Ein simpler Eingriff
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Yael Inokai, geboren 1989 in Basel, lebt in Berlin. 2012 erschien ihr Debütroman "Storchenbiss". Für ihren zweiten Roman "Mahlstrom" wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis 2018 ausgezeichnet. Sie ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift PS: Politisch Schreiben. Für ihren Roman "Ein simpler Eingriff" (2022) erhielt sie den Anna Seghers-Preis 2022 und den Clemens-Brentano-Preis 2023.
Merkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Hoffnung auf ein besseres Leben
Meret ist Krankenschwester und unterstützt den Doktor bei Wachoperationen am Gehirn. Sie weiß alles wird danach besser doch bei einem Eingriff kommen Zweifel. Das Buch behandelt das Thema der Lobektomie aber leider nicht so vordergründig wie ich zu Beginn des Buches hoffte. Der 3. Teil widmet sich am meisten dem Thema. Eine Art Liebesbeziehung von Meret zu Sarah, ebenfalls einer Krankenschwester nimmt für mich viel Raum ein, für mich zu viel. Ich finde, das Buch hat zu viel verschenktes Potential.
Die empathische Krankenschwester Meret soll den Patienten/innen die Angst vor der Lobotomie nehmen, sie beruhigen und mental auf die Operation vorbereiten und auch während des Eingriffs beschäftigen, da dieser bei vollem Bewusstsein stattfindet. Sie ist von ihrer Arbeit und der Operationsmethode überzeugt, vertraut den Ärzten. Sie lernt Sarah kennen, ihre neue Mitbewohnerin im Schwesternwohnheim, die beiden kommen sich näher und verlieben sich. In den Augen der Ärzte eine "Neigung", die durch Lobotomie zu "korrigieren" wäre. Merets Überzeugung gerät ins Wanken. Ich mag die Sprache und die Atmosphäre des Buches, allerdings habe ich, auch aufgrund des Titels, weniger Liebesgeschichte, sondern mehr Tiefgang rund um das Thema Lobotomie erwartet. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir
Fesselnder Roman mit wundervollen und sympathischen Protagonistinnen, spannender Thematik und herzerwärmender Handlung! 🖤
Marianne spürt eine Wut in sich - unkontrolliert, nicht zu bändigen und unberechenbar. Für den Doktor ist klar, es handelt sich um, bei Frauen so weit verbreitete, Hysterie. Und er ist überzeugt, es gibt einen Weg, diesen Fehler zu beheben: einen simplen Eingriff. Meret ist einfühlsam, verständnisvoll und empathisch. In der Klinik wird sie damit zur wichtigsten Assistentin des Doktors, um die Eingriffe durchführen zu können. Bis Sarah in Merets Leben tritt, bis die ersten Zweifel kommen, bis sie ihre Zweifel äußert. 🔹 Junge Frauen mit traumatischer Vergangenheit, mit schrecklichen Erinnerungen entwickeln ein Ventil, um auszuhalten, was nie verarbeitet wurde. Sie fallen damit aus der Norm, sie verhalten sich nicht rollenkonform und sind eine Belastung für die Gesellschaft. Yael Inokai erzählt in ihrem Roman, wie Mitte des 20. Jahrhunderts an Methoden geforscht wurde, um die Frauen zu „heilen“, die abnormale Verhaltensweisen aufwiesen. Aus den liebevollen Augen von Meret können wir das System beobachten, bis das Bild zu flimmern beginnt, bis die Sicht verschwimmt und bis wir auf einmal messerscharf sehen können, was hier wirklich geschieht. Viele Details und Nuancen muss die Autorin nur ganz sanft andeuten und sofort wird es laut in meinem Kopf. Eine Wut, wie die von Marianne, beginnt zu brodeln. Ungerechtigkeit schreit zwischen den Worten hervor. Und der Wunsch, dass Meret erkennt, was schief läuft, dass sie Sarah zuhört, wächst von Seite zu Seite. Ich blättere zügig um, will wissen, was als nächstes passiert. Wacht sie auf? Erkennt sie die Gefahr? Homophobie, Sexismus, Machtmissbrauch, das Patriarchat - all das sind Themen, die uns in diesem Roman auf beeindruckende Weise vor Augen geführt werden. Wie erschreckend, dass sie noch heute ebenso penetrant blenden. Eine riesige Empfehlung für einen Roman, der in schwebender Sprache von wundervollen und sympathischen Protagonistinnen erzählt. Eine fesselnde Thematik mit berührender Handlung zum Mitfiebern, Hoffen und Mitfühlen bilden den Rahmen für ein stimmiges Gesamtbild.

Das Buch har für mich schnell einen Sog entwickelt und eine Spannung aufgebaut, aber gaaaanz sanft. Ich finde die Charakterentwicklung stark und nachvollziehbar. Möchte es bald wieder lesen!
2 Bücher in einem
Es geht nicht nur um den simplen Eingriff, der im Titel erwähnt wird. Es geht auch um eine lesbische Liebe, um Ausgesprochenes und Verschwiegenes, um Hoffnung und Tod. Nicht leicht zu lesen und nicht sehr spannend, hatte mir mehr davon erhofft.
Wunderschöne poetische Sprache!
Die Charaktere finde ich ein bisschen blass, sie reden so wenig 😅 und deren Leben is so deprimierend. Aber insgesamt ein wirklich schönes Buch, dass ich gestern Abend und heute ausgelesen hab. Meret assistiert als Krankenschwester bei Lobotomien. Sie glaubt fest daran, dass der Eingriff den Patientinnen zu einem besseren Leben verhilft. Nach und nach verlieben sie und ihre Zimmernachbarin im Schwesternwohnheim sich ineinander. Sarah hat mit der Lobotomie ganz andere Erfahrungen gemacht… Wer nicht weiß was Lobotomien waren (und hier wird’s jetz eklig): In den 1940ern kam die Theorie auf, dass man psychische Krankheiten heilen könnte, indem man die dafür verantwortlichen Areale im Gehirn zerstört, damit sich neues gesundes Gewebe bilden kann. Dafür hat man mit einem Hämmerchen eine Art Eispickel an den Augäpfeln vorbei ins Gehirn gehauen, bisschen rumgerührt und wieder rausgezogen. In etwa der Hälfte der Fälle wurde der:die Patient:in komplett apathisch, war also nur noch eine leere Hülle. Trotz dieser Fehlerquote wurde diese Behandlung lange Zeit noch verteidigt. Die Schwester von John F Kennedy wurde lobotomiert und war von da an geistig behindert. Es leben auch noch Menschen, deren Computertomografie Löcher im Gehirn hinter den Augen aufweisen. In den 70ern wurde der Eingriff nach und nach verboten.
Nichts für schnell mal lesen
DasThema beschäftigt, macht nachdenklich, dicht erzählt, dennoch sehr nüchtern und die Charaktäre bleiben oberflächlich. Ein gutes Buch aber ich war nicht ganz zufrieden.
Düster, bedrückend, aber sehr sprachgewaltig.
Ein kleines, bedeutsames Buch
Hier geht es um kein leichtes Thema und ich habe lange gezögert, dies Buch anzufangen. Wie sich gezeigt hat, waren meine Zweifel aber unbegründet. Es geht um die Lobotomie, einem neurochirurgischen Eingriff, den man ab der 1940er Jahre zunächst zur Schmerzausschaltung, später bei psychischen Erkrankungen und dann auch bei starker Unruhe und übermässiger «Wut», überwiegend bei Frauen angewandt hat. Heutzutage wird dies Verfahren oft als medizinische Barbarei bezeichnet, inklusive der zahllosen Missachtungen von Patientenrechten, die man damals wohl überhaupt noch nicht kannte. Es liegt nahe, dass man mit diesem Verfahren auch versteckte Absichten verfolge, Menschen gefügig zu machen. Meret erzählt ihre Geschichte als enge Begleiterin bei den Eingriffen, als Bindeglied zwischen dem Arzt und den Patientinnen, denen sie mit viel Empathie begegnet. Das sie nach und nach das Verfahren kritisch sieht, liegt vor allem auch an ihrer Liebe zu Sarah, einer Arbeitskollegin, mit der sie das Zimmer teilt. Die Liebesgeschichte schafft ein Gegenpol zu den doch sehr engen Umständen von Merets Leben. Das Buch hat mich überrascht und obwohl es nicht mit Aufrichtigkeit und ethische Auseinandersetzung spart, ist der gezeichnete Weg von Merit und ihrer Partnerin so kraftvoll in ihrer Befreiung, dass bei mir nur Freude für den Mut über das Finden der eigenen Kraft in ein selbstbestimmtes Leben aufkam. Das Hörbuch, von Lisa Hrdina perfekt gesprochen hat mir sehr gut gepasst.
Ein gutes Buch. Am eindringlichsten ist mir die dichte Atmosphäre in Erinnerung geblieben. Die Geschichte wird sehr ruhig, poetisch und beklemmend erzählt. Vom simplen Eingriff selbst bekommt man für meinen Geschmack etwas zu wenig mit.
Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, dennoch war ich gespannt auf die Entwicklung. Das Buch ist in 3 Teile gegliedert, wobei mich der Mittelteil am meisten überzeugen konnte. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass im letzten Abschnitt die Fäden zusammenlaufen, was aber nicht wirklich gelungen ist. Vieles bleibt am Ende offen. Die Story bietet einiges an Potential, leider wurde dies besonders im letzten Teil nicht wirklich umgesetzt. Einzig der Mittelteil konnte mich komplett überzeugen und mitreißen.
Präzise und doch oberflächlich
Ich mochte das (Hör-) Buch. Ich bin selbst Krankenpflegerin und konnte die Gefühle und das Verhalten, mit dem dieser Beruf beschrieben wurde, sehr gut nachvollziehen und fand es auch sehr treffend. Allerdings hat mir manchmal ein bisschen Tiefe gefehlt und ich hätte mich gefreut, wenn einige Figuren und die Beziehung zueinander ausführlicher beschrieben worden wären. Das Gleiche habe ich mir für die medizinischen Abschnitte gewünscht.
Mich konnte die Geschichte fesseln. Ich bin durch die kurzen Kapitel regelrecht gerauscht. Die Geschichte wird ruhig und eher nüchtern erzählt… in kurzen, einfachen Sätzen. Trotz der Einfachheit und Sachlichkeit hat mich Merets Geschichte sehr berührt und ging mir unter die Haut. Eine mutige Protagonistin in vielerlei Hinsicht…. Auch wenn es zunächst nicht so scheint….. Nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, musste ich Recherche betreiben. Und so stieß ich auf Dr. Walter Freeman. Ich empfehle jedem, diesen Menschen bei Interesse aber erst nach der Lektüre zu googlen. Frappierend sind die Ähnlichkeiten mit dem „ Chirurgen“ in dieser Geschichte. Mich wird dieses Buch noch länger beschäftigen …….
Ungewöhnlich, besonders, kritisch.
2,5 Sterne
Ein wunderbarer Roman, der dich nachdenklich zurücklässt – mit dem emotionalen Echo, der inneren Resonanz der zum Schweigen gebrachten Wut.
Meret ist Krankenschwester. In ihrer Klinik wird ein Eingriff angewandt, der psychische Erkrankungen schnell und radikal auslöschen soll. Meist geht es um Frauen, die eingeliefert wurden, weil sie ihre Wut allzu offen zeigten. Aber Wut auf wen, und ist diese vielleicht gerechtfertigt? Immer wieder werden hier patriarchalische Hierarchien spürbar – mit Tradition verbrämter, mit Effizienz rationalisierter Machtmissbrauch. Die Wut der Männer ist Privileg, die Wut der Frauen ist Wahnsinn, der ihnen aus den Gehirnen geätzt werden muss. Ort und Zeit bleiben unbestimmt, doch eins ist offensichtlich: In diesem Setting ist Medizin mit einem großen Machtgefälle verbunden. Wer bestimmt, was Normalität ist und was Wahn? Meret glaubt an die Ausreden, hinterfragt nicht die Lügen derer, die Frauen Macht und Autonomie rauben. Als Kinder wurden ihre Schwester und sie vom Vater regelmäßig schwer misshandelt. Doch Meret ist so verwurzelt in einer Lebenswirklichkeit, in der Machthabende auch Rechthabende sind, dass sie die Schuld einzig und allein bei der Schwester sucht. Auch den Ärzten und dem ‘simplen Eingriff’ vertraut sie später blind und sieht nicht, wie vor allem unbequeme Frauen damit ruhiggestellt werden. Sie ist ein geschätztes Rädchen im Getriebe der Klinik. Im Grunde ist sie die Ruhigstellerin. Ihre Aufgabe ist es, sich mit Patient:innen anzufreunden, ihre Ängste und Zweifel zu beschwichtigen und sie während dem Eingriff, der bei vollem Bewusstsein am offenen Gehirn vorgenommen wird, abzulenken und zu beruhigen. Sie ist stolz darauf, dass einer der Oberärzte sie für diese Aufgabe auserwählt hat. Als sie sich in Sarah verliebt, die klareren Blicks auf die die Voreingenommenheit und Skrupellosigkeit dieser psychiatrischen Maschinerie schaut, wird Meret bis ins Mark erschüttert und will es doch nicht zulassen. Was bedeutet es für sie, wenn der Eingriff gar nicht rettet, sondern den Patient:innen bestenfalls¹ einen Teil ihrer Persönlichkeit, ihrer Intelligenz, ihres Antriebs raubt? Nicht zu schweigen von ihrer Menschenwürde … (¹ Ich sage ‘bestenfalls’, denn es kommt durchaus vor, dass der Eingriff misslingt … Todesfälle, die im Namen des Fortschritts und der Wissenschaft hingenommen werden.) Je genauer Meret hinschaut, je mehr sie hinterfragt, desto schneller rinnt ihr der Lebenssinn durch die Finger wie Sand. Was bleibt von ihr, wenn sie nur noch Meret ist, nicht mehr Teil von etwas Großem? Dagegen stäubt sie sich, bis sie im Angesicht der als Heil verkauften Tragödien nicht mehr leugnen kann, was geschieht. Ihre Befreiung aus diesem unmenschlichen System geschieht nur unter seelischen Schmerzen und mit Widerstand. Gegen Ende deutet ein Arzt an, er habe Merets lesbische Neigungen erkannt – und auch das könne mit einem ähnlichen Eingriff ‘korrigiert’ werden, wenn sie das wünsche. Spätestens hier lässt sich nicht mehr leugnen, dass es bei dem Eingriff oft nicht um Heilung geht, sondern um Anpassung an die gesellschaftlichen Normen. Und ja, auch um Geld, denn es sind gerade die wohlhabenden Familien, die ihre ‘nicht mehr tragbaren’ Töchter korrigieren lassen. Patient:innen werden geradezu entmenschlicht, gefügig gemacht, zum Schweigen gebracht. Die Charaktere werden so prägnant beschrieben, so klar und glaubhaft, dass man sie schnell zu kennen glaubt. Meret, ihre Geliebte, der Arzt, die aktuelle Patientin, sie alle erwachen in geradezu schwerelosen und doch gewichtigen Worten zum Leben. Der Sprachrhythmus zieht dich rein in Merits Lebensrealität, wo du dann in gespannter Erwartung verharrst. Die Liebesgeschichte zwischen Meret und Sarah ist trotz des verstörenden Handlungsrahmen eine sehr berührende, mit großer emotionaler Tiefe. Hier entfaltet sich eine zarte Poesie, die die Tragik des Geschehens eher herausstreicht als schmälert. Yael Inokai führt Leser:innen mit klaren, leisen Worten durch die Geschichte. Worte, die niemals belehren. Worte, die weder beschönigen noch die Tragödien für den Schockfaktor ausschlachten. Das haben sie gar nicht nötig, denn die Wucht und Wirkung der Geschichte entfaltet sich gerade in den Zwischentönen, im Unausgesprochenen. “Ein simpler Eingriff” ist ein wunderbarer Roman, der dich nachdenklich zurücklässt – und mit dem emotionalen Echo, der inneren Resonanz der zum Schweigen gebrachten Wut. Fazit: “Ein simpler Eingriff” ist definitiv einer meiner Favoriten für die diesjährige Verleihung des Deutschen Buchpreises. Die Subtilität, mit der Yael Inokai spricht, mit der sie Leser:innen an die Hand nimmt, tut der Aussagekraft der Geschichte keinen Abbruch. In ihren Worten schwingt das Ungesagte mit; da hörst du das leise Summen der gesellschaftlichen Normen und Anforderungen, spürst das Vibrieren der Ungerechtigkeiten, der soziokulturellen Einstellungsmuster. Der ‘simple Eingriff’ bringt Frauen zum Schweigen – literarische Schwestern all der zum Schweigen gebrachten Frauen in unserer Realität. Meines Empfindens gibt die Autorin ihnen stellvertretend eine Stimme.
Dystopische Geschichte, gut geschrieben.
Ein intensiver, sehr lesenswerter Roman und für mich eines meiner Highlights 2022. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
„Es war ein simpler Eingriff. Die Nebenwirkungen konnten schmerzhaft sein, aber das ging vorüber. Dann fing etwas Neues an. So wurde es mir beigebracht. Daran hielt ich fest.“ #Einsimplereingriff ist ein schmaler Band mit gerade 192 Seiten, der es aber gewaltig in sich hat. #YaleInokai gelingt es, trotz weniger Worte und teils auch nur Andeutungen, komplexe und tief gehende zwischenmenschliche Beziehungen zu erschaffen. Der Roman ist losgelöst von der Zeit. Sind wir gerade in der Vergangenheit oder befinden wir uns womöglich in einer Art dystopischen Zukunft? Es ist an nichts festzumachen und tatsächlich ist das auch nicht nötig, denn die Thematik war, ist und wird immer wichtig sein. Wie kann die Medizin eingreifen, wenn das Verhalten von Menschen nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht? „Ein simpler Eingriff“ macht es möglich, sich von „Abnormalem“ zu befreien. Doch Krankenschwester Meret, immer verantwortungsbewusst und emphatisch, kommen nach und nach Zweifel an diesen neuartigen Eingriffen, die ihr Chef in der Klinik durchführt. Als sie Sarah kennen und lieben lernt, regt sich der Widerstand in ihr und sie beginnt, die Behandlung und auch das ganze System kritisch zu hinterfragen. Eine eindringliche Geschichte über patriarchale Machtstrukturen, über queere Liebe, über das Aufbegehren und Befreien aus gesellschaftlichen Zwängen, über Individualität und Würde.

Unaufgeregt erzählt. Eine packende Geschichte, die mich sehr berührt hat und viel zum Nachdenken bietet.
Tolles Buch über einen schwierigen Aspekt der Medizin. Das Buch hält in Atem und macht die lauernde Gefahr immer wieder und oft unerwartet spürbar.
Beim Lesen das Gefühl zu bekommen, nicht zu laut atmen zu dürfen, um die Protagonistinnen nicht zu stören, zeigt, wie zart umschrieben und gleichzeitig intensiv die Geschichte ist, die mich vollkommen hineingezogen hat. Wer gemäß des Titels eine Geschichte über die Medizin vermutet, irrt. Eigentlich geht es um Frauen: ihr Schicksal, ihre Emanzipation, lesbische Liebe, und Widerstand. Spoiler: Das Ende hat mich selig zurückgelassen.
Ich habe es gerne gelesen. Das Ende ist recht offen, aber das habe ich nicht als Makel empfunden.
Dieses Buch war ok, aber nicht mehr. Ich war mir bis zum Ende nicht sicher, ob dieser eher dystopische Ansatz eines Gehirneingriffs, um Persönlichkeitsprobleme zu lösen, dem Buch gut getan hat, wenn doch durchaus ein realer Eingriff existiert, der hier mit großer Sicherheit Pate gestanden hat. An sich fand ich die Idee einer Liebesgeschichte, die Grenzen überschreitet und die Protagonistin aus ihrem strukturierten Alltag aufrüttelt und rebellieren lässt, gut, allerdings war mir das in Kombination mit den Gewalterfahrungen der Protagonistin in ihrem Elternhaus dann doch zu überfrachtet, sodass am Ende jedes Thema zu kurz kam und die Geschichte seltsam leblos blieb. Fazit: Idee und Ansatz gut, allerdings hat mir die Ausführung nicht völlig gefallen - da hat mir zu viel gefehlt.
Meret ist Krankenschwester und das mit Leib und Seele. Als eine neue Methode entwickelt wird, den meist weiblichen Patientinnen mit Hilfe eines kleinen Eingriffes die Wut zu nehmen, ist Meret die bevorzugte Assistentin des Operateurs. Mit Hilfe eines spitzen Werkzeuges bohrt der Arzt ein Loch in den Kopf, dieser Eingriff ist schmerzfrei, nur hinterher könnten kleinere Probleme auftreten. Anschliessend hat die Patientin dann keine starke Persönlichkeit mehr und fügt sich so besser in ihr neues Leben ein. Während Meret zu Beginn noch an diese neue Technik glaubt, kommen ihr im Laufe der Geschichte immer mehr Zweifel … Gleichzeitig verliebt sich Meret in ihre Kollegin Sarah. Eine Liebesgeschichte beginnt, die unbedingt geheim gehalten werden muss, denn auch "so eine Störung und Neigung wie die Ihre, muss nicht unbehandelt bleiben“. (S.177 Tolino) Ein simpler Eingriff Yanel Inokai Eine gute und fein erzählte literarische Geschichte. Mich konnte dieser Roman überzeugen. Kurze Kapitel in einem schmalen Buch und auf jeden Fall zu Recht auf der #longlist2022
Starker Start mit sehr plötzlichem Themenwechsel
📚 Inhalt Eine junge Krankenschwester, die auf einer Station mit «psychisch kranken» Frauen arbeitet, deren Leben durch einen simplen Eingriff leichter gemacht werden soll. Meret, besagte Krankenschwester, hat zunächst keine Zweifel an den Eingriffen und denkt nicht viel darüber nach. Sie freundet sich schliesslich mit einer Patientin an, bevor diese dem Eingriff unterzogen wird. Danach ist sie nicht wiederzuerkennen und Meret bekommt Zweifel. 📖 Meinung So oder so ähnlich war der Klappentext des Romans und das hat mich total gefesselt. Da ich selber als Krankenschwester arbeite, interessiert mich das Thema natürlich und ich hatte die Vorstellung, es könnte sich um Lobotomie handeln oder eine andere abartige Form der Behandlung, die man im letzten Jahrhundert in der Psychiatrie angewendet hat. Und dann – wechseln wir das Thema und landen bei einer homosexuellen Liebesgeschichte. Auch das fand ich zu Beginn spannend. Mir gefiel zuerst, wie die beiden jungen Krankenschwestern sich näher kamen. Doch das ursprüngliche Thema des Eingriffs geriet dermassen in den Hintergrund, dass man gar nicht weiter erfahren hat, was Merets finale Gedanken zu ihrer Arbeit waren. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und ihrer Kollegin entwickelte sich schnell in eine belanglose Richtung, die mir einfach nicht gefallen hat. Gut angefangen, doch stark nachgelassen. Schade.
Es geht um die problematischen Anfänge der Neurochirurgie, aber noch viel mehr geht es um Merit. Merit ist eine junge, pflichtbewusste Krankenschwester. Ihr steht es nicht zu Dinge zu hinterfragen. Als zwei Frauen in ihr Leben treten, ändert sich alles für sie. Ein schöner Roman, der viel mehr durch das unausgesprochene erzählt als über den tatsächlichen Text. Man kann mit den drei jungen Frauen mitfühlen. Ein sehr kraftvoller Roman über Freundschaft und Liebe.
Ein Buch, das ich ohne die Empfehlung vermutlich nicht gelesen hätte. Aber das wäre enorm schade gewesen! • Fast wie ein Kammerspiel gibt es in diesem Text nur wenige Orte und Personen. Die Figuren sind alle sehr gut gezeichnet und mit kleinen Beobachtungen beschrieben. Beobachtungen, die genauso auf das Leben bezogen werden können. Und doch erzählt sich viel an diesen wenigen Personen. Der Schreibstil hat mich enorm fasziniert. Nicht immer habe ich genau verstanden, was los ist, aber das war nicht schlimm. Zeitlich konnte ich das Geschehen nicht so richtig einordnen, was der Geschichte aber eine Überzeitlichkeit gibt. Die Liebesgeschichte der beiden Frauen ist so zart und letztlich doch ein reißfestes Band.

Ein simpler Eingriff von Yael Inokai war das November Buch für #maedelsdielesen und ich bin sehr froh darüber, ich wär sonst wohl noch weiter drumherumgeschlichen. Ein dünnes aber wahnsinnig intensives und atmosphärisches Buch, das Vordergründig die Dynamik im Krankenhaus und das Leben von Meret beleuchtet. Aber darüber hinaus Themen wie patriarchale Strukturen, historische Behandlung von weiblicher Psyche aber auch Freundschaft, Familie und Ausbrechen aus vorgegebenen Strukturen beinhaltet. Viel Stoff aber in genau der richtigen Intensität. Es passte auch wieder so gut zum vorherigen Monat, da auch Wut ein großes Thema war, die hier für männliche Personen natürlich absolut ok und normal war. Bei weiblichen Personen jedoch einen neumodisch radikalen Eingriff in das Gehirn zur “Korrektur” dieser “psychischen Störung” erforderte.
4.5 stars (RTC)
Ich hatte mir mehr medizinischen Background gewünscht. Insgesamt ist das Buch viel ruhiger und unaufregender, als ich erwartet hatte und trotzdem hat es sich wunderbar weggelesen.
Leicht und schwer zugleich
Meret ist Krankenschwester. Auf ihrer Station wird ein neuer neurochirurgischer Eingriff durchgeführt, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Meret glaubt fest an den Erfolg der Behandlung. Doch als ihre neue Zimmernachbarin einzieht, verändert sich so viel. Rasend schnell bin ich durch das Buch geflogen. Die Liebesgeschichte ist leicht wie Luft und wunderschön zu lesen. Der Anfang mit dem Alltag im Krankenhaus ist sehr spannend, davon hätte ich mir noch mehr gewünscht. Generell kein sehr medizinisches Buch, eher ein Roman über Hoffnung und wie weit Hoffnung gehen kann und darf. Große Empfehlung für alle die eine kurze, bewegende Geschichte lesen möchten!🪴

Das war leider so gar nicht meins. Ich kam schlecht in die Geschichte rein und für mich war sie einfach langweilig. Zum Glück war es ein kurzes Buch.
Habe auf einen Höhepunkt gewartet....umsonst! Auch war mir nicht ganz klar in welcher Zeit die Handlung des Buches fällt! Schade
2.5 - 3 ⭐
Aus diesem Buch hätte Grossartiges werden können (ja, meine Erwartungen waren hoch), aber leider schien die Umsetzung der an sich spannende Grundidee nicht ganz ausgereift. Und trotzdem: Meine Ex-Deutschlehrerin (Grüsse gehen raus an Chantal <3) hätte dieses Werk sicher gerne im Unterricht gelesen und dafür gäbe es sicher auch ein paar tolle Interpretationsansätze.
Ein sehr ruhige und kurze Geschichte, die ganz grosse Themen anspricht. Vieles bleibt unausgesprochen, ist aber doch unmissverständlich. Einfühlsam, stark, mutig. Ein Buch über Frauen und wie sie zurechtkommen. Ein beeindruckendes Buch, das genau weiss, was wann und wie viel gesagt werden muss. Nachvollziehbare, vielschichtige Figuren, die man gerne begleitet und in die man sich gut einfühlen kann.
"Neurologische Erkrankungen [...] ließen sich lokalisieren. Warum sollte es mit psychischen Störungen anders sein? Warum sollte man nicht auch sie beseitigen und die Menschen in ein Leben entlassen können, das diese Bezeichnung verdient?" (S. 28) Meret ist Mitte Zwanzig und Krankenschwester. Die Klinik, in der sie arbeitet, bietet einen besonderen Eingriff an. Noch ist er wenig erprobt, doch er verspricht, Patienten von unliebsamen Wesenszügen - in der Regel Wut - zu befreien. Dies soll ihnen ein besseres Leben bescheren. Meret verfügt über ein besonderes Einfühlungsvermögen, stellt schnell eine Verbindung zu ihren Patientinnen her und gewinnt so ihr Vertrauen. Sie selber hat gelernt, sich unter Kontrolle zu haben - die eigene Wut in Kissen zu schreien. Die Missstimmungen anderer hilft sie nun herauszuschneiden. Durch Sarah, ihre neue Mitbewohnerin im Schwesternwohnheim, bekommt Meret erstmals Zweifel an dem Operationsverfahren ihres Chefs. "Ich habe gelesen, dass Menschen damit ruhiggestellt werden. [...] Dass man ihnen etwas von ihrem ... Ich nimmt." (S. 133) Sarah wird zur engsten Vertrauten und zwischen den beiden Frauen entsteht eine intensive Nähe. Sie geben sich vollkommen hin: ihren Gefühlen, ihren Bedürfnissen und einander. Als der Eingriff bei Merets Patientin Marianne nicht zum erwünschten Erfolg führt, fassen Sarah und Meret einen Entschluss ... Vom Umgang mit Wut und vom Wunsch, sie auszulöschen handelt dieser kurze aber eindringliche Roman. Doch "Ein simpler Eingriff" erzählt auch von der Liebe zweier Frauen, die sich einer fragwürdigen Welt entziehen wollen. Denn das einzige, was wir tun können, um Wut loszuwerden, ist uns von Zwängen und Ketten zu befreien. Wir müssen unseren Weg gehen dürfen. Und was dann noch bleibt, wofür es sich lohnt wütend zu sein, darauf seid wütend!
Ich mochte die Atmosphäre des Buches sehr gerne. Auch die Themen gleichgeschlechtliche Liebe und psychische Erkrankungen wurden meiner Meinung nach sehr interessant eingearbeitet. Dennoch hat mir an manchen Stellen die Klarheit gefehlt, da vieles nur sehr wage formuliert wurde und einiges an Interpretation benötigt hat
3,5 Insgesamt gefiel mir "Ein simpler Eingriff ganz gut. Leider hat mich aber der Schwerpunkt der Handlung nicht überzeugt. Außerdem fehlte mir tatsächlich auch hm das Gewisse etwas, das ich von einem Buch, welches immerhin auf der Long List zum deutschen Buchpreis stand erwartet hätte. Es wundert mich ehrlicherweise daher nicht, das es nicht auf der Shortlist gelandet ist. Es war sprachlich nichts Überraschendes und die Handlung plätscherte teilweise so vor sich hin. Meret windet sich um die eigentlichen Themen herum und wendet sich ab, sobald sie sich auseinander setzen sollte. Das sorgt aber auch dafür, das sich der Roman nicht so richtig damit auseinandersetzt, sondern diese Themen - die mich eben stärker interessiert hätten, als Merets Privatleben - auch nur andeutet. Zum Teil liegt es natürlich auch daran, das die Geschichte nicht mal 200 Seiten lang ist. Da bleibt wenig Platz für große Diskussionen. Aber die für mich wichtigen Themen werden zur Seite gedrängt. Die Liebesbeziehung zwischen Meret und ihrer Mitbewohnerin nimmt mehr Raum ein. Alles in allem hätte ich mir eben eine etwas andere Geschichte gewünscht. Kein schlechtes Buch, das auf keinen Fall. Aber ein Highlight ist es für mich nicht geworden.
Zurecht ein so hoch gefeiertes Buch und ein toll gelesenes Hörbuch!
Ähnliche Bücher
AlleMerkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Yael Inokai, geboren 1989 in Basel, lebt in Berlin. 2012 erschien ihr Debütroman "Storchenbiss". Für ihren zweiten Roman "Mahlstrom" wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis 2018 ausgezeichnet. Sie ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift PS: Politisch Schreiben. Für ihren Roman "Ein simpler Eingriff" (2022) erhielt sie den Anna Seghers-Preis 2022 und den Clemens-Brentano-Preis 2023.
Beiträge
Hoffnung auf ein besseres Leben
Meret ist Krankenschwester und unterstützt den Doktor bei Wachoperationen am Gehirn. Sie weiß alles wird danach besser doch bei einem Eingriff kommen Zweifel. Das Buch behandelt das Thema der Lobektomie aber leider nicht so vordergründig wie ich zu Beginn des Buches hoffte. Der 3. Teil widmet sich am meisten dem Thema. Eine Art Liebesbeziehung von Meret zu Sarah, ebenfalls einer Krankenschwester nimmt für mich viel Raum ein, für mich zu viel. Ich finde, das Buch hat zu viel verschenktes Potential.
Die empathische Krankenschwester Meret soll den Patienten/innen die Angst vor der Lobotomie nehmen, sie beruhigen und mental auf die Operation vorbereiten und auch während des Eingriffs beschäftigen, da dieser bei vollem Bewusstsein stattfindet. Sie ist von ihrer Arbeit und der Operationsmethode überzeugt, vertraut den Ärzten. Sie lernt Sarah kennen, ihre neue Mitbewohnerin im Schwesternwohnheim, die beiden kommen sich näher und verlieben sich. In den Augen der Ärzte eine "Neigung", die durch Lobotomie zu "korrigieren" wäre. Merets Überzeugung gerät ins Wanken. Ich mag die Sprache und die Atmosphäre des Buches, allerdings habe ich, auch aufgrund des Titels, weniger Liebesgeschichte, sondern mehr Tiefgang rund um das Thema Lobotomie erwartet. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir
Fesselnder Roman mit wundervollen und sympathischen Protagonistinnen, spannender Thematik und herzerwärmender Handlung! 🖤
Marianne spürt eine Wut in sich - unkontrolliert, nicht zu bändigen und unberechenbar. Für den Doktor ist klar, es handelt sich um, bei Frauen so weit verbreitete, Hysterie. Und er ist überzeugt, es gibt einen Weg, diesen Fehler zu beheben: einen simplen Eingriff. Meret ist einfühlsam, verständnisvoll und empathisch. In der Klinik wird sie damit zur wichtigsten Assistentin des Doktors, um die Eingriffe durchführen zu können. Bis Sarah in Merets Leben tritt, bis die ersten Zweifel kommen, bis sie ihre Zweifel äußert. 🔹 Junge Frauen mit traumatischer Vergangenheit, mit schrecklichen Erinnerungen entwickeln ein Ventil, um auszuhalten, was nie verarbeitet wurde. Sie fallen damit aus der Norm, sie verhalten sich nicht rollenkonform und sind eine Belastung für die Gesellschaft. Yael Inokai erzählt in ihrem Roman, wie Mitte des 20. Jahrhunderts an Methoden geforscht wurde, um die Frauen zu „heilen“, die abnormale Verhaltensweisen aufwiesen. Aus den liebevollen Augen von Meret können wir das System beobachten, bis das Bild zu flimmern beginnt, bis die Sicht verschwimmt und bis wir auf einmal messerscharf sehen können, was hier wirklich geschieht. Viele Details und Nuancen muss die Autorin nur ganz sanft andeuten und sofort wird es laut in meinem Kopf. Eine Wut, wie die von Marianne, beginnt zu brodeln. Ungerechtigkeit schreit zwischen den Worten hervor. Und der Wunsch, dass Meret erkennt, was schief läuft, dass sie Sarah zuhört, wächst von Seite zu Seite. Ich blättere zügig um, will wissen, was als nächstes passiert. Wacht sie auf? Erkennt sie die Gefahr? Homophobie, Sexismus, Machtmissbrauch, das Patriarchat - all das sind Themen, die uns in diesem Roman auf beeindruckende Weise vor Augen geführt werden. Wie erschreckend, dass sie noch heute ebenso penetrant blenden. Eine riesige Empfehlung für einen Roman, der in schwebender Sprache von wundervollen und sympathischen Protagonistinnen erzählt. Eine fesselnde Thematik mit berührender Handlung zum Mitfiebern, Hoffen und Mitfühlen bilden den Rahmen für ein stimmiges Gesamtbild.

Das Buch har für mich schnell einen Sog entwickelt und eine Spannung aufgebaut, aber gaaaanz sanft. Ich finde die Charakterentwicklung stark und nachvollziehbar. Möchte es bald wieder lesen!
2 Bücher in einem
Es geht nicht nur um den simplen Eingriff, der im Titel erwähnt wird. Es geht auch um eine lesbische Liebe, um Ausgesprochenes und Verschwiegenes, um Hoffnung und Tod. Nicht leicht zu lesen und nicht sehr spannend, hatte mir mehr davon erhofft.
Wunderschöne poetische Sprache!
Die Charaktere finde ich ein bisschen blass, sie reden so wenig 😅 und deren Leben is so deprimierend. Aber insgesamt ein wirklich schönes Buch, dass ich gestern Abend und heute ausgelesen hab. Meret assistiert als Krankenschwester bei Lobotomien. Sie glaubt fest daran, dass der Eingriff den Patientinnen zu einem besseren Leben verhilft. Nach und nach verlieben sie und ihre Zimmernachbarin im Schwesternwohnheim sich ineinander. Sarah hat mit der Lobotomie ganz andere Erfahrungen gemacht… Wer nicht weiß was Lobotomien waren (und hier wird’s jetz eklig): In den 1940ern kam die Theorie auf, dass man psychische Krankheiten heilen könnte, indem man die dafür verantwortlichen Areale im Gehirn zerstört, damit sich neues gesundes Gewebe bilden kann. Dafür hat man mit einem Hämmerchen eine Art Eispickel an den Augäpfeln vorbei ins Gehirn gehauen, bisschen rumgerührt und wieder rausgezogen. In etwa der Hälfte der Fälle wurde der:die Patient:in komplett apathisch, war also nur noch eine leere Hülle. Trotz dieser Fehlerquote wurde diese Behandlung lange Zeit noch verteidigt. Die Schwester von John F Kennedy wurde lobotomiert und war von da an geistig behindert. Es leben auch noch Menschen, deren Computertomografie Löcher im Gehirn hinter den Augen aufweisen. In den 70ern wurde der Eingriff nach und nach verboten.
Nichts für schnell mal lesen
DasThema beschäftigt, macht nachdenklich, dicht erzählt, dennoch sehr nüchtern und die Charaktäre bleiben oberflächlich. Ein gutes Buch aber ich war nicht ganz zufrieden.
Düster, bedrückend, aber sehr sprachgewaltig.
Ein kleines, bedeutsames Buch
Hier geht es um kein leichtes Thema und ich habe lange gezögert, dies Buch anzufangen. Wie sich gezeigt hat, waren meine Zweifel aber unbegründet. Es geht um die Lobotomie, einem neurochirurgischen Eingriff, den man ab der 1940er Jahre zunächst zur Schmerzausschaltung, später bei psychischen Erkrankungen und dann auch bei starker Unruhe und übermässiger «Wut», überwiegend bei Frauen angewandt hat. Heutzutage wird dies Verfahren oft als medizinische Barbarei bezeichnet, inklusive der zahllosen Missachtungen von Patientenrechten, die man damals wohl überhaupt noch nicht kannte. Es liegt nahe, dass man mit diesem Verfahren auch versteckte Absichten verfolge, Menschen gefügig zu machen. Meret erzählt ihre Geschichte als enge Begleiterin bei den Eingriffen, als Bindeglied zwischen dem Arzt und den Patientinnen, denen sie mit viel Empathie begegnet. Das sie nach und nach das Verfahren kritisch sieht, liegt vor allem auch an ihrer Liebe zu Sarah, einer Arbeitskollegin, mit der sie das Zimmer teilt. Die Liebesgeschichte schafft ein Gegenpol zu den doch sehr engen Umständen von Merets Leben. Das Buch hat mich überrascht und obwohl es nicht mit Aufrichtigkeit und ethische Auseinandersetzung spart, ist der gezeichnete Weg von Merit und ihrer Partnerin so kraftvoll in ihrer Befreiung, dass bei mir nur Freude für den Mut über das Finden der eigenen Kraft in ein selbstbestimmtes Leben aufkam. Das Hörbuch, von Lisa Hrdina perfekt gesprochen hat mir sehr gut gepasst.
Ein gutes Buch. Am eindringlichsten ist mir die dichte Atmosphäre in Erinnerung geblieben. Die Geschichte wird sehr ruhig, poetisch und beklemmend erzählt. Vom simplen Eingriff selbst bekommt man für meinen Geschmack etwas zu wenig mit.
Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, dennoch war ich gespannt auf die Entwicklung. Das Buch ist in 3 Teile gegliedert, wobei mich der Mittelteil am meisten überzeugen konnte. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass im letzten Abschnitt die Fäden zusammenlaufen, was aber nicht wirklich gelungen ist. Vieles bleibt am Ende offen. Die Story bietet einiges an Potential, leider wurde dies besonders im letzten Teil nicht wirklich umgesetzt. Einzig der Mittelteil konnte mich komplett überzeugen und mitreißen.
Präzise und doch oberflächlich
Ich mochte das (Hör-) Buch. Ich bin selbst Krankenpflegerin und konnte die Gefühle und das Verhalten, mit dem dieser Beruf beschrieben wurde, sehr gut nachvollziehen und fand es auch sehr treffend. Allerdings hat mir manchmal ein bisschen Tiefe gefehlt und ich hätte mich gefreut, wenn einige Figuren und die Beziehung zueinander ausführlicher beschrieben worden wären. Das Gleiche habe ich mir für die medizinischen Abschnitte gewünscht.
Mich konnte die Geschichte fesseln. Ich bin durch die kurzen Kapitel regelrecht gerauscht. Die Geschichte wird ruhig und eher nüchtern erzählt… in kurzen, einfachen Sätzen. Trotz der Einfachheit und Sachlichkeit hat mich Merets Geschichte sehr berührt und ging mir unter die Haut. Eine mutige Protagonistin in vielerlei Hinsicht…. Auch wenn es zunächst nicht so scheint….. Nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, musste ich Recherche betreiben. Und so stieß ich auf Dr. Walter Freeman. Ich empfehle jedem, diesen Menschen bei Interesse aber erst nach der Lektüre zu googlen. Frappierend sind die Ähnlichkeiten mit dem „ Chirurgen“ in dieser Geschichte. Mich wird dieses Buch noch länger beschäftigen …….
Ungewöhnlich, besonders, kritisch.
2,5 Sterne
Ein wunderbarer Roman, der dich nachdenklich zurücklässt – mit dem emotionalen Echo, der inneren Resonanz der zum Schweigen gebrachten Wut.
Meret ist Krankenschwester. In ihrer Klinik wird ein Eingriff angewandt, der psychische Erkrankungen schnell und radikal auslöschen soll. Meist geht es um Frauen, die eingeliefert wurden, weil sie ihre Wut allzu offen zeigten. Aber Wut auf wen, und ist diese vielleicht gerechtfertigt? Immer wieder werden hier patriarchalische Hierarchien spürbar – mit Tradition verbrämter, mit Effizienz rationalisierter Machtmissbrauch. Die Wut der Männer ist Privileg, die Wut der Frauen ist Wahnsinn, der ihnen aus den Gehirnen geätzt werden muss. Ort und Zeit bleiben unbestimmt, doch eins ist offensichtlich: In diesem Setting ist Medizin mit einem großen Machtgefälle verbunden. Wer bestimmt, was Normalität ist und was Wahn? Meret glaubt an die Ausreden, hinterfragt nicht die Lügen derer, die Frauen Macht und Autonomie rauben. Als Kinder wurden ihre Schwester und sie vom Vater regelmäßig schwer misshandelt. Doch Meret ist so verwurzelt in einer Lebenswirklichkeit, in der Machthabende auch Rechthabende sind, dass sie die Schuld einzig und allein bei der Schwester sucht. Auch den Ärzten und dem ‘simplen Eingriff’ vertraut sie später blind und sieht nicht, wie vor allem unbequeme Frauen damit ruhiggestellt werden. Sie ist ein geschätztes Rädchen im Getriebe der Klinik. Im Grunde ist sie die Ruhigstellerin. Ihre Aufgabe ist es, sich mit Patient:innen anzufreunden, ihre Ängste und Zweifel zu beschwichtigen und sie während dem Eingriff, der bei vollem Bewusstsein am offenen Gehirn vorgenommen wird, abzulenken und zu beruhigen. Sie ist stolz darauf, dass einer der Oberärzte sie für diese Aufgabe auserwählt hat. Als sie sich in Sarah verliebt, die klareren Blicks auf die die Voreingenommenheit und Skrupellosigkeit dieser psychiatrischen Maschinerie schaut, wird Meret bis ins Mark erschüttert und will es doch nicht zulassen. Was bedeutet es für sie, wenn der Eingriff gar nicht rettet, sondern den Patient:innen bestenfalls¹ einen Teil ihrer Persönlichkeit, ihrer Intelligenz, ihres Antriebs raubt? Nicht zu schweigen von ihrer Menschenwürde … (¹ Ich sage ‘bestenfalls’, denn es kommt durchaus vor, dass der Eingriff misslingt … Todesfälle, die im Namen des Fortschritts und der Wissenschaft hingenommen werden.) Je genauer Meret hinschaut, je mehr sie hinterfragt, desto schneller rinnt ihr der Lebenssinn durch die Finger wie Sand. Was bleibt von ihr, wenn sie nur noch Meret ist, nicht mehr Teil von etwas Großem? Dagegen stäubt sie sich, bis sie im Angesicht der als Heil verkauften Tragödien nicht mehr leugnen kann, was geschieht. Ihre Befreiung aus diesem unmenschlichen System geschieht nur unter seelischen Schmerzen und mit Widerstand. Gegen Ende deutet ein Arzt an, er habe Merets lesbische Neigungen erkannt – und auch das könne mit einem ähnlichen Eingriff ‘korrigiert’ werden, wenn sie das wünsche. Spätestens hier lässt sich nicht mehr leugnen, dass es bei dem Eingriff oft nicht um Heilung geht, sondern um Anpassung an die gesellschaftlichen Normen. Und ja, auch um Geld, denn es sind gerade die wohlhabenden Familien, die ihre ‘nicht mehr tragbaren’ Töchter korrigieren lassen. Patient:innen werden geradezu entmenschlicht, gefügig gemacht, zum Schweigen gebracht. Die Charaktere werden so prägnant beschrieben, so klar und glaubhaft, dass man sie schnell zu kennen glaubt. Meret, ihre Geliebte, der Arzt, die aktuelle Patientin, sie alle erwachen in geradezu schwerelosen und doch gewichtigen Worten zum Leben. Der Sprachrhythmus zieht dich rein in Merits Lebensrealität, wo du dann in gespannter Erwartung verharrst. Die Liebesgeschichte zwischen Meret und Sarah ist trotz des verstörenden Handlungsrahmen eine sehr berührende, mit großer emotionaler Tiefe. Hier entfaltet sich eine zarte Poesie, die die Tragik des Geschehens eher herausstreicht als schmälert. Yael Inokai führt Leser:innen mit klaren, leisen Worten durch die Geschichte. Worte, die niemals belehren. Worte, die weder beschönigen noch die Tragödien für den Schockfaktor ausschlachten. Das haben sie gar nicht nötig, denn die Wucht und Wirkung der Geschichte entfaltet sich gerade in den Zwischentönen, im Unausgesprochenen. “Ein simpler Eingriff” ist ein wunderbarer Roman, der dich nachdenklich zurücklässt – und mit dem emotionalen Echo, der inneren Resonanz der zum Schweigen gebrachten Wut. Fazit: “Ein simpler Eingriff” ist definitiv einer meiner Favoriten für die diesjährige Verleihung des Deutschen Buchpreises. Die Subtilität, mit der Yael Inokai spricht, mit der sie Leser:innen an die Hand nimmt, tut der Aussagekraft der Geschichte keinen Abbruch. In ihren Worten schwingt das Ungesagte mit; da hörst du das leise Summen der gesellschaftlichen Normen und Anforderungen, spürst das Vibrieren der Ungerechtigkeiten, der soziokulturellen Einstellungsmuster. Der ‘simple Eingriff’ bringt Frauen zum Schweigen – literarische Schwestern all der zum Schweigen gebrachten Frauen in unserer Realität. Meines Empfindens gibt die Autorin ihnen stellvertretend eine Stimme.
Dystopische Geschichte, gut geschrieben.
Ein intensiver, sehr lesenswerter Roman und für mich eines meiner Highlights 2022. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
„Es war ein simpler Eingriff. Die Nebenwirkungen konnten schmerzhaft sein, aber das ging vorüber. Dann fing etwas Neues an. So wurde es mir beigebracht. Daran hielt ich fest.“ #Einsimplereingriff ist ein schmaler Band mit gerade 192 Seiten, der es aber gewaltig in sich hat. #YaleInokai gelingt es, trotz weniger Worte und teils auch nur Andeutungen, komplexe und tief gehende zwischenmenschliche Beziehungen zu erschaffen. Der Roman ist losgelöst von der Zeit. Sind wir gerade in der Vergangenheit oder befinden wir uns womöglich in einer Art dystopischen Zukunft? Es ist an nichts festzumachen und tatsächlich ist das auch nicht nötig, denn die Thematik war, ist und wird immer wichtig sein. Wie kann die Medizin eingreifen, wenn das Verhalten von Menschen nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht? „Ein simpler Eingriff“ macht es möglich, sich von „Abnormalem“ zu befreien. Doch Krankenschwester Meret, immer verantwortungsbewusst und emphatisch, kommen nach und nach Zweifel an diesen neuartigen Eingriffen, die ihr Chef in der Klinik durchführt. Als sie Sarah kennen und lieben lernt, regt sich der Widerstand in ihr und sie beginnt, die Behandlung und auch das ganze System kritisch zu hinterfragen. Eine eindringliche Geschichte über patriarchale Machtstrukturen, über queere Liebe, über das Aufbegehren und Befreien aus gesellschaftlichen Zwängen, über Individualität und Würde.

Unaufgeregt erzählt. Eine packende Geschichte, die mich sehr berührt hat und viel zum Nachdenken bietet.
Tolles Buch über einen schwierigen Aspekt der Medizin. Das Buch hält in Atem und macht die lauernde Gefahr immer wieder und oft unerwartet spürbar.
Beim Lesen das Gefühl zu bekommen, nicht zu laut atmen zu dürfen, um die Protagonistinnen nicht zu stören, zeigt, wie zart umschrieben und gleichzeitig intensiv die Geschichte ist, die mich vollkommen hineingezogen hat. Wer gemäß des Titels eine Geschichte über die Medizin vermutet, irrt. Eigentlich geht es um Frauen: ihr Schicksal, ihre Emanzipation, lesbische Liebe, und Widerstand. Spoiler: Das Ende hat mich selig zurückgelassen.
Ich habe es gerne gelesen. Das Ende ist recht offen, aber das habe ich nicht als Makel empfunden.
Dieses Buch war ok, aber nicht mehr. Ich war mir bis zum Ende nicht sicher, ob dieser eher dystopische Ansatz eines Gehirneingriffs, um Persönlichkeitsprobleme zu lösen, dem Buch gut getan hat, wenn doch durchaus ein realer Eingriff existiert, der hier mit großer Sicherheit Pate gestanden hat. An sich fand ich die Idee einer Liebesgeschichte, die Grenzen überschreitet und die Protagonistin aus ihrem strukturierten Alltag aufrüttelt und rebellieren lässt, gut, allerdings war mir das in Kombination mit den Gewalterfahrungen der Protagonistin in ihrem Elternhaus dann doch zu überfrachtet, sodass am Ende jedes Thema zu kurz kam und die Geschichte seltsam leblos blieb. Fazit: Idee und Ansatz gut, allerdings hat mir die Ausführung nicht völlig gefallen - da hat mir zu viel gefehlt.
Meret ist Krankenschwester und das mit Leib und Seele. Als eine neue Methode entwickelt wird, den meist weiblichen Patientinnen mit Hilfe eines kleinen Eingriffes die Wut zu nehmen, ist Meret die bevorzugte Assistentin des Operateurs. Mit Hilfe eines spitzen Werkzeuges bohrt der Arzt ein Loch in den Kopf, dieser Eingriff ist schmerzfrei, nur hinterher könnten kleinere Probleme auftreten. Anschliessend hat die Patientin dann keine starke Persönlichkeit mehr und fügt sich so besser in ihr neues Leben ein. Während Meret zu Beginn noch an diese neue Technik glaubt, kommen ihr im Laufe der Geschichte immer mehr Zweifel … Gleichzeitig verliebt sich Meret in ihre Kollegin Sarah. Eine Liebesgeschichte beginnt, die unbedingt geheim gehalten werden muss, denn auch "so eine Störung und Neigung wie die Ihre, muss nicht unbehandelt bleiben“. (S.177 Tolino) Ein simpler Eingriff Yanel Inokai Eine gute und fein erzählte literarische Geschichte. Mich konnte dieser Roman überzeugen. Kurze Kapitel in einem schmalen Buch und auf jeden Fall zu Recht auf der #longlist2022
Starker Start mit sehr plötzlichem Themenwechsel
📚 Inhalt Eine junge Krankenschwester, die auf einer Station mit «psychisch kranken» Frauen arbeitet, deren Leben durch einen simplen Eingriff leichter gemacht werden soll. Meret, besagte Krankenschwester, hat zunächst keine Zweifel an den Eingriffen und denkt nicht viel darüber nach. Sie freundet sich schliesslich mit einer Patientin an, bevor diese dem Eingriff unterzogen wird. Danach ist sie nicht wiederzuerkennen und Meret bekommt Zweifel. 📖 Meinung So oder so ähnlich war der Klappentext des Romans und das hat mich total gefesselt. Da ich selber als Krankenschwester arbeite, interessiert mich das Thema natürlich und ich hatte die Vorstellung, es könnte sich um Lobotomie handeln oder eine andere abartige Form der Behandlung, die man im letzten Jahrhundert in der Psychiatrie angewendet hat. Und dann – wechseln wir das Thema und landen bei einer homosexuellen Liebesgeschichte. Auch das fand ich zu Beginn spannend. Mir gefiel zuerst, wie die beiden jungen Krankenschwestern sich näher kamen. Doch das ursprüngliche Thema des Eingriffs geriet dermassen in den Hintergrund, dass man gar nicht weiter erfahren hat, was Merets finale Gedanken zu ihrer Arbeit waren. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und ihrer Kollegin entwickelte sich schnell in eine belanglose Richtung, die mir einfach nicht gefallen hat. Gut angefangen, doch stark nachgelassen. Schade.
Es geht um die problematischen Anfänge der Neurochirurgie, aber noch viel mehr geht es um Merit. Merit ist eine junge, pflichtbewusste Krankenschwester. Ihr steht es nicht zu Dinge zu hinterfragen. Als zwei Frauen in ihr Leben treten, ändert sich alles für sie. Ein schöner Roman, der viel mehr durch das unausgesprochene erzählt als über den tatsächlichen Text. Man kann mit den drei jungen Frauen mitfühlen. Ein sehr kraftvoller Roman über Freundschaft und Liebe.
Ein Buch, das ich ohne die Empfehlung vermutlich nicht gelesen hätte. Aber das wäre enorm schade gewesen! • Fast wie ein Kammerspiel gibt es in diesem Text nur wenige Orte und Personen. Die Figuren sind alle sehr gut gezeichnet und mit kleinen Beobachtungen beschrieben. Beobachtungen, die genauso auf das Leben bezogen werden können. Und doch erzählt sich viel an diesen wenigen Personen. Der Schreibstil hat mich enorm fasziniert. Nicht immer habe ich genau verstanden, was los ist, aber das war nicht schlimm. Zeitlich konnte ich das Geschehen nicht so richtig einordnen, was der Geschichte aber eine Überzeitlichkeit gibt. Die Liebesgeschichte der beiden Frauen ist so zart und letztlich doch ein reißfestes Band.

Ein simpler Eingriff von Yael Inokai war das November Buch für #maedelsdielesen und ich bin sehr froh darüber, ich wär sonst wohl noch weiter drumherumgeschlichen. Ein dünnes aber wahnsinnig intensives und atmosphärisches Buch, das Vordergründig die Dynamik im Krankenhaus und das Leben von Meret beleuchtet. Aber darüber hinaus Themen wie patriarchale Strukturen, historische Behandlung von weiblicher Psyche aber auch Freundschaft, Familie und Ausbrechen aus vorgegebenen Strukturen beinhaltet. Viel Stoff aber in genau der richtigen Intensität. Es passte auch wieder so gut zum vorherigen Monat, da auch Wut ein großes Thema war, die hier für männliche Personen natürlich absolut ok und normal war. Bei weiblichen Personen jedoch einen neumodisch radikalen Eingriff in das Gehirn zur “Korrektur” dieser “psychischen Störung” erforderte.
4.5 stars (RTC)
Ich hatte mir mehr medizinischen Background gewünscht. Insgesamt ist das Buch viel ruhiger und unaufregender, als ich erwartet hatte und trotzdem hat es sich wunderbar weggelesen.
Leicht und schwer zugleich
Meret ist Krankenschwester. Auf ihrer Station wird ein neuer neurochirurgischer Eingriff durchgeführt, der vor allem Frauen von psychischen Leiden befreien soll. Meret glaubt fest an den Erfolg der Behandlung. Doch als ihre neue Zimmernachbarin einzieht, verändert sich so viel. Rasend schnell bin ich durch das Buch geflogen. Die Liebesgeschichte ist leicht wie Luft und wunderschön zu lesen. Der Anfang mit dem Alltag im Krankenhaus ist sehr spannend, davon hätte ich mir noch mehr gewünscht. Generell kein sehr medizinisches Buch, eher ein Roman über Hoffnung und wie weit Hoffnung gehen kann und darf. Große Empfehlung für alle die eine kurze, bewegende Geschichte lesen möchten!🪴

Das war leider so gar nicht meins. Ich kam schlecht in die Geschichte rein und für mich war sie einfach langweilig. Zum Glück war es ein kurzes Buch.
Habe auf einen Höhepunkt gewartet....umsonst! Auch war mir nicht ganz klar in welcher Zeit die Handlung des Buches fällt! Schade
2.5 - 3 ⭐
Aus diesem Buch hätte Grossartiges werden können (ja, meine Erwartungen waren hoch), aber leider schien die Umsetzung der an sich spannende Grundidee nicht ganz ausgereift. Und trotzdem: Meine Ex-Deutschlehrerin (Grüsse gehen raus an Chantal <3) hätte dieses Werk sicher gerne im Unterricht gelesen und dafür gäbe es sicher auch ein paar tolle Interpretationsansätze.
Ein sehr ruhige und kurze Geschichte, die ganz grosse Themen anspricht. Vieles bleibt unausgesprochen, ist aber doch unmissverständlich. Einfühlsam, stark, mutig. Ein Buch über Frauen und wie sie zurechtkommen. Ein beeindruckendes Buch, das genau weiss, was wann und wie viel gesagt werden muss. Nachvollziehbare, vielschichtige Figuren, die man gerne begleitet und in die man sich gut einfühlen kann.
"Neurologische Erkrankungen [...] ließen sich lokalisieren. Warum sollte es mit psychischen Störungen anders sein? Warum sollte man nicht auch sie beseitigen und die Menschen in ein Leben entlassen können, das diese Bezeichnung verdient?" (S. 28) Meret ist Mitte Zwanzig und Krankenschwester. Die Klinik, in der sie arbeitet, bietet einen besonderen Eingriff an. Noch ist er wenig erprobt, doch er verspricht, Patienten von unliebsamen Wesenszügen - in der Regel Wut - zu befreien. Dies soll ihnen ein besseres Leben bescheren. Meret verfügt über ein besonderes Einfühlungsvermögen, stellt schnell eine Verbindung zu ihren Patientinnen her und gewinnt so ihr Vertrauen. Sie selber hat gelernt, sich unter Kontrolle zu haben - die eigene Wut in Kissen zu schreien. Die Missstimmungen anderer hilft sie nun herauszuschneiden. Durch Sarah, ihre neue Mitbewohnerin im Schwesternwohnheim, bekommt Meret erstmals Zweifel an dem Operationsverfahren ihres Chefs. "Ich habe gelesen, dass Menschen damit ruhiggestellt werden. [...] Dass man ihnen etwas von ihrem ... Ich nimmt." (S. 133) Sarah wird zur engsten Vertrauten und zwischen den beiden Frauen entsteht eine intensive Nähe. Sie geben sich vollkommen hin: ihren Gefühlen, ihren Bedürfnissen und einander. Als der Eingriff bei Merets Patientin Marianne nicht zum erwünschten Erfolg führt, fassen Sarah und Meret einen Entschluss ... Vom Umgang mit Wut und vom Wunsch, sie auszulöschen handelt dieser kurze aber eindringliche Roman. Doch "Ein simpler Eingriff" erzählt auch von der Liebe zweier Frauen, die sich einer fragwürdigen Welt entziehen wollen. Denn das einzige, was wir tun können, um Wut loszuwerden, ist uns von Zwängen und Ketten zu befreien. Wir müssen unseren Weg gehen dürfen. Und was dann noch bleibt, wofür es sich lohnt wütend zu sein, darauf seid wütend!
Ich mochte die Atmosphäre des Buches sehr gerne. Auch die Themen gleichgeschlechtliche Liebe und psychische Erkrankungen wurden meiner Meinung nach sehr interessant eingearbeitet. Dennoch hat mir an manchen Stellen die Klarheit gefehlt, da vieles nur sehr wage formuliert wurde und einiges an Interpretation benötigt hat
3,5 Insgesamt gefiel mir "Ein simpler Eingriff ganz gut. Leider hat mich aber der Schwerpunkt der Handlung nicht überzeugt. Außerdem fehlte mir tatsächlich auch hm das Gewisse etwas, das ich von einem Buch, welches immerhin auf der Long List zum deutschen Buchpreis stand erwartet hätte. Es wundert mich ehrlicherweise daher nicht, das es nicht auf der Shortlist gelandet ist. Es war sprachlich nichts Überraschendes und die Handlung plätscherte teilweise so vor sich hin. Meret windet sich um die eigentlichen Themen herum und wendet sich ab, sobald sie sich auseinander setzen sollte. Das sorgt aber auch dafür, das sich der Roman nicht so richtig damit auseinandersetzt, sondern diese Themen - die mich eben stärker interessiert hätten, als Merets Privatleben - auch nur andeutet. Zum Teil liegt es natürlich auch daran, das die Geschichte nicht mal 200 Seiten lang ist. Da bleibt wenig Platz für große Diskussionen. Aber die für mich wichtigen Themen werden zur Seite gedrängt. Die Liebesbeziehung zwischen Meret und ihrer Mitbewohnerin nimmt mehr Raum ein. Alles in allem hätte ich mir eben eine etwas andere Geschichte gewünscht. Kein schlechtes Buch, das auf keinen Fall. Aber ein Highlight ist es für mich nicht geworden.