Nastjas Tränen

Nastjas Tränen

Hardcover
4.717
SolidaritätMigrationRoman UkraineUntertauchen

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Beschreibung


Das Pendant zum Bestseller «Sie kam aus Mariupol» − ein Frauenschicksal jetzt und hier.

Als Natascha Wodin 1992 nach Berlin kommt, sucht sie jemanden, der ihr beim Putzen hilft. Sie gibt eine Annonce auf, und am Ende fällt die Wahl auf eine Frau aus der Ukraine, dem Herkunftsland ihrer Mutter, die im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Nastja, eine Tiefbauingenieurin, konnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im wirtschaftlichen Chaos ihrer Heimat nicht mehr überleben − ihr letztes Gehalt bekam sie in Form eines Säckchens Reis ausgezahlt. Da sie ihren kleinen Enkelsohn und sich selbst nicht länger ernähren kann, steigt sie, auf etwas Einkommen hoffend, in einen Zug von Kiew nach Berlin. Dort gelingt es ihr, mehrere Putzjobs zu finden, nach getaner Arbeit schläft sie auf dem Sofa ihrer Schwester. Zu spät bemerkt sie, dass ihr Touristenvisum abgelaufen ist. Unversehens schlittert sie in das Leben einer Illegalen, wird Teil der riesigen Dunkelziffer an Untergetauchten im Dickicht der neuen, noch wildwüchsigen deutschen Hauptstadt.

Für Natascha Wodin ist es, als würde sie von ihrem Schicksal erneut eingeholt. Im Heimweh dieser Ukrainerin, mit der sie mehr und mehr eine Freundschaft verbindet, erkennt sie das Heimweh ihrer Mutter wieder, die daran früh zerbrochen ist. Jetzt, Jahre später, zeichnet sie mit verhaltener, tief anrührender Poesie das Porträt von Nastja, einer kämpferischen Frau.

«Große, bemerkenswerte Literatur von einer beeindruckenden sprachlichen Kraft.» Bayerischer Rundfunk

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
192
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Auf ihr Romandebüt Die gläserne Stadt, das 1983 erschien, folgten zahlreiche Veröffentlichungen, darunter die Romane Nachtgeschwister und Irgendwo in diesem Dunkel. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für Sie kam aus Mariupol wurden ihr der Alfred-Döblin-Preis, der Preis der Leipziger Buchmesse und der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2019 verliehen. 2022 wurde sie mit dem Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.

Beiträge

4
Alle
5

Über den Traum und die Notwendigkeit vom Ursprungsland (Ukraine) zu gehen und in der Ferne (Deutschland) Fuss zu fassen!

5

Bestand Freiheit, die sie so ersehnt hatte, etwa darin, dass man keinen Schutz mehr besaß, dass man niemandem mehr etwas anging, dass es für niemanden mehr eine Rolle spielte, ob man am Leben blieb oder starb?

Ein weiteres Buch, dass ich schon so lange lesen wollte, aber nicht getan habe.Aber obwohl ich es so lange vor mich hergeschoben habe, habe ich das Buch innerhalb eines Tages beendet. Nastjas hat ein sehr bewegendes und hartes Leben geführt. Ihr Ängste zogen sich dabei immer wie ein roter Faden hindurch. Natascha Wodin hat es durch ihren Schreibstil geschafft einer Frau, die immer unter dem Radar bleiben wollte, eine Bühne zu geben. Eine sehr berührende Geschichte, nicht zuletzt aufgrund des sehr authentischen Charakters rund um Nastja.

5

Tief ergreifende Geschichte, wunderschön geschrieben und erzählt. Geschichten wie die von Nastjas müssen erzählt werden. Bewegende Geschichte.

5

Nastja putzt in Berlin die Wohnungen anderer Leute und gerät dabei auch über eine Stellenanzeige an die Ich-Erzählerin in Natascha Wodins Roman “Nastjas Tränen”, die ebenso wie Nastja ukrainische Wurzeln hat. Mit den titelgebend Tränen beginnt eine sanfte Freundschaft zwischen den beiden Protagonistinnen: Als die Erzählerin eines Tages in Nastjas Gegenwart ukrainische Volksmusik spielen lässt, wühlt sie in dieser ein schmerzhaftes Heimweh auf und öffnet damit die Schleusen für eine neue Vertrautheit mit ihrer Reinigungskraft, die im Laufe der Zeit zur Freundin wird. Das Buch erzählt auch von Nastjas ukrainischer Herkunft, gibt uns aber vor allem einen tiefen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen sie in Deutschland konfrontiert wird. Als das Regime Anfang der 1990er Jahren in der Ukraine zusammenbricht, wandern viele aus - auch Nastja hat in ihrem Heimatland keine Möglichkeit mehr, genügend Geld für sich und ihre Familie zu verdienen. Aus einem zunächst für wenige Monate geplanten Aufenthalt in Berlin werden Jahre - Jahre ohne Visum und mit ständiger Angst vor den Konsequenzen. Nastja opfert sich auf, um jeden Monat den Großteil ihres Lohns nach Hause zu ihrem Enkel zu schicken. In Deutschland kommt sie nie richtig an, lernt die Sprache nicht und begnügt sich mit einem Minimum an Habseligkeiten. Auch die Ehe mit einem Deutschen ändert daran nichts, sondern strapaziert ihre Leidensfähigkeit nur noch mehr. Natascha Wodin zeichnet nicht nur die Einzelheiten in Nastjas Lebenslauf nach, sondern versucht, sie uns als Menschen nahezubringen. Wir nehmen sie zwar immer nur aus der Perspektive der Ich-Erzählerin wahr, können aber durch fein beobachtete Verhaltensweisen immer wieder zu ihrem Wesen, ihrer Prägung und ihrer Einstellung vorzudringen. Der Autorin gelingt es meisterhaft, dieser unscheinbaren Frau, die ihr Leben lang versucht, unter dem Radar zu leben, eine Bildfläche zu geben und ihr vor allem Verständnis und Respekt entgegenzubringen. Ich war beim Lesen wirklich zutiefst bewegt von Nastjas Geschichte, die stellvertretend für die Erfahrungen zigtausender illegaler Einwanderer stehen kann, die immer wieder aufgeschrieben und gelesen werden sollten.. Viele Parallelen der Ich-Erzählerin zu der Autorin selbst legen nahe, dass es sich um ein autofiktionales Werk handelt. Mit diesem Einblick hat mich Natascha Wodin definitiv für sich gewonnen und nun neugierig auf ihre anderen Bücher gemacht, allen voran “Sie kam aus Mariupol”.

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