachtung beherrschte und die Strapazen der Sammelreisen ertrug, wollte es der Zufall, dass er bei einem Abendessen mit Zacharias Topelius, dem Sekretär des Finnischen Kunstvereins, auf eine außerordentlich präzise Künstlerin namens Hilda Olson aufmerksam gemacht wurde. Nordmann wurde zum Förderer dieser Frau, die im Laufe der Jahre mehrere hundert mikroskopisch genaue Nachbildungen von Spinnen anfertigte. Nordmann beauftragte Olson zur Überraschung vieler in seinem Umfeld auch damit, das Skelett der Seekuh zu zeichnen, nachdem dieses in Helsinki angekommen war. Allerdings wurden diese Zeichnungen nicht namentlich als die von Hilda Olson gekennzeichnet, sondern als die von Alexander von Nordmann. Eine dieser Zeichnungen wurde jedoch mit H. Olson signiert. Iida Turpeinen stieß beim Durchblättern von Publikationen zufällig auf diese Zeichnung und recherchierte, dass es sich dabei um Hilda Olson handelte, eine Frau. Nach dem Tod von Nordmanns gab es zunächst keinen anderen Wissenschaftler, der so aufgeschlossen war, und die Zeichnerin Hilda Olson sah sich gezwungen, Finnland zu verlassen. Die etwas kürzere vierte Episode spielt in den 1950er Jahren und handelt von John Grönvall, der für die Restaurierung des Skeletts von Stellers Seekuh im naturhistorischen Museum verantwortlich war. Grönvall galt als Meister der Restaurierung von Vogeleiern. Er arbeitete im Zoologischen Museum der Universität Helsinki, deren Vogeleiersammlung zu einer der größten der Welt heranwuchs. Einst war das Sammeln von Vogeleiern ein beliebtes Hobby unter Naturfreunden. Jedoch brachte das massenhafte Sammeln viele Vogelarten zum Aussterben. Seinerzeit hielt man das menschengemachte Artensterben nicht für möglich, doch Grönvall war sich dem relativ früh bewusst und wurde dadurch inspiriert, mit seinen Brüdern die Vögel auf der Insel Aspskär vor Loviisa zu schützen. Grönvall wurde zu einem Pionier des finnischen Naturschutzes und das Vogelschutzgebiet Aspskär ist heute Teil eines Meeresschutzgebietes. Einige Funfacts gibt es auch noch. Stellers Seekuh wird sicher den meisten Lesenden bis zur Lektüre dieses Romans unbekannt gewesen sein. Dennoch erschien fast zeitgleich mit dem hier besprochenen Buch auch "Georg Wilhelm Steller – Die Opfer einer Forschungsreise" von Aura Koivisto (erschienen im Verlag Kohlhammer). Zufall oder geplant? Man weiß es nicht. Jedenfalls ist in Finnland nach dem Erscheinen von Iida Turpeinens Roman nahezu eine Begeisterung rund um Stellers Seekuh ausgebrochen. Die Besucherzahl im naturhistorischen Museum ist um etwa 30% gestiegen und inzwischen ist das Skelett tatsächlich so beliebt, dass es durch eine Absperrung vor zu vielen Berührungen geschützt wurde. Auch ist es Iida Turpeinen gelungen, Hilda Olson einem größeren Publikum bekannt zu machen, vorher wusste man von dieser Zeichnerin wenig bis nichts. Ihr wird die Nationalgalerie Ateneum in Helsinki im Jahr 2025 eine Ausstellung widmen. Auch im naturhistorischen Museum sollen Bilder von ihr zu sehen sein. Nach der Lektüre umtreibt einen der unbändige Wille, diese Ausstellungen alsbald zu besuchen. Und nicht zuletzt: Alexander von Nordmann ist Namenspate der Nordmann-Tanne, der meistgenutzten Baumart als Weihnachtsbaum – Fröhliche Weihnachten! "Das Wesen des Lebens" ist ein großartiges und feines Buch, mit 316 Seiten relativ schmal für einen solch umfang- und lehrreichen Inhalt über eifrige Wissenschaftler, besessene Sammler, leidenschaftliche Naturschützer und natürlich die inzwischen ausgestorbenen sanftmütigen Seeriesen. Mit berührender Erzählkunst lässt uns Iida Turpeinen die Welt und das Leben mit anderen Augen wahrnehmen. Damals hielt man das vom Menschen gemachte Artensterben für unmöglich, man wusste es nicht besser, das wissenschaftliche Denken steckte noch in den Kinderschuhen und wissenschaftliche Beobachtungen wurden mit Glauben, Religion und Mythen vermischt. Doch selbst mit dem inzwischen vorhandenen Wissen ist die wirtschaftliche Ausbeutung der belebten und unbelebten Natur immer noch aktuell, der größte Feind ist noch immer die menschliche Spezies. Und um das nochmal zu untermauern, dankt die Autorin am Ende den Arten, die während der Entstehung des Buches für ausgestorben erklärt wurden. Es sind viele...
Fantastisch ❤️
»DIE SEEKUH VEREINT Mythos und Wirklichkeit, und man kann nicht über sie schreiben, ohne über Meerjungfrauen zu schreiben. Die Verbindung ist so stark, dass ihre Ordnung nach den Meerjungfrauen benannt wurde, sie heißen Sirenia, Sirenen. Es wurde gemutmaßt, dass die Idee, es handle sich bei Seekühen um Meermenschen, darauf zurückgeht, wie sie die Welt oberhalb der Wasserfläche untersuchen: Sie schwimmen aufrecht und heben den Kopf aus dem Meer, und anders als Fische und Wale können sie ihren Kopf drehen.« 🧜🏼♀️🦭 (S. 45) In ihrem Debütroman »Das Wesen des Lebens« schreibt die finnische Wissenschaftlerin und Autorin Iida Turpeinen über die Stellerschen Seekuh. In insgesamt drei Teilen in drei verschiedenen Zeitebenen wird über diese wundervollen, großen Meerestiere geschrieben, die der Mensch innerhalb kürzester Zeit seit dem Entdecken durch Berings Crew in nur 27 Jahren durch exzessive Bejagung ausgerottet hat. Dabei wird von obsessiven Sammler*innen sowie versierten Wissenschaftlern, Naturschützern und -forschern geschrieben. »Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch aus-breitet, verschwinden alsbald große Arten: Höhlenbären, Wollnashörner, Riesenfaultiere, Beutellöwen und Moas.« (S. 59f) Der Autorin gelingt es, die ausgestorbene Stellerschen Seekuh mit ihrem Roman wieder zum Leben zu erwecken. Es ist ein sehr interessanter Roman, der viele Informationen enthält: eine Art biografische Zeitgeschichte der Stellerschen Seekuh mit kritischer Beleuchtung von Naturschutz, Machtgier und Ausbeutung. Dennoch hatte der Roman für mich einige Längen und mir fehlten teilweise Zusammenhänge in der Handlung und den verschiedenen Personen (klassische Protagonist*innen gibt es nicht), die in den Fokus gestellt werden. Nichtsdestotrotz ein sehr gut recherchierter Roman, der als wichtiges Plädoyer für Artenschutz und Artenvielfalt und gelesen werden sollte. 💙 [2.5/5 ★]

Der Mensch ist das Tier
Als Rezensionsexemplar durfte ich das Wesen des Lebens von Iida Turpeinen lesen. Ein wirklich außergewöhnliches Werk. Die Autorin nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise durch drei Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte. Wir sind dabei als die Stellersche Seekuh auf der Beringinsel entdeckt wird, ihre Überreste nach Sankt Petersburg gelangen und alle ihre Verwandten und Nachkommen ausgerottet werden. Wir reisen nach Alaska, wo die Entdecker der Welt sich die Eingeborenen zu eigen machen und auch dort das Leben der einheimischen Tiere nehmen, bis nicht mehr viele übrig sind. Doch auch die Seekuh folgt uns dorthin. In Helsinki begleiten wir einen Naturforscher und seine Assistentin dabei, wie sie Spinnen katalogisieren. Bis sie eines Tages das Skelett einer Stellerschen Seekuh vor sich haben. Und zum Schluss lernen wir weitere uns heute unbekannte Tiere kennen, die wie die Stellersche Seekuh schon vor langer Zeit durch unsere Vorfahren ausgerottet wurden. Doch das Artensterben ist nicht Vergangenheit sondern allgegenwärting. Ich finde den Inhalt des Buches sehr sehr interessant, doch leider ist es teilweise sehr ermüdend und anstrengend zu lesen.
Das fällt wieder in die Rubrik: historischer Roman der sich um ein großes Tier aus dem Meer dreht, in den ich irgendwie nicht rein komme und der sich mehr anfühlt wie ein Sachbuch. An sich kein Problem, aber weird, dass mir das jetzt echt zwei mal in den letzten Monaten passiert ist. Die Bewertungen für dieses Buch sind allgemein alle sehr gut, also war es wohl einfach nicht für mich. Ich konnte mich überhaupt nicht reinfühlen und mir blieb Bis zum Schluss alles fremd. Ich hab auch super lange gebraucht, was mir ein gutes Zeichen ist.
Vom Aussterben und Bewahren
In diesem Buch wird gut beschrieben, wie es zum Aussterben von Tierarten kommt und wie wichtig es ist, das Informationen gesammelt und aufbewahrt werden. Eingebettet in eine Geschichte aus verschiedenen Jahrhunderten war das ein sehr informatives und interessantes Buch.
Insgesamt ist es ein wunderbar bewegendes Buch. Vom Entdeckergeist über fleißige Sammler bis zur nüchternen Erkenntnis: "was einmal tot war, bekommt man nicht wieder".
Anhand der Stellerschen Seekuh zeigt uns die Autorin auf, wie aus einer zunächst unbekannten Art eine wertvolle Trophäe wird, nur um am Ende ganz von der Erde zu verschwinden. Es ist 1741, wir begleiten den Naturforscher Georg Wilhelm Steller auf einer Forschungsreise. Steller war "in dem Glauben, dass seine Entdeckung Sibirien ernähren würde, aber er hat den Hunger der Menschen unterschätzt.". Es ist 1859, Gouverneur Johan Hampus Furuhjelm wird nach Alaska geschickt, um über eine Kolonie zu regieren und ein Exemplar der Stellerschen Seekuh aufzutreiben. Es ist 1861, Hilda Olson geht mit Alexander von Nordmann auf Forschungsreisen und hält ihre Entdeckungen in Illsutrationen fest. Es ist 1950 und John Grönvall fragt sich, ob "er beschädigt hat, was er retten möchte?". Es ist spannend, die verschiedenen Charaktere über die Jahrhunderte hinweg zu begleiten. Alle samt werden sie von der Autorin sehr greifbar gemacht, wobei die unterschiedlichen Wesenszüge hervor stechen. Den Einstieg ins Buch habe ich als etwas chaotisch empfunden. Es passiert alles recht schnell, ohne dass ich mich erstmal an Namen gewöhnen, sowie ihre Positionen und Beziehungen untereinander einordnen und verstehen konnte. Das hat sich jedoch recht schnell gelegt. Insgesamt ist es ein wunderbar bewegendes Buch. Vom Entdeckergeist über fleißige Sammler bis zur nüchternen Erkenntnis: "was einmal tot war, bekommt man nicht wieder".

Alles was lebt muss einmal sterben, aber erst wenn es ausstirbt ist es für immer verloren.
Das Buch liest sich wie eine Liebeserklärung an die Wissenschaft, Forschung und allem voran die Natur. Es ist keine Geschichte von einzelnen sich entwickelnden Figuren, sondern vielmehr vom Verschwinden von Arten durch die Einflüsse des Menschen durch die Jahrhunderte. Diese werden anhand beispielhafter Geschichten von Personen erzählt, die insbesondere durch die wunderbaren Naturbeschreibungen der Autorin glänzen. Wenig Spannung aber dafür gibt es hier sehr viel zu lernen.
Tauchgang in die Tiefe der Tierwelt
Absolut empfehlenswert. Eine Reise in die Tiefen der Mensch-Tier-Beziehung, die einen den Atem anhalten lässt.
Eigentlich interessant, aber sehr umständlich zu lesen
Hatte das Buch schon länger auf dem Schirm, da es mir empfohlen wurde. Mag sonst diese Art von Büchern sehr - hier aber leider schlecht umgesetzt. Wir begleiten drei Personen über verschiedene Epochen und mit dabei ist immer die Seekuh. Es kommen aber grundsätzlich verschiedene bis heute ausgestorbene Arten vor. Eigentlich eine wichtige Thematik, aber der Stil ist sowas von umständlich und holprig. Zu viele kurze Abschnitte, zu viele Orts-und Personenwechsel, sodass ich nie wirklich in die Geschichte hineingekommen bin. Gab aber auch Abschnitte, die ich gut fand und genossen habe. Leider aber im Grossen und Ganzen eine Enttäuschung, bzw. nichts für mich.
In diesem Roman dient die Stellersche Seekuh als Ausgangspunkt dafür, zu zeigen, wie anmaßend wir Menschen im Hinblick auf die Natur und Tiere sind. Über drei Zeitebenen hinweg informiert sie über Wissenschaftler, Naturforscher und -schützer etc., die fremde Wesen erforschen, sich über die Natur hinwegsetzen und aufgrund des unbändigen Drangs, alles wissen und kategorisieren zu wollen, dafür sorgen, dass über Jahrzehnte hinweg immer wieder Tierarten ausgerottet werden. Der Roman enthält interessante Informationen, ist natürlich wahnsinnig aktuell und appelliert durchaus an unseren Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt. Meiner Meinung nach ist inhaltlich alles recht fundiert und gut recherchiert. Allerdings ist der Erzählstil doch recht ungewöhnlich. Sachlich, nüchtern und recht distanziert erinnert es eher an eine Schilderung von Ereignissen ohne jegliche emotionale Komponente. Klassische Protagonisten wie in Romanen üblich gibt es eigentlich so nicht, eher fügt sich alles dokumentarisch zusammen. Natürlich wäre hier die Spur Drama unangebracht, da es sonst vermutlich an Aussagekraft einbüßen würde. Dennoch tat ich mich schwer mit diesem Stil. Zudem enthält es doch einige Längen, die mich immer wieder die Seiten nur überfliegen ließen. Insgesamt lässt mich das Buch etwas zwiegespalten zurück, denn einerseits fehlt es an Handlung und Nahbarkeit, andererseits führt der Stil dazu, dass der Inhalt doch recht eindrücklich erscheint und die dahinter stehende Botschaft einen auf jeder Seite quasi anklangend entgegenspringt. So richtig glücklich war ich aber am Ende nicht mit dem Roman. Vielleicht ist er aber einfach nicht für mich geeignet, trotz des interessanten und aktuellen Inhalts.
Tolles (wissenschaftliches) Buch
Ein sehr schönes Buch. Es sind viele wissenschaftliche Fakten enthalten, was den Lesefluss in keiner Weise stört. Super interessant und lehrreich.
Ein wissenschaftlicher Roman über das Artensterben. Das Buch kann man sehr gut lesen, ist interessant und unterhaltsam. Es macht aber auch traurig und nachdenklich.
Es ist ein fast dokumentarischer Roman über die Ausrottung (eines) Lebewesens der sich über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten (1741 bis 2023) erstreckt. Die Autorin erzählt in ihrem Debüt, vom Aussterben der Stellerschen Seekuh, einem wunderbaren, riesigen Meeressäugetier, welches durch den Wissens- und Sammeldrang des Menschen ausgerottet wurde. • Ein klarer Pluspunkt des Romans ist die Dokumentation der Fülle an Informationen. Der Figurenaufbau erwies sich hingehen etwas ungünstig. Die ständig wechselnden Figuren und der sehr berichthaft anmutende Schreibstil ließen kaum Platz sich den Figuren anzunähern. Die menschlichen Grausamkeiten, den faszinierenden Tieren gegenüber, habe ich dennoch fassungslos verfolgt. • Im Dankeswort erwähnt die Autorin, dass 374 Arten, während des Verfassens des Buches, ausgestorben sind und verdeutlicht auch im Text, durch knallharte Zahlen, wie zerstörerisch der Mensch auf dem Erdball handelt. Durch die heutige Aktualität verdient dieser Roman auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit und die Beschäftigung damit lohnt sich. Inhaltlich ein sehr wichtiger und lesenswerter Roman, der literarisch dem inhaltlichen Appell hinterherhinkt.
Lesenswert für alle Naturfreunde. Zwischendurch macht es einen sehr traurig, es geht schließlich eigentlich um das Aussterben von Arten, aber man blickt auch durch die Menschen der damaligen Zeit darauf, die es zuerst nie für möglich gehalten, dass der Mensch so etwas zustande bringen könnte. Größtenteils eher wie ein Roman als ein Sachbuch geschrieben, sodass man sich den Menschen darin viel nahbarer fühlt. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Frauen gelenkt, die in der Geschichte involviert waren, ja es gab sie.
Eindrücklich und überraschend packend.
Es kommt einer Kunst gleich, Sachbücher so auf Papier zu bringen, dass sie weder trocken, noch langweilig für den Leser werden. Iida Turpeinen hat dies glanzvoll mit "Das Leben des Wesens" geschafft. Mit einer Symbiose aus überlieferter Erzählung und Vorstellungskraft, haucht Turpeinen ausgestorbenen Lebewesen wieder Atem ein. Sie erschafft Faszination für die Welt, die einst war und nie wieder so sein wird. In "Das Wesen des Lebens" wird das Aussterben verschiedenster Lebewesen thematisiert. Im Vordergrund steht hierbei die Stellersche Seehkuh, die ihren Namen ihrem Entdecker zu verdanken hat. Einst als größte Seekuh der Meere, schwamm sie gemächlich und ruhig durch die Tiefen des Wassers, doch jeder Teil an ihr war wertvoll. Damals war den Menschen gar nicht bewusst, dass sie für das Ausrotten einer Art verantwortlich sein könnten. Für mich war die Entwicklung spannend zu lesen. Mit jeder Seite stieg das Bewusstsein der Forscher über die Taten der Menschen. Detailliert wird geschildert, wie verschiedenste Menschen, Umstände und Handlungen entlang eines roten Strangs zu einem spezifischen Ereignis führen können und wie wenig daran geändert werden müsste, um den Lauf der Dinge komplett zu verändern. Der Roman wirkt sehr gut recherchiert und man bekommt einen erfrischend knackigen Rückblick in die Entwicklung der Tiere allgemein. Vom Meer zum Land und wieder zurück. Ich wusste nicht, dass dieses Thema so spannend sein kann, doch von diesem Buch kam ich kaum los. Deswegen kann ich es für jedermann empfehlen, denn vielleicht überrascht es euch genau wie mich. Am Ende findet sich die kleine Anmerkung: Während der Roman geschrieben wurde, sind 374 Arten ausgestorben. Wenn uns das nicht zu denken gibt, was braucht es mehr?
Bietet einen interessanten Einblick in die Gier des Menschen
Das Buch nimmt uns mit auf die Reise bei der Begegnung Mensch mit der Seekuh. Hierbei gliedert es sich in 3 sehr unterschiedliche Abschnitte, die dennoch scharfsinnig und z.T. recht bedrückend daher kommen. Es ist keine Dokumentation, denn die Ereignisse werden, wie in einem Roman, anhand von Figuren mit ihren Handlungen und Geschichten erläuert. Man lernt den Beginn der Naturforschung kennen mit all seiner Schönheit, aber auch die daraus entstandenen tiefen Probleme. So werden menschliche Gier, Überlebensinstinkt und die brutalen Ausmaße der Seefahrten beleuchtet. Insgesamt für mich mal etwas ganz anderes. Es war ein interessanter Blickwinkel. Ich habe historisch und biologisch betrachtet definitiv etwas dazu gelernt. Einen Stern Abzug gibt es von mir für die Sprache. Der Stil passt zum Thema. Es liest sich sehr wissenschaftlich mit eher kurzen, einfachen Sätzen. Gerade am Anfang war es für mich schwer und es kam kein Lesefluss auf. Zum Thema des Buches passt der Stil aber und das ist Geschmackssache. Wer mal etwas anderes lesen möchte, sich für Natur und Entdeckungsreise interessiert...kann hier auf seine Kosten kommen.