Der Untergeher

Der Untergeher

Taschenbuch
4.111
GlennGouldWeltsanschauungBelletristische Darstellung

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Beschreibung

Der Erzähler in dem zuerst 1983 publizierten Werk wohnt in Madrid und schreibt eine Arbeit über den kanadischen Pianisten Glenn Gould, »den wichtigsten Klaviervirtuosen des Jahrhunderts«, der, auf dem Gipfel seiner Kunst, aufhörte zu spielen. In Madrid erreicht den Erzähler ein Telegramm, das das Begräbnis seines Freundes Wertheimer anzeigt, der sich umgebracht hat. Die drei hatten sich in Salzburg bei einem Musikkurs von Horowitz kennengelernt. Bald stellte sich heraus: Glenn Gould war das größte Genie. Unter dem Eindruck der Übermacht dieses Genies wurde der Erzähler zu einem »Weltanschauungskünstler«, zum Kritiker seiner Zeit und besonders zum Kritiker Österreichs, Wertheimer dagegen stürzte in eine unumkehrbare Existenzdepression. Je mehr der Erzähler an seinen »Versuch über Glenn« dachte, um so deutlicher wurde ihm, daß es ihm eigentlich darum zu tun war, sich Klarheit über Wertheimer, den »Untergeher«, wie Glenn Gould schon früh zu ihm gesagt hatte, zu verschaffen.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
256
Preis
12.40 €

Autorenbeschreibung

Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden.

Beiträge

5
Alle
5

Ein typischer Bernhard eben

Wer Thomas Bernhard liebt, wird auch dieses Buch lieben, denke ich... 😁 Was soll man groß über dieses Buch sagen? Viel Handlung hat es nicht, da man viel über den Erzähler, Werteimer und Glenn Gould erfährt, vor allem viele Gedanken. Das Buch besteht fast nur aus Gedanken und Flashbacks, aber es liest sich flüssig...

3

Ein typischer Bernhard-Text. Warum Glenn Gould Teil des Personals sein musste, ist mir nicht klar geworden.

4

Die lieben Leiden der Künstler. Verkannt, vergessen oder einfach nur von sich selbst aus in den Hintergrund gerückt. Ganz gleich, was es ist. Aber leiden tun sie alle. Ob berühmt, vor einem großen Publikum, oder unentdeckt, nur von Freunden erkannt. War es der Wahnsinn, welcher Wertheimer zu seiner Selbstmordtat hinreißen lies? Oder die Verzweiflung eines Künstler, der nie als solcher wirklich erkannt wurde und sich auch nie als Virtuose gesehen hat? Schwer zu sagen. Doch ist hier klar bewiesen, dass Genie und Wahnsinn sehr nahe bei einander lagen.

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Die lieben Leiden der Künstler. Verkannt, vergessen oder einfach nur von sich selbst aus in den Hintergrund gerückt. Ganz gleich, was es ist. Aber leiden tun sie alle. Ob berühmt, vor einem großen Publikum, oder unentdeckt, nur von Freunden erkannt.War es der Wahnsinn, welcher Wertheimer zu seiner Selbstmordtat hinreißen lies? Oder die Verzweiflung eines Künstler, der nie als solcher wirklich erkannt wurde und sich auch nie als Virtuose gesehen hat? Schwer zu sagen. Doch ist hier klar bewiesen, dass Genie und Wahnsinn sehr nahe bei einander lagen.

5

Über die Negation, die Zerrissenheit eines Menschen, der sich in seiner Einzigartigkeit nicht begreifen kann, der in symbolischer Ordnung feststeckt, seinem Mangel und dem Begehren ein anderer zu sein. Der durch Bedeutungszuschreibung in eine Fixierung gedrängt wird, aus der er keinen Ausweg findet, da sein Geist nur im Theoretisieren festhängt. Die Tat, die Handlung zur Entwicklung bleibt aus. Sprache, Worte in ihrer zerstörerischen Kraft. Insbesondere da wo kein Eros vorhanden ist, keine lebensbejahende Kraft nach vorn. Was bleibt ist der letzte Akt der Flucht, der Annahme des unmöglich Realen der Freiheit, Entzug der Welt, die einen glücklich machen will, um sich sein Unglück zu bewahren – Selbstmord. Wer ist Schuld? Wieso, weshalb, warum? Der Icherzähler versucht dies zu umkreisen, Gründe, Erklärungen zu finden. „Wäre dies nicht...hätte jenes..“ Dabei ist ihm doch klar: Wir handeln immer unter den falschen Voraussetzungen. Er weiß um die Lücken, des Realen (zu dem wir keinen Zugang haben). Das vollständige Bild bleibt aus. Unbewusste Handlungen. Am Ende des Romans bekommt der Icherzähler ein weiteres Puzzleteil geliefert. Die Anerkennung der Verstimmung des Ichs. Die theoretischen Erkenntnisse zur gelungenen Lebensführung verbrannt. Eine getroffene Entscheidung. Die Synthese ist vollzogen ins Nichts. Umrahmt wird dieses Erinnern durch die Gegenwart. Das Leben der Wirtin, der einfachen Leute. Der Künstler erkennt: Das Ideal, das wir uns ausmalen, entpuppt sich immer als etwas anderes. Er schält die Ortlosigkeit eines Menschen heraus, der einer gebildeten, finanziell gut ausgestatteten Künstlerklasse angehört, deren er sich aber nicht zugehörig fühlt, die Nähe der einfachen Menschen sucht, gegen dieses elitäre Gehabe aufbegehrt. Diese Nähe wird lediglich auf Abstand geduldet. Die einfachen Menschen und die akademische Künstlerklasse trennt ein gähnender Abgrund. Niemand lässt den anderen rein. Somit sind alle zur Ortlosigkeit verdammt, die aus ihrer Begrenzung ausscheren. Wem jetzt hier die entscheidenden Buzzwords fehlen, die er doch sonst in den Rezis zu dem Buch findet, ich scheinbar am Inhalt vorbei geschrieben habe, fragt sich wahrscheinlich: War da nicht irgendwas mit Musik, und einem Virtuosen Namens Glenn Gould, akademischem Gequatsche über Bachs Goldbergvariationen und dass Bernhard die Struktur dessen im Text übernommen hat? Jou. Damit würden wir über die symbolische Ordnung sprechen, über handlungsfreies Theoretisieren, dem Bernhard den Rücken zuwendet und genau das tue ich auch!

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