Fanny Mendelssohn Hensel: Aus dem Schatten des Bruders

Fanny wurde 1805 in Hamburg als erstes Kind des Bankiers Abraham Mendelssohn und seiner Frau Lea geboren. Obwohl 'gleichermaßen begabt' (so Goethe) wie ihr Bruder Felix, blieb ihr ein Musikerleben in der Öffentlichkeit verwehrt. Im preußischen Biedermeier bestimmten die Männer den Werdegang der Frauen und Mädchen. Sie erfuhr dieselbe solide Musikausbildung wie ihr drei Jahre jüngerer Bruder Felix, doch in der Adolezenz setzte das 'Basta' ihres Vaters allen Ambitionen ein Ende. Umso beachtenswerter, dass Fanny, auch in ihrer Ehe mit dem Maler Wilhelm Hensel, nie aufhörte, ihr Talent weiterzuentwickeln. Ihre Sonntagsmusiken waren auch über Berlin hinaus bekannt und geschätzt, und mussten doch im 'privaten' Rahmen bleiben. - Die lange ersehnte Reise nach Italien, die ein ganzes Jahr währte, ließ die junge Frau aus ihrem engen Kokon schlüpfen. Die Zuneigung einiger junger Franzosen, darunter des Musiker Charles Gounod, hat gewiss dazu beigetragen, doch auch das südländische Flair. Mit 40 Jahren fand sie endlich genügend Selbstbewusstsein, eine Komposition als Opus 1 zu veröffentlichen. Die Zeit des künstlerischen Erfolgs währte nicht lange: Bereits mit 40 und ein halb Jahren starb Fanny plötzlich und für alle unerwartet. Ihr Bruder, Felix Mendelssohn Bartholdy, folgte ihr ein halbes Jahr danach.