Das Wetter vor 15 Jahren
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Literaturbeilage: Und der Begriff "Spürterror"? Ist das Originalton Riemer oder Originalton Wolf Haas? Wolf Haas: Ich hab's ja schon zugegeben. "Spürterror" hat im Buch wirklich nichts verloren. Meinetwegen ist es von mir. Ich finde das eben manchmal bizarr, wenn man so Sachen gesagt kriegt wie: "Das spüre. Das wirst du doch wohl auch spüren!" Dabei spürt jeder, was er gerade spüren will. Literaturbeilage: Das ärgert Sie. Wolf Haas: Ich mag es eben nicht, wenn man so über den Haufen gespürt wird. ... - Zitat, Seite 83 Den Schreibstil des 2006 erschienenen Romans kann man wohl zurecht als experimentell bezeichnen. Anstatt die Geschichte von Vittorio Kowalski, dessen Leidenschaft für Wetterdaten sich niemand so recht erklären kann und der mit dieser sogar Wettkönig bei der bekannten TV Show wird, und Anni, die ihren Jugendfreund im Fernsehen sofort wieder erkennt und an die gemeinsamen Urlaube denkt, die genau 15 Jahre zuvor ein abruptes Ende nahmen, auf die klassische Weise zu erzählen, wird hier ein fiktives Gespräch über ein Buch, welches nicht existiert, im Interviewstil aufgezeichnet. Der Autor selbst wird zum Interviewpartner und folgt der "Literaturbeilage" in den Dialog, der sich ausgehend von einem besonderen Kuss der Romananalyse widmet. So kann sich der Leser langsam, aber sicher ein Bild von der Geschichte in der Geschichte machen. Dabei ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, denn die Details sind im Dialog versteckt, der sich natürlich auch um Stil und Intention dreht. Ob man diesen anderen Erzählstil mag, ist sicherlich Geschmackssache. Eine klassische Liebesgeschichte sollte man allerdings nicht erwarten. FAZIT Nachdem unlängst ein Sonntagmorgen-Talk im Radio mit dem sehr sympathisch klingenden Wolf Haas gesendet wurde, wollte ich unbedingt einen Roman des österreichischen Autoren lesen. Dieser kurze Roman wär vielleicht für mich nicht die beste Wahl, da dieser ausschließlich aus einem Dialog besteht und ich dies auf Dauer doch anstrengend und ermüdend fand. Der feine Humor und die pointierte Schreibweise des Schriftstellers motivieren mich jedoch dazu, es bald mal mit einem anderen Werk von Wolf Haas zu versuchen! Eingeschränkt lesenswert.
Klasse Buch - mal ganz anders
Das Buch ist in Dialogform geschrieben. Spezielles Leseerlebnis und interessante Geschichte.

Der Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich! Der Leser erlebt hier die Geschichte über ein eigentlich fiktives Buch, dessen Handlung in einem Interview besprochen wird. Und die ist ebenso außergewöhnlich! Von Rolf Haas habe ich bisher nur einen Krimi gelesen, der mir nicht so gut gefallen hat, deswegen war ich erst ein bisschen zögerlich, aber dieses Buch ist wirklich richtig schön. Vielleicht sollte Haas einfach weniger Krimis und mehr Liebesgeschichten schreiben. Eigentlich besteht die Handlung des Buches aus einem mehrtägigen Interview, das der Autor (sowohl dieses Buches als auch des fiktiven, ja, jetzt wirds verwirrend) mit einer Reporterin führt. In diesem Interview wird ein Buch des Autors besprochen, dessen Handlung dann wiederum zur eigentlichen Handlung des Buches wird, das wir lesen. Und auch diese Handlung in der Handlung ist natürlich wieder alles andere als gewöhnlich: eine Urlaubsliebesgeschichte...klingt erstmal gar nicht so neu, oder? Aaaber: Kowalski (die Hauptfigur in der Handlung in der Handlung) ;) fährt als Kind jedes Jahr mit seinen Eltern vom Ruhrgebiet aus in ein österreichisches Bergdorf und verliebt sich dort über die Jahre hinweg in Anni. Auch noch nicht so seltsam, hm? Dann, als die beiden 15 Jahre alt sind, fahren die Kowalskis nicht mehr nach Österreich. Hm, passiert? Aber jetzt wirds definitiv ungewöhnlich: Seitdem erkundigt sich Kowalski, der immernoch im Ruhrgebiet lebt, jeden Tag nach dem Wetter in Annis kleinem Bergdorf...und kann das Wetter (und nicht nur die Temperatur) eines jeden Tages schließlich sofort aus dem Gedächtnis wiedergeben, was er dann auch in "Wetten, dass ...?" tut...15 Jahre nachdem er zum letzten Mal das Wetter und Anni selbst in Österreich gesehen hat. Und von da aus geht die fantastisch erzählte Liebesgeschichte weiter. Gestört hat mich nur, dass die Interviewerin so überspitzt dargestellt wird (der übermäßige Gebrauch englischer "cooler" Begriffe, sprachliche Besonderheiten wie ürgendwas etc. und vor allem die Über-Interpretation, die in den banalsten Textstellen noch etwas Sexuelles finden kann.), der Autor dagegen wirkt souverän. Die Interviewerin macht sich ein wenig lächerlich. Sicher ist es schwer, sich im eigenen Buch auch über sich selbst lustig zu machen, aber wenn Herr Haas sich damit schwer tut, sollte es auch nicht so einfach sein, sich über andere (in diesem Fall die Literaturkritikerin) zu erheben. Die eigentliche Liebesgeschichte war jedoch einfach total schön und die Art, wie sie erzählt wird, mal etwas ganz anderes und einfach umwerfend.
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Literaturbeilage: Und der Begriff "Spürterror"? Ist das Originalton Riemer oder Originalton Wolf Haas? Wolf Haas: Ich hab's ja schon zugegeben. "Spürterror" hat im Buch wirklich nichts verloren. Meinetwegen ist es von mir. Ich finde das eben manchmal bizarr, wenn man so Sachen gesagt kriegt wie: "Das spüre. Das wirst du doch wohl auch spüren!" Dabei spürt jeder, was er gerade spüren will. Literaturbeilage: Das ärgert Sie. Wolf Haas: Ich mag es eben nicht, wenn man so über den Haufen gespürt wird. ... - Zitat, Seite 83 Den Schreibstil des 2006 erschienenen Romans kann man wohl zurecht als experimentell bezeichnen. Anstatt die Geschichte von Vittorio Kowalski, dessen Leidenschaft für Wetterdaten sich niemand so recht erklären kann und der mit dieser sogar Wettkönig bei der bekannten TV Show wird, und Anni, die ihren Jugendfreund im Fernsehen sofort wieder erkennt und an die gemeinsamen Urlaube denkt, die genau 15 Jahre zuvor ein abruptes Ende nahmen, auf die klassische Weise zu erzählen, wird hier ein fiktives Gespräch über ein Buch, welches nicht existiert, im Interviewstil aufgezeichnet. Der Autor selbst wird zum Interviewpartner und folgt der "Literaturbeilage" in den Dialog, der sich ausgehend von einem besonderen Kuss der Romananalyse widmet. So kann sich der Leser langsam, aber sicher ein Bild von der Geschichte in der Geschichte machen. Dabei ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, denn die Details sind im Dialog versteckt, der sich natürlich auch um Stil und Intention dreht. Ob man diesen anderen Erzählstil mag, ist sicherlich Geschmackssache. Eine klassische Liebesgeschichte sollte man allerdings nicht erwarten. FAZIT Nachdem unlängst ein Sonntagmorgen-Talk im Radio mit dem sehr sympathisch klingenden Wolf Haas gesendet wurde, wollte ich unbedingt einen Roman des österreichischen Autoren lesen. Dieser kurze Roman wär vielleicht für mich nicht die beste Wahl, da dieser ausschließlich aus einem Dialog besteht und ich dies auf Dauer doch anstrengend und ermüdend fand. Der feine Humor und die pointierte Schreibweise des Schriftstellers motivieren mich jedoch dazu, es bald mal mit einem anderen Werk von Wolf Haas zu versuchen! Eingeschränkt lesenswert.
Klasse Buch - mal ganz anders
Das Buch ist in Dialogform geschrieben. Spezielles Leseerlebnis und interessante Geschichte.

Der Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich! Der Leser erlebt hier die Geschichte über ein eigentlich fiktives Buch, dessen Handlung in einem Interview besprochen wird. Und die ist ebenso außergewöhnlich! Von Rolf Haas habe ich bisher nur einen Krimi gelesen, der mir nicht so gut gefallen hat, deswegen war ich erst ein bisschen zögerlich, aber dieses Buch ist wirklich richtig schön. Vielleicht sollte Haas einfach weniger Krimis und mehr Liebesgeschichten schreiben. Eigentlich besteht die Handlung des Buches aus einem mehrtägigen Interview, das der Autor (sowohl dieses Buches als auch des fiktiven, ja, jetzt wirds verwirrend) mit einer Reporterin führt. In diesem Interview wird ein Buch des Autors besprochen, dessen Handlung dann wiederum zur eigentlichen Handlung des Buches wird, das wir lesen. Und auch diese Handlung in der Handlung ist natürlich wieder alles andere als gewöhnlich: eine Urlaubsliebesgeschichte...klingt erstmal gar nicht so neu, oder? Aaaber: Kowalski (die Hauptfigur in der Handlung in der Handlung) ;) fährt als Kind jedes Jahr mit seinen Eltern vom Ruhrgebiet aus in ein österreichisches Bergdorf und verliebt sich dort über die Jahre hinweg in Anni. Auch noch nicht so seltsam, hm? Dann, als die beiden 15 Jahre alt sind, fahren die Kowalskis nicht mehr nach Österreich. Hm, passiert? Aber jetzt wirds definitiv ungewöhnlich: Seitdem erkundigt sich Kowalski, der immernoch im Ruhrgebiet lebt, jeden Tag nach dem Wetter in Annis kleinem Bergdorf...und kann das Wetter (und nicht nur die Temperatur) eines jeden Tages schließlich sofort aus dem Gedächtnis wiedergeben, was er dann auch in "Wetten, dass ...?" tut...15 Jahre nachdem er zum letzten Mal das Wetter und Anni selbst in Österreich gesehen hat. Und von da aus geht die fantastisch erzählte Liebesgeschichte weiter. Gestört hat mich nur, dass die Interviewerin so überspitzt dargestellt wird (der übermäßige Gebrauch englischer "cooler" Begriffe, sprachliche Besonderheiten wie ürgendwas etc. und vor allem die Über-Interpretation, die in den banalsten Textstellen noch etwas Sexuelles finden kann.), der Autor dagegen wirkt souverän. Die Interviewerin macht sich ein wenig lächerlich. Sicher ist es schwer, sich im eigenen Buch auch über sich selbst lustig zu machen, aber wenn Herr Haas sich damit schwer tut, sollte es auch nicht so einfach sein, sich über andere (in diesem Fall die Literaturkritikerin) zu erheben. Die eigentliche Liebesgeschichte war jedoch einfach total schön und die Art, wie sie erzählt wird, mal etwas ganz anderes und einfach umwerfend.