Die letzten Meter bis zum Friedhof
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der angesehensten und erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde u. a. mit dem Clue Award, dem finnischen Krimipreis, ausgezeichnet, Klein-Sibirien wurde mit dem Petrona Award als bester skandinavischer Kriminalroman 2020 prämiert. Tuomainens Romane erscheinen in über 25 Ländern und werden verfilmt. Die Rechte am Auftakt der Henri-Koskinen-Trilogie, «Der Kaninchen-Faktor», sicherte sich eine Hollywood-Produktionsfirma, in der Hauptrolle wird Steve Carell zu sehen sein.
Beiträge
Nordisch nobel.
Voll düsterem Humor, spannend und immer wieder für Überraschungen gut. Ein Buch, das sich schnell wegliest. :)

Vor einigen Tagen habe ich "Die letzten Meter bis zum Friedhof" des finnischen Autors Antii Tuomainen gelesen. Ich habe lange überlegt ob ich tatsächlich über diesen spontan aus der Bücherei mitgenommenen Roman eine Rezension schreiben möchte, denn es war um schon mal zu spoilern eine Enttäuschung. Zum Inhalt: Jaakko ist 37, verheiratet, kinderlos und Unternehmer im finnischen Pilzgeschäft als ihm sein Arzt eröffnet, dass er zeitnah sterben wird. Eine Vergiftung hat seine Organe in Mitleidenschaft gezogen, was auch die Schwindelattacken, die Kopfschmerzen, die flirtenden Sternchen im Sichtfeld als auch die Übelkeit erklären, die Jaakko zum Arzt getrieben haben. Ihm bleibt wenig Zeit sich darüber klar zu werden, wer ihm den Tod wünscht. Seine Ehe ist nach vielen Jahren der Gewohnheit gewichen und obwohl sie ihn liebevoll bekocht ist sie vielleicht doch am meisten interessiert an seinem Ableben. Als Jaakko hinter ihr Verhältnis zu Mitarbeiter Pietro kommt, ist dies ein weiterer Grund seine Frau zu beschuldigen. Diese verhält sich zunehmend seltsam. Gleichzeitig hat nebenan ein Konkurrent sein Geschäft eröffnet. Die in Japan beliebten Matsutake-Pilze werden bislang nur von Jaakkos Firma geerntet, getrocknet und an die Japaner verkauft. Jetzt ist ein sonderbares Trio dabei die Marktverhältnisse empfindlich zu stören. Jaakko hat also mehrere Dinge zu erledigen, bevor er stirbt: sein Lebenswerk retten, und feststellen er ihn ermordet hat. Fazit: Der Roman war vom Schreibstil her sehr angenehm zu lesen und auch in sich schlüssig. Aber die Geschichte zog sich langatmig und ergebnislos. Hin und wieder habe ich über den schwarzen Humor eines Todgeweihten geschmunzelt, aber im Großen und Ganzen war ich enttäuscht. Ich habe zu lange auf eine Spannung gewartet, die nicht eintrat. Der Turn am Ende hat es für mich nicht mehr raus geholt. Ich gebe 2 von 5 Sternen und denke ich werde vorerst kein weiteres Buch des Autors mehr lesen. Sehr schade.

Jaakko geht wegen einer hartnäckigen Magendarmgrippe zum Arzt – und wird zum Sterben nachhause geschickt. Irgendjemand hat ihn vergiftet, offenbar über einen langen Zeitraum hinweg. Alle Organe sind bereits so stark geschädigt, dass da nichts mehr zu machen ist; er hat nur noch ein paar Tage, allerhöchstens Wochen. Wer steckt dahinter? Seine Ehefrau und ihr beschämend attraktiver Liebhaber? Die zwielichtige Konkurrenz, die seinem florierenden Pilzhandel nur zu gerne die Kundschaft stehlen würde? Jaakko wird herausfinden, was dahintersteckt – auch wenn es höchstwahrscheinlich das Letzte ist, was er tut. Aber bis dahin pflastern erstmal die Leichen anderer Menschen seinen Weg… Düster ist es in Finnland – bitter die Schwermut, schwarz der Humor. Es gibt Szenen, die actiongeladen und brutal auch in einem Film von Tarantino nicht fehl am Platz wären. Gnadenlos überzogen, da muss man jeglichen Gedanken an Glaubwürdigkeit erstmal fallen lassen. Aber irgendwie funktioniert das. Es gibt Szenen, bei denen man sich totlachen will, wo einem das Lachen dann aber quer im Halse stecken bleibt. Darf man das, so über den Tod lachen? Über eine Tragödie, die ihrem Helden quasi das Leben von den Knochen schabt? Ja, darf man, vor allem, wenn der Humor so gekonnt und wohldosiert eingesetzt wird. Dies ist eine Tragikomödie mit Flair, die ihre Munition nicht unbedacht verpulvert. Und nebenbei, vollkommen überraschend: Tiefgang, das kann Antti Tuomainen auch. Und dieser Tiefgang ist es auch, der für die nötige Balance sorgt, so dass der Humor nicht zu viel wird, die Geschichte nicht zu platt. Noch bei den skurrilsten Entwicklungen schwingt ein leiser Ton lebenskluger Philosophie mit. Denn so klischeebehaftet es klingt, so zutiefst ehrlich und lebensnah liest sich das: erst im Angesicht des Todes wacht Protagonist Jaakko auf und begreift, was das Leben noch alles zu bieten hätte. Nur ist es jetzt zu spät. Oder? Er hat nicht mehr viel Zeit, aber er packt so viel Leben in jede Minute, wie möglich – allerdings nicht, indem er einen Baum pflanzt oder einen Sohn zeugt. Seinen Mörder finden, das will er unbedingt noch schaffen, bevor er den Löffel abgibt. Und seinen Betrieb retten, obwohl ihm das ja eigentlich schon egal sein könnte. Nebenbei kann er ja noch am ein oder anderem Blümchen riechen. Fest steht: irgendwie erleichtert ihn sein bevorstehender Tod auch. Er hat nicht mehr genug Platz im Handgepäck für Nebensächlichkeiten. Was wir hier haben, ist eine Geschichte mit scheinbar überschaubarem Verlauf und Ende. Schließlich weiß man von Anfang an, was passiert und wie es unvermeidlich enden wird: Jaakko stirbt. Ob er seinen Mörder findet oder nicht, ob er seinen Betrieb rettet oder nicht. Nicht vielleicht. Nicht im schlimmsten Fall. JAAKKO. STIRBT. (Oder? Die Hoffnung stirbt zuletzt.) Dennoch baut der Autor einige unerwartete Wendungen ein, die es in sich haben. Während dem Leser noch der Kopf schwirrt, wartet Tuomainen mit einem brillant geschriebenen Charakter nach dem anderen auf, dem das Kunststück gelingt, gleichzeitig lebensecht und wie ein Klischee zu wirken. Er treibt diese Klischees auf die Spitze, bis man sich denkt: ja klar, solche Menschen muss es doch auch wirklich geben. Wahrscheinlich in Finnland. Das ist so zutiefst originell und einfallsreich, dass man sowas wie logische Schlüssigkeit gar nicht vermisst. (Das muss man als Autor auch erstmal schaffen.) In dieser Stadt, in diesem verklingenden Leben, sind die Dinge nun mal, wie sie sind. Und das nimmt den Leser, der sich darauf einlässt. mit auf eine spannende, lustige, tragische Reise. Alles auf einmal. Jaakko selber ist ein liebenswerter Mensch mit Macken und Fehlern, der durch seinen nahenden Tod paradoxer Weise erst so richtig aufblüht. Das Sahnehäubchen auf dem Beerdigungskuchen ist der Schreibstil. Mal ist er locker-leicht, mal so karge und knochentrocken, dass man zum Glas greifen will. Aber immer zielsicher mitten rein, ob nun ins Herz oder ins Zwerchfell. Und manchmal wird er gar melancholisch-poetisch – ohne so zu klingen wie die pseudo-poetischen Ergüsse auf Grußkarten. Da haut der Autor einem mal so eben die eigene Sterblichkeit um die Ohren. "Es ist seltsam. Wie lange ich in dem Glauben gelebt habe, unsterblich zu sein, als würde Sommer auf Sommer folgen, als würde der nächste besser werden als der vergangene. Wahr ist, dass wir nur einen Augenblick haben: einen Moment lang Sonne, einen hellen Schein, den wir nicht verstehen, einen Raum aus Zeit, der schwindet." (Zitat) Fazit Jaakko hat gerade erfahren, dass er nur noch wenige Tage, höchstens Wochen, zu leben hat – Organversagen durch eine lange andauernde, schleichende Vergiftung. Die Zeit, die ihm bleibt, will er nutzen, um aufzuräumen: seinen Mörder finden, seinen Betrieb so hinterlassen, dass dieser Chancen am Weltmarkt hat. Skurril. Morbide. Zum Schreien komisch. Tragisch. Actiongeladen, Mit Tiefgang. Absurd. Über das Buch kann man vieles sagen, auch viel Widersprüchliches. Aber es ist alles wahr, alles auf einmal, denn es schert sich keinen Deut um Konventionen und Genregrenzen. Verfolgungsjagden im Kreisverkehr (!!) kommen hier genauso vor wie choreographisch beeindruckende Actionszenen mit ungeplantem Suizid. In meinen Augen ist das sehr gelungen und wirklich mal was ganz Anderes, wenn auch sicher nichts für allzu Zartbesaitete. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-antti-tuomainen-die-letzten-meter-bis-zum-friedhof/
Jaako, der 37-jährige Protagonist aus „Die letzten Meter bis zum Friedhof“ von Antti Tuomainen führt mit seiner Frau Taina ein junges aufstrebendes Unternehmen, das die speziellen Matsutake-Pilze nach Japan exportiert. Sie sind vor Ort einfach und günstig in den finnischen Wäldern zu finden und werden von den Japanern hoch geschätzt und teuer bezahlt. Seit einigen Wochen plagen Jaako Schwindelanfälle und Grippesymptome. Nach einigen Untersuchungen erfährt er vom Arzt, dass ihm aufgrund einer schleichenden Vergiftung ein baldiges Ableben bevorsteht. Die Medizin kann ihm aufgrund der fortgeschrittenen Organschäden nicht mehr helfen. Zu Hause angekommen, um seine Frau zu informieren, erwischt er diese mit dem jungen Anstellten Petri in flagranti. Er stellt sie nicht zur Rede, verlässt still das Haus und ist zunächst orientierungslos. Gibt es überhaupt in seinem Leben einen Menschen, dem er sich anvertrauen kann? Auf einer Irrfahrt findet er sich unversehens im Gebäude seiner neuen Konkurrenten wieder und fragt sich, ob sie doch eine Marktchance haben werden. Was will er mit seinen letzten Tagen nun noch tun? Wie soll es mit der Firma weiter gehen? Er beschließt, dass er seinen Mörder stellen will und die Firma auf stabilen Füßen der Zukunft überlassen möchte. Auf diesem Weg entwickeln sich bizarre und amüsante Situationen und Geschehnisse mit seinen Mitarbeitern Olli, Suvi und Sanni, seinen Konkurrenten Asko, Juhani und Juhana und dem Ermittler Tikkanen. Es wird nicht einfach für Jaako die Täter und Beweise zu finden. Es kommt zu manch nüchternen und etwas melancholischen Betrachtungen zu den Veränderungen, die es mit sich bringt, wenn man so plötzlich zwischen Leben und Tod steht. Es handelt sich definitiv um ein Buch für Menschen, die der Beschäftigung mit diesen Themen offen gegenüber stehen. Der Roman „Die letzten Meter bis zum Friedhof“ von Antti Tuomainen ist erfrischend anders, skurril, nachdenklich, berührend, aber auch kurzweilig. Beispielhaft für mich ist der Satz von Jaako: Ich bin nicht krank, ich sterbe nur. Fazit: Für mich jetzt schon eines der Highlights für 2018! 5 von 5 Punkten
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der angesehensten und erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde u. a. mit dem Clue Award, dem finnischen Krimipreis, ausgezeichnet, Klein-Sibirien wurde mit dem Petrona Award als bester skandinavischer Kriminalroman 2020 prämiert. Tuomainens Romane erscheinen in über 25 Ländern und werden verfilmt. Die Rechte am Auftakt der Henri-Koskinen-Trilogie, «Der Kaninchen-Faktor», sicherte sich eine Hollywood-Produktionsfirma, in der Hauptrolle wird Steve Carell zu sehen sein.
Beiträge
Nordisch nobel.
Voll düsterem Humor, spannend und immer wieder für Überraschungen gut. Ein Buch, das sich schnell wegliest. :)

Vor einigen Tagen habe ich "Die letzten Meter bis zum Friedhof" des finnischen Autors Antii Tuomainen gelesen. Ich habe lange überlegt ob ich tatsächlich über diesen spontan aus der Bücherei mitgenommenen Roman eine Rezension schreiben möchte, denn es war um schon mal zu spoilern eine Enttäuschung. Zum Inhalt: Jaakko ist 37, verheiratet, kinderlos und Unternehmer im finnischen Pilzgeschäft als ihm sein Arzt eröffnet, dass er zeitnah sterben wird. Eine Vergiftung hat seine Organe in Mitleidenschaft gezogen, was auch die Schwindelattacken, die Kopfschmerzen, die flirtenden Sternchen im Sichtfeld als auch die Übelkeit erklären, die Jaakko zum Arzt getrieben haben. Ihm bleibt wenig Zeit sich darüber klar zu werden, wer ihm den Tod wünscht. Seine Ehe ist nach vielen Jahren der Gewohnheit gewichen und obwohl sie ihn liebevoll bekocht ist sie vielleicht doch am meisten interessiert an seinem Ableben. Als Jaakko hinter ihr Verhältnis zu Mitarbeiter Pietro kommt, ist dies ein weiterer Grund seine Frau zu beschuldigen. Diese verhält sich zunehmend seltsam. Gleichzeitig hat nebenan ein Konkurrent sein Geschäft eröffnet. Die in Japan beliebten Matsutake-Pilze werden bislang nur von Jaakkos Firma geerntet, getrocknet und an die Japaner verkauft. Jetzt ist ein sonderbares Trio dabei die Marktverhältnisse empfindlich zu stören. Jaakko hat also mehrere Dinge zu erledigen, bevor er stirbt: sein Lebenswerk retten, und feststellen er ihn ermordet hat. Fazit: Der Roman war vom Schreibstil her sehr angenehm zu lesen und auch in sich schlüssig. Aber die Geschichte zog sich langatmig und ergebnislos. Hin und wieder habe ich über den schwarzen Humor eines Todgeweihten geschmunzelt, aber im Großen und Ganzen war ich enttäuscht. Ich habe zu lange auf eine Spannung gewartet, die nicht eintrat. Der Turn am Ende hat es für mich nicht mehr raus geholt. Ich gebe 2 von 5 Sternen und denke ich werde vorerst kein weiteres Buch des Autors mehr lesen. Sehr schade.

Jaakko geht wegen einer hartnäckigen Magendarmgrippe zum Arzt – und wird zum Sterben nachhause geschickt. Irgendjemand hat ihn vergiftet, offenbar über einen langen Zeitraum hinweg. Alle Organe sind bereits so stark geschädigt, dass da nichts mehr zu machen ist; er hat nur noch ein paar Tage, allerhöchstens Wochen. Wer steckt dahinter? Seine Ehefrau und ihr beschämend attraktiver Liebhaber? Die zwielichtige Konkurrenz, die seinem florierenden Pilzhandel nur zu gerne die Kundschaft stehlen würde? Jaakko wird herausfinden, was dahintersteckt – auch wenn es höchstwahrscheinlich das Letzte ist, was er tut. Aber bis dahin pflastern erstmal die Leichen anderer Menschen seinen Weg… Düster ist es in Finnland – bitter die Schwermut, schwarz der Humor. Es gibt Szenen, die actiongeladen und brutal auch in einem Film von Tarantino nicht fehl am Platz wären. Gnadenlos überzogen, da muss man jeglichen Gedanken an Glaubwürdigkeit erstmal fallen lassen. Aber irgendwie funktioniert das. Es gibt Szenen, bei denen man sich totlachen will, wo einem das Lachen dann aber quer im Halse stecken bleibt. Darf man das, so über den Tod lachen? Über eine Tragödie, die ihrem Helden quasi das Leben von den Knochen schabt? Ja, darf man, vor allem, wenn der Humor so gekonnt und wohldosiert eingesetzt wird. Dies ist eine Tragikomödie mit Flair, die ihre Munition nicht unbedacht verpulvert. Und nebenbei, vollkommen überraschend: Tiefgang, das kann Antti Tuomainen auch. Und dieser Tiefgang ist es auch, der für die nötige Balance sorgt, so dass der Humor nicht zu viel wird, die Geschichte nicht zu platt. Noch bei den skurrilsten Entwicklungen schwingt ein leiser Ton lebenskluger Philosophie mit. Denn so klischeebehaftet es klingt, so zutiefst ehrlich und lebensnah liest sich das: erst im Angesicht des Todes wacht Protagonist Jaakko auf und begreift, was das Leben noch alles zu bieten hätte. Nur ist es jetzt zu spät. Oder? Er hat nicht mehr viel Zeit, aber er packt so viel Leben in jede Minute, wie möglich – allerdings nicht, indem er einen Baum pflanzt oder einen Sohn zeugt. Seinen Mörder finden, das will er unbedingt noch schaffen, bevor er den Löffel abgibt. Und seinen Betrieb retten, obwohl ihm das ja eigentlich schon egal sein könnte. Nebenbei kann er ja noch am ein oder anderem Blümchen riechen. Fest steht: irgendwie erleichtert ihn sein bevorstehender Tod auch. Er hat nicht mehr genug Platz im Handgepäck für Nebensächlichkeiten. Was wir hier haben, ist eine Geschichte mit scheinbar überschaubarem Verlauf und Ende. Schließlich weiß man von Anfang an, was passiert und wie es unvermeidlich enden wird: Jaakko stirbt. Ob er seinen Mörder findet oder nicht, ob er seinen Betrieb rettet oder nicht. Nicht vielleicht. Nicht im schlimmsten Fall. JAAKKO. STIRBT. (Oder? Die Hoffnung stirbt zuletzt.) Dennoch baut der Autor einige unerwartete Wendungen ein, die es in sich haben. Während dem Leser noch der Kopf schwirrt, wartet Tuomainen mit einem brillant geschriebenen Charakter nach dem anderen auf, dem das Kunststück gelingt, gleichzeitig lebensecht und wie ein Klischee zu wirken. Er treibt diese Klischees auf die Spitze, bis man sich denkt: ja klar, solche Menschen muss es doch auch wirklich geben. Wahrscheinlich in Finnland. Das ist so zutiefst originell und einfallsreich, dass man sowas wie logische Schlüssigkeit gar nicht vermisst. (Das muss man als Autor auch erstmal schaffen.) In dieser Stadt, in diesem verklingenden Leben, sind die Dinge nun mal, wie sie sind. Und das nimmt den Leser, der sich darauf einlässt. mit auf eine spannende, lustige, tragische Reise. Alles auf einmal. Jaakko selber ist ein liebenswerter Mensch mit Macken und Fehlern, der durch seinen nahenden Tod paradoxer Weise erst so richtig aufblüht. Das Sahnehäubchen auf dem Beerdigungskuchen ist der Schreibstil. Mal ist er locker-leicht, mal so karge und knochentrocken, dass man zum Glas greifen will. Aber immer zielsicher mitten rein, ob nun ins Herz oder ins Zwerchfell. Und manchmal wird er gar melancholisch-poetisch – ohne so zu klingen wie die pseudo-poetischen Ergüsse auf Grußkarten. Da haut der Autor einem mal so eben die eigene Sterblichkeit um die Ohren. "Es ist seltsam. Wie lange ich in dem Glauben gelebt habe, unsterblich zu sein, als würde Sommer auf Sommer folgen, als würde der nächste besser werden als der vergangene. Wahr ist, dass wir nur einen Augenblick haben: einen Moment lang Sonne, einen hellen Schein, den wir nicht verstehen, einen Raum aus Zeit, der schwindet." (Zitat) Fazit Jaakko hat gerade erfahren, dass er nur noch wenige Tage, höchstens Wochen, zu leben hat – Organversagen durch eine lange andauernde, schleichende Vergiftung. Die Zeit, die ihm bleibt, will er nutzen, um aufzuräumen: seinen Mörder finden, seinen Betrieb so hinterlassen, dass dieser Chancen am Weltmarkt hat. Skurril. Morbide. Zum Schreien komisch. Tragisch. Actiongeladen, Mit Tiefgang. Absurd. Über das Buch kann man vieles sagen, auch viel Widersprüchliches. Aber es ist alles wahr, alles auf einmal, denn es schert sich keinen Deut um Konventionen und Genregrenzen. Verfolgungsjagden im Kreisverkehr (!!) kommen hier genauso vor wie choreographisch beeindruckende Actionszenen mit ungeplantem Suizid. In meinen Augen ist das sehr gelungen und wirklich mal was ganz Anderes, wenn auch sicher nichts für allzu Zartbesaitete. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-antti-tuomainen-die-letzten-meter-bis-zum-friedhof/
Jaako, der 37-jährige Protagonist aus „Die letzten Meter bis zum Friedhof“ von Antti Tuomainen führt mit seiner Frau Taina ein junges aufstrebendes Unternehmen, das die speziellen Matsutake-Pilze nach Japan exportiert. Sie sind vor Ort einfach und günstig in den finnischen Wäldern zu finden und werden von den Japanern hoch geschätzt und teuer bezahlt. Seit einigen Wochen plagen Jaako Schwindelanfälle und Grippesymptome. Nach einigen Untersuchungen erfährt er vom Arzt, dass ihm aufgrund einer schleichenden Vergiftung ein baldiges Ableben bevorsteht. Die Medizin kann ihm aufgrund der fortgeschrittenen Organschäden nicht mehr helfen. Zu Hause angekommen, um seine Frau zu informieren, erwischt er diese mit dem jungen Anstellten Petri in flagranti. Er stellt sie nicht zur Rede, verlässt still das Haus und ist zunächst orientierungslos. Gibt es überhaupt in seinem Leben einen Menschen, dem er sich anvertrauen kann? Auf einer Irrfahrt findet er sich unversehens im Gebäude seiner neuen Konkurrenten wieder und fragt sich, ob sie doch eine Marktchance haben werden. Was will er mit seinen letzten Tagen nun noch tun? Wie soll es mit der Firma weiter gehen? Er beschließt, dass er seinen Mörder stellen will und die Firma auf stabilen Füßen der Zukunft überlassen möchte. Auf diesem Weg entwickeln sich bizarre und amüsante Situationen und Geschehnisse mit seinen Mitarbeitern Olli, Suvi und Sanni, seinen Konkurrenten Asko, Juhani und Juhana und dem Ermittler Tikkanen. Es wird nicht einfach für Jaako die Täter und Beweise zu finden. Es kommt zu manch nüchternen und etwas melancholischen Betrachtungen zu den Veränderungen, die es mit sich bringt, wenn man so plötzlich zwischen Leben und Tod steht. Es handelt sich definitiv um ein Buch für Menschen, die der Beschäftigung mit diesen Themen offen gegenüber stehen. Der Roman „Die letzten Meter bis zum Friedhof“ von Antti Tuomainen ist erfrischend anders, skurril, nachdenklich, berührend, aber auch kurzweilig. Beispielhaft für mich ist der Satz von Jaako: Ich bin nicht krank, ich sterbe nur. Fazit: Für mich jetzt schon eines der Highlights für 2018! 5 von 5 Punkten