Tynset
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren und starb am 21. August 1991 in Poschiavo in der Schweiz. 1933 emigrierte er über England nach Palästina, wo er eine Schreinerlehre absolvierte. 1937 begann er an der Central School of Arts and Crafts (London) Malerei, Textilentwurf und Bühnenbildnerei zu studieren und nahm von London aus am Sommerkurs für Bühnenbild bei Emil Pirchan in Salzburg teil. Anfang 1939 gestaltete er in London am Tavistock Little Theatre sein erstes Bühnenbild. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Palästina zurück, arbeitete als Information Officer, war Englisch-Lehrer am British Institute und leitete zusammen mit einem Freund einige Zeit die Werbeagentur »HW«. Er beteiligte sich an Kunstausstellungen und veröffentlichte einige Gedichte, Essays und Kritiken. 1946 kehrte er nach London zurück, um Bühnenbildner zu werden, wurde aber für die Nürnberger Prozesse engagiert. Im Januar 1947 reiste er nach Nürnberg, dolmetschte für die amerikanische Besatzungsmacht und beteiligte sich wieder an Kunstausstellungen. 1949 zog er nach Ambach am Starnberger See, um als freier Maler und Grafiker zu arbeiten, schrieb im Januar 1950 aber eine Geschichte für Kinder – der Beginn seiner literarischen Karriere. Bereits 1951 wurde er zur Gruppe 47 eingeladen, 1955 erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden und im selben Jahr wurde zudem sein erstes Theaterstück von Gustav Gründgens uraufgeführt; ebenfalls in diesem Jahr begann er auch wieder zu malen. Nachdem er 1953 nach München gezogen war, übersiedelte er 1957 nach Poschiavo und widmete sich einer neuen Art von Theaterstücken, deren Besonderheiten er 1960 mit der Rede Über das absurde Theater fundierte. Anlässlich der Internationalen Theaterwoche der Studentenbühnen in Erlangen gehalten, sorgte diese für Aufsehen. Sein Prosabuch Tynset wurde 1966 mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Sein Bestseller Mozart (1977) beeinflusste das Theaterstück und den Film Amadeus. Seit 1961 beteiligte er sich wieder an Ausstellungen, seit 1965 wurde sein bildkünstlerisches Werk in rund fünfzig Einzelausstellungen gezeigt. 1980 hielt Hildesheimer die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele Was sagt Musik aus. Neben seinen literarischen Werken verfertigte Hildesheimer auch Collagen, die er in mehreren Bänden sammelte. Spektakulär war 1984 seine Ankündigung, angesichts der drohenden Umweltkatastrophe nicht mehr zu schreiben, sondern zur bildenden Kunst zurückzukehren.
Beiträge
Gedankenströme in einer schlaflosen Nacht können ungewöhnliche Wege nehmen. Man denkt an konkrete Erlebnisse, verfällt dann kurzzeitig in einen Halbschlaf mit traumähnlichen Zustand und vermischt Realität und Imaginationen. Dann ertappt man sich plötzlich, dass man über die Zukunft phantasiert hat. Solche Wellenbewegungen nehmen auch die Gedankengänge des namenlosen Protagonisten dieses Buchs. Und kehren dabei in kurzen Sequenzen immer mal wieder in das Jetzt zurück, in denen sich der Protagonist bewusst durch das leere Haus bewegt, das Bett wechselt, aus dem Fenster schaut. Das ist keine Erzählung, ein Buch ohne Handlung, irgendwie ein Versuch, die Belastungen aus vergangenen Traumata nicht zu erzählen, sondern über die beklemmenden Gedanken des Ich-Erzählers der Leserschaft näher zu bringen. Es erzeugte in mir ein ganz ungutes Gefühl, und ich musste mich wirklich zwingen, das Buch zu beenden, da sich vieles in mir weigerte, in die Gedanken eines anderen Menschen einzutauchen. Insofern fühle ich mich durch das Buch intellektuell und emotional einerseits überfordert, andererseits aber auch aufgrund der Kunst, durch Sprache solche Gefühle zu erzeugen, fasziniert. Die Seiten, in denen der Protagonist aus den Erlebnissen der Nacht erzählte oder wie er als Nazi-Jäger den vermeintlich unbescholtenen Mitbürgern hinterher spürte und sie aufschreckte, waren wie Oasen in dieser wilden Gedanken-Odyssee. Eine solche Oase sehnte auch der Protagonist herbei, quasi ein Zufluchtsort, der im Ruhe und Sicherheit schenkt. Dank des Studiums eines norwegischen Kursbuchs in dieser Nacht (was man halt so auf seinem Nachttisch zum Lesen liegen hat), bleibt er beim Zwischenhalt-Ort Tynset hängen und stilisiert diese Stadt zu einem Paradies hoch, ohne diese Häuseransammlung im norwegischen Nirgendwo zu kennen. Der bloße Klang des Namen weckt positive Assoziationen. Auch wenn das Buch traurig und dunkel ist, wenigstens ist es nicht hoffnungslos. Eine interessante Erfahrung beim Lesen, aber eine Erfahrung, die ich nicht bei jedem Buch brauche.
Gedankenströme in einer schlaflosen Nacht können ungewöhnliche Wege nehmen. Man denkt an konkrete Erlebnisse, verfällt dann kurzzeitig in einen Halbschlaf mit traumähnlichen Zustand und vermischt Realität und Imaginationen. Dann ertappt man sich plötzlich, dass man über die Zukunft phantasiert hat. Solche Wellenbewegungen nehmen auch die Gedankengänge des namenlosen Protagonisten dieses Buchs. Und kehren dabei in kurzen Sequenzen immer mal wieder in das Jetzt zurück, in denen sich der Protagonist bewusst durch das leere Haus bewegt, das Bett wechselt, aus dem Fenster schaut. Das ist keine Erzählung, ein Buch ohne Handlung, irgendwie ein Versuch, die Belastungen aus vergangenen Traumata nicht zu erzählen, sondern über die beklemmenden Gedanken des Ich-Erzählers der Leserschaft näher zu bringen. Es erzeugte in mir ein ganz ungutes Gefühl, und ich musste mich wirklich zwingen, das Buch zu beenden, da sich vieles in mir weigerte, in die Gedanken eines anderen Menschen einzutauchen. Insofern fühle ich mich durch das Buch intellektuell und emotional einerseits überfordert, andererseits aber auch aufgrund der Kunst, durch Sprache solche Gefühle zu erzeugen, fasziniert. Die Seiten, in denen der Protagonist aus den Erlebnissen der Nacht erzählte oder wie er als Nazi-Jäger den vermeintlich unbescholtenen Mitbürgern hinterher spürte und sie aufschreckte, waren wie Oasen in dieser wilden Gedanken-Odyssee. Eine solche Oase sehnte auch der Protagonist herbei, quasi ein Zufluchtsort, der im Ruhe und Sicherheit schenkt. Dank des Studiums eines norwegischen Kursbuchs in dieser Nacht (was man halt so auf seinem Nachttisch zum Lesen liegen hat), bleibt er beim Zwischenhalt-Ort Tynset hängen und stilisiert diese Stadt zu einem Paradies hoch, ohne diese Häuseransammlung im norwegischen Nirgendwo zu kennen. Der bloße Klang des Namen weckt positive Assoziationen. Auch wenn das Buch traurig und dunkel ist, wenigstens ist es nicht hoffnungslos. Eine interessante Erfahrung beim Lesen, aber eine Erfahrung, die ich nicht bei jedem Buch brauche.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren und starb am 21. August 1991 in Poschiavo in der Schweiz. 1933 emigrierte er über England nach Palästina, wo er eine Schreinerlehre absolvierte. 1937 begann er an der Central School of Arts and Crafts (London) Malerei, Textilentwurf und Bühnenbildnerei zu studieren und nahm von London aus am Sommerkurs für Bühnenbild bei Emil Pirchan in Salzburg teil. Anfang 1939 gestaltete er in London am Tavistock Little Theatre sein erstes Bühnenbild. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Palästina zurück, arbeitete als Information Officer, war Englisch-Lehrer am British Institute und leitete zusammen mit einem Freund einige Zeit die Werbeagentur »HW«. Er beteiligte sich an Kunstausstellungen und veröffentlichte einige Gedichte, Essays und Kritiken. 1946 kehrte er nach London zurück, um Bühnenbildner zu werden, wurde aber für die Nürnberger Prozesse engagiert. Im Januar 1947 reiste er nach Nürnberg, dolmetschte für die amerikanische Besatzungsmacht und beteiligte sich wieder an Kunstausstellungen. 1949 zog er nach Ambach am Starnberger See, um als freier Maler und Grafiker zu arbeiten, schrieb im Januar 1950 aber eine Geschichte für Kinder – der Beginn seiner literarischen Karriere. Bereits 1951 wurde er zur Gruppe 47 eingeladen, 1955 erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden und im selben Jahr wurde zudem sein erstes Theaterstück von Gustav Gründgens uraufgeführt; ebenfalls in diesem Jahr begann er auch wieder zu malen. Nachdem er 1953 nach München gezogen war, übersiedelte er 1957 nach Poschiavo und widmete sich einer neuen Art von Theaterstücken, deren Besonderheiten er 1960 mit der Rede Über das absurde Theater fundierte. Anlässlich der Internationalen Theaterwoche der Studentenbühnen in Erlangen gehalten, sorgte diese für Aufsehen. Sein Prosabuch Tynset wurde 1966 mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Sein Bestseller Mozart (1977) beeinflusste das Theaterstück und den Film Amadeus. Seit 1961 beteiligte er sich wieder an Ausstellungen, seit 1965 wurde sein bildkünstlerisches Werk in rund fünfzig Einzelausstellungen gezeigt. 1980 hielt Hildesheimer die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele Was sagt Musik aus. Neben seinen literarischen Werken verfertigte Hildesheimer auch Collagen, die er in mehreren Bänden sammelte. Spektakulär war 1984 seine Ankündigung, angesichts der drohenden Umweltkatastrophe nicht mehr zu schreiben, sondern zur bildenden Kunst zurückzukehren.
Beiträge
Gedankenströme in einer schlaflosen Nacht können ungewöhnliche Wege nehmen. Man denkt an konkrete Erlebnisse, verfällt dann kurzzeitig in einen Halbschlaf mit traumähnlichen Zustand und vermischt Realität und Imaginationen. Dann ertappt man sich plötzlich, dass man über die Zukunft phantasiert hat. Solche Wellenbewegungen nehmen auch die Gedankengänge des namenlosen Protagonisten dieses Buchs. Und kehren dabei in kurzen Sequenzen immer mal wieder in das Jetzt zurück, in denen sich der Protagonist bewusst durch das leere Haus bewegt, das Bett wechselt, aus dem Fenster schaut. Das ist keine Erzählung, ein Buch ohne Handlung, irgendwie ein Versuch, die Belastungen aus vergangenen Traumata nicht zu erzählen, sondern über die beklemmenden Gedanken des Ich-Erzählers der Leserschaft näher zu bringen. Es erzeugte in mir ein ganz ungutes Gefühl, und ich musste mich wirklich zwingen, das Buch zu beenden, da sich vieles in mir weigerte, in die Gedanken eines anderen Menschen einzutauchen. Insofern fühle ich mich durch das Buch intellektuell und emotional einerseits überfordert, andererseits aber auch aufgrund der Kunst, durch Sprache solche Gefühle zu erzeugen, fasziniert. Die Seiten, in denen der Protagonist aus den Erlebnissen der Nacht erzählte oder wie er als Nazi-Jäger den vermeintlich unbescholtenen Mitbürgern hinterher spürte und sie aufschreckte, waren wie Oasen in dieser wilden Gedanken-Odyssee. Eine solche Oase sehnte auch der Protagonist herbei, quasi ein Zufluchtsort, der im Ruhe und Sicherheit schenkt. Dank des Studiums eines norwegischen Kursbuchs in dieser Nacht (was man halt so auf seinem Nachttisch zum Lesen liegen hat), bleibt er beim Zwischenhalt-Ort Tynset hängen und stilisiert diese Stadt zu einem Paradies hoch, ohne diese Häuseransammlung im norwegischen Nirgendwo zu kennen. Der bloße Klang des Namen weckt positive Assoziationen. Auch wenn das Buch traurig und dunkel ist, wenigstens ist es nicht hoffnungslos. Eine interessante Erfahrung beim Lesen, aber eine Erfahrung, die ich nicht bei jedem Buch brauche.
Gedankenströme in einer schlaflosen Nacht können ungewöhnliche Wege nehmen. Man denkt an konkrete Erlebnisse, verfällt dann kurzzeitig in einen Halbschlaf mit traumähnlichen Zustand und vermischt Realität und Imaginationen. Dann ertappt man sich plötzlich, dass man über die Zukunft phantasiert hat. Solche Wellenbewegungen nehmen auch die Gedankengänge des namenlosen Protagonisten dieses Buchs. Und kehren dabei in kurzen Sequenzen immer mal wieder in das Jetzt zurück, in denen sich der Protagonist bewusst durch das leere Haus bewegt, das Bett wechselt, aus dem Fenster schaut. Das ist keine Erzählung, ein Buch ohne Handlung, irgendwie ein Versuch, die Belastungen aus vergangenen Traumata nicht zu erzählen, sondern über die beklemmenden Gedanken des Ich-Erzählers der Leserschaft näher zu bringen. Es erzeugte in mir ein ganz ungutes Gefühl, und ich musste mich wirklich zwingen, das Buch zu beenden, da sich vieles in mir weigerte, in die Gedanken eines anderen Menschen einzutauchen. Insofern fühle ich mich durch das Buch intellektuell und emotional einerseits überfordert, andererseits aber auch aufgrund der Kunst, durch Sprache solche Gefühle zu erzeugen, fasziniert. Die Seiten, in denen der Protagonist aus den Erlebnissen der Nacht erzählte oder wie er als Nazi-Jäger den vermeintlich unbescholtenen Mitbürgern hinterher spürte und sie aufschreckte, waren wie Oasen in dieser wilden Gedanken-Odyssee. Eine solche Oase sehnte auch der Protagonist herbei, quasi ein Zufluchtsort, der im Ruhe und Sicherheit schenkt. Dank des Studiums eines norwegischen Kursbuchs in dieser Nacht (was man halt so auf seinem Nachttisch zum Lesen liegen hat), bleibt er beim Zwischenhalt-Ort Tynset hängen und stilisiert diese Stadt zu einem Paradies hoch, ohne diese Häuseransammlung im norwegischen Nirgendwo zu kennen. Der bloße Klang des Namen weckt positive Assoziationen. Auch wenn das Buch traurig und dunkel ist, wenigstens ist es nicht hoffnungslos. Eine interessante Erfahrung beim Lesen, aber eine Erfahrung, die ich nicht bei jedem Buch brauche.