Saving Lucy

lehrreiches Abenteuer mit tierischen und menschlichen Schicksalen, schön und traurig zugleich

In "Saving Lucy" begleiten wir Ishbel Rose Holmes auf einer außergewöhnlichen Reise, welche nicht nur geografische Grenzen überschreitet, sondern auch die, die sie sich selbst auferlegt hat. Doch worum geht es denn überhaupt?! Es geht um die wahre Geschichte einer lebensverändernden Begegnung: Ishbel Holmes ist haltlos und allein, als sie sich auf den Weg macht, die Welt zu umradeln. Mutig und mit unerschütterlichem Optimismus sucht die ehemalige Profi-Rennradfahrerin das Abenteuer, hofft aber auch, den Geistern ihrer unruhigen Vergangenheit zu entkommen. Nichts und niemand soll sie aufhalten – doch als sie allein durch die Türkei fährt, kreuzt eine verletzte, ausgehungerte Straßenhündin ihren Weg und verändert ihr Leben für immer. Gemeinsam mit ihrer neuen Gefährtin, Lucy, macht sie sich auf den Weg, dem Versprechen eines neuen Lebens entgegen Stellt euch das nur mal ganz kurz vor, eine Frau, ganz alleine, radelt auf ihrem Fahrrad durch die Welt! Ich fand es wirklich interessant, die verschiedenen Orte mal aus der Sicht eines Fahrradsattels zu erleben, an Ort und Stelle zu zelten, weil es eben nicht anders geht und von der Hand in den Mund zu leben. Einzig und allein Ishbels Vertrauen in viele falsche Menschen fand ich an manchen Stellen etwas arg unvorsichtig. Natürlich habe ich mich auch nicht in ihrer recht speziellen Lage befunden, was es schwer macht, darüber zu "urteilen". Dennoch ist es traurig zu lesen, wie dieses Vertrauen immer wieder ausgenutzt wird. Ihre negativen Erlebnisse, vorrangig mit Männern, verdeutlichen wieder einmal die äußerst hässlichen Seiten bestimmter Menschen. Trotz alledem beeindruckt Ishbel aber als starke Frau, die für ihre Überzeugungen einsteht. Es ist für mich unbegreiflich, wie sie trotz der vielen sexuellen Belästigungen keine Verbitterung gegenüber den ganzen anderen fremden Menschen entwickelt hat. Stattdessen bleibt sie offen und mitfühlend, was ihr ungebrochenes Vertrauen für das Gute im Menschen zeigt. Ein besonderer Höhepunkt der Geschichte ist natürlich auch die Beziehung zwischen Ishbel und der Straßenhündin Lucy. Ich fand es so schön mit anzusehen, wie viel Ishbel von Lucy lernen konnte und wie diese überaus freundliche Hündin ihre Rettung war, obwohl doch ursprünglich Ishbel Lucy gerettet hat... Wer hat letztendlich also wen gerettet? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und zeigt die tiefe Bedeutung von gegenseitiger Unterstützung und Freundschaft. Die Liebe eines Hundes kann so bedeutsam sein, dass sie Auswirkungen auf dein ganzes weiteres Leben hat. Diese Botschaft hat mich sehr berührt, da ich mich selbst in dieser Denkweise wiederfinde. Allerdings war es auch erschütternd zu lesen, wie Tiere im Ausland, in diesem Fall in der Türkei, behandelt werden. Als jemand, der die unmenschliche Behandlung vieler Straßentiere selbst schon mit eigenen Augen in diversen Ländern miterlebt hat, schmerzt es mich jedes Mal aufs Neue darüber zu lesen. Das Buch macht auf diese Missstände aufmerksam und zeigt, wie Ishbel zu einer starken Verfechterin der Tierrechte und auch zu der ihrer eigenen Rechte wird. "Saving Lucy" ist demnach so viel mehr als eine alltägliche Hundegeschichte. Es ist eine Geschichte über den persönlichen Kampf mit sich selbst, über die Suche nach dem eigenen Ich, sowie nach Akzeptanz. Ishbels und Lucys Reise zu verfolgen war für mich als Hundemami und Tierschützerin nochmals besonders schön und traurig zugleich. Doch die Geschichte an sich ist universell und für jeden Leser ein lehrreiches Abenteuer, denn sie spricht nicht nur tierische Schicksale an, sondern auch menschliche. Die Autorin berichtet übrigens auch äußerst offen über ihre traumatische Vergangenheit und ermutigt dazu, sich selbst zu finden und zu akzeptieren. Ishbels Mut und Entschlossenheit, gepaart mit Lucys bedingungsloser Liebe, haben diese Geschichte für mich zu einem wirklich wundersamen Leseerlebnis gemacht. Eine Ode an die Menschlichkeit, die Freundschaft und die unerschütterliche Kraft der Liebe – sowohl zwischen Mensch und Tier als auch im Umgang mit sich selbst.

Herzzerreißendes Buch über Lucy die Straßenhündin