Das Zeitalter der Roten Ameisen
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Tanya Pyankova wurde 1985 in der Region Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Sie ist Autorin mehrerer Romane und Gedichtbände, die in ihrer Heimat zahlreiche Preise gewonnen haben, außerdem ist sie Leiterin der Literaturagentur Potion sowie Organisatorin einer Vielzahl von Literaturfestivals, Theateraufführungen und Poesieperformances.
Beiträge
Ein Roman, dem man mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte. Holodomor - Töten durch Hunger. Dieser Genozid ging in den 1930ern in die Geschichte ein und auch seit dem 2022 dauert der Völkermord an der Ukraine noch immer an.
In "Das Zeitalter der roten Ameisen" verarbeitet die Ukrainische Autorin Tanya Pyankova, in der Übersetzung von Beatrix Kersten, literarisch ein schreckliches Kapitel ukrainischer Geschichte: Das Holodomor, zu Deutsch "Tötung durch Hunger", einer durch Enteignung und Zwangskollektivierung in der Sowjetunion in den 1930er Jahren durch Stalin künstlich erzeugten Hungersnot, der mehr als 3 Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer fielen. Erzählt wird das Buch aus drei Perspektiven in dem fiktiven Dorf Matsuchy nahe Poltawa in der Zentralukraine. Zu Wort kommen Dusja, deren Familie zwangsenteignet wurde und die - wie viele andere Bauernfamilien, von den Oppressoren abfällig Kulaken genannt - an alles verzehrendem Hunger leidet, Solja, die als Frau des ortsansässigen Parteivorstehers Ljoscha eigentlich keinen Hunger leiden müsste, aufgrund einer Psychose aber esssüchtig ist und von ihrem Mann deshalb in ein Sanatorium nahe Matsuchy untergebracht wird, und Swyryd, Kommunalverwalter der Sowjets, der die Situation zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzen will. Als vierter Protagonist fungiert der Hunger selbst, der die verschiedenen Figuren quält, um sie herum schleicht, auf ihren Tod lauert. Tanya Pyankova schreibt in ihrem Roman über das Unaussprechliche, sie berichtet sprachgewaltig schonungslos darüber, was Menschen fähig sind, anderen Menschen anzutun und zeigt zugleich, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen, um das Heute zu verstehen. Eine an keiner Stelle leichte Lektüre, die aufgrund ihrer dichten, eindringlichen Erzählweise jedoch noch lange bei mir nachhallen wird.

TW: Genozid, Völkermord, Gewalt Was Tanya Pyankova hier in ihren #Roman schreibt, ist der wahr gewordene Albtraum, eine von Statten gegangene Horrorvorstellung, schlimmste Angst, lebensbedrohlich, entsetzlich, Grauen erregend, ergreifend, erschreckend, tödlich. In den 1930ern, vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, besetzte die UdSSR die Ukraine und hungerte die Menschen dort aus. Es war eine künstlich erzeugte Hungersnot, wo alles streng rationiert wurde. Es gab nichts mehr zu essen. Nichts! Denn das, was es noch IRGENDWO (versteckt) gab, wurden räuberisch und gewaltsam von den Männern, die unter Stalin tätig waren, aus den Häusern gestohlen, geplündert. Die Menschen verhungerten auf furchtbarste Art, Frauen setzten ihre Neugeborenen aus, da sie sie nicht mehr ernähren konnten, Hunde und Katzen wurde gegessen, Leichten wurde gegessen. Ein Zustand, den ich mir gar nicht ausmalen kann. „Holodomor“ Tötung durch Hunger. Ein Trauma, das vermutlich nie vergehen wird! Ich hoffe, sie schmoren alle in der Hölle! „Um mich herum gibt es immer weniger Menschen. Menschen verkümmern, Menschen verschwinden, lösen sich auf im Zwielicht, gehen hinein in ihre vier Wände, schließen die Tür hinter sich und kommen am nächsten Morgen nicht wieder heraus. Menschen verlassen mich, gehen ohne Abschied, verlöschen wie die Glut eines niedergebrannten Feuers, unbemerkt, spurlos, unwiderruflich.“ (S. 119) Aus drei Erzählperspektiven spüren wir die Geschichte. Aus der Sicht von Swyryd, Dusja und Solja. Dusja und ihre Familie befinden sich in der Situation des Hungers; nicht mehr wissen wie sie sich noch nähren können, um irgendwie bei Kräften zu bleiben. Swyrid, Befehlsempfänger der Sowjets, der mit sich selbst und den zu durchführend Aufgaben hadert. Und als Dritte, Solja, die keinen Hunger „erleiden“ muss wie die anderen, aber dennoch hungert, weil sie zu den „wohl genährten“ zählt und durch ihr Trauma nie genug davon bekommen kann. So zwingt ihr Mann sie dazu, sich von den überflüssigen Pfunden zu befreien. Von all dem Leid um sie herum, bekommt Solja gar nichts mit, bis zum Tage x. „Wir können nicht mehr schlafen – wir suchen jetzt sofort das Glück. Wir beißen uns vor Hunger in die Fäuste, die Kerzen haben wir gegessen […]. Hunger, gib uns Brot!“ (S. 212) Ein Buch, dass wie der Hammer von Thor, mit voller Wucht daherkommt. Bildgewaltig und schonungslos beschreibt die Autorin den Hunger, der die Menschen tötet und leiden lässt; treibt die Story voran; der die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche skizziert. Die Menschen so handeln lässt, dass sie bewusst Recht von Unrecht nicht mehr unterscheiden (wollen). Dinge nicht hinterfragen, sie einfach tun. Nur um selbst zu überleben? Und mit diesen Gedanken ihre Handlungen rechtfertigen? Ich möchte gerne wissen, was diese Menschen dachten, als sie solche Entscheidungen trafen! Hunger ist hier ein stummer, leiser Tod, der schleichend umher und durch die Dörfer zieht, bis er sein nächstes Opfer holen kann. Und das ist alles von Menschenhand gemacht. Gräueltaten, die Menschen anderen Menschen zufüg(t)en. Unvorstellbar und dennoch so wichtig, dass Pyankova dies aufgreift, den Menschen ihre Stimme gibt und dies in einen aufwühlenden Roman verpackt, der einen würgend und unfassbar zurücklässt! #Leseempfehlung!

Sprachgewaltiger, intensiver Roman Das Buch spielt während der sowjetischen Besetzung der Ukraine 1933. Im Vordergrund steht vor allem das Thema Hunger. Harte, unverschönte Bilder treffen auf wunderschöne Sprache während man in drei sehr unterschiedliche Schicksale hineinblicken darf. Unbedingt das Nachwort lesen!
Holodomor-Tötung durch Hunger
So nennt man in der Ukraine die willentlich durch die damalige Sowjetunion herbeigeführte Hungerkrise in den 1930'er Jahren, der schätzungsweise 3-7 Millionen UkrainerInnen vom Säugling bis zum Greis zum Opfer fielen. Holodomor- Tötung durch Hunger ist auch das Thema dieses Buches einer ukrainischen Autorin. Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Über den Zeitraum von etwa einigen Monaten verfolgen wir Leben und Schicksal mehrerer ProtagonistInnen in einer Zeit schlimmsten Hungers. Alle Lebensmittel wurden längst beschlagnahmt, das Saatgut in der Not gegessen, so dass es keine Aussicht auf Ernte geben kann. Fast alle Bäume wurden gefällt, um im bitterkalten Winter nicht zu erfrieren und auch das Vieh, selbst die Hunde und Katzen , wurden längst verspeist. Es gibt nichts mehr und die Menschen sterben wie die Fliegen. Täglich werden Leichen aus Häusern, von Feldern und Gehwegen geborgen. In solchen Massen, das jede Idee von würdevoller Beerdigung aufgegeben wurde. Die noch Lebenden sind aufgeschwemmt, verlieren Haare, Zähne und Selbstachtung. Während die Landbevölkerung die letzten Getreidekörner aus den Ritzen pult, Ledergürtel und Schuhsohlen kocht und mit dem Stroh des Daches zur wässrigen Suppe verkocht, gibt es für die Familien des Kommandanten Nahrung im Überfluss und Pfefferkuchen für die Pferde. Tanya Pyankova lässt uns die Grausamkeit des Hungers miterleben und an der Grausamkeit des Regimes verzweifeln. Und das macht sie hervorragend. Das Buch ist harte Kost und ich konnte es nur in kleineren Dosen ertragen. Aber ich bin dankbar über dieses Nich vom Völkermord erfahren zu haben. Leseempfehlung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Aktueller denn je.
Ukraine, 1933. Der Holodomor - das Stalin-Regime hungert die Ukraine aus. Jeden Tag sterben Menschen, ihre Augen sind müde und eingefallen, ihre Haut gelb und aufgeschwämmt, ihre Bäuche schmerzen. Für wahre Freude, wahre Trauer ist keine Kraft mehr da, wo das Nötigste fehlt, kommt auch das Menschliche abhanden. Wir treffen drei Protagonist*innen: Die junge Jadwocha, die verzweifelt versucht, ihren Bruder und ihre Mutter am Leben zu halten. Swyrd, der örtliche Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, der gewaltig verblendet versucht, die Realität, die ihm umgibt, zu rechtfertigen und dem Regime treu zu bleiben. Und Solja, die Frau eines Sowjetoffiziers, die von ihrem Mann dazu verdonnert wurde, im Sanatorium durch eine Hungerkur Gewicht zu verlieren. Die Subjektivität des Schmerzes - dieses Buch beschreibt sie so gut wie kaum ein anderes. Es zeigt, dass in einem kaputten System alle leiden - egal, auf welcher Seite sie stehen. Und dann ist da noch #readukraine. "Das Zeitalter der roten Ameisen" erinnert den*die Leser*in daran, dass die Unterdrückung der Ukraine nichts neues ist, dass sie systematisch erfolgt, seit Jahrhunderten, und dass einer, der einen Krieg anzetteln will, immer einen guten Grund finden wird, das zu tun. Ganz große Leseempfehlung also. Ein fesselndes, ruhiges, und doch so laut schreiendes Buch.
„Der Hunger steht mir näher als irgendwer sonst, denn er bringt mir die wärmende Hoffnung, dass wir nicht mehr lange haben, dass diese Welt schon bald hinterm Horizont versinkt, und ich gleich mit ihr.“ S.77 Ich weiß nicht, ob man überhaupt eine Rezension schreiben kann. Darf man dazu eine Meinung haben, außer dass es jeder gelesen haben bzw. noch lesen soll? Ich tue mich schwer mit "müssen", aber das hier fühlt sich so an. Es geht um den Holodomor, die Hungersnot von 1933 in Matschuchy, Ukraine. Aus drei Perspektiven wird die künstlich geschaffene Hungersnot erzählt, die stattfand, als Stalin in der Sowjetunion regierte. Jawdocha, genannt Dusja, versucht abgemagert und kraftlos nicht nur sich selbst zu retten, sondern auch mit jeder verbleibenden Energie ihrer Mutter und ihrem Bruder zu helfen. "Wir sparen so viel an, wie wir schaffen, vermahlen die Körnchen zu Mehl und kochen daraus Schleimsuppe, mit viel Wasser..." Solja, eine wohlhabende Frau, kämpft sich durch ihre Hungerkur, die ihr von den Ärzten auferlegt wurde. Ihr Mann Oleksej berührt sie nicht mehr. Nur für ihn tut sie das. Nur damit er sie endlich so lieben kann. Nur fragt sie sich auch, was ihr Mann da draußen im Dorf eigentlich macht. Swyryd versucht, seine Machtposition auszunutzen, um an Hanna, Dusjas Mutter, heranzukommen. Er ist nicht nur manipulativ, sondern auch "ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung". In ihrem Buch "Das Zeitalter der roten Ameisen" schreibt die Autorin Tanya Pyankova, übersetzt von Beatrix Kersten, ein Meisterwerk, eine Hommage an die Gefallenen, eine Geschichte gegen das Vergessen. Lest dieses Buch, lest oder hört es so, als würde euer Leben genau davon abhängen, denn am Ende hilft nur eins gegen das Vergessen: sich erinnern. „Ein Mensch kann ohne Arme sein, ohne Augen, ohne Ohren ... Auch ohne Sonne, ohne Erde, ohne ein Haus. Und ohne seine Eltern, ohne Kinder. Sogar ohne Gott, Gebete, Gewissen. Ohne andere Menschen aber kann kein Mensch bestehen, denn allein die lebendige Wärme anderer Menschen hält dich in der Welt.“ S.119
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Tanya Pyankova wurde 1985 in der Region Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren. Sie ist Autorin mehrerer Romane und Gedichtbände, die in ihrer Heimat zahlreiche Preise gewonnen haben, außerdem ist sie Leiterin der Literaturagentur Potion sowie Organisatorin einer Vielzahl von Literaturfestivals, Theateraufführungen und Poesieperformances.
Beiträge
Ein Roman, dem man mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte. Holodomor - Töten durch Hunger. Dieser Genozid ging in den 1930ern in die Geschichte ein und auch seit dem 2022 dauert der Völkermord an der Ukraine noch immer an.
In "Das Zeitalter der roten Ameisen" verarbeitet die Ukrainische Autorin Tanya Pyankova, in der Übersetzung von Beatrix Kersten, literarisch ein schreckliches Kapitel ukrainischer Geschichte: Das Holodomor, zu Deutsch "Tötung durch Hunger", einer durch Enteignung und Zwangskollektivierung in der Sowjetunion in den 1930er Jahren durch Stalin künstlich erzeugten Hungersnot, der mehr als 3 Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer fielen. Erzählt wird das Buch aus drei Perspektiven in dem fiktiven Dorf Matsuchy nahe Poltawa in der Zentralukraine. Zu Wort kommen Dusja, deren Familie zwangsenteignet wurde und die - wie viele andere Bauernfamilien, von den Oppressoren abfällig Kulaken genannt - an alles verzehrendem Hunger leidet, Solja, die als Frau des ortsansässigen Parteivorstehers Ljoscha eigentlich keinen Hunger leiden müsste, aufgrund einer Psychose aber esssüchtig ist und von ihrem Mann deshalb in ein Sanatorium nahe Matsuchy untergebracht wird, und Swyryd, Kommunalverwalter der Sowjets, der die Situation zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzen will. Als vierter Protagonist fungiert der Hunger selbst, der die verschiedenen Figuren quält, um sie herum schleicht, auf ihren Tod lauert. Tanya Pyankova schreibt in ihrem Roman über das Unaussprechliche, sie berichtet sprachgewaltig schonungslos darüber, was Menschen fähig sind, anderen Menschen anzutun und zeigt zugleich, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen, um das Heute zu verstehen. Eine an keiner Stelle leichte Lektüre, die aufgrund ihrer dichten, eindringlichen Erzählweise jedoch noch lange bei mir nachhallen wird.

TW: Genozid, Völkermord, Gewalt Was Tanya Pyankova hier in ihren #Roman schreibt, ist der wahr gewordene Albtraum, eine von Statten gegangene Horrorvorstellung, schlimmste Angst, lebensbedrohlich, entsetzlich, Grauen erregend, ergreifend, erschreckend, tödlich. In den 1930ern, vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, besetzte die UdSSR die Ukraine und hungerte die Menschen dort aus. Es war eine künstlich erzeugte Hungersnot, wo alles streng rationiert wurde. Es gab nichts mehr zu essen. Nichts! Denn das, was es noch IRGENDWO (versteckt) gab, wurden räuberisch und gewaltsam von den Männern, die unter Stalin tätig waren, aus den Häusern gestohlen, geplündert. Die Menschen verhungerten auf furchtbarste Art, Frauen setzten ihre Neugeborenen aus, da sie sie nicht mehr ernähren konnten, Hunde und Katzen wurde gegessen, Leichten wurde gegessen. Ein Zustand, den ich mir gar nicht ausmalen kann. „Holodomor“ Tötung durch Hunger. Ein Trauma, das vermutlich nie vergehen wird! Ich hoffe, sie schmoren alle in der Hölle! „Um mich herum gibt es immer weniger Menschen. Menschen verkümmern, Menschen verschwinden, lösen sich auf im Zwielicht, gehen hinein in ihre vier Wände, schließen die Tür hinter sich und kommen am nächsten Morgen nicht wieder heraus. Menschen verlassen mich, gehen ohne Abschied, verlöschen wie die Glut eines niedergebrannten Feuers, unbemerkt, spurlos, unwiderruflich.“ (S. 119) Aus drei Erzählperspektiven spüren wir die Geschichte. Aus der Sicht von Swyryd, Dusja und Solja. Dusja und ihre Familie befinden sich in der Situation des Hungers; nicht mehr wissen wie sie sich noch nähren können, um irgendwie bei Kräften zu bleiben. Swyrid, Befehlsempfänger der Sowjets, der mit sich selbst und den zu durchführend Aufgaben hadert. Und als Dritte, Solja, die keinen Hunger „erleiden“ muss wie die anderen, aber dennoch hungert, weil sie zu den „wohl genährten“ zählt und durch ihr Trauma nie genug davon bekommen kann. So zwingt ihr Mann sie dazu, sich von den überflüssigen Pfunden zu befreien. Von all dem Leid um sie herum, bekommt Solja gar nichts mit, bis zum Tage x. „Wir können nicht mehr schlafen – wir suchen jetzt sofort das Glück. Wir beißen uns vor Hunger in die Fäuste, die Kerzen haben wir gegessen […]. Hunger, gib uns Brot!“ (S. 212) Ein Buch, dass wie der Hammer von Thor, mit voller Wucht daherkommt. Bildgewaltig und schonungslos beschreibt die Autorin den Hunger, der die Menschen tötet und leiden lässt; treibt die Story voran; der die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche skizziert. Die Menschen so handeln lässt, dass sie bewusst Recht von Unrecht nicht mehr unterscheiden (wollen). Dinge nicht hinterfragen, sie einfach tun. Nur um selbst zu überleben? Und mit diesen Gedanken ihre Handlungen rechtfertigen? Ich möchte gerne wissen, was diese Menschen dachten, als sie solche Entscheidungen trafen! Hunger ist hier ein stummer, leiser Tod, der schleichend umher und durch die Dörfer zieht, bis er sein nächstes Opfer holen kann. Und das ist alles von Menschenhand gemacht. Gräueltaten, die Menschen anderen Menschen zufüg(t)en. Unvorstellbar und dennoch so wichtig, dass Pyankova dies aufgreift, den Menschen ihre Stimme gibt und dies in einen aufwühlenden Roman verpackt, der einen würgend und unfassbar zurücklässt! #Leseempfehlung!

Sprachgewaltiger, intensiver Roman Das Buch spielt während der sowjetischen Besetzung der Ukraine 1933. Im Vordergrund steht vor allem das Thema Hunger. Harte, unverschönte Bilder treffen auf wunderschöne Sprache während man in drei sehr unterschiedliche Schicksale hineinblicken darf. Unbedingt das Nachwort lesen!
Holodomor-Tötung durch Hunger
So nennt man in der Ukraine die willentlich durch die damalige Sowjetunion herbeigeführte Hungerkrise in den 1930'er Jahren, der schätzungsweise 3-7 Millionen UkrainerInnen vom Säugling bis zum Greis zum Opfer fielen. Holodomor- Tötung durch Hunger ist auch das Thema dieses Buches einer ukrainischen Autorin. Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Über den Zeitraum von etwa einigen Monaten verfolgen wir Leben und Schicksal mehrerer ProtagonistInnen in einer Zeit schlimmsten Hungers. Alle Lebensmittel wurden längst beschlagnahmt, das Saatgut in der Not gegessen, so dass es keine Aussicht auf Ernte geben kann. Fast alle Bäume wurden gefällt, um im bitterkalten Winter nicht zu erfrieren und auch das Vieh, selbst die Hunde und Katzen , wurden längst verspeist. Es gibt nichts mehr und die Menschen sterben wie die Fliegen. Täglich werden Leichen aus Häusern, von Feldern und Gehwegen geborgen. In solchen Massen, das jede Idee von würdevoller Beerdigung aufgegeben wurde. Die noch Lebenden sind aufgeschwemmt, verlieren Haare, Zähne und Selbstachtung. Während die Landbevölkerung die letzten Getreidekörner aus den Ritzen pult, Ledergürtel und Schuhsohlen kocht und mit dem Stroh des Daches zur wässrigen Suppe verkocht, gibt es für die Familien des Kommandanten Nahrung im Überfluss und Pfefferkuchen für die Pferde. Tanya Pyankova lässt uns die Grausamkeit des Hungers miterleben und an der Grausamkeit des Regimes verzweifeln. Und das macht sie hervorragend. Das Buch ist harte Kost und ich konnte es nur in kleineren Dosen ertragen. Aber ich bin dankbar über dieses Nich vom Völkermord erfahren zu haben. Leseempfehlung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Aktueller denn je.
Ukraine, 1933. Der Holodomor - das Stalin-Regime hungert die Ukraine aus. Jeden Tag sterben Menschen, ihre Augen sind müde und eingefallen, ihre Haut gelb und aufgeschwämmt, ihre Bäuche schmerzen. Für wahre Freude, wahre Trauer ist keine Kraft mehr da, wo das Nötigste fehlt, kommt auch das Menschliche abhanden. Wir treffen drei Protagonist*innen: Die junge Jadwocha, die verzweifelt versucht, ihren Bruder und ihre Mutter am Leben zu halten. Swyrd, der örtliche Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, der gewaltig verblendet versucht, die Realität, die ihm umgibt, zu rechtfertigen und dem Regime treu zu bleiben. Und Solja, die Frau eines Sowjetoffiziers, die von ihrem Mann dazu verdonnert wurde, im Sanatorium durch eine Hungerkur Gewicht zu verlieren. Die Subjektivität des Schmerzes - dieses Buch beschreibt sie so gut wie kaum ein anderes. Es zeigt, dass in einem kaputten System alle leiden - egal, auf welcher Seite sie stehen. Und dann ist da noch #readukraine. "Das Zeitalter der roten Ameisen" erinnert den*die Leser*in daran, dass die Unterdrückung der Ukraine nichts neues ist, dass sie systematisch erfolgt, seit Jahrhunderten, und dass einer, der einen Krieg anzetteln will, immer einen guten Grund finden wird, das zu tun. Ganz große Leseempfehlung also. Ein fesselndes, ruhiges, und doch so laut schreiendes Buch.
„Der Hunger steht mir näher als irgendwer sonst, denn er bringt mir die wärmende Hoffnung, dass wir nicht mehr lange haben, dass diese Welt schon bald hinterm Horizont versinkt, und ich gleich mit ihr.“ S.77 Ich weiß nicht, ob man überhaupt eine Rezension schreiben kann. Darf man dazu eine Meinung haben, außer dass es jeder gelesen haben bzw. noch lesen soll? Ich tue mich schwer mit "müssen", aber das hier fühlt sich so an. Es geht um den Holodomor, die Hungersnot von 1933 in Matschuchy, Ukraine. Aus drei Perspektiven wird die künstlich geschaffene Hungersnot erzählt, die stattfand, als Stalin in der Sowjetunion regierte. Jawdocha, genannt Dusja, versucht abgemagert und kraftlos nicht nur sich selbst zu retten, sondern auch mit jeder verbleibenden Energie ihrer Mutter und ihrem Bruder zu helfen. "Wir sparen so viel an, wie wir schaffen, vermahlen die Körnchen zu Mehl und kochen daraus Schleimsuppe, mit viel Wasser..." Solja, eine wohlhabende Frau, kämpft sich durch ihre Hungerkur, die ihr von den Ärzten auferlegt wurde. Ihr Mann Oleksej berührt sie nicht mehr. Nur für ihn tut sie das. Nur damit er sie endlich so lieben kann. Nur fragt sie sich auch, was ihr Mann da draußen im Dorf eigentlich macht. Swyryd versucht, seine Machtposition auszunutzen, um an Hanna, Dusjas Mutter, heranzukommen. Er ist nicht nur manipulativ, sondern auch "ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung". In ihrem Buch "Das Zeitalter der roten Ameisen" schreibt die Autorin Tanya Pyankova, übersetzt von Beatrix Kersten, ein Meisterwerk, eine Hommage an die Gefallenen, eine Geschichte gegen das Vergessen. Lest dieses Buch, lest oder hört es so, als würde euer Leben genau davon abhängen, denn am Ende hilft nur eins gegen das Vergessen: sich erinnern. „Ein Mensch kann ohne Arme sein, ohne Augen, ohne Ohren ... Auch ohne Sonne, ohne Erde, ohne ein Haus. Und ohne seine Eltern, ohne Kinder. Sogar ohne Gott, Gebete, Gewissen. Ohne andere Menschen aber kann kein Mensch bestehen, denn allein die lebendige Wärme anderer Menschen hält dich in der Welt.“ S.119