Judas

Judas

Taschenbuch
4.19
LiebesromanVerzweiflungGeschichteLiebesgeschichte

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Beschreibung

Im Winter 1959 kommt der junge Schmuel Asch nach Jerusalem, um seine Magisterarbeit zu schreiben. Allein und ohne finanzielle Unterstützung, braucht er dringend eine Nebenbeschäftigung. Eine Anzeige führt ihn ins Haus eines eigentümlichen alten Mannes namens Wald; nachts liest er ihm vor und unterhält sich mit ihm – über die Ideale des Zionismus, über die jüdisch-arabischen Konflikte.
Und dort trifft er auf die geheimnisvolle Atalja Abrabanel, deren verstorbener Vater einer der maßgeblichen Anführer der zionistischen Bewegung war. Sogleich ist Schmuel gefesselt von der Schönheit und Unnahbarkeit dieser Frau. Nach und nach gelingt es Schmuel, ihr Geheimnis zu enthüllen – und damit auch das des alten Wald.
Amos Oz hat einen Liebesroman geschrieben und zugleich ein Buch über das geteilte Jerusalem vor dem Sechs-Tage-Krieg, eine Geschichte seines Landes mit all seinen Konflikten, seinen Hoffnungen und seiner Verzweiflung.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
331
Preis
12.40 €

Autorenbeschreibung

Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren und starb am 28. Dezember 2018 in Tel Aviv. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Amos Oz war Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now) und befürwortete eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1992, dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2005 und dem Siegfried Lenz Preis 2014. Sein bekanntestes Werk Eine Geschichte von Liebe und Finsternis wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.

Beiträge

6
Alle
2

Irgendwie habe ich das Buch nicht verstanden? Like, what was his point? Keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Vielleicht ist es einfach zu hohe Literatur für mich. 🥴

5

Was für ein großartiges Buch! Warum? Weil Amos Oz hier Probleme anspricht, Politik und Historie erläutert und die unterschiedlichen Meinungen gegenüberstellt, ohne zu werten oder den Leserinnen seine Meinung "aufzudrücken". Er differenziert und spielt mit Pro und Contra, so dass man gezwungen ist, sich wenigstens ansatzweise mit dem Gelesenen auseinanderzusetzen und zu reflektieren. Und das ist zu keiner Sekunde langweilig oder belehrend, im Gegenteil. Ich möchte mehr davon.

5

Ein ganz wunderbares Buch. Auf jeden Fall eines der besten zeitgenössischen Bücher, die ich je gelesen habe. Ich kann es gar nicht recht glauben, dass Amos Oz so ein komplexes Werk mit unterschiedlichen zeitlichen Ebenen, unterschiedlichen Erzählformen, unterschiedlichen Meinungen und Entwicklungen, mit realen und fiktiven Personen schreiben konnte, und das Ganze auf gerade mal 350 Seiten. Diese Verdichtung wirkt aber nicht gehetzt, ganz im Gegenteil. Das Tempo des Buchs ist ruhig und bedächtig, die Sprache poetisch, die Beobachtungsgabe des Autors detailverliebt und die Komposition einfach genial vernetzt. Es geht in erster Linie um eine Dreiecksbeziehung im Winter 1959 zwischen dem naiven tollpatschigen Idealisten Schmuel (25 Jahre), dem greisen Gerschom Wald, dessen Pflege Schmuel übernimmt, nachdem er aus finanziellen Gründen sein Studium abbrechen musste(Magisterarbeit "Jesus aus der Sicht der Juden") und Walds verwitwete Schwiegertochter Atalja (45 Jahre), die mit dem Alten in dem heruntergekommen Haus in Jerusalem wohnt. Schmuel soll in erster Linie Gerschom unterhalten, ihm widersprechen und zu Diskussionen anregen. Und so entstehen lange Dialoge über Religion, Geschichte und Politik, bei denen sich die beiden so ungleichen Männer näher kommen und immer mehr zu schätzen wissen. Unnahbar erscheint dagegen Atalja, sowohl körperlich als auch geistig. Sie ist die Tochter eines Verräters an der zionistischen Bewegung, denn sie und ihr verstorbener Vater stehen für die Zwei-Staaten-Lösung bei der Juden-Palästinenser-Frage. Doch Schmuel fühlt sich immer näher zu dieser Frau hingezogen und am Ende wird aus dem Überzeugten ein Zweifler, der mit dem letzten Satz fragend in die Ferne schaute. Ein offenes Ende, welches mich erstmal verstörte, welches ich aber unter dem Gesichtspunkten des Wandels der Person Schmuel in den vier Monaten der Geschichte gut nachvollziehen konnte. Was mir unheimlich gut gefiel, ist die Art von Amos Oz, die verschiedenen Sichtweisen auf einen Sachverhalt darzustellen, ohne Wertung, so, dass man als Leser Pro und Contra in Form eines Romans präsentiert bekommt. Ich habe mich oft ertappt, dass ich gedacht habe, ich kann gerade beide Seiten gut verstehen. Und ich weiß gar nicht so recht, was der Autor jetzt denkt. Das ist das größte Lob, das man einem Roman geben kann. Er regt zum Nachdenken an, er beschäftigt sich mit ungeklärten Fragen und er lässt mir als Leser die Möglichkeit, mir meine eigene Meinung zu bilden ohne das ich tendenziös in eine Richtung vom Schriftsteller gelenkt werde. Der berühmteste Verrat in der Geschichte verbindet dabei alle Handlungs- und Beziehungsstränge des Buchs. Der Verrat Judas an Jesus. Amos Oz stellt durch die Reden seiner Protagonisten klar, dass der Verrat immer aus der Sicht einer bestimmten Gruppierung festgelegt wird. Hinter jedem Verrat steckt aber auch eine Geschichte und vielleicht ist dies auch eine Geschichte der Liebe und Zuneigung. Staufenberg wurde als Hochverräter verurteilt, aber für uns heute ist er ein Held. Der Vater Ataljas wurde als Verräter der Juden bezeichnet, aber im Grunde wollte er eine Versöhnung zwischen Juden und Arabern. Judas Iskariot wird oft als der Verräter interpretiert, der aus Geldgier für 30 Silberlinge Jesus mittels eines Kusses verraten hat. Amos Oz spielt aber die bereits von anderen Autoren genannte Idee fort, dass Judas den Verrat begangen hat, weil er am tiefsten überzeugt davon war, dass Jesus der Messias ist und es somit zum Gottesplan gehörte, dass Jesus das Wunder der Auferstehung im Herzen Jerusalems wirkte. Als er dann aber sah, dass Jesus am Kreuz starb, er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war, erhängte er sich. Es ist interessant zu sehen, wie der Verrat als Thema sich durch das Buch zieht. Unbedingte Leseempfehlung. Ein Buch für meinen Favoritenordner.

3

Verrat - was ist das? Interessante Sicht auf Judas wird verknüpft mit Blick auf einen jüdischen Politiker, der sich gegen die Gründung des Staates Israel ausspricht. Spannung bietet das Buch jedoch nicht.

4

Übersetzung aus dem Hebräischen: Mirjam Pressler Sprecher: Christian Brückner Dauer: 10 h 58 min Jerusalem im Winter 1959. Der junge Student Schmuel Asch gibt sein Studium auf, nachdem sein Vater einen Prozess verloren hat und ihn nicht mehr finanziell unterstützen kann. Auf einen Aushang an der Universität hin nimmt er eine Stelle als Betreuer eines alten Mannes an, Kost und Logis inbegriffen. Seine Auftraggeberin ist Atalja, die verwitwete Schwiegertochter des alten Mannes, in die der junge Mann sich bald verguckt, auch wenn sie fast doppelt so alt ist wie er. Ein Thema, über das Schmuel sich mit dem alten Mann, Gerschom Wald, unterhält, ist seine Arbeit über Judas Ischariot und dessen Verhältnis zu Jesus. Doch auch Ataljas Schicksal beschäftigt ihn. Verrat ist das zentrale Thema dieses neuesten Romans von Amos Oz. Und zwar in dreierlei Gestalt: einmal in der des ultimativen Verräters, Judas Ischariot. Oz stellt hier die ungemein interessante These auf, dass dieser Verrat in Wirklichkeit einen ganz anderen Hintergrund hatte. Denn warum sollte ein wohlhabender Mann wie Judas Ischariot Jesus für den lächerlichen Betrag von 30 Silberlingen verraten? Und sich dann das Leben nehmen? Vielmehr, so argumentiert Oz’ Hauptperson Schmuel, sei er in Wirklichkeit der treueste, der gläubigste unter Jesus’ Anhängern gewesen, der davon überzeugt war, nur durch die Kreuzigung und das Herabsteigen von Kreuz könne Jesus seine göttliche Herkunft unter Beweis stellen. Als dies zu seinem Entsetzen nicht gelang und Jesus am Kreuz starb, nahm er sich vor Verzweiflung über die Schuld am Tod des geliebten Lehrers das Leben. Außerdem geht es um Ataljas Vater, Schealtiel Abrabanel, der als Verräter angesehen wird, da er mit Arabern befreundet war und gegen Ben Gurions Politik opponierte. Er war gegen die Gründung eines israelischen Staates, da er vorhersah, dass dies zu einem unendlichen, grausamen Konflikt mit den Palästinensern führen würde. Schließlich sieht sich auch der von Schmuel betreute Gerschom Wald als Verräter, denn er befürwortete die Gründung des israelischen Staates und sein geliebter einziger Sohn kam im daraus resultierenden Krieg ums Leben. Amos Oz stellt so gekonnt einen aktuellen Bezug der Verratsgeschichte um Judas her und macht deutlich: Verrat ist meistens nicht als solcher geplant. Was dem einen als Verrat erscheint, hat in Wahrheit oft ehrwürdige Absichten des Verräters zum Hintergrund. Zur Erzählung insgesamt muss ich sagen, dass ich ein wenig mehr Konzentration auf den historischen Judas erwartet hatte. Die Rahmengeschichte ist im Grunde eine Liebesgeschichte, die mir ein wenig zu sehr im Vordergrund stand. Wie ihr wisst, sind vordergründige Liebesgeschichten nicht ganz mein Ding. Für mich hatte das Buch daher ein paar Längen, sehr interessant fand ich es aber allemal. Vor allem Amos Oz’ Theorie um Judas Ischariot fand ich sehr spannend und einleuchtend. Eine weitere Diskussion dieses Themas würde mich sehr interessieren. Zum Sprecher brauch ich nicht viel zu sagen, Christian Brückner ist ein Meister seines Metiers.

5

Ein ganz wunderbares Buch. Auf jeden Fall eines der besten zeitgenössischen Bücher, die ich je gelesen habe. Ich kann es gar nicht recht glauben, dass Amos Oz so ein komplexes Werk mit unterschiedlichen zeitlichen Ebenen, unterschiedlichen Erzählformen, unterschiedlichen Meinungen und Entwicklungen, mit realen und fiktiven Personen schreiben konnte, und das Ganze auf gerade mal 350 Seiten. Diese Verdichtung wirkt aber nicht gehetzt, ganz im Gegenteil. Das Tempo des Buchs ist ruhig und bedächtig, die Sprache poetisch, die Beobachtungsgabe des Autors detailverliebt und die Komposition einfach genial vernetzt. Es geht in erster Linie um eine Dreiecksbeziehung im Winter 1959 zwischen dem naiven tollpatschigen Idealisten Schmuel (25 Jahre), dem greisen Gerschom Wald, dessen Pflege Schmuel übernimmt, nachdem er aus finanziellen Gründen sein Studium abbrechen musste(Magisterarbeit "Jesus aus der Sicht der Juden") und Walds verwitwete Schwiegertochter Atalja (45 Jahre), die mit dem Alten in dem heruntergekommen Haus in Jerusalem wohnt. Schmuel soll in erster Linie Gerschom unterhalten, ihm widersprechen und zu Diskussionen anregen. Und so entstehen lange Dialoge über Religion, Geschichte und Politik, bei denen sich die beiden so ungleichen Männer näher kommen und immer mehr zu schätzen wissen. Unnahbar erscheint dagegen Atalja, sowohl körperlich als auch geistig. Sie ist die Tochter eines Verräters an der zionistischen Bewegung, denn sie und ihr verstorbener Vater stehen für die Zwei-Staaten-Lösung bei der Juden-Palästinenser-Frage. Doch Schmuel fühlt sich immer näher zu dieser Frau hingezogen und am Ende wird aus dem Überzeugten ein Zweifler, der mit dem letzten Satz fragend in die Ferne schaute. Ein offenes Ende, welches mich erstmal verstörte, welches ich aber unter dem Gesichtspunkten des Wandels der Person Schmuel in den vier Monaten der Geschichte gut nachvollziehen konnte. Was mir unheimlich gut gefiel, ist die Art von Amos Oz, die verschiedenen Sichtweisen auf einen Sachverhalt darzustellen, ohne Wertung, so, dass man als Leser Pro und Contra in Form eines Romans präsentiert bekommt. Ich habe mich oft ertappt, dass ich gedacht habe, ich kann gerade beide Seiten gut verstehen. Und ich weiß gar nicht so recht, was der Autor jetzt denkt. Das ist das größte Lob, das man einem Roman geben kann. Er regt zum Nachdenken an, er beschäftigt sich mit ungeklärten Fragen und er lässt mir als Leser die Möglichkeit, mir meine eigene Meinung zu bilden ohne das ich tendenziös in eine Richtung vom Schriftsteller gelenkt werde. Der berühmteste Verrat in der Geschichte verbindet dabei alle Handlungs- und Beziehungsstränge des Buchs. Der Verrat Judas an Jesus. Amos Oz stellt durch die Reden seiner Protagonisten klar, dass der Verrat immer aus der Sicht einer bestimmten Gruppierung festgelegt wird. Hinter jedem Verrat steckt aber auch eine Geschichte und vielleicht ist dies auch eine Geschichte der Liebe und Zuneigung. Staufenberg wurde als Hochverräter verurteilt, aber für uns heute ist er ein Held. Der Vater Ataljas wurde als Verräter der Juden bezeichnet, aber im Grunde wollte er eine Versöhnung zwischen Juden und Arabern. Judas Iskariot wird oft als der Verräter interpretiert, der aus Geldgier für 30 Silberlinge Jesus mittels eines Kusses verraten hat. Amos Oz spielt aber die bereits von anderen Autoren genannte Idee fort, dass Judas den Verrat begangen hat, weil er am tiefsten überzeugt davon war, dass Jesus der Messias ist und es somit zum Gottesplan gehörte, dass Jesus das Wunder der Auferstehung im Herzen Jerusalems wirkte. Als er dann aber sah, dass Jesus am Kreuz starb, er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war, erhängte er sich. Es ist interessant zu sehen, wie der Verrat als Thema sich durch das Buch zieht. Unbedingte Leseempfehlung. Ein Buch für meinen Favoritenordner.

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