Fremde Federn

Fremde Federn

Hardback
3.919

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Description

Wer kümmert sich um Oma?
Was passiert, wenn ein Familienmitglied plötzlich auf Pflege angewiesen ist? Alina Lindermuth fängt ein, was sonst im Verborgenen bleibt.

Tom zieht bei seiner Großmutter ein und erfüllt ihr den Wunsch eines lang ersehnten Hühnerstalls im Garten. Die unkonventionelle Wohngemeinschaft funktioniert überraschend gut, bis Rosmarie nach einem Unfall nicht mehr allein zurechtkommt. Neben seinem Start-Up-Job ist Tom überfordert mit der Situation und entscheidet sich schließlich für ein 24-Stunden-Pflegemodell. Als dann Betreuerin Kata ins Haus kommt, blüht Rosmarie auf. Doch der zweiten, Josipa, traut sie nicht über den Weg. Hat sie es etwa auf die Hühner abgesehen?
Main Genre
Specialized Books
Sub Genre
Society & Social Sciences
Format
Hardback
Pages
256
Price
24.00 €

Author Description

1992 in Villach geboren. Nach dem Schulabschluss ging sie nach Indien, im Anschluss folgten Studien der Südasienkunde, BWL und VWL in Wien und Singapur. Ihre Kurzgeschichte „Zum Schreien“ wurde 2010 mit dem Bachmann Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. 2020 erschien ihr Debütroman „Die Wahrscheinlichkeit des Zufalls“ (Text/Rahmen Verlag). 2022 war sie Writer-in-Residence in Sri Lanka, Stipendiatin der Werkstatt für junge Literatur und erhielt den Sonderpreis des Wiener Werkstattpreises.   

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6
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Fremde Federn

von Alina Lindermuth

5

Wie schafft man es, einen anspruchsvollen Job und die Pflege der dementen Großmutter unter einen Hut zu bringen ? Der Autorin ist es gelungen, dieses brisante Thema einfühlsam und ehrlich zu beschreiben und zu zeigen, wie schwer es pflegende Angehörige haben. Und doch gab es Situationen, in denen ich mit den Protagonisten lachen konnte. Gut fand ich auch die Tagebucheinträge der osteuropäischen Pflegerin, deren Arbeitsbedingungen ( Vermittleragenturen) hier nur angedeutet werden. Das Ende bleibt offen und das finde ich hier genau richtig, denn genau wie in der Realität wissen wir nicht, wie es morgen weitergehen wird. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung.

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von Alina Lindermuth

4

Fand, dass das Buch sehr einfühlsam mit dem Thema Pflege umgegangen ist, aus Sicht von Angehörigen aber auch aus Sicht der alten Menschen. Ich habe selbst ein sehr enges Verhältnis zu meinen Großeltern, deshalb hat mich das Buch wahrscheinlich noch mehr berührt.

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von Alina Lindermuth

3.5

„Beim Auspacken kamen die Zweifel zurück. Natürlich war es eine ungewöhnliche Lösung, bei seiner Großmutter einzuziehen, auch wenn es nur vorübergehend war“ (S. 14). Der 32-jährige Tom muss aus beruflichen Gründen umziehen. Die neue Stelle als Bereichsleiter in der Lebensmittelbranche, genauer gesagt in der Mehlwurmproduktion bei einem Start-up-Unternehmen, liegt örtlich bei Oma Rosmarie um die Ecke. Also entschließen sich die beiden kurzerhand eine WG zu gründen und Tom verschlägt es so in Rosmaries Haus mit gärtnerisch-kleinbürgerlichen Vorortcharakter. Diese win-win-Situation kommt mir sehr bekannt vor, da ich lange Zeit mit meinem Opa unter einem Dach gewohnt habe. So wird bereits nach wenigen Seiten mein Herz schwer und ich ahne es – dieses Buch wird mich zum Weinen bringen. Nach und nach werden im Buch neben dem Oma-Enkel-Gespann weitere Familienmitglieder in die Geschichte eingewoben und die (Beziehungs-)Struktur der Angehörigen zueinander wird ersichtlich. Auch die Kolleg:innen von Tom nehmen im Verlauf der Geschichte eine bedeutende Rolle ein. Eine Zeit lang läuft alles harmonisch. Oma Rosmarie umsorgt Tom sehr fürsorglich, während dieser beruflich eingespannt ist und fleißig an einer Aufzuchtstation für Mehlwürmer arbeitet. Doch dann zieht sich Rosmarie einen Bruch des Schenkelhalses zu. Sie baut im Zuge dessen nicht nur körperlich, sondern auch kognitiv enorm ab und wird pflegebedürftig. Die Pflege der Oma kann Tom aufgrund der beruflichen Situation nicht dauerhaft übernehmen. Die beiden stehen vor der Herausforderung sich um eine Pflegekraft zu kümmern. Alina Lindermuth bedient sich nun am Klischee der osteuropäischen Pflegekraft, die nur gebrochen der deutschen Sprache mächtig ist. Dies wirkt an der Stelle jedoch nicht abwertend, sondern für mich eher wie leise Kritik am herrschenden System. Jedes Kapitel beginnt mit einem Eintrag aus der Pflegedokumentation, dadurch kommen auch die sich abwechselnden Pflegekräfte zu Wort und bekommen ihre Bühne. Die zeitliche Spanne in der wir Tom und Rosmarie begleiten liegt etwa bei einem Jahr. Die Veränderung, die in diesem Jahr passiert, ist gravierend für alle Beteiligten und wird eindrücklich von der Autorin Alina Lindermuth in neutraler Erzählperspektive beschrieben. Was mir abschließend sehr positiv aufgefallen ist – in diesem Roman wird gegendert.

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Fremde Federn

Fremde Federn

von Alina Lindermuth

4

Tom bekommt eine Stelle als Abteilungsleiter in einer anderen Stadt angeboten. Schnell ist klar, dass er vorübergehend zu seiner Oma ins Haus zieht. Es ist genug Platz, er spart die Miete und außerdem ist es ja nicht verkehrt der alten Dame etwas unter die Arme zu greifen. Ziemlich bald merkt er, dass Rosmarie doch nicht mehr so fit ist, wie anfangs angenommen. Sie vergisst viel, wiederholt sich ständig… erste Anzeichen einer Demenz, die Tom aber lange zu verleugnen versucht. Als Rosmarie stürzt und operiert werden muss, baut sie auch immer mehr ab und Tom muss einsehen, dass er allein die Pflege nicht absichern kann. Er entscheidet sich für eine 24h-Betreuung, aber damit sind die Probleme noch lange nicht vorbei. - Demenz und die Aufgabe die damit auf Angehörige zukommt, sind zentrale Themen des Romans. Alina Lindermuth schafft es gut, die Ohnmacht, die Überforderung und auch das Verdrängen einzufangen. Auch das Verhalten der Erkrankten ist sehr tief und realistisch beschrieben. Während jemand, der noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen ist, wahrscheinlich eher eine Geschichte mit lustigen Anekdoten liest, kann man als Betroffene*r die Gefühle von Tom sehr gut nachvollziehen. Sehr authentisch wird die Auswirkung auf das Leben von Angehörigen geschildert, sofern sie die Pflege versuchen selbst zu übernehmen. Die nachlassende Leistungsfähigkeit, permanente Übermüdung und auch ständige Sorgen. Es kommt zu Wut, aus den verschiedensten Gründen, Unverständnis und es ist ein langer Weg, sich auf Erkrankte einzulassen und zu akzeptieren, dass dieser Mensch immer mehr abbaut. Ich glaube das schlimmste ist der Moment, in dem man das erste Mal nicht erkannt wird. Auch nachdem Tom sich für eine Pflegeuntetstützung entschieden hat, wird es kompliziert. So richtig eine Anleitung, wie man es richtig macht oder was man für Möglichkeiten hat, gibt es nicht. Auch hier finde ich unser Pflegesystem sehr gut widergespiegelt. Trotz dieser schweren Themen ist es ein leichtes Buch. Toms Arbeit spielt eine große Rolle und die Mehlwürmerzucht ist eine spannende, wenn auch ziemlich ekelige Angelegenheit. Mit den Betreuerinnen kommt es immer wieder zu kuriosen Situationen und auch wenn Tom ziemlich oft am Ende seiner Kräfte und absolut überfordert ist, pflegt er einen sehr liebevollen Umgang mit seiner Oma, aus dem ich mir noch den ein oder anderen Anreiz mitnehmen konnte. Lindermuth‘s Schreibstil ist locker leicht und durch die einleitenden Sätze aus Sicht der Betreuerin, die immer am Anfang eines Kapitels zu Wort kommt, erlebt man die Geschichte auch nochmal aus einer anderen Perspektive. - Für mich ein tolles Leseerlebnis und eine große Empfehlung für euch.

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von Alina Lindermuth

5

Herzwerwärmend schön. Habe die Geschichte rund um Tom und seiner pflegebedürftigen Oma sehr gerne gelesen. In diesem Buch bekommt man sehr gut einen Einblick, was es heißt, wenn man von heute auf morgen eine 24h Pflege für jemanden benötigt, der plötzlich pflegebedürftig wird und an Demenz leidet. Große Leseempfehlung!

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von Alina Lindermuth

5

Schöner warmherzig Roman

Fremde Federn … Thomas, der Tom genannt wird, zieht zu seiner Oma in das große Haus am Stadtrand. Für ihn ist es passend, da Wohnraum ja teuer ist und er in der Stadt noch neu ist. Er hat einen neuen Posten in einem Start-up bekommen, dass sich mit Nahrung aus Insekten beschäftigt. Seine Oma Rosmarie freut sich, dass ihr Enkel bei ihr einzieht. Sie ist rüstig und macht noch alles selbstständig. Sie hat jahrelang ihre Mutter und später ihre Schwiegermutter gepflegt und als ihr Mann gestorben war, wirtschaftete sie ganz alleine in dem großen Haus. Tom zieht in das Zimmer, dass er auch schon als kleiner Junger immer in den Ferien bewohnt hat. Es ist etwas ungewohnt für ihn in einer WG mit seiner Oma zu leben. Immerhin können sie getrennte Badezimmer nutzen. Rosmarie versteht nicht, dass Tom Vegetarier ist oder gar diese Mehlwürmer isst. Und als er dann auch noch eine Mehlwurmzuchtanlage mit nach Hause bringt, schüttelt es sie. Dafür bekommt Rosmarie einen kleinen Hühnerstall, mit drei hübschen Hühnern, welchen sie sich schon immer gewünscht hat. Was Tom nicht sieht, was vielleicht auch nur dem Leser auffällt ist, dass Rosmarie in eine Demenz hineinschliddert. Als die alte Frau dann auch noch stürzt und operiert wird, kommt die Demenz deutlich ans Tageslicht. Thomas ist ziemlich beschäftigt, immerhin hat er eine leitende Stelle und hat viel Arbeit und Verantwortung. Doch seine Oma liegt ihm sehr am Herzen. Er versucht seine Arbeit etwas zu reduzieren, macht Homeoffice, wo es geht. Tom kümmert sich um eine Vollzeitpflege zu Hause, er kocht für Rosmarie und versucht sie zu beschäftigen. Ein Altenheim ist für ihn keine Option. “ ihm dämmerte, dass hinter ihrem Angebot mehr verborgen war. Ein Gebrauchtwerden-Wollen. Ein noch Wollen. Und vor allem: ein noch Können.“ Seite 22 Dabei stößt er aber auch an seine Grenzen. Einerseits bemerkt er, mit welchen bürokratischen Wirrnissen er sich beschäftigen muss. Etwas, dass er Menschen, die sich noch weniger auskennen, gar nicht zutrauen mag. Andererseits ist da die Privatsphäre, die immer mehr bröckelt. Seine Oma auf die Toilette zu begleiten ist etwas, dass wohl keiner von uns machen möchte. Und trotzdem verschwimmen diese Grenzen immer mehr, so wie die Demenz fortschreitet. Rosmarie ist eigensinnig, mag die eine Pflegerin nicht und verdächtigt diese auch noch, ihre Hühner rupfen und essen zu wollen.Liebe und Aufmerksamkeit Thomas ist ein sympathischer Mensch, der sich wirklich große Mühe gibt, seiner Oma die Liebe und Aufmerksamkeit zurückzugeben, welche er als kleiner Junge von ihr erfahren hat. Neben der Pflege von Oma Rosmarie, wirbelt der junge Mann auch noch in seinem Job. Stets steht er unter Strom und merkt nicht, wie ihn all die Dinge immer mehr vereinnahmen. Ich fand es wirklich gut geschrieben. Die Demenz der alten Dame sowie die Überforderung der Angehörigen. Etwas, das in der wirklichen Welt sehr wohl genauso passiert. Die Demenz, die sich immer mehr verfestigt, mit all ihren Auswüchsen. Mal mehr, mal weniger lustig. Zumindest für Außenstehende. Wer selber in so einer Demenzschleife steckt, wer selber einen Angehörigen mit Demenz hat, sieht hier bestimmt viele Parallelen. Ich habe dieses Buch Fremde Federn wirklich verschlungen. Es hat so viel Spaß gemacht, zu lesen. Es ist kein Aufklärungsbuch, wie man mit Demenz umgehen soll. Fremde Federn ist ein gutgemachter Roman, mit Anspruch. Die Autorin hat ein feines Gespür für Sätze, die (heimlich) unter die Haut gehen und sie scheint sich mit dem Thema Pflege auseinandergesetzt zu haben. Warum das Buch Fremde Federn heißt, erschließt sich mir allerdings nicht, auch wenn die Hühner ab und an Federn lassen müssen. Dieses Buch warmherzige Buch hat wahrlich 🐭🐭🐭🐭🐭 verdient! Einziges Manko, war vielleicht, die detaillierte Liebesnacht, zwischen Thomas und seiner Ex-Freundin Eva. Gut geschrieben, aber für mich eben nicht passend. Ein angedeuteter Satz oder Absatz hätte (für mich) gereicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass mir solche Szenen grundsätzlich nicht in Romanen gefallen.

Schöner warmherzig Roman
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