Die Blütezeit der Miss Jean Brodie

Die Blütezeit der Miss Jean Brodie

Taschenbuch
3.97
ErziehungEdinburghMädchenMädchenschule

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Beschreibung

Miss Brodie, eine Lehrerin in den besten Jahren, benutzt fünf junge Mädchen dazu, sich ihre politischen, ästhetischen und auch erotischen Wünsche zu erfüllen. Nur Sandy, das Mädchen mit den kleinen Augen, durchschaut Miss Brodie. Sie versteht, daß Miss Brodie wie die Vorsehung die Geschicke der Menschen lenkt und glaubt, ›sie sei Gott und sehe das Ende‹.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
240
Preis
11.40 €

Beiträge

4
Alle
5

Als erstes möchte ich der Madison Public Library (der öffentlichen Bibliothek von Madison) zustimmen, die das Buch auf ihre Liste der 100 gut lesbaren Klassiker gesetzt hat. Die Bibliothek definiert die beiden Kriterien wie folgt (von mir ins Deutsche übersetzt): »Ein Klassiker ist ein Werk von anhaltendem Interesse und anhaltender Anziehungskraft, in dem folgende Generationen zeitlose Wahrheiten finden können. Gut lesbar sind diejenigen Klassiker, deren Anziehungskraft sich direkt offenbart und durchweg bestehen bleibt.« Beides trifft in meinen Augen auf dieses Buch zu. Ich war schon nach wenigen Sätzen gefangen von der Geschichte rund um Miss Jean Brodie, diese so charismatische wie manipulative, so weltoffene wie engstirnige Lehrerin, und ihre Lieblingsschülerinnen. Muriel Spark spricht in diesem dünnen Bändchen eine erstaunliche Vielzahl an Themen an: Erziehung und die Rolle von Autoritätspersonen im Leben ihrer Schützlinge, Gruppendynamik und Individualität, Vorbestimmung und freier Wille, Instinkt und rationale Einsicht, Sexualität, Religion, Faschismus... Das liest sich erstaunlich unterhaltsam, mit einem großartigen Humor, und dennoch ertappt man sich Stunden, nachdem man das Buch zugeklappt hat, noch dabei, wie man darüber nachgrübelt. Ich will euch nicht mit einer ellenlangen Analyse langweilen, deswegen hier nur ein paar meiner Eindrücke: Miss Jean Brodie ist eine unkonventionelle Lehrerin, die sich mit selbstverständlicher Missachtung über die vorgeschriebenen Lehrpläne hinwegsetzt. Wenn eigentlich Geschichte oder Grammatik an der Reihe wären, erzählt sie stattdessen von ihrem glamourösem Leben - ihren Reisen, ihrer tragischen großen Liebe und immer wieder von der Bedeutung ihrer persönlichen "Blütezeit", die sie für ihre Schülerinnen opfert. Ich habe schon erwähnt, dass sie eine charismatische Frau ist, die das aber auch einsetzt, um Menschen zu manipulieren: Sie wählt sich ganz bewusst Schülerinnen heraus, die ihr würdig erscheinen, und beginnt damit, sie nach ihrem Vorbild zu formen. Einerseits erweitert sie mit ihren außergewöhnlichen, manchmal sogar radikalen Ideen sicher den Horizont ihrer Mädchen, anderseits erwartet sie von ihnen, diesen dann direkt wieder einzuschränken - denn Miss Brodies grundlegendste Eigenschaft ist vielleicht ihre Ich-Bezogenheit. Ob bewusst oder unbewusst, in ihrer kleinen Welt ist sie selbst das Maß und Zentrum aller Dinge, und sie erwartet ständige Bewunderung und Bestätigung, sowie bedingungslose Loyalität. Der Verdacht drängt sich auf, dass Miss Brodies angeblich so schillerndes Leben in Wirklichkeit doch nur ein ganz gewöhnliches, vielleicht sogar armseliges ist... Ihr Verhalten ist oft extrem übergriffig und für das Alter ihrer Schülerinnen vollkommen unangemessen. Es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, würde ich auf jedes Brodie-Mädchen einzeln eingehen, deswegen möchte ich nur Sandy und Mary erwähnen. Es wird immer wieder erwähnt, dass Sandy außergewöhnlich kleine Augen hat, und dennoch ist sie wahrscheinlich diejenige mit der klarsten Einsicht in die Gruppendynamik der Auserwählten von Miss Brodie - was allerdings nicht heißt, dass es ihr leichtfällt, sich dem zu widersetzen! Sie versteht instinktiv, dass Miss Brodie die einfältige, ungeschickte Mary ganz bewusst zum Sündenbock macht, um der Gruppe sozusagen ein Ventil für ihre Frustrationen und Zweifel zu geben, das sie beliebig steuern kann. An einer Stelle setzt sie Miss Brodies' Instrumentalisierung von Gruppenzwang und Feindbildern gleich mit der Art von Dynamik, mit der charismatische Despoten wie Mussolini ihre Anhänger an sich binden - was umso bestürzender ist, da Miss Brodie tatsächlich glühende Anhängerin von Mussolini und Hitler ist. Sandy scheint im gleichen Maße angezogen und abgestoßen von ihrer Lehrerin, und ich habe mich ein paarmal gefragt, ob sie nicht auch unterdrückte romantische Gefühle für sie hat. Traurigerweise kann sich sogar die immer wieder erniedrigte und gescholtene Mary nicht von Miss Brodies Einfluss lösen sondern denkt Jahre später noch darüber nach, dass die Zeit mit Miss Brodie die schönste ihres Lebens war. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass die Mädchen alle auf irgendeine Art in ihrer emotionalen Entwicklung verkrüppelt wurden durch Miss Brodies' Einfluss. Es ist immer mal wieder die Rede von den beiden Männern in Miss Brodies' Leben, aber auch diese werden von ihr manipuliert und als Mittel zu dem Zweck eingesetzt, ihr schnödes Dasein dramatischer und glamouröser zu gestalten. Verstörenderweise strebt sie sogar in diesem Aspekt ihres Lebens danach, quasi eine zweite Jugend durch ihre Schülerinnen zu erleben... Den Schreibstil fand ich ganz wunderbar, mit zarten Formulierungen und genau der richtigen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor. Jedem, dem es möglich ist, würde ich unbedingt das englische Original empfehlen, denn in der deutschen Übersetzung geht ein klein wenig des sprachlichen Zaubers verloren. Womit ich nicht sagen will, dass es eine schlechte Übersetzung ist! Peter Naujack ist sicher ein großartiger Übersetzer klassischer Werke, aber ich stimme dem Autor Miguel de Cervantes zu: »Das Lesen einer Übersetzung entspricht der Untersuchung der Rückseite eines Gobelins«. Fazit: Eine so charismatische wie eigensüchtige Lehrerin steuert in den 30er Jahren das Leben einer kleinen Gruppe auserwählter Schülerinnen, scheitert aber letztendlich daran. So könnte man es zusammenfassen, denn es passiert an sich nicht viel in diesem kleinen Büchlein - es lebt weniger von der Handlung als von den Einsichten in das oft verquere Seelenleben der Charaktere und die merkwürdige Dynamik innerhalb ihrer sozialen Gruppe. "Die Blütezeit der Miss Jean Brodie" ist in meinen Augen ein sehr guter Einstieg für Leser, die sich gerne mehr mit den Klassikern der Literatur beschäftigen möchten: es ist kurz, leicht verständlich und unterhaltsam, bietet dabei aber viel Stoff zum Nachdenken.

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Beschreibung Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule eine ganz besondere (Schul)Bildung zukommen lässt. Mit ihrer Art und Weise eckt sie vor allen bei der Direktorin der Schule und ihren Kolleginnen an. Miss Brodie lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und verwendet ihre kostbare Blütezeit darauf sechs von ihr auserwählte Mädchen, die alle Teil der »Brodie-Clique« sind, zu formen. Eines dieser Mädchen wird Miss Brodie jedoch verraten. Meine Meinung Muriel Spark zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Britanniens und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Im Diogenes Verlag wurde einer ihrer berühmtesten Romane, “Die Blütezeit der Miss Jean Brodie”, der bereits jetzt als Klassiker des 20. Jahrhunderts gilt, neu aufgelegt. Diese Gelegenheit habe ich zum Anlass genommen um mir selbst ein Bild von Muriel Sparks Literatur zu machen. Die Geschichte über Miss Jean Brodie wurde 1962 veröffentlicht und handelt von einer Frau in der Blütezeit ihres Lebens, deren große Liebe im ersten Weltkrieg gefallen ist und die sich nun als Lehrerin an einer Mädchenschule der ganz besonderen Ausbildung ihrer Schützlinge widmet. In Miss Jean Brodies Unterrichtsstunden bekommen die Mädchen nicht etwa klassische Mathematik gelehrt, sondern vielmehr erzählt Miss Brodie von ihrem eigenen Leben und ihrer Vorliebe für französische Kunst und ihren Urlaubsreisen nach Italien bei denen sie Mussolinis Fascisti bewunderte. Ihr Ziel ist es die Mädchen nicht mit Wissen vollzustopfen, sondern die bereits vorhandenen Anlagen und Talente zum Vorschein zu bringen. Jean Brodie widmet ihre Blütezeit sechs Schülerinnen, die zur Brodie-Clique zusammen wachsen, und nach ihrer Vorstellung eines Tages zur Crème de la Crème gehören können. Miss Brodie haftet durch ihr außergewöhnlich stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein besonderer Charme an, dem sich weder der Leser noch ihre Schülerinnen entziehen können. Doch ihre eigensinnige Lehrmethode stößt vor allem bei der Schuldirektorin auf Ablehnung, die nichts lieber täte als Miss Brodie zu entlassen. Muriel Spark hat mit wenigen Pinselstrichen eine exzentrische Hauptprotagonistin erschaffen, die polarisiert und den Leser trotz ihrer Fehlerhaftigkeit geschickt um den kleinen Finger wickelt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Geschichte sind die Mädchen aus der Brodie-Clique welche anhand einiger herausstechender Eigenschaften skizziert werden. Sandy ist weniger für ihre Schönheit als für ihre kleinen Augen berüchtigt, Rose sticht mir ihrem Sexappeal hervor, an Mary wird ständig herumgenörgelt, Jenny tut sich als Schauspielerin hervor, Monica ist in der Mathematik bewandert und Eunice ist die sportliche im Bunde. Aufgrund der vielen Zeitsprünge erfährt der Leser recht früh, dass ein Mädchen der Brodie-Clique Miss Jean verrät. Welche Beweggründe das Mädchen zu diesem Entschluss bewogen haben wird allerdings erst im Verlauf der Geschichte deutlich. Besonders überrascht war ich, wie offenherzig Muriel Spark mit dem Sexualleben von Miss Brodie und ihrem manipulativen Einfluss auf ihre Schützlinge spielt. Hier habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welch skandalöse Auswirkungen das in den 60er Jahren gehabt haben muss? 1969 wurde die Geschichte mit Maggie Smith in der Hauptrolle unter dem Titel “Die besten Jahre der Miss Brodie” (engl. Originaltitel “The Prime of Miss Jean Brodie”) verfilmt. Fazit Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

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Mein erstes Buch von Muriel Spark und es liest sich ganz interessant. Miss Jean Brodie ist tatsächlich eine sehr interessante Figur, die in der Literatur ihresgleichen sucht. Selbst aus dem Buch heraus übt sie eine gewisse Faszination auf den Leser bzw. die Leserin aus. Dadurch dominiert sie ein wenig die übrigen Figuren (ihre Mädchen), aber das könnte von Spark so gewollt sein. Auch das Nachwort dazu liest sich sehr interessant. So konnte ich viel darüber lernen, wie durchdacht die gesamte Geschichte ist (mehr, als dass mir schon während des Lesens aufgefallen ist) und welche Tiefe sich hinter diesem Werk verbirgt. Dieses Buch hat definitiv einen "Noch einmal lesen-Drive" und liess mich erkennen, dass ich wahrscheinlich auch in der Blütezeit meines Lebens stehe ;)

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Beschreibung Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule eine ganz besondere (Schul)Bildung zukommen lässt. Mit ihrer Art und Weise eckt sie vor allen bei der Direktorin der Schule und ihren Kolleginnen an. Miss Brodie lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und verwendet ihre kostbare Blütezeit darauf sechs von ihr auserwählte Mädchen, die alle Teil der »Brodie-Clique« sind, zu formen. Eines dieser Mädchen wird Miss Brodie jedoch verraten. Meine Meinung Muriel Spark zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Britanniens und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Im Diogenes Verlag wurde einer ihrer berühmtesten Romane, “Die Blütezeit der Miss Jean Brodie”, der bereits jetzt als Klassiker des 20. Jahrhunderts gilt, neu aufgelegt. Diese Gelegenheit habe ich zum Anlass genommen um mir selbst ein Bild von Muriel Sparks Literatur zu machen. Die Geschichte über Miss Jean Brodie wurde 1962 veröffentlicht und handelt von einer Frau in der Blütezeit ihres Lebens, deren große Liebe im ersten Weltkrieg gefallen ist und die sich nun als Lehrerin an einer Mädchenschule der ganz besonderen Ausbildung ihrer Schützlinge widmet. In Miss Jean Brodies Unterrichtsstunden bekommen die Mädchen nicht etwa klassische Mathematik gelehrt, sondern vielmehr erzählt Miss Brodie von ihrem eigenen Leben und ihrer Vorliebe für französische Kunst und ihren Urlaubsreisen nach Italien bei denen sie Mussolinis Fascisti bewunderte. Ihr Ziel ist es die Mädchen nicht mit Wissen vollzustopfen, sondern die bereits vorhandenen Anlagen und Talente zum Vorschein zu bringen. Jean Brodie widmet ihre Blütezeit sechs Schülerinnen, die zur Brodie-Clique zusammen wachsen, und nach ihrer Vorstellung eines Tages zur Crème de la Crème gehören können. Miss Brodie haftet durch ihr außergewöhnlich stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein besonderer Charme an, dem sich weder der Leser noch ihre Schülerinnen entziehen können. Doch ihre eigensinnige Lehrmethode stößt vor allem bei der Schuldirektorin auf Ablehnung, die nichts lieber täte als Miss Brodie zu entlassen. Muriel Spark hat mit wenigen Pinselstrichen eine exzentrische Hauptprotagonistin erschaffen, die polarisiert und den Leser trotz ihrer Fehlerhaftigkeit geschickt um den kleinen Finger wickelt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Geschichte sind die Mädchen aus der Brodie-Clique welche anhand einiger herausstechender Eigenschaften skizziert werden. Sandy ist weniger für ihre Schönheit als für ihre kleinen Augen berüchtigt, Rose sticht mir ihrem Sexappeal hervor, an Mary wird ständig herumgenörgelt, Jenny tut sich als Schauspielerin hervor, Monica ist in der Mathematik bewandert und Eunice ist die sportliche im Bunde. Aufgrund der vielen Zeitsprünge erfährt der Leser recht früh, dass ein Mädchen der Brodie-Clique Miss Jean verrät. Welche Beweggründe das Mädchen zu diesem Entschluss bewogen haben wird allerdings erst im Verlauf der Geschichte deutlich. Besonders überrascht war ich, wie offenherzig Muriel Spark mit dem Sexualleben von Miss Brodie und ihrem manipulativen Einfluss auf ihre Schützlinge spielt. Hier habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welch skandalöse Auswirkungen das in den 60er Jahren gehabt haben muss? 1969 wurde die Geschichte mit Maggie Smith in der Hauptrolle unter dem Titel “Die besten Jahre der Miss Brodie” (engl. Originaltitel “The Prime of Miss Jean Brodie”) verfilmt. Fazit Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

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