Menschliche Dinge

Menschliche Dinge

Taschenbuch
3.718
Sexuelle Gewalt#MetooGesellschaftlicher AufstiegLeistung

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Beschreibung

»Ein Balzac unserer Zeit.« Le Parisien 
Ausgezeichnet mit dem »Prix Goncourt des Lyceens« und dem »Prix Interallié«.


Die Farels sind schön und reich, haben Einfluss und Macht: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Eine Familie wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Doch eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Die glanzvolle gesellschaftliche Fassade zeigt gefährliche Risse.
Inspiriert vom "Fall Stanford" und vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte, erzählt Karine Tuil in Menschliche Dinge von den Auswüchsen einer Gesellschaft, die auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt ist, in der sich jeder nimmt, was er haben will.

»Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, das für Unbehagen sorgt, das unserer Zeit den Puls nimmt.« France Inter
»Ein meisterhafter Roman – Tuils bester –, der sich mit der allmählichen Zerstörung der Beziehung zwischen Männern und Frauen auseinandersetzt.« Le Nouvel Observateur
»Mit Menschliche Dinge führt die Autorin ihre Reflexion über soziale Machtverhältnisse fort.« Libération
»Wie ein Hochgebirgsführer, behutsam, aber mit sicherem Schritt, lotst Karine Tuil uns an die Abgründe unserer Zeit.« Le Canard enchaîné
»Ein bemerkenswerter Roman, der aus dem Leben gegriffen ist.« L'Écho Républicain
»Menschliche Dinge ist ein absolut brillanter, atemloser Text, das Porträt einer Familie, die in die qualvolle Mühle unserer Zeit gerät.« Page des libraires

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
384
Preis
14.40 €

Autorenbeschreibung

Karine Tuil, geboren 1972, Juristin und Autorin mehrerer gefeierter Bücher, darunter der Roman "Die Gierigen". Zuletzt erschien ihr vielbeachteter Roman "Die Zeit der Ruhelosen", der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Karine Tuil lebt mit ihrer Familie in Paris.

Merkmale

1 Bewertungen

Stimmung

Traurig
Witzig
Gruselig
Erotisch
Spannend
Romantisch
Verstörend
Nachdenklich
Informativ
Herzerwärmend
50%
N/A
N/A
N/A
75%
N/A
100%
100%
N/A
N/A

Hauptfigur(en)

Sympathisch
Glaubwürdig
Entwickelnd
Vielschichtig
20%
20%
35%
N/A

Handlungsgeschwindigkeit

Schnell0%
Langsam0%
Mittel0%
Variabel100%

Schreibstil

Einfach100%
Komplex0%
Mittel0%
Minimalistisch (100%)

Beiträge

10
Alle
4

Hallt nach😶

Die Geschichte braucht ein bisschen, um in Fahrt zu kommen🫣. Die ersten 100 Seiten lesen sich wie ein langatmiger Prolog, weil im Schnelldurchlauf die Vorgeschichten/Lebenswege der einzelnen Protagonisten erzählt werden und es lange dauert bis die Handlung in der Gegenwart ankommt und vorangetrieben wird😅. Obwohl der Schreibstil selten ins Detail geht und oft oberflächlich bleibt, hat der Gerichtsprozess eine gewisse Spannung inne. Außerdem sind die Abschlussreden der Anwälte sowie die letzten Kapitel durchaus emotional🥺. Die lange Vorgeschichte hat definitiv dazu beigetragen, dass man die Figuren und ihre Beweggründe besser verstehen konnte, obwohl keine von ihnen wirklich sympathisch war😂. Was das Buch in meinen Augen interessant gemacht hat, war die Schuldfrage der Vergewaltigung, da man durch die verschiedenen Perspektiven mit beiden Figuren mitfühlt und sieht, wie dieser eine Abend ihre beiden Leben zerstört hat. Das Buch zeigt, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen der „Wahrheit“ gibt🤔. Gerade das war besonders gut umgesetzt und ist einer der Gründe, warum mir die Geschichte noch etwas länger im Kopf bleiben wird.

5

Dieses Buch wurde mir von meiner Französischlehrerin vor einiger Zeit empfohlen und diese Geschichte hat es wirklich in sich. Am Anfang hab ich ein wenig Anlaufzeit benötigt um in die Geschichte einzutauchen, aber dann hat mich das Buch in den Bann gezogen und ich habe das Buch innerhalb eines Tages gelesen. Die Geschichte handelt von einer Familie, die allem Anschein perfekt ist bis die Polizei vor der Türe steht und den Sohn der Familie beschuldigt eine junge Frau vergewaltigt zu haben. Im Mittelpunkt steht natürlich die Vergewaltigung und der Prozess sowie die zwei versprechende Aussagen. Und die Autorin schafft es sehr geschickt, dass dem Leser bei beiden Darstellungen Zweifel bleiben. Sehr gut gelungen. Dennoch wird nicht nur dieses Thema aufgegriffen, denn der Roman ist sehr vielschichtig und es werden Themen wie Narzissmus eines alten weißes Mannes oder auch Feminismus spielt in dieser Geschichte eine große Rolle. Die Sprache sowie der Schreibstil sind anspruchsvoll und auf den Punkt gebracht. Auch die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, authentisch und facettenreich. Die Geschichte hat mich stellenweise sehr aufgewühlt, aber auch wütend gemacht. Es gab schockierende Momente, aber auch nachdenkliche Szenen. Für mich ist dies eine grandiose Geschichte gewesen, die man gelesen haben muss und ist defintiv ein HIGHLIGHT für mich.

Post image
4

Ein gutes Buch, das mich aber emotional nicht richtig erreicht hat. Mir fehlte die Perspektive einer Figur.

3.5

Jean ist ein bekannter Fernsehjournalist, seine deutlich jüngere Frau, Claire, Autorin und Essayistin, die sich feministisch engagiert. Der gemeinsame Sohn Alexandre studiert in Stanford. Von außen betrachtet erscheint alles perfekt, bis erst Claire sich für ein Leben mit einem anderen Mann, Adam, entscheidet und Jean verlässt und dann Alexandre verhaftet wird, weil er Mila, die Tochter von Adam, vergewaltigt haben soll. Ich bin sehr froh, dass es nicht das erste Buch von Karine Tuil für mich war, denn sonst hätte ich mich vielleicht nicht so sehr für sie begeistern können. Ich fand den Einstieg etwas mühsam, es hat sehr lange gedauert bis ich in die Geschichte gefunden habe. Als ich dann einmal drin war, hat es mich streckenweise sehr überzeugt bis zu den letzten Kapiteln. Das Ende fand ich leider etwas arg schwach und was das letzte Kapitel (uns sagen) soll, verstehe ich leider wirklich nicht.

4

Rezensionsexemplar INHALT Es gibt kaum eine Familie, die in Frankreich so viel Einfluss und Macht haben wie die Farels: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle und sehr bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr gemeinsamer Sohn Alexandre ist guatussehend, sportlich, intelligent und studiert an einer Elite-Uni in Amerika. Eigentlich könnte diese Familie wie aus dem Bilderbuch sein, doch dieser Traum zerplatzt sehr schnell. Eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, denn eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet und die glanzvolle Fassade der Farels beginnt langsam zu zerbröckeln. Inspiriert vom „Fall Stanford“ und vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte, erzählt Karine Tuil in Menschliche Dinge von einer Gesellschaft, die nur auf Leistung und Selbstdarstellung achtet und sich letztlich jeder das nimmt, was er haben will. Es war recht spontan, dass ich „Menschliche Dinge“ bei NetGalley angefragt habe. Es hat mich sehr interessiert, wie die französische Autorin Karine Tuil den „Fall Stanford“ und die #MeToo-Debatte in einen fiktiven Fall eingepasst hat. Man kann sich also bereits vorstellen, wie und auf welche Art und Weise das Buch verlaufen bzw. ausgehen wird. Dennoch ist der Weg dorthin interessant für mich gewesen und aus diesem Grund wollte ich „Menschliche Dinge“ lesen. Zunächst muss ich sagen, dass mich das Buch doch auf eine ganz andere Art und Weise angestrengt hat. Ich hatte recht große Probleme mit den Protagonisten des Buches, denn sie bewegen sich weit außerhalb meiner Erreichbarkeit in einer Elite-Gesellschaft Frankreichs. Wir lesen die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Claire, Jean und Alexandre Farel, was es mir wirklich sehr schwer gemacht hat irgendwo einen Sympathieträger zu finden. Tatsächlich gelang es mir letztlich nicht wirklich die Farels zu mögen. Natürlich ist es nicht Sinn eines Buches, dass man die Protagonisten mag, es fällt mir aber doch leichter ein Buch zu lesen, wenn ich einer Person gerne folge. So hatte ich grundsätzlich schon eine Abneigung gegen die handelnden Personen, wollte aber dennoch wissen, was aus ihnen wird. Jean Farel ist der Vater von Alexandre und bereits über 70. Er ist ein Urgestein des Fernsehjournalismus und noch immer recht erfolgreich. Doch seine Methoden, wie er an dem Erfolg festhalten kann und wie er sich seine Macht sichert, sind alles andere als moralisch vertretbar. Auch die Art und Weise wie er mit weiblichen Kolleginnen umgeht, grundsätzlich wie er Frauen betrachtet, ist die Ansicht eines alten weißen Mannes, der zu viel Macht hat. Er sieht nicht, wie er seine Stellung und Macht missbraucht hat, um mit jungen Frauen Sex zu haben. Er sieht nicht, wie demütigend er sich verhält, verteidigt alles und möchte nicht einsehen, was um ihn herum geschieht. Er ist so sehr an Macht und Geld interessiert, dass es ihm auch egal ist was mit seiner Frau und seinem Sohn ist. Es ist deshalb auch wenig verwunderlich, dass Claire und Jean sich trennen. Seine Frau ist sehr viel jünger als Jean und die Liebe der beiden ist längst in Vergessenheit geraten. Sie gehen getrennte Wege, sind aber freundschaftlich und durch ihren Sohn noch immer verbunden. Dass Jean sowieso ein Doppelleben führt, von dem tatsächlich niemand etwas weiß, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Es ist ihm egal, ob Claire bei ihm bleibt, solange sein Ansehen nicht darunter leidet. Jean ist einfach ein furchtbar unreflektierter, fast schon ekelhafter alter Mann, der denkt er könne niemals sterben, niemand könne ihn ersetzen und er hätte all das Gute und Tolle ins französische Fernsehen gebracht. Er ist davon überzeugt, dass er sich nie etwas zu Schulden kommen hat lassen und hält an seiner Meinung eisern fest. Ihm ist auch nicht klar, dass die #MeToo-Debatte keine Modeerscheinung ist, sondern eine ernst zu nehmende Diskussion, die ihm mehr als nur schaden könnte. Jean war für mich mit Abstand der schlimmste Charakter in diesem Buch, denn er hat keinerlei Einsicht gezeigt. Für ihn ging es nur um Karriere, Geld, Macht und letztlich auch um das jung bleiben durch junge Frauen. Letztendlich ist ihm nur wichtig, wie er in der Öffentlichkeit da steht und wie die Wahrnehmung auf ihn, den großartigen Jean Farel ist. Auf die Vergewaltigungsvorwürfe reagiert er unterkühlt, ist sich aber sicher, dass sich alles zum Guten wenden wird, schließlich war das alles überhaupt nicht so, wie die junge Frau sagt und dessen ist er sich sicher. Er glaubt seinem Sohn und unterstützt ihn, redet die Vergewaltigung runter, nimmt das Leid der jungen Frau überhaupt nicht ernst und versucht letztlich den Kopf seines Sohnes mit Floskeln aus der Schlinge zu ziehen. Es war einfach furchtbar zu lesen, vor allem vor dem Hintergrund, dass es genau so hätte passieren und gesagt werden können. Vermutlich wurde das alles auf irgendwelche schon so gesagt, was das alles, in meinen Augen, umso erschreckender und furchtbarer macht. Claire Farel setzt sich eigentlich mutig für Feminismus ein. Sie schreibt Essays und Bücher, nimmt immer Stellung zu feministischen Themen und möchte Frauen helfen, sich zur Wehr zu setzen. Dabei scheint sie selbst auszublenden, dass ihr Ehemann genau das Gegenteil verkörpert. Sie selbst lebte mit jemandem zusammen, der überhaupt nichts für Feminismus übrig hat. Und Claire ignoriert dies, in meinen Augen, geflissentlich. Zwar trennen die beiden sich im Verlauf des Buches, doch letztlich sind sie noch immer verbunden und Claire schafft es auch nicht sich wirklich zu lösen. Vor allem die Vergewaltigungsvorwürfe gegenüber ihrem Sohn werfen die Essayistin völlig aus der Bahn. Alles wofür sie sich sonst eingesetzt, wofür sie gekämpft und gesprochen hat, wendet sich letztlich gegen sie. Und Claire kann sich davon nicht frei machen. Natürlich ist Alexandre ihr Sohn und irgendwo ist es verständlich, dass sie versuchen muss, auf seiner Seite zu sein. Aber letztlich kann sie nicht leugnen, was geschehen ist und sie hätte sich, in meinen Augen, deutlicher positionieren müssen und auch können. Sie muss ihren Sohn nicht verteidigen, um ihn dennoch zu lieben. Natürlich wünscht man sich für sein Kind nur das Beste, doch wenn etwas so Schreckliches geschieht, sollte es nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern Gerechtigkeit entscheidend sein. Dies war bei Claire aber nicht der Fall. Sie wirft ihre eigenen Werte und Überzeugungen letztlich über Bord, um ihren Sohn zu unterstützen und das tut ihr nicht gut. Sie verändert sich, verschließt sich, veröffentlicht nicht mehr und zieht sich komplett zurück. Für sie ist eine gesamte Welt zusammen gebrochen und aus ihrem schlechten Gewissen heraus, kann sie sich nicht mehr befreien. Sie zerbricht daran und das, obwohl sie sich letzten Endes ihr eigenes Grab geschaufelt hat. Claire ist der Charakter der Geschichte, der mir am meisten Leid getan hat. Sie wollte verzweifelt das Richtige tun aber wurde aufgrund der Vorwürfe bewegungsunfähig. Alles, was sie eigentlich früher ausgemacht hat, wurde über Bord geworfen, weil sie sich an ihren Sohn gehalten hat. Alexandre Farel ist derjenige, der sich den Vorwürfen einer Vergewaltigung stellen muss. Ich mochte den verwöhnten Studenten von Anfang an nicht, denn er nutzt seine Stellung und Macht jederzeit aus. Für ihn ist klar, dass er privilegiert ist und sich deshalb alles mögliche herausnehmen kann. Er sieht überhaupt nicht, dass seine Einstellung ihn letzten Endes zu Grunde richten kann. Alexandre ist aalglatt, fast schon gewissenlos und das hat er wohl seiner Erziehung zu verdanken. Weder Claire noch Jean hatten die Zeit oder Geduld sich richtig um ihren Sohn zu kümmern. Wichtig war, dass er Leistung bringt und erfolgreich wird, genau wie sie. Deshalb wurde er vernachlässigt, geschlagen und unter Druck gesetzt. Eine glückliche Kindheit hatte Alexandre nicht und sein Vater hat ihm immer und immer wieder vorgelebt, wie man sich Frauen gegenüber verhält. Alexandre übernimmt dies. Ihm ist letztlich egal wie sich die Frauen fühlen, mit denen er sich umgibt und das trägt er auch nach außen. Er bekommt das, was er will. Immer. Gleichzeitig wirkt er aber wie ein tief unglücklicher junger Mann, der verzweifelt versucht irgendwie seinen Platz zu finden. Alexandre weiß, dass er bei seinen Eltern eigentlich nicht gewollt ist, dass er auf sich selbst gestellt ist und irgendwie erfolgreich werden muss, um den Ansprüchen seinen Eltern gerecht zu werden. Für ihn ist es letztlich wichtig Leistung zu bringen, komme was da wolle. Ich hatte das Gefühl, er weiß weder was es bedeutet glücklich zu sein, noch wie sich wirklich Liebe anfühlt. Er ist ein zutiefst egoistischer Mensch, der sich nimmt, was er will ohne Rücksicht auf Verluste. Das lebt er aus und deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Vergewaltigungsvorwurf gegen ihn erhoben wurde. Vor allem der geschilderte Prozess ist mir im Gedächtnis geblieben. Der Druck der Medien, die gesellschaftliche Diskussion, die Spannungen, die durch die Bekanntheit der Familie Farel entstanden sind. Allgemein das Interesse an diesem Prozess. Es ist vor allem für Mila, die junge Frau, die Anzeige erstattete, eine absolute Tortur. Sie muss sich immer und immer wieder schrecklichen Fragen stellen. Sie muss immer und immer wieder erzählen, was ihr widerfahren ist, nichts bleibt ihr erspart und das zwei Jahre nach der Tat, denn erst da kam die Anzeige vor Gericht. Für mich war es kaum zu ertragen zu lesen wie die junge Frau dargestellt wurde, wie Alexandres Verteidiger sie in eine junge betrunkene Frau verwandeln wollte, die beeindruckt von Alexandre war und sich im letzten Moment umentschieden hatte, aber dennoch falsche Signale sendete. Es hat mich schockiert, wie alles auf eine unterschiedliche Wahrnehmung reduziert wurde, wie wenig dem Beachtung geschenkt wurde, was Mila erleben und immer wieder erzählen musste. Auf sehr eindrückliche Weise macht Karine Tuil mit „Menschliche Dinge“ klar, wie schwer es ist einen solchen Prozess durch zu stehen. Wie schwer es ist sich durchzusetzen und wie die Gesellschaft auf solche Vorwürfe reagiert. Wie beeinflussbar ist eine Jury, die es in Frankreich gibt? Spielt es eine Rolle woher der Angeklagte kommt? Spielt es eine Rolle wie viel Macht und Einfluss er hat, sein Alter und seine Qualifikationen? Was ist mit dem Opfer? Was ist mit der jungen Frau, die vielleicht nie wieder eine normale Beziehung führen kann? Was ist mit der jungen Frau, die vielleicht lebenslang psychische Probleme hat und zur Therapie muss? Welche Auswirkungen hat ein solches Ereignis auf das Leben aller Beteiligten? Karine Tuil trifft den Geist der Zeit recht genau. Es gibt, was diesen Bereich unserer Gesellschaft betrifft, noch sehr viel Redebedarf. Es gibt so viele Ungerechtigkeiten, so viele Schwierigkeiten und mit „Menschliche Dinge“ wird dies wieder deutlich herausgestellt. Das Buch regt zum Nachdenken an über unsere Strukturen, über das, was wir wahrnehmen, wie wir etwas wahrnehmen und von was wir beeinflusst werden. Es ist ein Roman, der nachhallt, über den man immer und immer wieder nachdenken muss. Und deshalb ist er auch so wichtig. FAZIT Zu Beginn hatte ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Buch, doch je länger und intensiver ich mich damit beschäftigt habe, umso klarer wurde mir, wie wichtig dieser Roman ist. Es geht um unsere Gesellschaft, darum wie wir auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt wird. Es soll keine Fehler geben, alles soll perfekt und im Einklang sein. Familie, Geld, Macht, das alles ist wichtig und soll in einem guten Licht da stehen. Und letztlich verhilft eine hohe Stellung auch dazu, Druck ausüben zu können. Egal auf welche Art und Weise. Dieses Buch regt zum Nachdenken an, darüber, dass man sich aus diesen Strukturen befreien sollte und immer hinterfragen muss, wenn ein solcher Prozess anläuft. Ein Buch, das ich euch wirklich empfehlen kann, auch wenn es absolut keine leichte Kost ist.

0.5

😴😴😴

Dieses Buch hatte ich sehr lange auf meiner Wunschliste und ich wollte es sehr gerne lesen und mögen, da mich der Klappentext wirklich angesprochen hat. Leider hat mich der Schreibstil weder angesprochen noch erreicht. Für mich war es fad und unzugänglich. Habe bereits nach den ersten 3 Kapiteln keine Lust mehr gehabt weiterzulesen.

😴😴😴
3

Danke an NetgalleyDE & Ullstein Buchverlage für das Rezensionsexemplar. Der Sohn einer reichen, angesehenen französischen Familie wird der der Vergewaltigung an einem jungen Mädchen beschuldigt und angeklagt. Der Gerichtsprozess, Rechtsverständnis, aber auch das familiäre Umfeld sowie Gesellschaft, Druck, Depression und Selbstdarstellung sind Teil dieses Buches. Das nicht zu leugnende Problem der Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern wird zwar nicht neu, aber ansprechend beleuchtet. Das Buch hat eines ganz klar geschafft: eine ausgewogene Darstellung. Zwar wird mehr aus dem Leben des Beschuldigten erzählt als aus dem des Opfers, aber dennoch ist es kein einseitiges Bild. Ich gebe zu, das Buch hat mich manchmal an meiner eigenen Überzeugung zweifeln lassen, da ich an Opfer und Täter gleichermaßen meine Zweifel hatte und darüber oft gestaunt habe. Obwohl ich alle Protagonisten durchwegs unsympathisch fand, hat mich das Buch gefesselt und es war in knapp 2 (Arbeits)Tagen ausgelesen. Es ist leicht/schnell gelesen und hat dennoch auch wertvolle Zitate zu bieten. Da es aber so zügig durch die Geschichte führt, bleibt nicht immer Zeit das Geschehene nachwirken zu lassen. Sprachlich hat es mir gefallen, dass nichts beschönigt, nichts zensiert wird - es ist eine explizite und zeitgemäße Ausdrucksweise, die nicht um den heißen Brei herumredet. Zu viel fand ich die diversen vom Haupthema abweichenden Nebenstories, die alle zu große Themen behandelt haben: Rassismus, Alzheimer, menschenwürdig Sterben. Wichtige und aktuelle Themen, aber hier leider doch eher nebenbei und nur stiefmütterlich bearbeitet. Diese Dinge hatten wenig Auswirkung auf die zentrale Geschichte und ich fand es unpassend, da so unwürdig verkürzt dargestellt. Ein weiterer Kritikpunkt: Es mag kleinlich wirken, aber dass es immer noch vorkommt, dass selbst Übersetzer den Unterschied zwischen Dolmetschen (mündlich) und Übersetzen (schriftlich) im Deutschen nicht kennen oder nicht richtig anwenden können, ist richtig traurig. Sowas stört mich. Das Buch ist sehr zeitgemäß, das gefällt, lockert auf und erinnert an die Aktualität und Realität des behandelten Themas. Aktuelle Fälle sexueller Gewalt der letzten Jahre, die durch die Medien gegangen sind, werden gekonnt in die Handlung mit aufgenommen. Ein lesenswertes Buch, das die Komplexität von sexueller Gewalt gekonnt darstellt.

4

"Menschliche Dinge" von Karine Tuil ist kein angenehmes Buch und hat es mir nicht leicht gemacht. Das liegt zum einen Teil an den Protagonisten: die Farels, eine einflussreiche Familie, er Journalist, sie Essayistin, der gemeinsame Sohn Alexandre Student an einer Eliteuni in den USA. Man verkehrt in der Pariser Oberschicht, ist mit den mächtigsten Leuten des Landes befreundet, stellt nach außen hin die perfekte Familie dar, Ansehen in der Gesellschaft ist alles. Das wirkt nicht unbedingt sympathisch und die Farels sind es auch nicht. Machthungrig und berechnend, stets auf den eigenen Vorteil bedacht, keine Charaktere, zu denen man leicht Zugang findet. Dennoch schafft es Tuil, dass man Anteil nimmt am Schicksal der Familie. Zum anderen Teil liegt es an der Geschichte selbst, die bestürzend und schwer verdaulich ist. Eines Tages steht die Polizei vor der Tür. Alexandre, der zu Besuch ist in Paris, wird eine Vergewaltigung vorgeworfen, die Familie fällt in Ungnade. Besonders Tuils Schilderung des Prozesses geht an die Nieren, man sieht sich mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Ein aktuelles, wichtiges Buch vor allem vor dem Hintergrund der #metoo-Debatte, das aufgrund des nüchternen Schreibstils trotz des herausfordernden Themas zügig lesbar ist. Vielen Dank an Ullstein für das via NetGalley zur Verfügung gestellte eBook!

4

Schreibstil hat mich abgeholt. Etwas langatmige Porträtierung am Anfang des Buches. Sehr detailreich geschrieben und hat mich sehr berührt.

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