Maifliegenzeit: Roman. »Für mich die Nummer eins auf der Bücherliste des Frühjahrs.« NDR Kultur, Claudia Ingenhoven
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"Wo die Ungewissheit endet, sagte mein Vater vor langer Zeit einmal, beginnt das Träumen." "Dass Daniel nicht mehr lebte, verstand ich erst an dem Tag, als ich sein Grab aushob." Hans und Kathrin bekommen ihr Wunschkind und sind überglücklich, bis sie ein paar Stunden nach der Geburt von den Ärzten die schreckliche Nachricht bekommen, dass der kleine Daniel einen Herzfehler hatte und auf dem Weg zur Kinderklinik verstorben sei. Kathrin ist sich sicher, dass Daniel lebt, sie spürt es als Mutter, möchte Nachforschungen anstellen. Doch Hans dagegen ist überzeugt, dass das nicht stimmt und unterstützt sie nicht, flüchtet vor Gesprächen mit ihr ständig an den Fluss zum Angeln. Es kommt zur Trennung, wenige Jahre später, kurz bevor Kathrin an Krebs stirbt, nimmt sie ihm das Versprechen ab nach Daniel zu suchen. Mehr möchte ich zum Inhalt und wie es weitergeht gar nicht sagen, wenn ihr euch dem Thema "vorgetäuschter Säuglingstod" gewachsen fühlt lest es selbst , es würde zuviel vorwegnehmen. Es ist unfassbar und schrecklich, dass sowas tatsächlich geschehen ist, obwohl dieses Buch auf keinem bestimmten Vorfall beruht, ich als Mutter war beim Lesen fassungslos. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm und treffend. Allerdings hätte es für mich ein bisschen weniger Angeln sein dürfen 😀, wobei es für Hans eben genau der Weg war, damit fertig zu werden, aus der Realität zu fliehen und den Verlust zu akzeptieren. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung ⭐ von mir
Zwangadoption in der DDR
Hans' Baby stirbt bei dessen Geburt. 40 Jahre später ruft dieser Sohn ihn an. Welche Gefühle ruft das hervor? Welche Erwartungen stehen im Raum? Darum geht es in diesem Buch. Es arbeitet nicht auf, was passiert ist, sondern fängt diese ersten Momente einer neuen Verbindung und das Gefühlschaos ein. Ich persönlich hätte gern mehr über die Umstände erfahren, trotzdem ist dieses Buch sehr gut geschrieben.
Ich weiß gar nicht genau was ich zu diesem dünnen Büchlein sagen soll! Einfach nur erschreckend und unvorstellbar was da früher passiert ist. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, obwohl es sehr bedrückend ist.
Nachbemerkung des Autors: "Karin S. aus Sachsen-Anhalt, deren Geschichte Grundlage für dieses Buch ist, sucht noch immer." Ein Satz, der mir nach Beendigung des Buches beinahe das Herz bricht. Dieser Roman basiert auf historischen Begebenheiten in der DDR, als Babys den leiblichen Eltern gegenüber als tot erklärt wurden und dann zur Adoption freigegeben wurden. Ganz vorsichtig, wie ein Fliegenfischer beim Angeln, wird hier die Geschichte von Hans und Karin erzählt, dessen Sohn Daniel angeblich bei der Geburt starb. Wie Karin das nicht glauben kann und keine Ruhe gibt. Und Hans es nicht mehr hören kann und Zuflucht in der Natur und beim Angeln sucht. Die Beziehung zerbricht daran. Ich fand die Gegenüberstellung vom Angeln, der Zartheit und des Lebenszyklus der Maifliege, hin zu der Suche nach Daniel ganz wunderbar gelungen. Immer wieder folgen Kapitel über die Suche nach dem Sohn, Kapitel über die Klugheit der Fische, wie behutsam man hier vorgehen muss, um diese fangen zu können und ich verstand diese Erzählungen als Metapher. "Das Fliegenfischen hat mir zwar nicht geholfen, alles, was geschehen war, zu verstehen oder hinter mir zu lassen, aber ich fand Trost im Versuch, einen Fisch zu fangen, in der kunstvollen Imitation der Natur, in der beständigen Gegenwart des Flusses, der Geheimnisse barg und sie dann und wenn auch preisgab." Ich finde dieser Satz beschreibt diesen Roman ganz wunderbar! Große Leseempfehlung!
Ein Buch über das unrühmliche Kapitel der Zwangsadoptionen in der DDR ❤️🩹
In „Maifliegenzeit“ beschäftigt sich Matthias Jügler mit einem spannenden und bewegenden Teil der ostdeutschen Geschichte und erzählt über ein dunkles Kapitel der DDR. „"Daniel hat angerufen", sagte sie, mit trockener und brüchiger Stimme. Daniel, mein einziges Kind, das seit 40 Jahren tot ist (…). Sie sagte das in einem Ton, der sowohl feierlich als auch besorgt klang, als wüsste sie nicht, wie ich reagieren würde (…) was diese drei Worte auslösen würden.“ Diese Zeilen werfen natürlich die Frage auf, was wohl bei Daniels Geburt passiert ist. Wir erfahren vom Ich-Erzähler Hans, dass sein Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist. Mittlerweile ist er nicht mehr mit seiner damaligen Ehefrau Katrin liiert, sondern hat eine neue Partnerin zehn Jahre zuvor kennengelernt. Doch er denkt zurück an den Tag der Geburt und führt sich Katrins Zweifel vor Augen: Warum durften sie das Kind nicht sehen? Es hatte doch kräftig geschrien.. Der pensionierter Lehre Hans unterschrieb damals mitteilnahmslos die vorgelegten Formulare und beschwichtigte die wiederkehrenden Zweifel seiner Frau - sie solle die Wahrheit akzeptieren - was schlussendlich zu einer Trennung führte. Kurz vor ihrem Tod, Jahre später, bat Katrin Hans den mysteriösen Umständen des Todes ihres Kindes nachzugehen. 1989 mit der Wende erfährt er durch die Geburtsklinik, dass Akten existieren, aber er sie nicht einsehen darf. Eine Rechtsmedizinerin, die zunächst ihre Hilfe suggerierte, revidierte diese dann doch, was zu einer Resignation von Hans führte. Die Anglerei bot ihm die gesuchte Ablenkung, die gleichzeitig auch eine zweite Ebene für den Autor Matthias Jügler in dieser Geschichte darstellte. Für mich leider jedoch eine Ebene, die absolut überrepräsentiert war in diesem Buch. Ich hätte mir weniger Fisch und mehr ostdeutsche Geschichte, bzw. eine andere Art der Versinnbildlichung gewünscht, da das Thema meiner Meinung nach viel zu viel Raum eingenommen hat in einem Buch, in dem ich mehr über das Verschwinden eines Kindes in der DDR und die diversen Strukturen, die so etwas möglich machten, erfahren wollte - schade! Hans sitzt also tagelang am Fluss, sinniert über das Erscheinungsbild und sämtliche Eigenarten von Fischen. „Die prahlen mit ihrer Schönheit - die rotflossige und golden glänzende Rotfeder zum Beispiel, oder die Äsche, die ihre große, fahnenartige Rückenflosse stolz wie einen Irokesenschnitt trägt (…) Brassen hingegen halten sich in diesen Dingen bedeckt.“ Als Hans seinen verschollenen Sohn ausfindig macht, bleibt dieser zunächst reserviert. Erst vor kurzem hat er von seiner Adoption erfahren - durch einen Auszug aus dem Geburtenregister, den er aufgrund seiner Heirat benötigte. Hans’ Erklärung über ihn, den totgeglaubten Sohn, nimmt er ihm nicht ab - er ist empört, da er die ganze Zeit mit einer anderen Geschichte lebte. Die reichlichen Naturbeschreibungen muten als Allegorie dessen an, was sich zwischen Vater und Sohn abspielt - eine spannungsgeladene Geschichte nimmt ihren Lauf. Die titelgebenden Maifliegen führen ein Leben im Verborgenen. Um Pfingsten herum aber kommen sie zu Tausenden an die Oberfläche, um sich zu paaren, Eier zu legen und zu sterben: ein Fest für Fische und Angler. Die Maifliegen sind die Versinnbildlichung eines Toten, der eines Tages überraschend anruft und damit ebenfalls aus dem Verborgenen heraustritt. Der Autor Matthias Jügler thematisiert mit „Maifliegenzeit“ das unrühmliche Kapitel der Zwangsadoptionen, bei denen man Eltern, die als „ Staatsfeinde“ galten, ihre Kinder wegnahm und zur Adoption freigab - ein realer Fall stellt die Grundlage seines Romans dar. Für mich ein Thema, über das ich mit diesem Buch das zum ersten Mal etwas las und was mir vor Augen führte, wie schwer es sein kann, eine einmal verinnerlichte Wahrheit zu revidieren - aber was mir auch verdeutlichte: Es lohnt sich.
Wahnsinn- ich hoffe so, dass es so was wie eine Endabrechnung gibt.
Die Geschichte ist unglaublich bedrückend. Sehr beklemmend… Die Umsetzung- weiß nicht. Ich hatte vorher von Benedikt Wells das Buch die Geschichte in uns gelesen. Man kann einiges über das Angeln/ Fischen lernen. Es ist schnell gelesen und auf jeden Fall lesenswert. In der onleihe zu finden.
In Maikäferfliegenzeit geht es um Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR. Ein junges Paar verliert angeblich sein Baby kurz nach der Geburt, es sei tot geboren. Die Frau wird daran zugrunde gehen, dass sie es nicht glaubt und ihr Mann möchte das Kapitel abschließen und nie wieder daran denken, dass das Kind doch noch leben könnte. 40 Jahre später, seine Frau schon lange verstorben, erfährt er, dass sie Recht hatte. Ihr gemeinsamer Sohn lebt. Doch der hat sein Leben lang ein ganz anderes Narrativ erzählt bekommen. Ein erschütterndes und sehr berührendes Buch über einen ganz dunklen Teil der ostdeutschen Geschichte.
So viel Inhalt auf so wenig Seiten
Es ist eine Kunst eine gute Geschichte auf wenig Seiten zu erzählen. Das ist dem Autor hier gelungen. Erzähltechnisch und sprachlich unglaublich stark erzählt der Autor über das Thema Zwangsadoption und Säuglingsentzug in der ehemaligen DDR. Ein Buch, das sehr lange nach halt. Volle fünf Sterne
Poetisch und traurig!
Das Buch behandelt das Verbrechen eines vorgetäuschten Säuglingstods in der DDR. In der Nachbemerkung des Buches wird erwähnt, dass diese Verbrechen bisher kaum erforscht sind. Es gibt bisher drei geklärte Fälle und ca. 2.000 Verdachtsfälle. Die Geschichte hat einen wahren Hintergrund, den von Karin S. aus Sachsen-Anhalt, die bis heute sucht. Der Ich-Erzähler Hans schildert sein Leben in den späten 70er Jahren, als er mit Mitte 20 mit seiner damaligen Freundin ein Kind erwartete, dass nach Auskunft der Ärzte kurze Zeit nach der Geburt verstorben ist. Es gibt viele Ungereimtheiten und offene Fragen, die durch das Krankenhaus und die Behörden nicht beantwortet werden. Aufgrund der Trauer und der damit verbundenen Sprachlosigkeit zwischen den Eltern zerbricht die Beziehung. Wir begleiten Hans in der Reflexion des Geschehenen ca. 40 Jahre später. Er beschreibt, wie er die Trauer verdrängt, sich ein neues Leben aufgebaut und nach der Wende nochmals versucht hat, Antworten auf die offenen Fragen zu erhalten. Am Ende wird nicht alles gut, aber es gibt Hoffnung. Besonders berührt haben mich die Naturbeschreibungen zur Unstrut und den Erfahrungen zum Fischen, das für Hans ein gutes Ventil zum Umgang mit den Geschehnissen darstellte. Gerne hätte ich mich beim Lesen ans Ufer gesetzt und den Anglern beim Fliegenfischen zugeschaut. Ich kann das Buch bzw. den kurzen Text sehr empfehlen.
Ein Buch, das ein hartes Thema behandelt! Der Autor Schaft es auf knapp 150 Seiten, dieses so gut zu behandeln dass ich das Buch garnicht mehr weglegen wollte!
Beiträge
"Wo die Ungewissheit endet, sagte mein Vater vor langer Zeit einmal, beginnt das Träumen." "Dass Daniel nicht mehr lebte, verstand ich erst an dem Tag, als ich sein Grab aushob." Hans und Kathrin bekommen ihr Wunschkind und sind überglücklich, bis sie ein paar Stunden nach der Geburt von den Ärzten die schreckliche Nachricht bekommen, dass der kleine Daniel einen Herzfehler hatte und auf dem Weg zur Kinderklinik verstorben sei. Kathrin ist sich sicher, dass Daniel lebt, sie spürt es als Mutter, möchte Nachforschungen anstellen. Doch Hans dagegen ist überzeugt, dass das nicht stimmt und unterstützt sie nicht, flüchtet vor Gesprächen mit ihr ständig an den Fluss zum Angeln. Es kommt zur Trennung, wenige Jahre später, kurz bevor Kathrin an Krebs stirbt, nimmt sie ihm das Versprechen ab nach Daniel zu suchen. Mehr möchte ich zum Inhalt und wie es weitergeht gar nicht sagen, wenn ihr euch dem Thema "vorgetäuschter Säuglingstod" gewachsen fühlt lest es selbst , es würde zuviel vorwegnehmen. Es ist unfassbar und schrecklich, dass sowas tatsächlich geschehen ist, obwohl dieses Buch auf keinem bestimmten Vorfall beruht, ich als Mutter war beim Lesen fassungslos. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm und treffend. Allerdings hätte es für mich ein bisschen weniger Angeln sein dürfen 😀, wobei es für Hans eben genau der Weg war, damit fertig zu werden, aus der Realität zu fliehen und den Verlust zu akzeptieren. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung ⭐ von mir
Zwangadoption in der DDR
Hans' Baby stirbt bei dessen Geburt. 40 Jahre später ruft dieser Sohn ihn an. Welche Gefühle ruft das hervor? Welche Erwartungen stehen im Raum? Darum geht es in diesem Buch. Es arbeitet nicht auf, was passiert ist, sondern fängt diese ersten Momente einer neuen Verbindung und das Gefühlschaos ein. Ich persönlich hätte gern mehr über die Umstände erfahren, trotzdem ist dieses Buch sehr gut geschrieben.
Ich weiß gar nicht genau was ich zu diesem dünnen Büchlein sagen soll! Einfach nur erschreckend und unvorstellbar was da früher passiert ist. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, obwohl es sehr bedrückend ist.
Nachbemerkung des Autors: "Karin S. aus Sachsen-Anhalt, deren Geschichte Grundlage für dieses Buch ist, sucht noch immer." Ein Satz, der mir nach Beendigung des Buches beinahe das Herz bricht. Dieser Roman basiert auf historischen Begebenheiten in der DDR, als Babys den leiblichen Eltern gegenüber als tot erklärt wurden und dann zur Adoption freigegeben wurden. Ganz vorsichtig, wie ein Fliegenfischer beim Angeln, wird hier die Geschichte von Hans und Karin erzählt, dessen Sohn Daniel angeblich bei der Geburt starb. Wie Karin das nicht glauben kann und keine Ruhe gibt. Und Hans es nicht mehr hören kann und Zuflucht in der Natur und beim Angeln sucht. Die Beziehung zerbricht daran. Ich fand die Gegenüberstellung vom Angeln, der Zartheit und des Lebenszyklus der Maifliege, hin zu der Suche nach Daniel ganz wunderbar gelungen. Immer wieder folgen Kapitel über die Suche nach dem Sohn, Kapitel über die Klugheit der Fische, wie behutsam man hier vorgehen muss, um diese fangen zu können und ich verstand diese Erzählungen als Metapher. "Das Fliegenfischen hat mir zwar nicht geholfen, alles, was geschehen war, zu verstehen oder hinter mir zu lassen, aber ich fand Trost im Versuch, einen Fisch zu fangen, in der kunstvollen Imitation der Natur, in der beständigen Gegenwart des Flusses, der Geheimnisse barg und sie dann und wenn auch preisgab." Ich finde dieser Satz beschreibt diesen Roman ganz wunderbar! Große Leseempfehlung!
Ein Buch über das unrühmliche Kapitel der Zwangsadoptionen in der DDR ❤️🩹
In „Maifliegenzeit“ beschäftigt sich Matthias Jügler mit einem spannenden und bewegenden Teil der ostdeutschen Geschichte und erzählt über ein dunkles Kapitel der DDR. „"Daniel hat angerufen", sagte sie, mit trockener und brüchiger Stimme. Daniel, mein einziges Kind, das seit 40 Jahren tot ist (…). Sie sagte das in einem Ton, der sowohl feierlich als auch besorgt klang, als wüsste sie nicht, wie ich reagieren würde (…) was diese drei Worte auslösen würden.“ Diese Zeilen werfen natürlich die Frage auf, was wohl bei Daniels Geburt passiert ist. Wir erfahren vom Ich-Erzähler Hans, dass sein Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist. Mittlerweile ist er nicht mehr mit seiner damaligen Ehefrau Katrin liiert, sondern hat eine neue Partnerin zehn Jahre zuvor kennengelernt. Doch er denkt zurück an den Tag der Geburt und führt sich Katrins Zweifel vor Augen: Warum durften sie das Kind nicht sehen? Es hatte doch kräftig geschrien.. Der pensionierter Lehre Hans unterschrieb damals mitteilnahmslos die vorgelegten Formulare und beschwichtigte die wiederkehrenden Zweifel seiner Frau - sie solle die Wahrheit akzeptieren - was schlussendlich zu einer Trennung führte. Kurz vor ihrem Tod, Jahre später, bat Katrin Hans den mysteriösen Umständen des Todes ihres Kindes nachzugehen. 1989 mit der Wende erfährt er durch die Geburtsklinik, dass Akten existieren, aber er sie nicht einsehen darf. Eine Rechtsmedizinerin, die zunächst ihre Hilfe suggerierte, revidierte diese dann doch, was zu einer Resignation von Hans führte. Die Anglerei bot ihm die gesuchte Ablenkung, die gleichzeitig auch eine zweite Ebene für den Autor Matthias Jügler in dieser Geschichte darstellte. Für mich leider jedoch eine Ebene, die absolut überrepräsentiert war in diesem Buch. Ich hätte mir weniger Fisch und mehr ostdeutsche Geschichte, bzw. eine andere Art der Versinnbildlichung gewünscht, da das Thema meiner Meinung nach viel zu viel Raum eingenommen hat in einem Buch, in dem ich mehr über das Verschwinden eines Kindes in der DDR und die diversen Strukturen, die so etwas möglich machten, erfahren wollte - schade! Hans sitzt also tagelang am Fluss, sinniert über das Erscheinungsbild und sämtliche Eigenarten von Fischen. „Die prahlen mit ihrer Schönheit - die rotflossige und golden glänzende Rotfeder zum Beispiel, oder die Äsche, die ihre große, fahnenartige Rückenflosse stolz wie einen Irokesenschnitt trägt (…) Brassen hingegen halten sich in diesen Dingen bedeckt.“ Als Hans seinen verschollenen Sohn ausfindig macht, bleibt dieser zunächst reserviert. Erst vor kurzem hat er von seiner Adoption erfahren - durch einen Auszug aus dem Geburtenregister, den er aufgrund seiner Heirat benötigte. Hans’ Erklärung über ihn, den totgeglaubten Sohn, nimmt er ihm nicht ab - er ist empört, da er die ganze Zeit mit einer anderen Geschichte lebte. Die reichlichen Naturbeschreibungen muten als Allegorie dessen an, was sich zwischen Vater und Sohn abspielt - eine spannungsgeladene Geschichte nimmt ihren Lauf. Die titelgebenden Maifliegen führen ein Leben im Verborgenen. Um Pfingsten herum aber kommen sie zu Tausenden an die Oberfläche, um sich zu paaren, Eier zu legen und zu sterben: ein Fest für Fische und Angler. Die Maifliegen sind die Versinnbildlichung eines Toten, der eines Tages überraschend anruft und damit ebenfalls aus dem Verborgenen heraustritt. Der Autor Matthias Jügler thematisiert mit „Maifliegenzeit“ das unrühmliche Kapitel der Zwangsadoptionen, bei denen man Eltern, die als „ Staatsfeinde“ galten, ihre Kinder wegnahm und zur Adoption freigab - ein realer Fall stellt die Grundlage seines Romans dar. Für mich ein Thema, über das ich mit diesem Buch das zum ersten Mal etwas las und was mir vor Augen führte, wie schwer es sein kann, eine einmal verinnerlichte Wahrheit zu revidieren - aber was mir auch verdeutlichte: Es lohnt sich.
Wahnsinn- ich hoffe so, dass es so was wie eine Endabrechnung gibt.
Die Geschichte ist unglaublich bedrückend. Sehr beklemmend… Die Umsetzung- weiß nicht. Ich hatte vorher von Benedikt Wells das Buch die Geschichte in uns gelesen. Man kann einiges über das Angeln/ Fischen lernen. Es ist schnell gelesen und auf jeden Fall lesenswert. In der onleihe zu finden.
In Maikäferfliegenzeit geht es um Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR. Ein junges Paar verliert angeblich sein Baby kurz nach der Geburt, es sei tot geboren. Die Frau wird daran zugrunde gehen, dass sie es nicht glaubt und ihr Mann möchte das Kapitel abschließen und nie wieder daran denken, dass das Kind doch noch leben könnte. 40 Jahre später, seine Frau schon lange verstorben, erfährt er, dass sie Recht hatte. Ihr gemeinsamer Sohn lebt. Doch der hat sein Leben lang ein ganz anderes Narrativ erzählt bekommen. Ein erschütterndes und sehr berührendes Buch über einen ganz dunklen Teil der ostdeutschen Geschichte.
So viel Inhalt auf so wenig Seiten
Es ist eine Kunst eine gute Geschichte auf wenig Seiten zu erzählen. Das ist dem Autor hier gelungen. Erzähltechnisch und sprachlich unglaublich stark erzählt der Autor über das Thema Zwangsadoption und Säuglingsentzug in der ehemaligen DDR. Ein Buch, das sehr lange nach halt. Volle fünf Sterne
Poetisch und traurig!
Das Buch behandelt das Verbrechen eines vorgetäuschten Säuglingstods in der DDR. In der Nachbemerkung des Buches wird erwähnt, dass diese Verbrechen bisher kaum erforscht sind. Es gibt bisher drei geklärte Fälle und ca. 2.000 Verdachtsfälle. Die Geschichte hat einen wahren Hintergrund, den von Karin S. aus Sachsen-Anhalt, die bis heute sucht. Der Ich-Erzähler Hans schildert sein Leben in den späten 70er Jahren, als er mit Mitte 20 mit seiner damaligen Freundin ein Kind erwartete, dass nach Auskunft der Ärzte kurze Zeit nach der Geburt verstorben ist. Es gibt viele Ungereimtheiten und offene Fragen, die durch das Krankenhaus und die Behörden nicht beantwortet werden. Aufgrund der Trauer und der damit verbundenen Sprachlosigkeit zwischen den Eltern zerbricht die Beziehung. Wir begleiten Hans in der Reflexion des Geschehenen ca. 40 Jahre später. Er beschreibt, wie er die Trauer verdrängt, sich ein neues Leben aufgebaut und nach der Wende nochmals versucht hat, Antworten auf die offenen Fragen zu erhalten. Am Ende wird nicht alles gut, aber es gibt Hoffnung. Besonders berührt haben mich die Naturbeschreibungen zur Unstrut und den Erfahrungen zum Fischen, das für Hans ein gutes Ventil zum Umgang mit den Geschehnissen darstellte. Gerne hätte ich mich beim Lesen ans Ufer gesetzt und den Anglern beim Fliegenfischen zugeschaut. Ich kann das Buch bzw. den kurzen Text sehr empfehlen.
Ein Buch, das ein hartes Thema behandelt! Der Autor Schaft es auf knapp 150 Seiten, dieses so gut zu behandeln dass ich das Buch garnicht mehr weglegen wollte!