Das Mädchen an der Orga Privat: Ein kleiner Roman aus Berlin

Das Mädchen an der Orga Privat: Ein kleiner Roman aus Berlin

Taschenbuch
4.03

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
192
Preis
9.84 €

Beiträge

2
Alle
4

Eine eindrückliche Erzählung von dem letzten Jahr der Goldenen Zwanziger aus der Sicht des Arbeitermilieus und dem Kampf um mehr Selbstbestimmung.

Ich vertraue wenig Männern, wenn sie Bücher über Frauen schreiben. Besonders wenn diese Männer Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurde. Bei Rudolf Braun kann man jedoch mal eine klitzkleine Ausnahme machen. 1928 in Berlin. Die Geschehnisse? Leider viel zu aktuell. Auf der Suche nach Glück in dem großen (und teuren Berlin) beginnt Erna in einem Unternehmen zu arbeiten. Dort findet sie nicht nur Freundschaften und verliebt sich, sondern schließt sich auch mit ihren Kolleginnen zusammen, um gegen ihren übergriffigen Chef vorzugehen. Es geht um sexuelle Belästigung, Ehe, Machtverhältnisse, Liebschaften und Schwangerschaften und Abtreibung. Themen, die damals wie heute nicht an Aktualität verloren haben. Ich hätte mir gewünscht, dass die jungen Frauen mehr Erfolg haben mit ihrem Streik, dass es ihnen gelingt, eine Änderung, auch wenn sie noch so klitzeklein ist, der Machtstrukturen zu erwirken. Aber die Realität der 1920er ist eine andere. Eine bittere. Eine Realität, in der Frauen aufgrund falsch durchgeführter Abtreibungen sterben, in der Männer die Kontrolle über das Geld haben und ihren Frauen keinen Zugriff darauf gewähren. „Man lernt also Männer kennen, liebt die einen und erträgt die anderen, die Unterschiede sind oftmals gar nicht so groß.“ Dem Autor gelingt ein eindrücklich die Atmosphäre in Berlin einzufangen und zu transportieren. Der Schreibstil ist sehr erzählend und einige Formulierungen sind sehr aus der Zeit gefallen, was angesichts dessen, dass das Buch 1930 erschienen ist, keine Überraschung sein sollte. Auch wenn Rudolf Braun zahlreiche feministische Themen in seinem Buch behandelt, würde ich mich mal soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass man dennoch merkt, dass das Buch von einem Mann im letzten Jahrhundert geschrieben wurde. Ein kleines Beispiel: „Lotte, die langsam mit ihren rundlichen beinen über die Straße schlendert, sieht von hinten sehr appetitlich aus.“ An verschieden Formulierungen wird auch die kommunistische Weltsicht des Autors ersichtlich. Auch wenn man nicht seine politische Haltung teilt und bereit ist, über manch seltsame Beschreibung von Frauen hinwegzusehen, greift zu diesem Buch. Es erzählt eindrücklich von dem letzten Jahr der Goldenen Zwanziger aus der Sicht des Arbeitermilieus und dem Kampf um mehr Selbstbestimmung.

Eine  eindrückliche Erzählung von dem letzten Jahr der Goldenen Zwanziger aus der Sicht des Arbeitermilieus und dem Kampf um mehr Selbstbestimmung.
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Metoo aus den 1920ern. Nicht so provokant, wie man es heute gewohnt ist, aber trotz allem beeindruckend. Schade, dass der Autor so jung gestorben ist.

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