Nostalgia

Nostalgia

Hardcover
4.316

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Beschreibung

1968: Teo, eine junge Laotin, kommt am Berliner Ostbahnhof an. Es ist die Liebe, die sie in die DDR führt, weit weg von ihrer Familie. Doch ihr neues Leben in Potsdam, scheinbar ein sozialistisches Idyll, ist schwer, und auch perfektes Deutsch kommt gegen die Fremdheit, die man sie als Asiatin jeden Tag spüren lässt, nicht an. Weihnachten 1982: André, Teos Sohn, ist zwölf und wünscht sich nur eines: den Schikanen seiner Lehrerin entgehen und möglichst nicht auffallen, was nicht so einfach ist als halblaotischer DDR-Bürger mit einem behinderten jüngeren Bruder. Trotzdem ist eigentlich alles ganz schön, solange seine Mutter nicht wieder krank wird, solange sein Bruder nicht ausrastet, solange die Mutter und die Großmutter sich vertragen. Doch dann erschüttern mehrere Schicksalsschläge die Familie.
«Nostalgia», André Kubiczeks vielleicht persönlichstes Buch, handelt von seiner Beziehung zur Mutter, die versuchte, in der Fremde eine Heimat zu finden. Dabei entsteht ein etwas anderes Bild vom Leben in der DDR – aus der Perspektive einer binationalen Familie, die im Alltag anzukommen versucht. Ein Roman, der einfühlsam und voller Wärme von Vertrautheit, Fremdsein und Liebe über Kulturen und Vorurteile hinweg erzählt.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
400
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

André Kubiczek, 1969 geboren, lebt in Berlin. 2002 erschien sein hochgelobter Roman «Junge Talente», 2003 «Die Guten und die Bösen». 2007 wurde André Kubiczek mit dem Candide-Preis ausgezeichnet. «Skizze eines Sommers» (2016) stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen «Komm in den totgesagten Park und schau» (2018), «Straße der Jugend» (2020) und «Der perfekte Kuss» (2022).

Beiträge

6
Alle
4

Gelungener DDR-Roman mit laotischer Perspektive! 🤩

André Kubiczek fügt mit seinem Roman „Nostalgia“ der DDR-Geschichte einen neuen Aspekt hinzu: Eine laotische Perspektive. Denn seine Mutter war Laotin (sein Vater Deutscher). Damit vereint er in diesem Werk zwei Kulturen, sowohl als Schriftsteller, als auch biografisch, als 1969 geborener Sohn. Er erzählt die Geschichte seiner Eltern, ihrer Beziehung und von seinem Verhältnis zu seiner Mutter. Wir erleben die Geschichte aus Perspektive des jugendlichen Andrés, doch seine Mutter bildet den Kern des autobiografischen Romans, um sie herum hat er ihn gebaut. Sowohl ihre Krankheit wird thematisiert, aber er bietet auch einen Blick in ihre Seele anhand einer psychologischen Introspektion. Die Ehe seiner Eltern wirkt verdächtig, sowohl auf die DDR-Regierung, als auch auf die Laotische Familie, was zu einigen Unwägbarkeiten führt. Doch warum?! Seine Mutter entstammt einer laotischen Oberschichtsfamilie, sein Vater hingegen ist ein einfacher Arbeiter aus der DDR - diese Tatsache ist der casus knacksus des Verdachts. Kann eine Beziehung oder gar Ehe mit dieser Basis echt sein?! Sicher ist, es läuft nicht reibungslos, sondern lässt den Weg der beiden steinig werden. Kubiczek ist kein Einzelkind und so lernen wir auch seinen behinderten Bruder kennen mitsamt seiner Leidensgeschichte und dem DDR-Alltagsrassismus. Für wen ist denn „Nostalgia“ die passende Lektüre? Ich würde es allen Leser*innen empfehlen, die eintauchen wollen in die DDR-Geschichte und sich auch für autobiografische Aspekte des Autors und seiner Familiengeschichte interessieren. Neu war für mich - und besonders gefallen - hat mir vor allem die laotische Perspektive, die durch seine Mutter entsteht und die Thematisierung des DDR-Alltagsrassismus. Trotz einiger Längen, ein gelungener Roman, mit dem ich gerne eingestiegen bin in André Kubiczeks Literatur - er hat schon einige weitere Bücher zu dem Thema veröffentlicht und war nicht unberechtigt mit „Nostalgia“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

5

Der Autor erzählt von seinem Aufwachsen in der DDR als Kind eines deutschen Vaters und einer laotischen Mutter in den 70er und 80er Jahren. Die Jahre seiner Jugend erzählt er aus Sicht seines damals 10/11/12 bis 17- jährigen Ich. Er erzählt von der Scham, nicht so auszusehen wie die anderen, von der Scham über seinen geistig behinderten Bruder und schließlich von den Sorgen über seine schwer kranke pflegebedürftige Mutter. In Rückblicken, die dazwischen aus Sicht der Mutter erzählt werden, erfahren wir die Familiengeschichte ab dem Zeitpunkt, an dem die Eltern sich während des Studiums in Moskau kennenlernen, bis zum frühen Tod der Mutter, als der Autor 17 ist. Es ist eine liebevolle und gebildete Familie, in der der Autor aufgewachsen ist. Es ist aber auch eine vom Schicksal übermäßig gebeutelte Familie. André Kubiczek hat es geschafft, diese traurige Familiengeschichte so liebevoll und menschlich zu erzählen, dass man immer weiter lesen möchte, mehr erfahren von dieser Geschichte. Ein echtes Lesehighlight, das zu Recht auf der Longlist steht!

4

NOSTALGIA André Kubiczek DDR in den 70er/80er Jahren: „Nastalgia“ ist ein autobiografisches Familienporträt des Autors André Kubiczek. Geprägt von seiner laotischen Mutter und seinem geistig behinderten Bruder, wird der Protagonist immer wieder Ziel diskriminierender Anfeindungen. Kubiczek schildert detailliert seine Kindheit und lässt uns an Episoden jener und seiner Jugend teilhaben. Dabei gewährt er uns tiefe Einblicke in sein Inneres. Er ist ein sensibler Junge, der einfach nur „dazugehören" will und sich oft am liebsten unsichtbar machen würde. Freundschaften und seine Familie sind ihm dabei sehr wichtig. Das erste Drittel des Buches liest sich wie eine Coming-of-Age-Geschichte. Ab der Mitte des Buches steht seine Mutter im Fokus, die ihre Sicht der Dinge selbst erzählt. Im letzten Viertel erfahren wir, wie sich seine Eltern in Moskau kennenlernen und ineinander verlieben. Wir erleben, wie seine Mutter von ihrer Familie verstoßen wird, als sie mit einem Baby im Bauch "den Deutschen" heiraten möchte, und wie sie von Anfang an mit der Entscheidung haderte, ihren laotischen Pass gegen den der DDR einzutauschen. Das Buch hat mich atmosphärisch überzeugt, vor allem durch die vielen offenen Fragen, die erst zum Ende hin aufgelöst wurden, den raffinierten Aufbau und die wechselnden Erzählperspektiven. Trotz dieser positiven Aspekte hätte ich mir ein wenig mehr Spannung oder einen größeren Plot zum Ende gewünscht. 4/ 5

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4.5

Eine Familie, vom Schicksal schwer gebeutelt, nimmt uns mit in ihren Alltag in der ehemaligen DDR

André Kubiczek kannte ich bisher nicht, dabei hat er schon viele Bücher geschrieben, die sich im Allgemeinen autofiktional mit dem Übergang zum erwachsen werden in der ehemaligen DDR auseinandersetzt. Laut Wikipedia gehört er zu den „Kinder(n) der letzten echten DDR-Generation“, die sich in ihren autobiographisch geprägten Werken von der „uneigentlichen Sprache“ einer „indoktrinierten Öffentlichkeit“ befreiten.“ Das merkt man auch in seinem neuesten Werk. Wir begegnen dem Jungen André, im Buch allgemein als “er“ bezeichnet, in den Jahren 75-87, wobei dieser Zeitstrahl nicht linear erzählt wird. Der sensible, eher schweigsame Junge, wächst als Sohn akademischer Eltern in Potsdam auf. Seine Mutter ist Laotin und aus Liebe hat sie ihr privilegiertes Leben in einem offeneren Start als der DDR aufgegeben. Ihr blieb kein anderer Weg als die Einbürgerung und den Bruch mit ihrer Familie. Doch schon bevor sie Andrés Vater, einen Reserveoffizier, heiratet kommen ihr erste Zweifel, ob diese Entscheidung richtig für sie ist. Sie bekommt zwei Söhne, der zweite verunglückt in jungen Jahren was Auswirkungen auf seine geistige Entwicklung genommen hat. André sieht sich in einer verantwortungsvollen Position, er kümmert sich um den jüngeren Bruder und später auch um Teo, die schwer erkrankt. Dabei bleibt er zum Teil das neugierige Kind, der aufmüpfige pubertierende Jugendliche, der anerkannt werden möchte und die schwierige Familienkonstellation möglichst im verborgenen halten will. Er versucht das außen und innen stark zu trennen. Zu den asiatischen Wurzeln seiner Mutter hat er nur wenig Zugang, aber sein Aussehen macht sie ihm bei jedem Blick in den Spiegel allgegenwärtig. Je älter er wird, desto mehr freute er sich auf den Tag, an dem er aus dieser Familie ausbrechen kann, und ich kann ihn sogar sehr gut verstehen. Wir begleiten André bis ins Alter von ungefähr 18 und ich lese mit großer Anteilnahme seine Gedanken zu sich und seiner Familie. Die Bürde, die er trägt wird ihm nicht offensichtlich von den Eltern auferlegt, aber unterschwellig weiß man, dass die Übernahme von Last eingefordert wird. Seine Mutter verschenkt, ohne ihn zu fragen, seine Sachen (Spielzeuge, Kleidung und anderes) an helfende Hände aus Dankbarkeit. Auch existenzielle Dinge wie zum Beispiel einen Wohnungstausch zieht sie noch kurz vor ihrem Tod ohne Mann und Kinder zu fragen, durch, obwohl sie weiß, dass sie alleine gar nicht in der Lage dazu ist. Aber ihre Männer schweigen und tun, was sie möchte. Wohl eine einzige, letzte Möglichkeit, Kontrolle und Macht in ihren Händen zu lassen. Ein besonderes Band zwischen Mutter und Sohn ist die Musik, die vorzugsweise auf Kassetten aufgenommen wird und das Familienleben mit Melodien versieht. Im letzten Drittel des Buches reisen wir zunehmend rückwärts in die Zeit, in der Teo und Werner sich kennen gelernt haben. Der Teil konnte mich erzählerisch nicht ganz so mitnehmen wie auf den ersten 250 Seiten, so vieles war eigentlich schon klar und wiederholte sich hier. Es war trotzdem interessant, in die Gedanken der Mutter einzutauchen, die der Autor ihr in den Mund beziehungsweise in den Kopf gelegt hat. Sehr atmosphärisch finde ich die Darstellung des Alltagslebens in der ehemaligen DDR. Ich glaube bisher hat es noch kein Buch geschafft, mir das so prosaisch und selbstverständlich wiederzugeben. Deswegen wage ich mal die Empfehlung auch die anderen Werke Kubiczeks zu lesen, wenn man in dieses Stück Geschichte reisen möchte. Ich möchte das nach und nach nach gerne tun. Der Vater und der jüngere Bruder werden nur schemenhaft gezeichnet, man kann sie sich aber trotzdem sehr gut vorstellen. Sein jüngeres Ich hingegen hat der Autor sehr sensibel dargestellt, und bei mir großes Mitgefühl für seine schwierige Kindheit geweckt. Da er im gleichen Jahr geboren ist wie ich, konnte ich mir vieles, trotz der unterschiedlichen Rahmenbedingungen unserer Teenie Zeit, sehr gut vorstellen. Und ich glaube, er wäre voll mein Typ gewesen 😉. Auch die Mutter kam mir beim Lesen sehr nah, und wenn ich auch nicht alles richtig finde, was sie gemacht hat, so habe ich doch Verständnis für Ihre Entwicklung. Wenn man sein Leben in weiten Teilen mit großen Schmerzen und in Immobilität verbringen muss, in einem Land, in dem man nicht wirklich zu Hause ist, in dem man eingesperrt ist, in dem man den Geschmack der Heimat und die Menschen, mit denen man aufgewachsen ist vermisst, dann hat man auch das Recht merkwürdig zu werden. Dass die Konsequenz ist, dass eine schwere über der Kindheit ihrer Söhne liegt, darüber hätte sie sich klar sein müssen, aber ich glaube Fatalismus war diesbezüglich ihre Devise. Eine wunderbar leichte Schreibweise hat mich durch das ganze Buch getragen und es zu einem wahren Page Turner gemacht. Große Leseempfehlung!

4

In diesem sehr persönlichen Buch beschreibt der Autor sein Aufwachsen in der DDR in den 70er/80er Jahren als Kind von einem deutschen Vater und einer laotischen Mutter. Ein einfühlsamer Roman über Familie, Geschwisterliebe, Heimat und Rassismus.

3

Ich hatte andere Erwartungen an das Buch. Die Familie blieb für mich sehr blass. Der 1. Teil wird vom Autor selbst erzählt, seine Kindheitserinnerungen bis zum Tod der Mutter. Der zweite Teil erzählt die Geschichte der Mutter, rückwärts bis zu dem Moment, als sie ihre Heimat verlässt.

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