Jägerin und Sammlerin: Roman
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📌 "Sie glaubte nach wie vor, dass die Genesung von alleine eintreten würde, wenn sie die Gründe verstanden hatte. Und natürlich, wenn sie es schaffen würde, wirklich dünn genug zu sein. Dann würde alles gut werden." - S. 51 Eine Geschichte über die Essstörungen eines jungen Mädchens und über eine toxische Mutter-Kind-Beziehungen. Ein Buch welches mich trotz der überaus ernsten Thematik maßlos begeistert hat.

"Jägerin und Sammlerin" beschreibt das Leben von Alisa. ,die im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist. Sie leidet unter einer dominanten und depressiven Mutter und entwickelt als Jugendliche eine Essstörung. Lana Lux beschreibt schonungslos und mit aller Härte, vermutlich sehr realitätsnah, das Leiden von Alisa. Teils fällt es dabei schwer, mitzulesen. Trotz allem gibt es immer wieder Hoffnung. Sehr gut gefallen hat mir, dass im letzten Drittel die Perspektive gewechselt wird und aus der Sicht von Alisas Mutter erzählt wird. Das entschuldigt zwar nichts, gibt aber die Möglichkeit, zu verstehen. Da große Teile des Buches in Form des therapeutischen Schreibens aus Sicht von Alisa bzw. ihrer Mutter verfasst sind, wirkt der Schreibstil (aufgrund der gewählten Textsorte) für mich allerdings teilweise etwas gestelzt.
Auch mit diesem Buch konnte mich Lana Lux wieder abholen. Die Thematik erscheint sehr gut recherchiert und Alisa als Protagonistin war für mich sehr gut gezeichnet und durch das Eintauchen in ihre Gefühls- und Erlebniswelt kam ich ihr sehr nahe. Die Biografie der Mutter im letzten Drittel des Buches war für das allgemeine Verständnis auf jeden Fall hilfreich und wichtig, konnte mich aber nicht ganz so bewegen wie das Schicksal ihrer Tochter. Auf jeden Fall werde ich die Autorin und ihre hoffentlich noch kommenden Bücher im Auge behalten.
Harte Kost
Puh, keine einfache Lektüre. Wir lernen Alisa kennen, wie sie an Bulimie erkrankt. Meiner Meinung nach beschreibt Lana Lux die Erkrankung sehr realistisch und so dramatisch, wie sie ist. Schnell bildet man sich eine Meinung: urteilt über ihre Mutter - als auslösender Faktor der Erkrankung. Dann der Perspektivwechsel zur Mutter: ihr eigener Leidensweg und unvorstellbare Umstände in der Kindheit. Das Ende ist für mich schwer auszuhalten und lässt mich mit meinen Gedanken allein zurück - stark.
Ein Intensives, berührendes und schockierendes Buch über ein Mutter-Tochter-Gespann. Realistische Darlegung der Erkrankung, verdeutlicht schonungslos das Ausmaß dieser und schafft mehr Verständnis Dann der Perspektivenwechsel- die Schilderung über die erlebte Vergangenheit der Mutter Regt zum Nachdenken an
Ein intensives Leseerlebnis, schockierend, berührend, ehrlich, schafft noch mehr Verständnis für die Erkrankung, teilweise auch schwer auszuhalten
TW: Depression und Essstörungen. JÄGERIN UND SAMMLERIN Lana Lux „Du bist ungeschickt. Du bist ein Trampel. Pass doch auf. Du machst alles kaputt. Hör auf zu quasseln, du machst mich völlig verrückt. Beeil dich, wegen dir sind wir immer zu spät. Iss deinen Teller leer. Iss nicht so viel von dem Süßen. Das kannst du nicht tragen. Das steht dir nicht. [...] Du hast wirklich keine Entwicklung gemacht, seit du sechs Jahre alt bist. [...] Ich sehe jetzt schon, dass aus dir nichts wird. Du bist wie dein Vater. Ihr habt mein Leben zerstört.[...] Du bist eine Enttäuschung. Du bist eine Lügnerin. Du hast keinen Willen. Du hast keine Selbstdisziplin. Du musst dich mehr anstrengen. Aus dir könnte was Grossartiges werden. Du bist faul. Hör auf zu fressen! Du ekelst mich an. Ich glaube dir gar nichts mehr.“ (S.118) All das sind Sätze, die Alina in ihrer Kindheit und Jugend regelmässig von ihrer Mutter hörte. Alina steht kurz vor dem Abitur und hat Bulimie. Sie hat kein Selbstwertgefühl und findet sich hässlich. Immer wieder bekommt sie Fressattacken und stopft alles in sich hinein, so lange, bis sie es wieder erbricht. Sie schämt sich und sucht Hilfe bei ihrer Mutter Tanya, die sie aber nur mit Vorwürfen begegnet. Wow, was für ein Buch! Es ist der zweite Roman von Lana Lux, den ich nach dem #highlight Kukolka unbedingt lesen musste. Auch dieses Buch konnte mich komplett überzeugen. Diese toxische Mutter-Kind-Geschichte hat mich tief berührt. Der Schreibstil und der Buchaufbau sind unglaublich gut und im letzten, dritten Teil schildert Mutter Tanya ihre Sicht. Eine tief-traurige Geschichte, die es leider viel zu oft auf der Welt gibt. Auch dieses Buch wird in meine #highlights2023 einziehen. Absolute Leseempfehlung 5+/ 5

Wenn man sich in der Geschichte eines Romans wiedererkennt, möchte man am liebsten an solche denken, die einem Freude bereiten. Von der ersten bis zur letzten Seite mit Liebe und Spaß gefüllt sind, weil das eigenen Leben bisher genauso war. Doch auch wenn in meiner Vergangenheit und in meiner Gegenwart sowohl Spaß, als auch Liebe bestimmt nie zu kurz gekommen sind, ist es doch Jägerin und Sammlerin gewesen, das mich zum ersten mal so richtig hart getroffen hat, weil es so wahr ist. Weil ich die Protagonistin Alisa aus dem Buch von Lana Lux besser kenne und verstehe, als manche meiner Freunde. Teilweise hat es mich traurig gemacht und erschreckt, wie nah an der Realität die Autorin schreibt, teilweise hat es mich aber auch beruhigt, weil selbst hier die Hoffnung auf Heilung jederzeit bestehen kann. Aber vielleicht sollte ich euch erstmal sagen, worum es in diesem Buch überhaupt geht. Alisa lebt als Tochter ukrainischer Einwanderer in Berlin. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Mascha teilt sie sich eine Wohnung, in der sie ursprünglich mit ihrer Mutter gelebt hat, bevor diese mit ihrem neuen Freund zusammen zog. Ihr leiblicher Vater ist schon länger in die Ukraine zurückgekehrt. Alisa ist gut in der Schule und verdient ihren eigenen Lebensunterhalt mithilfe mehrerer Aushilfsjobs, aber sie ist auch depressiv und leidet seit mehreren Jahren unter Bulimie. Die Anfälle, in denen sie unkontrolliert Essen in sich hineinstopft und es anschließend wieder erbricht, bestimmen zunehmend ihr Leben. Dabei wäre sie gerne mehr wie ihre Freundin Mascha, die kleine, zierliche, magersüchtige Balletttänzerin, aber Alisa ist von ihrer Grundstatur genau das Gegenteil – und somit scheint der Kampf gegen den eigenen Körper ein auswegloser. Als sie schließlich erkennt, dass sie es ohne professionelle Hilfe wohl nie aus diesem Teufelskreis heraus schafft, begibt sie sich in eine Klinik. Ihre Psychologin rät ihr, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben, und Alisa fängt an, sich auf diese Weise mit ihrer Kindheit auseinanderzusetzen. Vor allem mit dem Verhältnis zu ihrer schönen, aber emotional schwer zu greifenden Mutter. Schließlich gibt Alisa den Rat der Psychologin an ihre Mutter weiter, wodurch auch Tanya anfängt ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben. Und Satz für Satz bekommen wir Einblicke in die Vergangenheiten beider Frauen, die sich ihr Leben lang an ihrer Beziehung zueinander verletzt haben. “Ich habe einfach noch nicht gelebt. Ich habe gewartet…“ “Worauf denn?“ “Das ich dünn genug bin, mit meinem Leben zu beginnen…“ (Seite 174) Intensiv und authentisch – das sind die ersten zwei Worte, die mir zum Roman Jägerin und Sammlerin von Lana Lux einfallen. Selbsthass, Scham, der Wunsch, einfach mit dem Essen aufhören zu können, das unerträgliche Völlegefühl, Wut, der Gedanke wieder einmal versagt zu haben, nicht Willensstark genug zu sein – das sind alles Gefühle, die ich selbst Jahrelang mit mir herumgetragen habe und teilweise noch immer mit mir herumtrage. Denn eine Essstörung geht nicht einfach mit der Pubertät weg, sondern haftet sich an dein Leben und lässt dich nur dann los, wenn du die Ursachen entschlüsselst und den eigenen Willen besitzt, sie endlich gehen zu lassen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Essstörung, neben der oft mit einhergehenden Depression, eine der schlimmsten psychischen Erkrankungen überhaut ist, mit der viele in der heutigen Gesellschaft zu kämpfen haben, denn ohne Essen geht es nicht – mit aber leider oft auch nicht. Mit intensiven Worten beschreibt die Autorin, wie erst die Anorexie, dann die Bulimie das Leben von Alisa übernimmt und sie in eine schwere Depression führt. Wie Tanya, ihre Mutter, oft herzlos und egoistisch mit ihr umgeht, weil sie auch Sorgen und Ängste hat und diese unbedingt mit ihrer Tochter teilen möchte. Weil sie die einzige ist, die noch übrig ist. Kompromisslos zeichnet sie ihre Figuren so wie sie sind und gibt dabei gnadenlose Einblicke in ihre Emotionen, ihren Schmerz und ihr Handeln. Sie schert sich relativ wenig darum, ob sie dabei Sympathien beim Leser weckt, was für den ein oder anderen sicherlich zu einer Herausforderung werden kann. Aber genau dieser Realismus ist auch die Stärke von Jägerin und Sammlerin, denn man merkt, dass Lana Lux für die Emotionen, die Ängste sich ihnen zu stellen und mit ihnen umzugehen brennt. Und dieses Feuer geht auch auf den Leser über, wenn er es zulässt. Es fällt einem sicherlich nicht leicht, sich mit Frauen wie Tanya auseinanderzusetzten, aber es fühlt sich trotzdem irgendwie gut an, wenn man quasi dazu gezwungen wird. Am Ende gibt es trotz allem zwar einen Funken Hoffnung, aber auch keinen Zweifel daran, dass vor Mutter und Tochter noch ein langer Weg liegt.
Wieder ein großartiges Buch von Lana Lux. Mitreißend und sehr emotional. Die verschiedenen Blickwinkel lassen einen komplett in die Geschichte eintauchen.
Jägerin und Sammlerin erzählt die Geschichten von Mutter und Tochter, die beide im Leben mit ihren Problemen zu kämpfen haben. Alisa will nach außen hin perfekt sein, leidet unter Bulemie und Anorexie, kämpft um die Anerkennung ihrer Mutter und hadert damit, sich Hilfe zu holen. Ihre Mutter Tanya hat ihr nie viel aus ihrem Leben erzählt, aber auch sie hatte es nicht einfach. Erst in der zweiten Buchhälfte beginnt die Mutter über ihre Vergangenheit nachzudenken, schreibt alles auf. Während des Lesens beginnt man, ihren Wunsch nach Perfektion und dem Neuanfang in Deutschland zu verstehen. Einfach hatten es die beiden Frauen nie im Leben. Das wird durch die klare, direkte Sprache der Autorin gut verdeutlicht. Meine Freundin und ich haben das Buch ja in Abschnitten gelesen und immer darüber gesprochen. Es gab viel zu diskutieren und ich bin froh, das ich mit jemandem darüber sprechen konnte. Denn: einfach lesen und das Buch weglegen geht hier definitiv nicht! Die Geschichte beschäftigt einen. ⭐⭐⭐⭐ von mir, da mir die starke Trennung in zwei Teile (erste Hälfte Alisa, zweite Tanya) nicht so gut gefallen hat und ich gerne nochmal mehr über Alisa gelesen hätte. Aber ansonsten eine definitive Lesempfehlung!
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📌 "Sie glaubte nach wie vor, dass die Genesung von alleine eintreten würde, wenn sie die Gründe verstanden hatte. Und natürlich, wenn sie es schaffen würde, wirklich dünn genug zu sein. Dann würde alles gut werden." - S. 51 Eine Geschichte über die Essstörungen eines jungen Mädchens und über eine toxische Mutter-Kind-Beziehungen. Ein Buch welches mich trotz der überaus ernsten Thematik maßlos begeistert hat.

"Jägerin und Sammlerin" beschreibt das Leben von Alisa. ,die im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist. Sie leidet unter einer dominanten und depressiven Mutter und entwickelt als Jugendliche eine Essstörung. Lana Lux beschreibt schonungslos und mit aller Härte, vermutlich sehr realitätsnah, das Leiden von Alisa. Teils fällt es dabei schwer, mitzulesen. Trotz allem gibt es immer wieder Hoffnung. Sehr gut gefallen hat mir, dass im letzten Drittel die Perspektive gewechselt wird und aus der Sicht von Alisas Mutter erzählt wird. Das entschuldigt zwar nichts, gibt aber die Möglichkeit, zu verstehen. Da große Teile des Buches in Form des therapeutischen Schreibens aus Sicht von Alisa bzw. ihrer Mutter verfasst sind, wirkt der Schreibstil (aufgrund der gewählten Textsorte) für mich allerdings teilweise etwas gestelzt.
Auch mit diesem Buch konnte mich Lana Lux wieder abholen. Die Thematik erscheint sehr gut recherchiert und Alisa als Protagonistin war für mich sehr gut gezeichnet und durch das Eintauchen in ihre Gefühls- und Erlebniswelt kam ich ihr sehr nahe. Die Biografie der Mutter im letzten Drittel des Buches war für das allgemeine Verständnis auf jeden Fall hilfreich und wichtig, konnte mich aber nicht ganz so bewegen wie das Schicksal ihrer Tochter. Auf jeden Fall werde ich die Autorin und ihre hoffentlich noch kommenden Bücher im Auge behalten.
Harte Kost
Puh, keine einfache Lektüre. Wir lernen Alisa kennen, wie sie an Bulimie erkrankt. Meiner Meinung nach beschreibt Lana Lux die Erkrankung sehr realistisch und so dramatisch, wie sie ist. Schnell bildet man sich eine Meinung: urteilt über ihre Mutter - als auslösender Faktor der Erkrankung. Dann der Perspektivwechsel zur Mutter: ihr eigener Leidensweg und unvorstellbare Umstände in der Kindheit. Das Ende ist für mich schwer auszuhalten und lässt mich mit meinen Gedanken allein zurück - stark.
Ein Intensives, berührendes und schockierendes Buch über ein Mutter-Tochter-Gespann. Realistische Darlegung der Erkrankung, verdeutlicht schonungslos das Ausmaß dieser und schafft mehr Verständnis Dann der Perspektivenwechsel- die Schilderung über die erlebte Vergangenheit der Mutter Regt zum Nachdenken an
Ein intensives Leseerlebnis, schockierend, berührend, ehrlich, schafft noch mehr Verständnis für die Erkrankung, teilweise auch schwer auszuhalten
TW: Depression und Essstörungen. JÄGERIN UND SAMMLERIN Lana Lux „Du bist ungeschickt. Du bist ein Trampel. Pass doch auf. Du machst alles kaputt. Hör auf zu quasseln, du machst mich völlig verrückt. Beeil dich, wegen dir sind wir immer zu spät. Iss deinen Teller leer. Iss nicht so viel von dem Süßen. Das kannst du nicht tragen. Das steht dir nicht. [...] Du hast wirklich keine Entwicklung gemacht, seit du sechs Jahre alt bist. [...] Ich sehe jetzt schon, dass aus dir nichts wird. Du bist wie dein Vater. Ihr habt mein Leben zerstört.[...] Du bist eine Enttäuschung. Du bist eine Lügnerin. Du hast keinen Willen. Du hast keine Selbstdisziplin. Du musst dich mehr anstrengen. Aus dir könnte was Grossartiges werden. Du bist faul. Hör auf zu fressen! Du ekelst mich an. Ich glaube dir gar nichts mehr.“ (S.118) All das sind Sätze, die Alina in ihrer Kindheit und Jugend regelmässig von ihrer Mutter hörte. Alina steht kurz vor dem Abitur und hat Bulimie. Sie hat kein Selbstwertgefühl und findet sich hässlich. Immer wieder bekommt sie Fressattacken und stopft alles in sich hinein, so lange, bis sie es wieder erbricht. Sie schämt sich und sucht Hilfe bei ihrer Mutter Tanya, die sie aber nur mit Vorwürfen begegnet. Wow, was für ein Buch! Es ist der zweite Roman von Lana Lux, den ich nach dem #highlight Kukolka unbedingt lesen musste. Auch dieses Buch konnte mich komplett überzeugen. Diese toxische Mutter-Kind-Geschichte hat mich tief berührt. Der Schreibstil und der Buchaufbau sind unglaublich gut und im letzten, dritten Teil schildert Mutter Tanya ihre Sicht. Eine tief-traurige Geschichte, die es leider viel zu oft auf der Welt gibt. Auch dieses Buch wird in meine #highlights2023 einziehen. Absolute Leseempfehlung 5+/ 5

Wenn man sich in der Geschichte eines Romans wiedererkennt, möchte man am liebsten an solche denken, die einem Freude bereiten. Von der ersten bis zur letzten Seite mit Liebe und Spaß gefüllt sind, weil das eigenen Leben bisher genauso war. Doch auch wenn in meiner Vergangenheit und in meiner Gegenwart sowohl Spaß, als auch Liebe bestimmt nie zu kurz gekommen sind, ist es doch Jägerin und Sammlerin gewesen, das mich zum ersten mal so richtig hart getroffen hat, weil es so wahr ist. Weil ich die Protagonistin Alisa aus dem Buch von Lana Lux besser kenne und verstehe, als manche meiner Freunde. Teilweise hat es mich traurig gemacht und erschreckt, wie nah an der Realität die Autorin schreibt, teilweise hat es mich aber auch beruhigt, weil selbst hier die Hoffnung auf Heilung jederzeit bestehen kann. Aber vielleicht sollte ich euch erstmal sagen, worum es in diesem Buch überhaupt geht. Alisa lebt als Tochter ukrainischer Einwanderer in Berlin. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Mascha teilt sie sich eine Wohnung, in der sie ursprünglich mit ihrer Mutter gelebt hat, bevor diese mit ihrem neuen Freund zusammen zog. Ihr leiblicher Vater ist schon länger in die Ukraine zurückgekehrt. Alisa ist gut in der Schule und verdient ihren eigenen Lebensunterhalt mithilfe mehrerer Aushilfsjobs, aber sie ist auch depressiv und leidet seit mehreren Jahren unter Bulimie. Die Anfälle, in denen sie unkontrolliert Essen in sich hineinstopft und es anschließend wieder erbricht, bestimmen zunehmend ihr Leben. Dabei wäre sie gerne mehr wie ihre Freundin Mascha, die kleine, zierliche, magersüchtige Balletttänzerin, aber Alisa ist von ihrer Grundstatur genau das Gegenteil – und somit scheint der Kampf gegen den eigenen Körper ein auswegloser. Als sie schließlich erkennt, dass sie es ohne professionelle Hilfe wohl nie aus diesem Teufelskreis heraus schafft, begibt sie sich in eine Klinik. Ihre Psychologin rät ihr, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben, und Alisa fängt an, sich auf diese Weise mit ihrer Kindheit auseinanderzusetzen. Vor allem mit dem Verhältnis zu ihrer schönen, aber emotional schwer zu greifenden Mutter. Schließlich gibt Alisa den Rat der Psychologin an ihre Mutter weiter, wodurch auch Tanya anfängt ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben. Und Satz für Satz bekommen wir Einblicke in die Vergangenheiten beider Frauen, die sich ihr Leben lang an ihrer Beziehung zueinander verletzt haben. “Ich habe einfach noch nicht gelebt. Ich habe gewartet…“ “Worauf denn?“ “Das ich dünn genug bin, mit meinem Leben zu beginnen…“ (Seite 174) Intensiv und authentisch – das sind die ersten zwei Worte, die mir zum Roman Jägerin und Sammlerin von Lana Lux einfallen. Selbsthass, Scham, der Wunsch, einfach mit dem Essen aufhören zu können, das unerträgliche Völlegefühl, Wut, der Gedanke wieder einmal versagt zu haben, nicht Willensstark genug zu sein – das sind alles Gefühle, die ich selbst Jahrelang mit mir herumgetragen habe und teilweise noch immer mit mir herumtrage. Denn eine Essstörung geht nicht einfach mit der Pubertät weg, sondern haftet sich an dein Leben und lässt dich nur dann los, wenn du die Ursachen entschlüsselst und den eigenen Willen besitzt, sie endlich gehen zu lassen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Essstörung, neben der oft mit einhergehenden Depression, eine der schlimmsten psychischen Erkrankungen überhaut ist, mit der viele in der heutigen Gesellschaft zu kämpfen haben, denn ohne Essen geht es nicht – mit aber leider oft auch nicht. Mit intensiven Worten beschreibt die Autorin, wie erst die Anorexie, dann die Bulimie das Leben von Alisa übernimmt und sie in eine schwere Depression führt. Wie Tanya, ihre Mutter, oft herzlos und egoistisch mit ihr umgeht, weil sie auch Sorgen und Ängste hat und diese unbedingt mit ihrer Tochter teilen möchte. Weil sie die einzige ist, die noch übrig ist. Kompromisslos zeichnet sie ihre Figuren so wie sie sind und gibt dabei gnadenlose Einblicke in ihre Emotionen, ihren Schmerz und ihr Handeln. Sie schert sich relativ wenig darum, ob sie dabei Sympathien beim Leser weckt, was für den ein oder anderen sicherlich zu einer Herausforderung werden kann. Aber genau dieser Realismus ist auch die Stärke von Jägerin und Sammlerin, denn man merkt, dass Lana Lux für die Emotionen, die Ängste sich ihnen zu stellen und mit ihnen umzugehen brennt. Und dieses Feuer geht auch auf den Leser über, wenn er es zulässt. Es fällt einem sicherlich nicht leicht, sich mit Frauen wie Tanya auseinanderzusetzten, aber es fühlt sich trotzdem irgendwie gut an, wenn man quasi dazu gezwungen wird. Am Ende gibt es trotz allem zwar einen Funken Hoffnung, aber auch keinen Zweifel daran, dass vor Mutter und Tochter noch ein langer Weg liegt.
Wieder ein großartiges Buch von Lana Lux. Mitreißend und sehr emotional. Die verschiedenen Blickwinkel lassen einen komplett in die Geschichte eintauchen.
Jägerin und Sammlerin erzählt die Geschichten von Mutter und Tochter, die beide im Leben mit ihren Problemen zu kämpfen haben. Alisa will nach außen hin perfekt sein, leidet unter Bulemie und Anorexie, kämpft um die Anerkennung ihrer Mutter und hadert damit, sich Hilfe zu holen. Ihre Mutter Tanya hat ihr nie viel aus ihrem Leben erzählt, aber auch sie hatte es nicht einfach. Erst in der zweiten Buchhälfte beginnt die Mutter über ihre Vergangenheit nachzudenken, schreibt alles auf. Während des Lesens beginnt man, ihren Wunsch nach Perfektion und dem Neuanfang in Deutschland zu verstehen. Einfach hatten es die beiden Frauen nie im Leben. Das wird durch die klare, direkte Sprache der Autorin gut verdeutlicht. Meine Freundin und ich haben das Buch ja in Abschnitten gelesen und immer darüber gesprochen. Es gab viel zu diskutieren und ich bin froh, das ich mit jemandem darüber sprechen konnte. Denn: einfach lesen und das Buch weglegen geht hier definitiv nicht! Die Geschichte beschäftigt einen. ⭐⭐⭐⭐ von mir, da mir die starke Trennung in zwei Teile (erste Hälfte Alisa, zweite Tanya) nicht so gut gefallen hat und ich gerne nochmal mehr über Alisa gelesen hätte. Aber ansonsten eine definitive Lesempfehlung!