Oben ohne

Oben ohne

E-Book
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Beschreibung

Nippel sind banal – oder erotisch. Normal – oder skandalös. Alltag – oder Gerichtssache. Was den feinen Unterschied macht, ist das (zugeschriebene) Geschlecht des Menschen, zu dem die Nippel gehören. Und es ist auch dieser feine Unterschied, der den Nippel immer wieder zu einem Politikum macht. Als Gabrielle Lebreton sich 2021 an einem Berliner Wasserspielplatz oben ohne neben ebenfalls halbnackten Männern sonnen will, wird sie ermahnt, die Polizei wird gerufen und sie verliert im Nachgang vor Gericht – zumindest in erster Instanz. Im gleichen Jahr erstreiten Aktivist*innen in Göttingen, dass in Schwimmbädern alle Geschlechter oben ohne baden dürfen – allerdings nicht am Wochenende. Und während Social-Media-Konzerne sich beim Eindämmen von Hate Speech und Fake News schwer tun, müssen weibliche Nippel sorgfältig zensiert werden. Aus Angst wovor eigentlich? Julia Fritzsche blickt zurück in die Geschichte der Ver- und Enthüllung menschlicher Körper, um Rückschlüsse auf einen politischen Kampf im Heute zu ziehen. Wann wurde die weibliche Brust erotisch, wann dominierte historisch Scham und wann Befreiungsdrang? Lassen sich weibliche Nippel im öffentlichen Raum entskandalisieren ? Wie die aktuellen Kämpfe um #FreeTheNipple ausgehen, ist offen. Klar ist aber: Der Umgang mit unseren Brüsten ist politisch – und es geht um mehr als um die Badeordnung.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Gesellschaft & Sozialwissenschaften
Format
E-Book
Seitenzahl
216
Preis
14.99 €

Beiträge

5
Alle
5

Wahnsinn, was an dem Thema alles hängt. Ich bin so unfassbar wütend, aber auch ein wenig hoffnungsvoll.

4

Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Gleichberechtigung der weiblichen Brust. Nur wem gegenüber? Der männlichen? Müssen Frauen sich, um als gleichberechtig zu gelten, obenrum frei machen? Nicht unbedingt. Aber in Julia Fritzsches Buch wird klar, dass die weibliche Brust ein sexualisiertes Körperteil ist. „Nicht Nacktheit ist das Problem, sondern der sexualisierte Blick darauf.“(S.183) Warum darf eine Frau ihre Brust nicht öffentlich zeigen, wo es doch bei Männern kein Problem darstellt? Weil wir mit dieser Art der körperlichen Selbstbestimmung (als Frauen und nicht binäre Menschen) das Patriarchat ins Wanken bringen. In „Oben-Ohne“ geht es nicht nur darum, ob Frauen sich „oben ohne“ öffentlich zeigen dürfen, sondern um den Grundgedanken des Patriarchats, dass darauf baut, dass man Frauen* sich unterordnen: „Wir dürfen an diesen Orten sein, aber nicht so wie Männer. Das heißt: Unterordnen. Denn eine Kleidervorschrift, die nicht für alle gilt, bedeutet Hierarchie.“(S.12) Der Kampf gegen die Unterdrückung findet mit den Körpern der Frauen und nicht binären Menschen statt (die durch eine Kleidervorschrift ebenfalls oder noch viel mehr unsichtbar gemacht werden), den ohne körperliche Selbstbestimmung, „das Existentiellste überhaupt“(S.53), sind Frauen und nicht binäre Menschen eben das nicht: Menschen mit gleichen Rechten.

5

Das Buch hat mich komplett überrascht. Es ist unglaublich, wie komplex das Thema "Oben ohne" ist und mit was es alles zusammen hängt. Julia Fritzsche erklärt uns die kunst- und kulturgeschichtlichen Zusammenhänge unseres Körperbildes und dessen Sexualisierung. Ich habe so viel gelernt beim Lesen dieses Buches und es lässt mich wütend und gleichzeitig viel klüger und gestärkt zurück. Leseempfehlung!

5

Liberté, Égalité, Brüste? Ein Plädoyer für entblößte Brüste, welches über Doppelstandards aufklärt und uns aufzeigt, warum Brust gleich Brust sein sollte - es aber aktuell nicht ist.

Rasse, Geschlecht und Klasse zeigen uns bisher unsichtbare Schranken auf, die die Selbstbestimmung von nicht Cis-Männern hinsichtlich ihrer entblößten Brust einschränkt. Mich selbst hat das Buch an mehreren Stellen schockiert. Angefangen bei der Zensur weiblich gelesener Brüste auf Social Media, worunter auch „unechte“ Abbildungen wie Kunstwerke fielen, über die rassistische Kunst von Paul Gaugin und der Gerichtsprozess von Gabrielle Lebreton, in dessen Rahmen sie das Land Berlin wegen Diskrimierung verklagt, weil sie anders als anwesende Männer gebeten wurde, im Park ihre Brüste zu bedecken. Sorgfältig recherchiert und im Anhang mit Quellen belegt betrachten wie diese Ungleichheit u. a. Im Kontext der Geschichte, Kunst, Technik und Wirtschaft und sehen uns mit systematischer Diskriminierung konfrontiert. „Ist es liberal, wenn die eine Hälfte der Menschheit sich entblößen darf, während die andere verhüllt sein muss? Freiheit muss die Freiheit aller meinen, sonst handelt es sich um Hierarchien.“ (Seite 179)

4

Sobald die Temperaturen steigen, sehen wir sie überall: Männer ohne Shirt. Manchmal auch im Club, im Fitnessstudio, beim Einkaufen - sie sind überall, nicht nur im Freibad. Sobald aber eine Frau ihr Shirt, und vielleicht sogar ihren BH, in der Öffentlichkeit auszieht, ist dies ein Skandal. Warum ist dies so? Wieso ist das "Nippel-Thema" so wichtig? Wieso fühlen wir uns unwohl, wenn Frauen sich oben ohne zeigen? Diesen und anderen Fragen geht Julia Fritzsche in diesem Buch auf den Grund. Und brachte mich damit zum Staunen, denn vieles, was ich als normal betrachtet habe, entblösst ein schreckliches Antlitz. Denn tatsächlich verbirgt sich sehr viel hinter diesem Phänomen. Es ist ein klarer Machtanspruch von männlich gelesenen Personen und eine Diskriminierung gegenüber jenen, welche weiblich gelesen werden. Gemeinsam mit Fritzsche begeben wir uns auf eine Spurensuche, welche sehr weit zurück reicht. Das Buch ist klar und sachlich geschrieben, auch wenn Fritzsches Standpunkt deutlich unterstrichen wird. An manchen Stellen brachte mich der Zynismus auch ein wenig zum Lachen, auch wenn es hier eigentlich nichts zu Lachen gibt. Mir ist nun viel bewusster, in welchen kleinen Details sich das Patriarchat zeigt. Oftmals ist es noch nicht einmal Oben Ohne-Martin bewusst, was er mit seiner blanken Brust aussagt. Ein wirklich lesenswertes Buch, das mir die Augen weit aufgerissen hat. Auch wenn mir bewusst, dass ich noch weit von Fritzsches Mut entfernt bin, so möchte ich doch die Lektüre im Hinterkopf bewahren und mir die gegebenen Informationen immer wieder vor Augen führen.

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