In Swanns Welt

In Swanns Welt

Taschenbuch
4.34
MadeleineOdetteParisGuermantes

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Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Klassiker
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
576
Preis
13.40 €

Beiträge

1
Alle
5

Marcel Proust ist ein genauer Beobachter der Natur, der Menschen und ihrer Beziehungen. Und wenn er seine Beobachtungen in Worte fasst ist er ebenso genau - aber auch unglaublich phantasievoll. All das geschieht in einer anspruchsvollen Sprache, die Sätze sind lang, sehr lang... aber es ist eben eine "betörend anspruchsvolle Sprache" (Tilam Spengler). Klingt anstrengend? Ja, ist es manchmal auch. Aber neben der überwältigenden Schönheit der Sprache trägt einen der Humor durch diese Buch, denn Proust ist zum Glück auch "ein völlig unterschätzter Ironiker" (Jochen Schmidt). Neben der in den Tee getunkten Madeleine, die eine Flut von Erinnerungen beim Erzähler hervorruft, ist die Beschreibung des Weißdornes wohl das berühmteste Bild aus dem ersten Band: „Für mich erhob sich summend darüber der Duft der Weißdornhecken. Diese Hecken bildeten in meinen Augen eine unaufhörliche Folge von Kapellen, die unter dem Schmuck der wie auf Altären dargebotenen Blüten verschwanden; unter ihnen zeichnete die Sonne auf den Boden ein lichtes Gitterwerk, so als fiele ihr Schein durch Kirchenfenster; ihr Duft strömte sich so voll und überquellend aus, wie ich ihn vor dem Altar der Muttergottes stehend verspürt hatte, und in ebenso geschmückten Blüten trugen eine jede mit gleicher gedankenloser Miene ihr schimmerndes Strahlenbündel aus Staubgefäßen, feine glitzernde Rippen im spätgotischen Stil wie die, die in der Kirche das Gitter der Empore durchzogen oder die Kerze der Buntglasfenster, die aber hier die weiße sinnliche Fülle von Erdbeerblüten hatten. Wie viel naiver und bäuerlicher wirkten im Vergleich die Heckenrosen, die in wenigen Wochen im vollen Sonnenschein den gleichen ländlichen Weg erklimmen würden, mit der glatten Seide ihres rötlichen Mieders bekleidet, das der leiseste Hauch zerflattern macht.“ Im ersten Teil beschreibt der Erzähler seine Kindheit und das Leben seiner Familie auf dem Landsitz in „Combray“. Besonders amüsant waren für mich die Erzählungen über die hypochondrische Tante Léonie: „Meine Tante hatte nach und nach alle anderen Besucher abgeschafft, weil sie in ihren Augen den Fehler besaßen, einer der beiden Kategorien von Leuten anzugehören, die sie verabscheute. Die einen, die schlimmeren und die sie zuerst zu empfangen abgelehnt hatte, waren diejenigen, die ihr rieten, sich nicht >nachzugeben<, und … die umstürzlerische Meinung vertraten, daß ein kleiner Spaziergang in der Sonne oder ein englisches Beefsteak (wo doch schon zwei armselige Schluck Vichywasser sie vierzehn Stunden lang im Magen drückten) ihr sehr viel besser tun würden als das Liegen im Bett und die Medizin. Die andere Kategorie bestand aus Personen, die so aussahen, als hielten sie sie für weit ernstlicher krank, als sie selber meinte, nämlich so krank, wie sie zu sein behauptete.“ Im zweiten Teil „Eine Liebe von Swann“ geht es um Swanns komplizierte Liebe zu Odette und vor allem um seine übersteigerte Eifersucht. Die Geschichte spielt vor der Geburt des kindlichen Erzählers aus dem ersten Teil, zur Zeit des Fin de Siècle, in den gehoben(st)en Pariser Gesellschaftsschichten. Neben der Eifersucht spielen also vor allem Salons, Diners und Soirees eine große Rolle. Auch hier wieder „köstlich“ amüsante Beschreibungen der Menschen und ihrer Beziehungen: „Doktor Cottard wußte niemals mit Sicherheit, in welchem Tone er jemandem antworten sollte, ob sein Gesprächspartner scherzte, oder ob das, was er sagte, womöglich ernst gemeint war. … Da ihm der kritische Sinn, den er allem gegenüber zu entfalten glaubte, völlig abging, war an ihm jene verfeinerte Höflichkeit, die darin besteht, daß man jemandem gegenüber, dem man gefällig ist, so tut, als habe man vielmehr ihm zu danken (wobei man natürlich nicht möchte, daß er es wirklich glaubt) ganz und gar verloren, insofern er alles wörtlich nahm." Im dritten Teil des ersten Bandes geht es zurück zum kindlichen Erzähler, der langsam zum Jugendlichen reift und Gilberte (die Tochter von Swann und Odette) taucht (wieder) auf - damit beginnt die Überleitung in den zweiten Band „Im Schatten junger Mädchenblüte“.

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