Persepolis
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'Persepolis' ist ein autobiographischer Comic, der bereits vor 20 Jahren veröffentlicht und 2021 neu aufgelegt wurde. Die Autorin, geboren und bis zu ihrem 14. Lebensjahr aufgewachsen im Iran, erzählt ihre Familien- und damit auch einen Teil ihrer Lebensgeschichte. Zuerst aus Sicht des Kindes, das sie mal war, schildert sie die Auswirkungen der Iranischen Revolution 1979. Was sich zuerst wie ein Befreiungsschlag anfühlt, wird schnell zu Unterdrückung - nicht nur von Frauen(rechten), sondern von allen Personen, die sich kritisch äußern. So muss Marjane Satrapi mehr als einmal miterleben, wie ihr geliebte Menschen weggenommen und ermordet werden. Mit 14 verlässt sie ihre Heimat und muss sich ganz allein in Wien ein neues Leben aufbauen. Dass dieses Vorhaben mit etlichen Herausforderungen verbunden ist, kann man sich gut vorstellen. Satrapi nimmt die Lesenden mit auf ihre Reise der Identitätssuche, die durch Sehnsucht, Schuldgefühle, Rassismus, Trotz und vieles mehr geprägt ist. Zum Glück hat mir ein Freund dieses Buch geschenkt, denn ich habe es an zwei Abenden verschlungen, mich in Satrapis Erzählweise verliebt und mich auch ein bisschen verloren in ihren Bildern, ihrem Humor und der Tragik, die stets vordergründig ist. Trotz der Zerrissenheit ist es ein Buch voll Liebe und Widerstand, das in mir große Bewunderung für Marjane Satrapi und ihre Familie hervorgerufen hat. Lest unbedingt dieses Buch! Übersetzt von Stephan Pörtner. CN: Kr1eg, Polizeig3walt, F0lter, T0d, M0rd, Verg3waltigung, Fatsham1ng, Ras$ismus, Able1smus, Su1zid
Positiv überrascht!
Ich musste es für die Uni lesen. Es war mein erstes Graphic Novel und meine Zweifel gegenüber dem Format wurden beseitigt. Satrapi stellt autobiografisch eine wichtige Geschichte vor, die in Deutschland zu wenig diskutiert wird.
Der Zeichenstil gefällt mir weil er nicht zu sehr von der Story ablenkt. Die Geschichte ist sehr interessant und auch emotional und vermittelt gut wie es den Leuten im Iran geht oder den Iraner im Ausland
Bei autobiographischen Werken widerstrebt es mir, sie nach meinen normalen Kriterien zu besprechen, wie "Originalität", "Spannungsbogen" oder "Charakterentwicklung" – denn sie sind eben so originell und spannend wie das Leben, und die Charaktere entwickeln sich für gewöhnlich so, wie sie es in Wirklichkeit taten. Wie soll man das objektiv bewerten? Deswegen möchte ich nur ein paar Gedanken zu diesem Comic mit euch teilen: "Persepolis" ist ursprünglich zwischen 2000 bis 2003 in vier kürzeren Einzelbänden auf Französisch erschienen. Es folgten Übersetzungen in verschiedene Sprachen sowie diverse Auszeichnungen, 2007 wurde die Geschichte als Zeichentrickfilm umgesetzt. Auch achtzehn Jahre nach dem ursprünglichen Erscheinen des ersten Bandes ist "Persepolis" in meinen Augen immer noch immens wichtig, denn es ermöglicht dem Leser, hinter die Kulissen des Islamischen Regimes zu blicken. Und dort sieht man zwar auch Menschen, die den Vorurteilen entsprechen – fanatisch oder zumindest sehr rigide in ihren religiösen Ansichten –, aber vor allem Menschen, deren Hoffnungen und Träume ein ganz anderes Bild zeichnen. Eltern, die sich mehr Bildungsmöglichkeiten für ihre Töchter wünschen. Frauen, die als kleiner Akt der Rebellion Jeans unter dem Hidsch_b tragen. (Was schon zur Verhaftung führen kann, wenn sie der Sittenpolizei in die Arme laufen.) Kurz gesagt: Menschen, die sich gar nicht mal so sehr von uns unterscheiden, nur leben sie in Umständen, die ihre Freiheit gravierend beschneiden. Wer zum Zeitpunkt der Revolution von 1979 noch nicht geboren oder sehr jung war, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass sich die Frauen im Iran nicht immer schon verschleiern mussten. Aber Marjane Satrapi erinnert sich noch gut an eine Zeit, als ihre Mutter westliche Kleidung trug und die Nachbarin sogar vorzugsweise im knappen Minirock herumlief. Marjane war zehn Jahre alt, als sie plötzlich ihre liberale Schule verlassen und in ihrer neuen religiösen Schule Verschleierung tragen musste. Die kleinen Mädchen, die sich der Gefahr nicht bewusst sind, rebellieren, werfen ihre Kopftücher von sich oder knüpfen sie zu einem Springseil zusammen. Aber es dauert nicht lange, bis sie sich zweimal am Tag Musik anhören müssen, die die "Märtyrer" preist, und sich dabei wiederholt heftig gegen die Brust schlagen. Und das ist erst der Beginn. Die Autorin schildert ihre Erlebnisse in den folgenden Jahren, während Revolution und Krieg, mit viel Humor, ohne die Tragik zu schmälern, bei der einem manchmal die Luft wegbleibt – auch dann, wenn man den Luxus genießt, in einem freien Land gemütlich mit dem Comic auf dem Sofa zu sitzen. Vor allem bringt sie dem Leser die Menschen näher, die nichts von all dem wollten, aber machtlos waren, es zu stoppen. Die das alles nicht verdient haben, und dazu gehört, dass sie es nicht verdient haben, pauschal als Fanatiker und Terroristen betrachtet zu werden. Marjane selber ist ein entschlossenes intelligentes Mädchen, manchmal stur, manchmal frech, oft am Rande dessen, was noch sicher ist. Als Teenager kauft sie Musikkassetten und Anstecker auf dem Schwarzmarkt, trägt eine Jeansjacke über dem Schleier oder widerspricht wütend der Propaganda ihrer Lehrerin – was letztendlich dazu führt, dass ihre Eltern sie zu ihrer eigenen Sicherheit aus dem Land schaffen, nach Wien, wo sie sich entwurzelt fühlt und jeden Halt verliert. Ich rechne es der Autorin hoch an, dass sie ihr eigenes Verhalten mit schonungsloser Ehrlichkeit schildert, ohne Entschuldigungen dafür zu finden. Denn sie ist nicht perfekt, sie tut sogar Dinge, die ich schockierend fand - einmal denunziert sie zum Beispiel einen unschuldigen Mann, um die Sittenwache von sich abzulenken, was in krassen Kontrast zu dem steht, was sie eigentlich denkt und glaubt. Dieser Comic zeigt, was ständige Angst aus Menschen macht – aber auch, dass es immer Widerstand gibt und dass Liebe und Mitgefühl noch unter schlimmsten Bedingungen treibende Kräfte sind.
»Persepolis« habe ich zunächst als Film gesehen in einem Alter, in dem ich noch keine große Vorstellung von der östlichen Welt hatte und auch noch nicht alle Zusammenhänge verstand, die im Film thematisiert wurden. Allerdings hat mich der Film trotzdem geprägt wie kaum ein anderer. Weil es auch eine Geschichte übers Erwachsenwerden ist. Ein Kampf, den man mit sich selbst ausmachen muss. Auch als ich nun den Comic gelesen habe, ist mir nicht die Breite der politischen und historischen Hintergründe bewusst. Und dennoch habe ich das Buch nicht aus der Hand legen können und zähle es nun zu meinen Highlights. Marjane Satrapi kämpft mit diesem Comic gegen Vorurteile und Klischees an, versucht, der eindimensionalen westlichen Vorstellung über den Iran Tiefe zu geben, und lässt einen das Land und die Menschen aus anderen Augen betrachten. Aus den Augen eines rebellischen Mädchens, welches ihren Weg zwischen Krieg und Veränderung finden muss. Film sowie Comic sind beeindruckend und gehen ans Herz. Der Zeichenstil beschränkt sich auf die Nutzung von Schwarz und Weiß, stellt das Erzählen in den Vordergrund - eingeteilt in kleine Kapitel. Er verbindet eine Einfachheit und Tiefe, die mich sehr beeindrucken. Und ich liebe Oma Satrapi - die Szenen mit ihr sind mir die Liebsten. Ich kann Buch und Film nur jedem ans Herz legen!
not my type of book I would normally choose. still I really like it and I would recommend it to everyone.
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'Persepolis' ist ein autobiographischer Comic, der bereits vor 20 Jahren veröffentlicht und 2021 neu aufgelegt wurde. Die Autorin, geboren und bis zu ihrem 14. Lebensjahr aufgewachsen im Iran, erzählt ihre Familien- und damit auch einen Teil ihrer Lebensgeschichte. Zuerst aus Sicht des Kindes, das sie mal war, schildert sie die Auswirkungen der Iranischen Revolution 1979. Was sich zuerst wie ein Befreiungsschlag anfühlt, wird schnell zu Unterdrückung - nicht nur von Frauen(rechten), sondern von allen Personen, die sich kritisch äußern. So muss Marjane Satrapi mehr als einmal miterleben, wie ihr geliebte Menschen weggenommen und ermordet werden. Mit 14 verlässt sie ihre Heimat und muss sich ganz allein in Wien ein neues Leben aufbauen. Dass dieses Vorhaben mit etlichen Herausforderungen verbunden ist, kann man sich gut vorstellen. Satrapi nimmt die Lesenden mit auf ihre Reise der Identitätssuche, die durch Sehnsucht, Schuldgefühle, Rassismus, Trotz und vieles mehr geprägt ist. Zum Glück hat mir ein Freund dieses Buch geschenkt, denn ich habe es an zwei Abenden verschlungen, mich in Satrapis Erzählweise verliebt und mich auch ein bisschen verloren in ihren Bildern, ihrem Humor und der Tragik, die stets vordergründig ist. Trotz der Zerrissenheit ist es ein Buch voll Liebe und Widerstand, das in mir große Bewunderung für Marjane Satrapi und ihre Familie hervorgerufen hat. Lest unbedingt dieses Buch! Übersetzt von Stephan Pörtner. CN: Kr1eg, Polizeig3walt, F0lter, T0d, M0rd, Verg3waltigung, Fatsham1ng, Ras$ismus, Able1smus, Su1zid
Positiv überrascht!
Ich musste es für die Uni lesen. Es war mein erstes Graphic Novel und meine Zweifel gegenüber dem Format wurden beseitigt. Satrapi stellt autobiografisch eine wichtige Geschichte vor, die in Deutschland zu wenig diskutiert wird.
Der Zeichenstil gefällt mir weil er nicht zu sehr von der Story ablenkt. Die Geschichte ist sehr interessant und auch emotional und vermittelt gut wie es den Leuten im Iran geht oder den Iraner im Ausland
Bei autobiographischen Werken widerstrebt es mir, sie nach meinen normalen Kriterien zu besprechen, wie "Originalität", "Spannungsbogen" oder "Charakterentwicklung" – denn sie sind eben so originell und spannend wie das Leben, und die Charaktere entwickeln sich für gewöhnlich so, wie sie es in Wirklichkeit taten. Wie soll man das objektiv bewerten? Deswegen möchte ich nur ein paar Gedanken zu diesem Comic mit euch teilen: "Persepolis" ist ursprünglich zwischen 2000 bis 2003 in vier kürzeren Einzelbänden auf Französisch erschienen. Es folgten Übersetzungen in verschiedene Sprachen sowie diverse Auszeichnungen, 2007 wurde die Geschichte als Zeichentrickfilm umgesetzt. Auch achtzehn Jahre nach dem ursprünglichen Erscheinen des ersten Bandes ist "Persepolis" in meinen Augen immer noch immens wichtig, denn es ermöglicht dem Leser, hinter die Kulissen des Islamischen Regimes zu blicken. Und dort sieht man zwar auch Menschen, die den Vorurteilen entsprechen – fanatisch oder zumindest sehr rigide in ihren religiösen Ansichten –, aber vor allem Menschen, deren Hoffnungen und Träume ein ganz anderes Bild zeichnen. Eltern, die sich mehr Bildungsmöglichkeiten für ihre Töchter wünschen. Frauen, die als kleiner Akt der Rebellion Jeans unter dem Hidsch_b tragen. (Was schon zur Verhaftung führen kann, wenn sie der Sittenpolizei in die Arme laufen.) Kurz gesagt: Menschen, die sich gar nicht mal so sehr von uns unterscheiden, nur leben sie in Umständen, die ihre Freiheit gravierend beschneiden. Wer zum Zeitpunkt der Revolution von 1979 noch nicht geboren oder sehr jung war, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass sich die Frauen im Iran nicht immer schon verschleiern mussten. Aber Marjane Satrapi erinnert sich noch gut an eine Zeit, als ihre Mutter westliche Kleidung trug und die Nachbarin sogar vorzugsweise im knappen Minirock herumlief. Marjane war zehn Jahre alt, als sie plötzlich ihre liberale Schule verlassen und in ihrer neuen religiösen Schule Verschleierung tragen musste. Die kleinen Mädchen, die sich der Gefahr nicht bewusst sind, rebellieren, werfen ihre Kopftücher von sich oder knüpfen sie zu einem Springseil zusammen. Aber es dauert nicht lange, bis sie sich zweimal am Tag Musik anhören müssen, die die "Märtyrer" preist, und sich dabei wiederholt heftig gegen die Brust schlagen. Und das ist erst der Beginn. Die Autorin schildert ihre Erlebnisse in den folgenden Jahren, während Revolution und Krieg, mit viel Humor, ohne die Tragik zu schmälern, bei der einem manchmal die Luft wegbleibt – auch dann, wenn man den Luxus genießt, in einem freien Land gemütlich mit dem Comic auf dem Sofa zu sitzen. Vor allem bringt sie dem Leser die Menschen näher, die nichts von all dem wollten, aber machtlos waren, es zu stoppen. Die das alles nicht verdient haben, und dazu gehört, dass sie es nicht verdient haben, pauschal als Fanatiker und Terroristen betrachtet zu werden. Marjane selber ist ein entschlossenes intelligentes Mädchen, manchmal stur, manchmal frech, oft am Rande dessen, was noch sicher ist. Als Teenager kauft sie Musikkassetten und Anstecker auf dem Schwarzmarkt, trägt eine Jeansjacke über dem Schleier oder widerspricht wütend der Propaganda ihrer Lehrerin – was letztendlich dazu führt, dass ihre Eltern sie zu ihrer eigenen Sicherheit aus dem Land schaffen, nach Wien, wo sie sich entwurzelt fühlt und jeden Halt verliert. Ich rechne es der Autorin hoch an, dass sie ihr eigenes Verhalten mit schonungsloser Ehrlichkeit schildert, ohne Entschuldigungen dafür zu finden. Denn sie ist nicht perfekt, sie tut sogar Dinge, die ich schockierend fand - einmal denunziert sie zum Beispiel einen unschuldigen Mann, um die Sittenwache von sich abzulenken, was in krassen Kontrast zu dem steht, was sie eigentlich denkt und glaubt. Dieser Comic zeigt, was ständige Angst aus Menschen macht – aber auch, dass es immer Widerstand gibt und dass Liebe und Mitgefühl noch unter schlimmsten Bedingungen treibende Kräfte sind.
»Persepolis« habe ich zunächst als Film gesehen in einem Alter, in dem ich noch keine große Vorstellung von der östlichen Welt hatte und auch noch nicht alle Zusammenhänge verstand, die im Film thematisiert wurden. Allerdings hat mich der Film trotzdem geprägt wie kaum ein anderer. Weil es auch eine Geschichte übers Erwachsenwerden ist. Ein Kampf, den man mit sich selbst ausmachen muss. Auch als ich nun den Comic gelesen habe, ist mir nicht die Breite der politischen und historischen Hintergründe bewusst. Und dennoch habe ich das Buch nicht aus der Hand legen können und zähle es nun zu meinen Highlights. Marjane Satrapi kämpft mit diesem Comic gegen Vorurteile und Klischees an, versucht, der eindimensionalen westlichen Vorstellung über den Iran Tiefe zu geben, und lässt einen das Land und die Menschen aus anderen Augen betrachten. Aus den Augen eines rebellischen Mädchens, welches ihren Weg zwischen Krieg und Veränderung finden muss. Film sowie Comic sind beeindruckend und gehen ans Herz. Der Zeichenstil beschränkt sich auf die Nutzung von Schwarz und Weiß, stellt das Erzählen in den Vordergrund - eingeteilt in kleine Kapitel. Er verbindet eine Einfachheit und Tiefe, die mich sehr beeindrucken. Und ich liebe Oma Satrapi - die Szenen mit ihr sind mir die Liebsten. Ich kann Buch und Film nur jedem ans Herz legen!
not my type of book I would normally choose. still I really like it and I would recommend it to everyone.