Das Haus der Türen: Roman | Longlist The Booker Prize 2023
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Beiträge
zart & poetisch
In seinem feinfühligen Roman "Das Haus der Türen" zeichnet der Autor Tan Twan Eng das Bild der in Malaysia lebenden Britin Lesley Hamlyn, das versinnbildlichend für die Sitten, Konventionen und Gepflogenheiten des gesamten british Empire steht. Sie erzählt ihre Geschichte dem ebenfalls britischen und auf der real existierenden Figur beruhenden Schriftsteller Willie Somerset Maughan, der wie sie dem starren, englischen Verhaltenskodex unterworfen ist. Lesley ist in einer unglücklichen Ehe. Ihr Mann Robert betrügt sie, doch wenn sie ihn verlassen würde, würde dies ihr gesellschaftliches Aus und ihr finanzieller Ruin bedeuten. Sie erzählt Somerset Maughan von ihrer Liebe zu einem chinesischen Aufständigen, der Schriftsteller widerrum liebt heimlich einen anderen Mann und ist, genauso wie sie, in Doppelmoral und dem englischen Verhaltenskodex unterworfen. Lesley steht stellvertretend für die Frauenrolle ihrer Generation, deren Hauptaufgabe es ist, als Randfigur ihres Ehemannes zu glänzen und den Schein aufrecht zu erhalten. Auch ihre des Mordes angeklagte Freundin Ethel befürchtet so sehr den gesellschaftlichen Klatsch und Tratsch aufgrund ihrer außerehelichen Affäre, dass sie sich lieber als Mörderin verurteilen lässt, als die versuchte Vergewaltigung ihres abgewiesenen und enttäuschten Liebhabers darzulegen. Dieser empfehlenswerte Roman ist sprachlich dicht und dennoch zart geschrieben. Tan Twan Eng führt den Leser durch romantische Szenen, beschönigt jedoch nichts und setzt dem Schriftsteller Willie Somerset Maughan ein Denkmal.
Vielen Dank an @hörbuchmünchenverlag und @netgalleyde für die zur Verfügungsstellung des Hörbuchs Inhalt Malaysia 1921. Lesley Hamlyn lebt das äußerlich angenehme und gleichförmige Leben einer Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Mit dem Eintreffen von Willie Somerset Maugham, einem alten Freund ihres Ehemanns Robert, kehrt Lebendigkeit in das Haus zurück und Erlebnisse der Vergangenheit drängen an die Oberfläche. Somerset Maugham ist zu diesem Zeitpunkt ein berühmter Schriftsteller, jedoch getrieben von Sorgen und Ängsten. Je stärker sich Lesley und er anfreunden, desto mehr Geheimnisse vertraut sie ihm an: ihre frühere Unterstützung politischer Rebellen, die das alte China beenden wollten, ihre Affäre mit einem chinesischen Mann, der Niedergang ihrer Ehe. Am Beispiel einer Freundin begreift Lesley, wie aussichtslos ihre Liebe ist und wie verheerend die Folgen für sie wären: ohne finanzielle Mittel, gesellschaftlich geächtet, würde sie ohne ihre Kinder leben müssen. Wie Somerset Maugham muss auch sie ihr wahres Ich verbergen und ihre unglückliche Ehe ertragen. Trost findet sie einzig in dem Gedanken, sie könne ihren Geliebten eines Tages wiedersehen. Doch Robert hat längst beschlossen, diesen Teil der Welt zu verlassen und nach Südafrika zu ziehen. Meinung Das Buch ist berührend und stark erzählt, im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Willie, der sich immermehr mit Lesley anfreunden, die ihm mit Geheimnissen versorgt, die er braucht um ein neues Buch zu veröffentlichen. Lesley fühlt sich zu Willie hingezogen, obwohl diese Liebe niemals mehr als eine Illusion ist. Die vertonung fand ich gelungen Starker eingehender Roman Große Lese Empfehlung
DAS HAUS DER TÜREN Tan Twan Eng 1921: Der berühmte Schriftsteller „Willie“ W. Somerset Maugham reist mit seinem als Sekretär getarnten Geliebten auf die Insel Penang im damaligen Malaya, um seinen Jugendfreund Robert zu besuchen. Willie ist wohlhabend, international gefeiert und genießt weltweiten Ruhm. Robert hat seinen einst engen Freund seit Jahren nicht mehr gesehen – umso größer ist seine Freude, ihn gemeinsam mit seiner Frau Lesley als Gast begrüßen zu dürfen. Doch der Schein trügt: Willie hat sich verspekuliert. Eine Fehlinvestition hat sein gesamtes Vermögen vernichtet. Nun braucht er dringend Stoff für ein neues literarisches Werk. Obwohl Robert und Lesley sich vor dem Besuch einig waren, nichts Persönliches preiszugeben – gewarnt vor Willies Fähigkeit, seinen Gastgebern Geheimnisse zu entlocken –, kommt es anders. Da Robert geschäftlich oft abwesend ist, verbringt Willie viel Zeit mit Lesley. In diesen langen Gesprächen beginnt sie, sich zu öffnen, und erzählt schließlich Dinge, deren Veröffentlichung schwerwiegende Konsequenzen für sie und Robert haben könnte … Der Roman spielt auf drei Zeitebenen. Im Zentrum stehen die Ehen von Lesley und Willie – beide aus Vernunft und nicht aus Liebe geschlossen. Der Schreibstil ist poetisch und passt hervorragend zur kolonialen Atmosphäre des damaligen Malaysia. Nicht alle Handlungsstränge konnten mich gleichermaßen fesseln, doch am Ende hat mich besonders beeindruckt, wie Tan Twan Eng Chinas Geschichte, historische Persönlichkeiten und Fakten kunstvoll mit einer fiktiven Handlung verwebt. 4/5

Kolonialkrise mit Knalleffekt – und einer Prise Seelenstriptease
Ich gebe zu: Als ich „Das Haus der Türen“ in die Hand nahm, dachte ich erst, ich lese einen dieser braven Kolonialromane, bei denen alle in gestärkten Hemden Tee trinken und sich dabei höflich langweilen. Tja, falsch gedacht. Tan Twan Eng hat mir stattdessen eine literarische Falltür geöffnet – zack, war ich drin, mitten in Malaysia, 1921, zwischen stickiger Tropenluft, unterdrückten Gefühlen und einem Autor mit mehr Geheimnissen als ein Tresorraum. Lesley, unsere Hauptfigur, ist eigentlich Teil der feinen britischen Gesellschaft, lebt aber emotional eher in der Requisite eines Dramas, das niemand sehen will. Und dann kommt dieser Somerset Maugham – ja, der Somerset Maugham – und plötzlich wird aus dem höflichen Kolonial-Teeplausch ein zutiefst menschliches Seelenstriptease. Ich hab gelacht, geseufzt, innerlich gebrüllt: "Lesley, girl, tu's nicht!" Und sie tut’s. Natürlich tut sie’s. Das Buch ist wie ein altes, knarzendes Haus mit unzähligen Türen, hinter denen Erinnerungen liegen, die besser nicht angefasst werden sollten – und genau das macht den Reiz aus. Es ist klug, emotional, stilistisch zum Niederknien schön, und gleichzeitig so subtil fies ehrlich, dass ich mehrmals einen Schnaps gebraucht hätte (hab’s aber bei Tee belassen). Was Tan Twan Eng hier macht, ist keine seichte Historienkost, sondern psychologische Feinkost – serviert mit einer Portion britischer Ironie, malaysischer Melancholie und literarischer Magie. Die Übersetzung von Michaela Grabinger? Grandios! Als ob die Sprache selbst durch Seide gefiltert wurde. Kurz: Ich bin begeistert. Dieses Buch hat mir Türen geöffnet, von denen ich nicht mal wusste, dass sie in mir existieren. Und jetzt sitze ich hier, lese das letzte Kapitel nochmal, klappe das Buch zu – und klopfe dreimal gegen das Holz. Danke, Tan Twan Eng. Ganz großes Kopfkino.

Reise in historisches Neuland
Mit diesem Buch bin ich tief in eine mir unbekannte Zeit eingetaucht. Malaysia in den Jahren 1920-1921. Das Land wird von England regiert und ist eine Kolonie, das dort lebende Paar Lesley und Robert bekommt Besuch von einem Freund des Mannes. Es ist der Autor Willie Sommerseth Maugham. Da ich zum Buch einen Podcastbeitrag gehört hatte, wusste ich, dass es sich um einen bekannten Autor der damaligen Zeit handelt. Ich habe parallel ein wenig recherchiert und hatte dann auch ein Bild vor Augen. Einige historische Fakten waren mir zu viel, auch tauchen Begrifflichkeiten auf, die ich nicht verstanden habe, aber nicht nachschlagen wollte. Das hat mein Leseerlebnis ein wenig getrübt. Versteckt hinter einem zart daherkommenden Cover, welches Luftigkeit und Leichtheit erwarten ließe, verbergen sich Themen wie Schuld, Homosexualität und der Umgang in der damaligen Zeit damit, Koloniale Strukturen und einhergehende Ungleichheiten, Treue und Liebe. Insgesamt eine Bereicherung meines Lesens.
Sternebewertung fiktiv
Tan Twan Engs Roman „Das Haus der Türen„ ist ein inhaltlich und historisch umfangreiches Werk, das in die koloniale Geschichte Malaysias eintaucht und dabei persönliche Schicksale mit historischen Ereignissen verwebt. Ich habe zuvor nichts vom Autor gelesen und umso gespannter war ich auf den Schreibstil. Wir befinden uns im Jahr 1921 in Penang und lernen Lesley Hamlyn kennen. Sie ist eine Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Geordnet, sittsam und diszipliniert, bis der Schriftsteller William Somerset Maugham auftaucht. Lesley ist verheiratet mit einem britischen Anwalt und William ist einer seiner Freunde. Sein erscheinen fördert in Lesley etwas rebellisches. Zurückversetzt in Erinnerungen an ihre Vergangenheit beginnt ihre Ehe zu bröckeln. Auch der Schriftsteller William Somerset steckt in einer Schaffenskrise als er nach Malaysia reist, ungeahnt dessen dass noch vieles passieren wird, das sein Leben anders beleuchtet. Der Autor verwebt in seinem Roman historische Fakten und Fiktion, wie mir erst im Nachwort klar wurde.Es geht um Träume, Freiheit und Akzeptanz. Der Autor hat einen detaillierten Schreibstil, stellenweise muss man aufpassen nicht den Faden zu verlieren. Doch die Tatsache historische Ereignisse zu erfahren, hat in mir eine große Lesefreude hervorgerufen. Es ist ein atmosphärischer, dichter Roman über die Kolonialisierung Südostasien aber auch um menschliche Bedürfnisse und Empfindungen. Das einzige Manko ist das fehlende Glossar. Gerade bei solchen Büchern finde ich das immer sehr hilfreich.
Ich gebe zu, dass es doch eine Weile gedauert hat, bis ich in die Geschichte reingekommen bin. Die vielen Namen und Orte, die mir total unbekannt waren, haben mich zunächst verwirrt. Dennoch sind mir Lesley und Willie mit der Zeit ans Herz gewachsen und ihre inneren Konflikte mit ihren eigenen Wünschen und Diskrepanz zu den äußeren gesellschaftlichen Normen fand ich sehr spannend und eindrücklich geschildert. Es ist insgesamt ein ruhiger Roman, der eher ein Gefühl als Spannung vermittelt. Ich mochte es zum Ende hin sehr gerne. Gleichzeitig habe ich viel über eine andere Welt und Zeit kennengelernt.
Für mich gehört dieser Roman zu den Büchern, die man Sonntagmorgens im Bett genießt, wenn man die Welt um sich herum ausblendet.
"Ein ganzes Leben war vergangen, seit ich das Haus betreten hatte. Alles hatte sich unwiderruflich verändert." S. 243 Willie Somerset Maugham, ein weltberühmter Schriftsteller, besucht auf seiner Reise durch Südostasien seine Freunde Lesley und Robert in Penang. Der Autor steckt nicht nur in einer Schaffenskrise, sondern erfährt in einem Brief auch von seinem finanziellen Ruin. Zur selben Zeit befindet sich auch seine Gastgeberin Lesley in einer Krise, denn ihre Ehe scheint vor dem Scheitern zu stehen. Sie fühlt sich gefangen in ihrer Situation und beginnt damit, Willie von ihrem Leben zu erzählen: Wie sie politische Aktivisten im Kampf gegen das alte China unterstützte, wie sie einer Freundin in schweren Zeiten beiseite stand und wie sie die Liebe fand und wieder verlor. Ihre Erzählung bietet eine Zuflucht für Lesley und eine mögliche Rettung für Somerset. Nachdem ich letztes Jahr so begeistert von "Der Garten der Abendnebel" war, musste ich unbedingt auch Tan Twang Engs zweiten Roman lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht: Wieder konnte der Autor mich mit seiner wunderschönen Sprache und seinen bildhaften Beschreibungen überzeugen! Die Geschichte von Lesley und Willie , die aus zwei Perspektiven erzählt wird, war lebendig und hat eine gewisse Sehnsucht ausgestrahlt. Denn Lesley und Willie hüten beiderseits Geheimnisse und bringen Opfer mit sich. Und aus diesen Geheimnissen heraus entsteht der Wunsch nach einer Freiheit, die die Gesellschaft zu dieser Zeit nicht bereit war zu geben. Das Buch nimmt sich neben Liebe und Betrug vielen weiteren wichtigen Themen an, was es sehr vielschichtig und facettenreich macht. Es geht um die Kolonialgeschichte in Asien, Rassismus und White Privilege, das strenge Bild der Ehe und der Frau im frühen 20. Jahrhundert, Unterdrückung und Homosexualität. Für mich gehört dieser Roman zu den Büchern, die man Sonntagmorgens im Bett genießt, wenn man die Welt um sich herum ausblendet. Eine große Empfehlung an alle, die eine schöne Sprache genießen können, auch wenn die Geschichte etwas ruhiger daherkommen mag.
Ein leiser Roman
Worum geht’s? Lesley Hamlyn lebt in Penang ein scheinbar langweiliges Leben an der Seite ihres Mannes Robert. Bis Willie Somerset Maugham auftaucht. Ein weltberühmter Autor. Er lässt sich von Lesley deren Geschichte erzählen, die mehr Geheimnisse aufweist, als es den Anschein hatte. Meine Meinung: „Das Haus der Türen“ ist ein historischer Roman von Twan Eng Tan, in dem dieser u.a. über W. Somerset Maugham, einen der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts, schreibt und von dessen Büchern er einige in seiner Quellenangabe erwähnt. Überhaupt ist es hier eine spannende Mischung aus fiktiven und realen Persönlichkeiten. Ich weiß nicht, ob es Lesley tatsächlich gab, aber z.B. ihre Freundin Ethel und deren Prozess hat es gegeben. Ebenso Sun Yat-sen. Und der Autor stellt diese Mischung aus Menschen wirklich lebendig und spannend dar. Bei der Geschichte selbst war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite erhalten wir spannende Einblicke in die Geschichte Chinas, die mir nahezu komplett unbekannt ist. Und zwar in die politische sowie gesellschaftliche Geschichte. Wir erleben auch einen Strafprozess. Und an Lesley erleben wir eine Frau, die in den Zwängen der Gesellschaft gefangen ist. Sie ist so schwach wie stark und eine wirklich interessante Figur. Wir hatten eine Liebesgeschichte, etwas geschichtliche Geschichte, wie gesagt den Gerichtsprozess. Von allem etwas und alles hing auch irgendwie zusammen. Das Buch hat still und leise über das Leben von Lesley berichtet, das eine Unmenge an spannenden Episoden enthält. Es war unterhaltsam und informativ und ich mochte die Charaktere. Aber ein bisschen hat mir der rote Faden gefehlt. Oder zumindest mehr Tiefgang bei einzelnen Teilen. So hat mich das Buch wundervoll unterhalten, es war leicht zu lesen und ist eine wirklich interessante Lektüre für Zwischendurch. Man bekommt einen tollen Einblick in das Leben eines Menschen, der einige historische Personen getroffen hat. Aber es bleiben noch viele Fragen offen. Auch in Bezug auf den Titel hätte ich mir noch mehr über das Haus der Türen selbst gewünscht. Dennoch eine Leseempfehlung von mir, da mich das Buch wirklich gut unterhalten hat und ich viele Dinge erfahren durfte, die ich noch nicht wusste. Fazit: Mit „Das Haus der Türen“ vereint Twan Eng Tan die fiktive Geschichte von Lesley mit der historischen Geschichte von W. Somerset Maugham und Sun Yat-Sen. Wir erfahren hier eine Menge über die historischen Geschehnisse Chinas. Über gesellschaftliche Konventionen und über Gerichtsprozesse in der damaligen Zeit. Das Buch ist von der Erzählweise her eher leise, aber dennoch unterhaltsam und kurzweilig. Es ist durchaus lebendig geschrieben und das Leben von Lesley ist ereignisreich und auch spannend. Und auch wenn mir etwas der rote Faden oder mehr Tiefgang bei einzelnen Szenen gefehlt hat, so war das Buch dennoch ein unterhaltsamer Einblick in das Leben der Lesley Hamlyn und ich habe sie gerne begleitet und beobachtet. 4 Sterne von mir!

Ein berührendes Buch, dass mein Horizont erweitert hat und glücklich macht
Es gibt sie noch, diese Bücher, die historisch sind, und mir ein neues Land erschließen und es dabei bis tief in mein Herz schaffen. Ich habe gedacht, ich hätte meine Liebe zu solchen Büchern verloren, doch mit diesem wunderschönen Exemplar habe ich mich wieder gefühlt wie vor 40 Jahren als ich mich mit „Rote Sonne, schwarzes Land“, „Dornenvögel“ oder Tanja Blixens „Jenseits von Afrika“ in andere Zeiten fallen ließ. An Letzteres hat mich die Lektüre ganz besonders stark erinnert. Diesmal dann Malaysia, ein Land, mit dem ich mich noch gar nicht beschäftigt hatte und über das ich jetzt mehr erfahren möchte. Zugegeben, wir befinden uns hier in Kreisen britischer Expats, die es sich in ihren Kolonien gut gehen lassen. Viele mögen solche Geschichten nicht mehr lesen und das respektiere und verstehe ich auch. Doch in diesem Buch haben wir geschichtliche Strömungen und Verknüpfungen, die mir bis dato unbekannt waren und deren Verlauf wichtig sind um Wissenslücken zu schließen und den kritischen Blick zu schulen, denn wenn ich die Hintergründe nicht kenne, kann ich sie auch nicht gänzlich hinterfragen. Wir haben 3 Ebenen . Eingerahmt wird der Plot im Jahr 1947, von der ICH-Erzählerin Leslie Hamlyn, die in Südafrika ein Buch von W. Somerset Maugham erhält, welches ihre Gedanken in die Vergangenheit katapultiert. Sie hat den Autor 1921 in Malaysia auf der Insel Penang, kennengelernt, als er dort mit seinem Liebhaber Gerald zwei Wochen in ihrem Haus verbrachte. Somerset Maugham war mit ihrem Mann Robert befreundet. Er erkennt bald, dass das Ehepaar zwar respektvoll doch auch sehr distanziert miteinander umgeht. Leslie und er gehen eine freundschaftliche Verbindung ein, in der sie sich ihm öffnet und erzählt, wie sie zudem wurde, was sie heute ist. Diese beiden Protagonisten sind auch die Erzählstimmen, die in diesem Roman zu Wort kommen. Wir gehen also noch eine Ebene zurück ins Jahr 1910, einer Zeit in der die historische Figur Sun Yat-sen auf Penang weilt, Werbung für den Sturz des chinesischen Kaiserreichs macht und dafür Gelder sammelt. In diesem Zusammenhang lernt Leslie Arthur kennen, und die beiden fühlen sich zueinander hingezogen. In diesem Roman steckt unglaublich viel, was mir ein sattes Lesegefühl bereitet hat: Die Verknüpfungen der Geschichte Malaysias mit der Chinas, die Bezeichnung der einzelnen Volksgruppen, die Gefühle von Frauen, die nur ein Anhängsel ihrer erfolgreichen Männer sind. Die unterschiedlichen Machtverhältnisse zwischen den Einwohnern Malaysias und den Besetzern. Ein Kriminalfall, der auf Fakten basiert, ist genauso interessant eingeflochten wie die Sammlung an Türen, die Naturbeschreibungen, die kulinarischen Einsprenksel, und überhaupt die ganze Darstellung des multikulturellen Melting Pots in Südostasien. Dabei benutzt der malaysische Autor Sprachbilder, die es mir ganz besonders angetan haben. Tan Twan Eng hat das Talent Gefühle so auszudrücken, dass Empathie ausgelöst wird, und man sich automatisch in die Lage der Protagonisten versetzt. Die Vertrautheit, die zwischen Leslie und dem Sonerset Maugham entstand, hat mich genauso berührt wie die vielfältigen Liebesbeziehungen, die alle eins gemeinsam haben: Sie dürfen nicht sein! Die Übersetzerin und das Lektorat haben einige fremdländische Begriffe nicht übersetzt oder erklärt . Vielleicht hätte es ein Glossar einfacher gemacht, die Bedeutung zu erfassen. Mich hat das allerdings überhaupt nicht gestört, im Gegenteil! Ich fand die Dosierung sehr angenehm. Ich habe mir die Bedeutung ergoogelt und bin dann in ein malaysisches Rabbithole gefallen. Ich liebe Literatur, besonders dafür, dass sie bereichernd und horizonterweiternd ist. In diesem Buch gab es diesbezüglich für mich die volle Ladung! Mein Interesse an Somerset Maugham und seine Erzählungen wurde geweckt. Ich hätte vielleicht nie etwas über Straits Chinesen, die Tongmenghui oder die geographischen Besonderheiten Malaysias erfahren, wenn diese Lektüre nicht den Weg zu mir gefunden hätte. Die besondere Symbolik, das Schutzzeichen, dass auf den ersten Seiten direkt Erwähnung findet, durchwebt die Geschichte wie ein roter Faden. Am Ende kommen wir wieder an den Anfang und das WIE war so besonders und schön gelöst. Wenn die großen Gefühle, die Menschen füreinander empfinden, in so wunderschöne Worte gepackt werden, dann wundert es wohl nicht, dass ich das Buch mit einem tiefen Seufzer, großem Bedauern und ganz viel Liebe für diesen Text zugeschlagen und an mein Herz gedrückt habe. Eine große Empfehlung und zwar für alle, die Geschichten lieben, und das dürfte hier ja wohl die große Mehrheit sein.
Atmosphärisch dicht, tolle Charaktere, großartige Liebesgeschichte(n). Ich bin hin und weg von diesem Buch, absolute Leseempfehlung!
Malaysia, 1921: Lesley lebt mit ihrem Mann Robert in der britischen Kolonie Malaysia. Äußerlich erscheint ihr Leben angenehm, sie sind seit vielen Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und wohnen in einem schönen Haus am Meer. Doch schon lange ist die Ehe zerrüttet, Robert nach dem Krieg schwer an der Lunge erkrankt und die Söhne weit fort in einem britischen Internat. Erst das überraschende Auftauchen von Roberts altem Freund, dem Schriftsteller Willie Somerset Maugham und dessen Assistent (und heimlichen Geliebten) bringt Lebendigkeit in das Haus. Zunächst steht Lesley Willie eher ablehnend gegenüber, doch nach und nach offenbart sie ihm ihre Geschichte - und liefert ihm so Stoff für sein nächstes Buch. "Das Haus der Türen" von Tan Twan Eng hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Der Autor versteht es sehr gut, Figuren und Orte so präzise zu beschreiben, dass man sie sich ausgesprochen gut vorstellen kann - kombiniert mit einer Geschichte über reale historische Persönlichkeiten und Begebenheiten hat dieser bildhafte Stil das Buch für mich sehr rund gemacht. Tan Twan Eng bespricht in seinem historischen Roman viele wichtige Themen: Kolonialismus, die Rolle der Frau in der Gesellschaft der 20er Jahre, Homosexualität und antiasiatischer Rassismus, zudem spielen Begehren und Schuld eine große Rolle. Dabei ist das Erzähltempo eher ruhig, im Wechsel kommen Lesley und Willie zu Wort, es gibt immer wieder zeitliche Rückblenden. Für mich war vor allem das titelgebende Haus der Türen absolut magisch. Ich habe es außerdem genossen, historische Fakten über Malaysia und China zu erfahren. Trotz einiger weniger Längen fand ich "Das Haus der Türen" daher wirklich toll und empfehle das Buch allen, die Mal wieder Lust auf einen sehr interessanten und vielschichtigen historischen Schmöker haben. Übersetzt von Michaela Grabinger.

Nicht meins
Das Cover dieses Romans gefällt mir sehr, es wirkt ruhig und einladend mit hellen Farbtönen. Ich wählte dieses Buch aufgrund des vielversprechenden Klappentextes und hatte mich gefreut mal etwas zu lesen, zu dem ich überlicherweise nicht greifen würde. Dass ich überwiegend Fantasy/Romantasy/Romance lese wurde leider im Verlaufe meines Leseerlebnisses mit diesem Roman sehr deutlich. Für mich persönlich war es einen Tick zu poetisch, zu ruhig, zu unaufregend. Es gab für mich nicht genug "Action". Es ist sicherlich ein wirklich guter Roman, allerdings würde ich mich hierhingehend zur falschen Zielgruppe zählen. Der Schreibstil und die generelle Geschwindigkeit hätte ich mir auch etwas temporeicher gewünscht. Für Lesende, die sich gerne einem ruhigen, gemächlichen Roman widmen wollen, ist es auf alle Fälle das Richtige!
„Das Haus der Türen“ ist eine feinfühlig erzählte, berührende Geschichte über die Liebe in ihren verschiedenen Formen in der sich Fiktion und historische Tatsachen vermischen. Tan Twan Eng hat den Roman so konstruiert, dass sich drei Zeitebenen sehr stimmig miteinander verbinden: Im Jahr 1947 erinnert sich Lesley an den Aufenthalt des Schriftstellers W. Somerset Maugham in ihrem Haus in Penang, Malaysien im Jahr 1921. Damals hat sie ihm von ihrer Affaire mit einem chinesischen Revolutionär und dem Gerichtsprozess wegen Mordes gegen ihre Freundin Ethel Proudlock erzählt, der ihn dann in weiterer Folge dazu inspiriert hat seine Erzählung „Der Brief“ zu schreiben. Tan Twan Eng beschreibt sehr detailliert und atmosphärisch das Leben in den britischen Kolonien Südostasiens Anfang des 20. Jahrhunderts und auch über die chinesische Geschichte erfährt man das ein oder andere spannende Detail. In vielen Rezensionen wird der Roman als „leise“ bezeichnet und ich kann mich dem insofern anschließen, dass gewisse Themen wie Kolonialismus, die Stellung der Frau und Umgang mit Homosexualität zwar eine zentrale Rolle spielen, aber nur sehr subtil reflektiert werden. Manche mögen sich hier vielleicht eine kritischere Auseinandersetzung wünschen, allerdings bleibt der Autor so dem historischen Setting treu und seine Charaktere wirken authentisch und lebensnah. Ein Lob auch der Übersetzerin Michaela Grabinger, die es geschafft hat den Text trotz zahlreicher kultureller und sprachlicher Besonderheiten sehr stimmig ins Deutsche zu übertragen. Für mich war es so ein sehr schönes, immersives Leseerlebnis. Eine große Empfehlung für alle, die gerne historische Romane mit einem Hauch von Drama lesen.
Ein atmosphärisch dichter Roman, der den Leser ins koloniale Malaysia der 1920er-Jahre entführt.
„Das Haus der Türen“ von Tan Twang, übersetzt von Michaela Grabinger, ist ein leiser, sprachlich wunderschön erzählter, vielschichtiger Roman, den ich mit seiner Atmosphäre, den bildhaften Beschreibungen und spannenden Figuren sehr gerne gelesen habe. Der Autor versteht es, mit seiner poetischen Sprache eine dichte Stimmung zu erzeugen. Beim Lesen konnte ich förmlich den Duft tropischer Gärten riechen, das Rauschen des Meeres hören und die feuchte Hitze spüren. Die Naturbeschreibungen und die Detailverliebtheit in der Sprache sind eindrücklich. Auch in ruhigeren Momenten entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Sog. Sie entführt ins koloniale Malaysia der 1920er-Jahre und bewegt sich geschickt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Besonders gelungen fand ich, wie reale historische Ereignisse und Figuren in die Handlung eingebettet sind – das Buch lädt dazu ein, auch nach dem Lesen weiter in die Hintergründe einzutauchen. Trotz des eher ruhigen Erzähltempos bleibt das Geschehen stets spannend, da sich nach und nach Zusammenhänge erschliessen und Themen wie Selbstbestimmung, Loyalität, gesellschaftliche Konventionen und persönliche Freiheit subtil, aber kraftvoll verhandelt werden. Ein kleines Manko war für mich das Fehlen eines Glossars für malaiische und afrikanische Ausdrücke sowie eine inhaltliche Einordnung von Begriffen, die heute als abwertend gelten würden. Das hätte das Leseerlebnis abgerundet. Alles in allem ist „Das Haus der Türen“ ist ein tiefgründiger Roman, der mit seiner Sprache und der gelungenen Verknüpfung von Fiktion und Realität beeindruckt – ein Buch, das nachhallt und zum Weiterdenken einlädt.
Jahreshighlight 🙂↕️🤝🏼
Penang, Malaysia im Jahr 1921. Der gefeierte Schriftsteller Somerset Maugham, genannt Willie, und sein Sekretär (und Liebhaber) residieren zwei Wochen bei Robert, einem alten Freund, und dessen Frau Lesley. Aufgrund von Geldproblemen ist er getrieben, zeitnah ein weiteres erfolgreiches Werk zu veröffentlichen. Als zwischen Willie und Lesley schließlich ein Vertrauensverhältnis entsteht, bilden ihre Erzählungen und Ereignisse aus ihrem Leben die Basis für sein neues Werk. Sie erzählt von ihrem Engagement im Geheimbund des chinesischen Revolutionärs Sun Wen und seiner Zeit auf Penang, von ihrer verurteilten Freundin Ethel Proudlock und sie gibt ihm sehr private Einblicke in ihre Ehe und ihr (Liebes-) Leben. Das Haus der Türen ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt und erst am Ende den Kreis zum Beginn der Geschichte schließt. Für mich war es ein sehr berührender Roman, der so viel vereint, was ich an Literatur liebe und Themen behandelt, die auch heute hochaktuell sind: (verbotene, kriminalisierte) Liebe, Homophobie, Rassismus, die Stellung der Frau, Auswirkungen des Kolonialismus, und und und. Der Schreibstil war unfassbar schön, poetisch und metaphorisch. (Wirklich auch shoutout an die Übersetzerin.) Es ist außerdem ein extrem lehrreicher und historisch 1a recherchierter Roman, der Themen in die Story einflicht, mit denen ich mich zuvor nie beschäftigt habe, wie z. B. die Geschichte Malaysias oder Chinas. Fiktion und Realität verschwimmen und für mich hat dieser Roman mehr als eine Wissenslücke geschlossen. Und eine weitere wird noch aufgeholt, indem zumindest ein Werk von Somerset Maugham gelesen wird!

„Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng (Übersetzt v. Michaela Grabinger) - … elegant, sanft und einfach schön
Tan Twan Engs Roman „Das Haus der Türen“, das wie seine anderen Romane auf der Longlist des Booker Prize stand, nimmt uns mit nach Malaysia von 1921. Der Roman schafft das seltene Kunststück einen weit weg zu tragen aus dem eigenen Alltag, und dennoch die Themen unserer Zeit in einem widerhallen zu lassen: öffentliche Verurteilung, Zwänge monetärer und moralischer Art, politische Kämpfe um Freiheit und Selbstbestimmung. Die Themen haben sich über die letzten 100 Jahre zwar gewandelt, kommen uns aber doch so erschreckend bekannt vor. Und auch wenn die Gesetzgebungen sich geändert haben, erscheinen gerade diese so fragil wie nie zuvor. Soweit so gut, aber worum geht es denn nun in diesem Roman? Wir erleben Somerset Maugham während eines Aufenthaltes in Malaysia, der ihn zu einer seiner berühmtesten Erzählungen inspiriert hat, und bekommen einen fiktionalisierten, aber treffenden Eindruck von seinem Leben, seinem Schaffen und seiner Persönlichkeit. Gleichzeitig verknüpft Eng dies mit dem Schicksal zweier Frauenfiguren: die eine basiert auf dem belegten Schicksal einer vermeintlichen Ehebrecherin, die andere - eine Frau aus der oberen kolonialen Gesellschaftsschicht Malaysias - ist Somersets Gastgeberin und wird mit der Zeit zu einer engen Vertrauten des Schriftstellers. Es ist ihre tragische Liebesgeschichte, von der Eng erzählt, und die in den damaligen Gegenbenheiten und abseits ihrer Ehe genauso wenig sein durfte wie Somersets Homosexualität. Was Eng in diesem Roman geschaffen hat, ist eine wunderbare Mischung aus historischen Roman, Portrait und Sittengemälde auf der einen und einer berührenden Liebesgeschichte auf der anderen Seite. Außerdem - und das macht den Roman besonders reizvoll - wurden in die Erzählung ein Verbrechen und ein Gerichtsprozess eingewoben, die so spannend wie erschütternd sind. Vor allem ist die Sprache von Eng einfach schön! Elegant, unaufgeregt und überaus atmosphärisch. Ein Roman, der einen sanft fortträgt, aber mit Nachdruck für sich einnimmt. Fast ein bisschen wie Thomas Mann 2.0. lesen und definitiv eine Empfehlung!

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zart & poetisch
In seinem feinfühligen Roman "Das Haus der Türen" zeichnet der Autor Tan Twan Eng das Bild der in Malaysia lebenden Britin Lesley Hamlyn, das versinnbildlichend für die Sitten, Konventionen und Gepflogenheiten des gesamten british Empire steht. Sie erzählt ihre Geschichte dem ebenfalls britischen und auf der real existierenden Figur beruhenden Schriftsteller Willie Somerset Maughan, der wie sie dem starren, englischen Verhaltenskodex unterworfen ist. Lesley ist in einer unglücklichen Ehe. Ihr Mann Robert betrügt sie, doch wenn sie ihn verlassen würde, würde dies ihr gesellschaftliches Aus und ihr finanzieller Ruin bedeuten. Sie erzählt Somerset Maughan von ihrer Liebe zu einem chinesischen Aufständigen, der Schriftsteller widerrum liebt heimlich einen anderen Mann und ist, genauso wie sie, in Doppelmoral und dem englischen Verhaltenskodex unterworfen. Lesley steht stellvertretend für die Frauenrolle ihrer Generation, deren Hauptaufgabe es ist, als Randfigur ihres Ehemannes zu glänzen und den Schein aufrecht zu erhalten. Auch ihre des Mordes angeklagte Freundin Ethel befürchtet so sehr den gesellschaftlichen Klatsch und Tratsch aufgrund ihrer außerehelichen Affäre, dass sie sich lieber als Mörderin verurteilen lässt, als die versuchte Vergewaltigung ihres abgewiesenen und enttäuschten Liebhabers darzulegen. Dieser empfehlenswerte Roman ist sprachlich dicht und dennoch zart geschrieben. Tan Twan Eng führt den Leser durch romantische Szenen, beschönigt jedoch nichts und setzt dem Schriftsteller Willie Somerset Maughan ein Denkmal.
Vielen Dank an @hörbuchmünchenverlag und @netgalleyde für die zur Verfügungsstellung des Hörbuchs Inhalt Malaysia 1921. Lesley Hamlyn lebt das äußerlich angenehme und gleichförmige Leben einer Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Mit dem Eintreffen von Willie Somerset Maugham, einem alten Freund ihres Ehemanns Robert, kehrt Lebendigkeit in das Haus zurück und Erlebnisse der Vergangenheit drängen an die Oberfläche. Somerset Maugham ist zu diesem Zeitpunkt ein berühmter Schriftsteller, jedoch getrieben von Sorgen und Ängsten. Je stärker sich Lesley und er anfreunden, desto mehr Geheimnisse vertraut sie ihm an: ihre frühere Unterstützung politischer Rebellen, die das alte China beenden wollten, ihre Affäre mit einem chinesischen Mann, der Niedergang ihrer Ehe. Am Beispiel einer Freundin begreift Lesley, wie aussichtslos ihre Liebe ist und wie verheerend die Folgen für sie wären: ohne finanzielle Mittel, gesellschaftlich geächtet, würde sie ohne ihre Kinder leben müssen. Wie Somerset Maugham muss auch sie ihr wahres Ich verbergen und ihre unglückliche Ehe ertragen. Trost findet sie einzig in dem Gedanken, sie könne ihren Geliebten eines Tages wiedersehen. Doch Robert hat längst beschlossen, diesen Teil der Welt zu verlassen und nach Südafrika zu ziehen. Meinung Das Buch ist berührend und stark erzählt, im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Willie, der sich immermehr mit Lesley anfreunden, die ihm mit Geheimnissen versorgt, die er braucht um ein neues Buch zu veröffentlichen. Lesley fühlt sich zu Willie hingezogen, obwohl diese Liebe niemals mehr als eine Illusion ist. Die vertonung fand ich gelungen Starker eingehender Roman Große Lese Empfehlung
DAS HAUS DER TÜREN Tan Twan Eng 1921: Der berühmte Schriftsteller „Willie“ W. Somerset Maugham reist mit seinem als Sekretär getarnten Geliebten auf die Insel Penang im damaligen Malaya, um seinen Jugendfreund Robert zu besuchen. Willie ist wohlhabend, international gefeiert und genießt weltweiten Ruhm. Robert hat seinen einst engen Freund seit Jahren nicht mehr gesehen – umso größer ist seine Freude, ihn gemeinsam mit seiner Frau Lesley als Gast begrüßen zu dürfen. Doch der Schein trügt: Willie hat sich verspekuliert. Eine Fehlinvestition hat sein gesamtes Vermögen vernichtet. Nun braucht er dringend Stoff für ein neues literarisches Werk. Obwohl Robert und Lesley sich vor dem Besuch einig waren, nichts Persönliches preiszugeben – gewarnt vor Willies Fähigkeit, seinen Gastgebern Geheimnisse zu entlocken –, kommt es anders. Da Robert geschäftlich oft abwesend ist, verbringt Willie viel Zeit mit Lesley. In diesen langen Gesprächen beginnt sie, sich zu öffnen, und erzählt schließlich Dinge, deren Veröffentlichung schwerwiegende Konsequenzen für sie und Robert haben könnte … Der Roman spielt auf drei Zeitebenen. Im Zentrum stehen die Ehen von Lesley und Willie – beide aus Vernunft und nicht aus Liebe geschlossen. Der Schreibstil ist poetisch und passt hervorragend zur kolonialen Atmosphäre des damaligen Malaysia. Nicht alle Handlungsstränge konnten mich gleichermaßen fesseln, doch am Ende hat mich besonders beeindruckt, wie Tan Twan Eng Chinas Geschichte, historische Persönlichkeiten und Fakten kunstvoll mit einer fiktiven Handlung verwebt. 4/5

Kolonialkrise mit Knalleffekt – und einer Prise Seelenstriptease
Ich gebe zu: Als ich „Das Haus der Türen“ in die Hand nahm, dachte ich erst, ich lese einen dieser braven Kolonialromane, bei denen alle in gestärkten Hemden Tee trinken und sich dabei höflich langweilen. Tja, falsch gedacht. Tan Twan Eng hat mir stattdessen eine literarische Falltür geöffnet – zack, war ich drin, mitten in Malaysia, 1921, zwischen stickiger Tropenluft, unterdrückten Gefühlen und einem Autor mit mehr Geheimnissen als ein Tresorraum. Lesley, unsere Hauptfigur, ist eigentlich Teil der feinen britischen Gesellschaft, lebt aber emotional eher in der Requisite eines Dramas, das niemand sehen will. Und dann kommt dieser Somerset Maugham – ja, der Somerset Maugham – und plötzlich wird aus dem höflichen Kolonial-Teeplausch ein zutiefst menschliches Seelenstriptease. Ich hab gelacht, geseufzt, innerlich gebrüllt: "Lesley, girl, tu's nicht!" Und sie tut’s. Natürlich tut sie’s. Das Buch ist wie ein altes, knarzendes Haus mit unzähligen Türen, hinter denen Erinnerungen liegen, die besser nicht angefasst werden sollten – und genau das macht den Reiz aus. Es ist klug, emotional, stilistisch zum Niederknien schön, und gleichzeitig so subtil fies ehrlich, dass ich mehrmals einen Schnaps gebraucht hätte (hab’s aber bei Tee belassen). Was Tan Twan Eng hier macht, ist keine seichte Historienkost, sondern psychologische Feinkost – serviert mit einer Portion britischer Ironie, malaysischer Melancholie und literarischer Magie. Die Übersetzung von Michaela Grabinger? Grandios! Als ob die Sprache selbst durch Seide gefiltert wurde. Kurz: Ich bin begeistert. Dieses Buch hat mir Türen geöffnet, von denen ich nicht mal wusste, dass sie in mir existieren. Und jetzt sitze ich hier, lese das letzte Kapitel nochmal, klappe das Buch zu – und klopfe dreimal gegen das Holz. Danke, Tan Twan Eng. Ganz großes Kopfkino.

Reise in historisches Neuland
Mit diesem Buch bin ich tief in eine mir unbekannte Zeit eingetaucht. Malaysia in den Jahren 1920-1921. Das Land wird von England regiert und ist eine Kolonie, das dort lebende Paar Lesley und Robert bekommt Besuch von einem Freund des Mannes. Es ist der Autor Willie Sommerseth Maugham. Da ich zum Buch einen Podcastbeitrag gehört hatte, wusste ich, dass es sich um einen bekannten Autor der damaligen Zeit handelt. Ich habe parallel ein wenig recherchiert und hatte dann auch ein Bild vor Augen. Einige historische Fakten waren mir zu viel, auch tauchen Begrifflichkeiten auf, die ich nicht verstanden habe, aber nicht nachschlagen wollte. Das hat mein Leseerlebnis ein wenig getrübt. Versteckt hinter einem zart daherkommenden Cover, welches Luftigkeit und Leichtheit erwarten ließe, verbergen sich Themen wie Schuld, Homosexualität und der Umgang in der damaligen Zeit damit, Koloniale Strukturen und einhergehende Ungleichheiten, Treue und Liebe. Insgesamt eine Bereicherung meines Lesens.
Sternebewertung fiktiv
Tan Twan Engs Roman „Das Haus der Türen„ ist ein inhaltlich und historisch umfangreiches Werk, das in die koloniale Geschichte Malaysias eintaucht und dabei persönliche Schicksale mit historischen Ereignissen verwebt. Ich habe zuvor nichts vom Autor gelesen und umso gespannter war ich auf den Schreibstil. Wir befinden uns im Jahr 1921 in Penang und lernen Lesley Hamlyn kennen. Sie ist eine Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Geordnet, sittsam und diszipliniert, bis der Schriftsteller William Somerset Maugham auftaucht. Lesley ist verheiratet mit einem britischen Anwalt und William ist einer seiner Freunde. Sein erscheinen fördert in Lesley etwas rebellisches. Zurückversetzt in Erinnerungen an ihre Vergangenheit beginnt ihre Ehe zu bröckeln. Auch der Schriftsteller William Somerset steckt in einer Schaffenskrise als er nach Malaysia reist, ungeahnt dessen dass noch vieles passieren wird, das sein Leben anders beleuchtet. Der Autor verwebt in seinem Roman historische Fakten und Fiktion, wie mir erst im Nachwort klar wurde.Es geht um Träume, Freiheit und Akzeptanz. Der Autor hat einen detaillierten Schreibstil, stellenweise muss man aufpassen nicht den Faden zu verlieren. Doch die Tatsache historische Ereignisse zu erfahren, hat in mir eine große Lesefreude hervorgerufen. Es ist ein atmosphärischer, dichter Roman über die Kolonialisierung Südostasien aber auch um menschliche Bedürfnisse und Empfindungen. Das einzige Manko ist das fehlende Glossar. Gerade bei solchen Büchern finde ich das immer sehr hilfreich.
Ich gebe zu, dass es doch eine Weile gedauert hat, bis ich in die Geschichte reingekommen bin. Die vielen Namen und Orte, die mir total unbekannt waren, haben mich zunächst verwirrt. Dennoch sind mir Lesley und Willie mit der Zeit ans Herz gewachsen und ihre inneren Konflikte mit ihren eigenen Wünschen und Diskrepanz zu den äußeren gesellschaftlichen Normen fand ich sehr spannend und eindrücklich geschildert. Es ist insgesamt ein ruhiger Roman, der eher ein Gefühl als Spannung vermittelt. Ich mochte es zum Ende hin sehr gerne. Gleichzeitig habe ich viel über eine andere Welt und Zeit kennengelernt.
Für mich gehört dieser Roman zu den Büchern, die man Sonntagmorgens im Bett genießt, wenn man die Welt um sich herum ausblendet.
"Ein ganzes Leben war vergangen, seit ich das Haus betreten hatte. Alles hatte sich unwiderruflich verändert." S. 243 Willie Somerset Maugham, ein weltberühmter Schriftsteller, besucht auf seiner Reise durch Südostasien seine Freunde Lesley und Robert in Penang. Der Autor steckt nicht nur in einer Schaffenskrise, sondern erfährt in einem Brief auch von seinem finanziellen Ruin. Zur selben Zeit befindet sich auch seine Gastgeberin Lesley in einer Krise, denn ihre Ehe scheint vor dem Scheitern zu stehen. Sie fühlt sich gefangen in ihrer Situation und beginnt damit, Willie von ihrem Leben zu erzählen: Wie sie politische Aktivisten im Kampf gegen das alte China unterstützte, wie sie einer Freundin in schweren Zeiten beiseite stand und wie sie die Liebe fand und wieder verlor. Ihre Erzählung bietet eine Zuflucht für Lesley und eine mögliche Rettung für Somerset. Nachdem ich letztes Jahr so begeistert von "Der Garten der Abendnebel" war, musste ich unbedingt auch Tan Twang Engs zweiten Roman lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht: Wieder konnte der Autor mich mit seiner wunderschönen Sprache und seinen bildhaften Beschreibungen überzeugen! Die Geschichte von Lesley und Willie , die aus zwei Perspektiven erzählt wird, war lebendig und hat eine gewisse Sehnsucht ausgestrahlt. Denn Lesley und Willie hüten beiderseits Geheimnisse und bringen Opfer mit sich. Und aus diesen Geheimnissen heraus entsteht der Wunsch nach einer Freiheit, die die Gesellschaft zu dieser Zeit nicht bereit war zu geben. Das Buch nimmt sich neben Liebe und Betrug vielen weiteren wichtigen Themen an, was es sehr vielschichtig und facettenreich macht. Es geht um die Kolonialgeschichte in Asien, Rassismus und White Privilege, das strenge Bild der Ehe und der Frau im frühen 20. Jahrhundert, Unterdrückung und Homosexualität. Für mich gehört dieser Roman zu den Büchern, die man Sonntagmorgens im Bett genießt, wenn man die Welt um sich herum ausblendet. Eine große Empfehlung an alle, die eine schöne Sprache genießen können, auch wenn die Geschichte etwas ruhiger daherkommen mag.
Ein leiser Roman
Worum geht’s? Lesley Hamlyn lebt in Penang ein scheinbar langweiliges Leben an der Seite ihres Mannes Robert. Bis Willie Somerset Maugham auftaucht. Ein weltberühmter Autor. Er lässt sich von Lesley deren Geschichte erzählen, die mehr Geheimnisse aufweist, als es den Anschein hatte. Meine Meinung: „Das Haus der Türen“ ist ein historischer Roman von Twan Eng Tan, in dem dieser u.a. über W. Somerset Maugham, einen der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts, schreibt und von dessen Büchern er einige in seiner Quellenangabe erwähnt. Überhaupt ist es hier eine spannende Mischung aus fiktiven und realen Persönlichkeiten. Ich weiß nicht, ob es Lesley tatsächlich gab, aber z.B. ihre Freundin Ethel und deren Prozess hat es gegeben. Ebenso Sun Yat-sen. Und der Autor stellt diese Mischung aus Menschen wirklich lebendig und spannend dar. Bei der Geschichte selbst war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite erhalten wir spannende Einblicke in die Geschichte Chinas, die mir nahezu komplett unbekannt ist. Und zwar in die politische sowie gesellschaftliche Geschichte. Wir erleben auch einen Strafprozess. Und an Lesley erleben wir eine Frau, die in den Zwängen der Gesellschaft gefangen ist. Sie ist so schwach wie stark und eine wirklich interessante Figur. Wir hatten eine Liebesgeschichte, etwas geschichtliche Geschichte, wie gesagt den Gerichtsprozess. Von allem etwas und alles hing auch irgendwie zusammen. Das Buch hat still und leise über das Leben von Lesley berichtet, das eine Unmenge an spannenden Episoden enthält. Es war unterhaltsam und informativ und ich mochte die Charaktere. Aber ein bisschen hat mir der rote Faden gefehlt. Oder zumindest mehr Tiefgang bei einzelnen Teilen. So hat mich das Buch wundervoll unterhalten, es war leicht zu lesen und ist eine wirklich interessante Lektüre für Zwischendurch. Man bekommt einen tollen Einblick in das Leben eines Menschen, der einige historische Personen getroffen hat. Aber es bleiben noch viele Fragen offen. Auch in Bezug auf den Titel hätte ich mir noch mehr über das Haus der Türen selbst gewünscht. Dennoch eine Leseempfehlung von mir, da mich das Buch wirklich gut unterhalten hat und ich viele Dinge erfahren durfte, die ich noch nicht wusste. Fazit: Mit „Das Haus der Türen“ vereint Twan Eng Tan die fiktive Geschichte von Lesley mit der historischen Geschichte von W. Somerset Maugham und Sun Yat-Sen. Wir erfahren hier eine Menge über die historischen Geschehnisse Chinas. Über gesellschaftliche Konventionen und über Gerichtsprozesse in der damaligen Zeit. Das Buch ist von der Erzählweise her eher leise, aber dennoch unterhaltsam und kurzweilig. Es ist durchaus lebendig geschrieben und das Leben von Lesley ist ereignisreich und auch spannend. Und auch wenn mir etwas der rote Faden oder mehr Tiefgang bei einzelnen Szenen gefehlt hat, so war das Buch dennoch ein unterhaltsamer Einblick in das Leben der Lesley Hamlyn und ich habe sie gerne begleitet und beobachtet. 4 Sterne von mir!

Ein berührendes Buch, dass mein Horizont erweitert hat und glücklich macht
Es gibt sie noch, diese Bücher, die historisch sind, und mir ein neues Land erschließen und es dabei bis tief in mein Herz schaffen. Ich habe gedacht, ich hätte meine Liebe zu solchen Büchern verloren, doch mit diesem wunderschönen Exemplar habe ich mich wieder gefühlt wie vor 40 Jahren als ich mich mit „Rote Sonne, schwarzes Land“, „Dornenvögel“ oder Tanja Blixens „Jenseits von Afrika“ in andere Zeiten fallen ließ. An Letzteres hat mich die Lektüre ganz besonders stark erinnert. Diesmal dann Malaysia, ein Land, mit dem ich mich noch gar nicht beschäftigt hatte und über das ich jetzt mehr erfahren möchte. Zugegeben, wir befinden uns hier in Kreisen britischer Expats, die es sich in ihren Kolonien gut gehen lassen. Viele mögen solche Geschichten nicht mehr lesen und das respektiere und verstehe ich auch. Doch in diesem Buch haben wir geschichtliche Strömungen und Verknüpfungen, die mir bis dato unbekannt waren und deren Verlauf wichtig sind um Wissenslücken zu schließen und den kritischen Blick zu schulen, denn wenn ich die Hintergründe nicht kenne, kann ich sie auch nicht gänzlich hinterfragen. Wir haben 3 Ebenen . Eingerahmt wird der Plot im Jahr 1947, von der ICH-Erzählerin Leslie Hamlyn, die in Südafrika ein Buch von W. Somerset Maugham erhält, welches ihre Gedanken in die Vergangenheit katapultiert. Sie hat den Autor 1921 in Malaysia auf der Insel Penang, kennengelernt, als er dort mit seinem Liebhaber Gerald zwei Wochen in ihrem Haus verbrachte. Somerset Maugham war mit ihrem Mann Robert befreundet. Er erkennt bald, dass das Ehepaar zwar respektvoll doch auch sehr distanziert miteinander umgeht. Leslie und er gehen eine freundschaftliche Verbindung ein, in der sie sich ihm öffnet und erzählt, wie sie zudem wurde, was sie heute ist. Diese beiden Protagonisten sind auch die Erzählstimmen, die in diesem Roman zu Wort kommen. Wir gehen also noch eine Ebene zurück ins Jahr 1910, einer Zeit in der die historische Figur Sun Yat-sen auf Penang weilt, Werbung für den Sturz des chinesischen Kaiserreichs macht und dafür Gelder sammelt. In diesem Zusammenhang lernt Leslie Arthur kennen, und die beiden fühlen sich zueinander hingezogen. In diesem Roman steckt unglaublich viel, was mir ein sattes Lesegefühl bereitet hat: Die Verknüpfungen der Geschichte Malaysias mit der Chinas, die Bezeichnung der einzelnen Volksgruppen, die Gefühle von Frauen, die nur ein Anhängsel ihrer erfolgreichen Männer sind. Die unterschiedlichen Machtverhältnisse zwischen den Einwohnern Malaysias und den Besetzern. Ein Kriminalfall, der auf Fakten basiert, ist genauso interessant eingeflochten wie die Sammlung an Türen, die Naturbeschreibungen, die kulinarischen Einsprenksel, und überhaupt die ganze Darstellung des multikulturellen Melting Pots in Südostasien. Dabei benutzt der malaysische Autor Sprachbilder, die es mir ganz besonders angetan haben. Tan Twan Eng hat das Talent Gefühle so auszudrücken, dass Empathie ausgelöst wird, und man sich automatisch in die Lage der Protagonisten versetzt. Die Vertrautheit, die zwischen Leslie und dem Sonerset Maugham entstand, hat mich genauso berührt wie die vielfältigen Liebesbeziehungen, die alle eins gemeinsam haben: Sie dürfen nicht sein! Die Übersetzerin und das Lektorat haben einige fremdländische Begriffe nicht übersetzt oder erklärt . Vielleicht hätte es ein Glossar einfacher gemacht, die Bedeutung zu erfassen. Mich hat das allerdings überhaupt nicht gestört, im Gegenteil! Ich fand die Dosierung sehr angenehm. Ich habe mir die Bedeutung ergoogelt und bin dann in ein malaysisches Rabbithole gefallen. Ich liebe Literatur, besonders dafür, dass sie bereichernd und horizonterweiternd ist. In diesem Buch gab es diesbezüglich für mich die volle Ladung! Mein Interesse an Somerset Maugham und seine Erzählungen wurde geweckt. Ich hätte vielleicht nie etwas über Straits Chinesen, die Tongmenghui oder die geographischen Besonderheiten Malaysias erfahren, wenn diese Lektüre nicht den Weg zu mir gefunden hätte. Die besondere Symbolik, das Schutzzeichen, dass auf den ersten Seiten direkt Erwähnung findet, durchwebt die Geschichte wie ein roter Faden. Am Ende kommen wir wieder an den Anfang und das WIE war so besonders und schön gelöst. Wenn die großen Gefühle, die Menschen füreinander empfinden, in so wunderschöne Worte gepackt werden, dann wundert es wohl nicht, dass ich das Buch mit einem tiefen Seufzer, großem Bedauern und ganz viel Liebe für diesen Text zugeschlagen und an mein Herz gedrückt habe. Eine große Empfehlung und zwar für alle, die Geschichten lieben, und das dürfte hier ja wohl die große Mehrheit sein.
Atmosphärisch dicht, tolle Charaktere, großartige Liebesgeschichte(n). Ich bin hin und weg von diesem Buch, absolute Leseempfehlung!
Malaysia, 1921: Lesley lebt mit ihrem Mann Robert in der britischen Kolonie Malaysia. Äußerlich erscheint ihr Leben angenehm, sie sind seit vielen Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und wohnen in einem schönen Haus am Meer. Doch schon lange ist die Ehe zerrüttet, Robert nach dem Krieg schwer an der Lunge erkrankt und die Söhne weit fort in einem britischen Internat. Erst das überraschende Auftauchen von Roberts altem Freund, dem Schriftsteller Willie Somerset Maugham und dessen Assistent (und heimlichen Geliebten) bringt Lebendigkeit in das Haus. Zunächst steht Lesley Willie eher ablehnend gegenüber, doch nach und nach offenbart sie ihm ihre Geschichte - und liefert ihm so Stoff für sein nächstes Buch. "Das Haus der Türen" von Tan Twan Eng hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Der Autor versteht es sehr gut, Figuren und Orte so präzise zu beschreiben, dass man sie sich ausgesprochen gut vorstellen kann - kombiniert mit einer Geschichte über reale historische Persönlichkeiten und Begebenheiten hat dieser bildhafte Stil das Buch für mich sehr rund gemacht. Tan Twan Eng bespricht in seinem historischen Roman viele wichtige Themen: Kolonialismus, die Rolle der Frau in der Gesellschaft der 20er Jahre, Homosexualität und antiasiatischer Rassismus, zudem spielen Begehren und Schuld eine große Rolle. Dabei ist das Erzähltempo eher ruhig, im Wechsel kommen Lesley und Willie zu Wort, es gibt immer wieder zeitliche Rückblenden. Für mich war vor allem das titelgebende Haus der Türen absolut magisch. Ich habe es außerdem genossen, historische Fakten über Malaysia und China zu erfahren. Trotz einiger weniger Längen fand ich "Das Haus der Türen" daher wirklich toll und empfehle das Buch allen, die Mal wieder Lust auf einen sehr interessanten und vielschichtigen historischen Schmöker haben. Übersetzt von Michaela Grabinger.

Nicht meins
Das Cover dieses Romans gefällt mir sehr, es wirkt ruhig und einladend mit hellen Farbtönen. Ich wählte dieses Buch aufgrund des vielversprechenden Klappentextes und hatte mich gefreut mal etwas zu lesen, zu dem ich überlicherweise nicht greifen würde. Dass ich überwiegend Fantasy/Romantasy/Romance lese wurde leider im Verlaufe meines Leseerlebnisses mit diesem Roman sehr deutlich. Für mich persönlich war es einen Tick zu poetisch, zu ruhig, zu unaufregend. Es gab für mich nicht genug "Action". Es ist sicherlich ein wirklich guter Roman, allerdings würde ich mich hierhingehend zur falschen Zielgruppe zählen. Der Schreibstil und die generelle Geschwindigkeit hätte ich mir auch etwas temporeicher gewünscht. Für Lesende, die sich gerne einem ruhigen, gemächlichen Roman widmen wollen, ist es auf alle Fälle das Richtige!
„Das Haus der Türen“ ist eine feinfühlig erzählte, berührende Geschichte über die Liebe in ihren verschiedenen Formen in der sich Fiktion und historische Tatsachen vermischen. Tan Twan Eng hat den Roman so konstruiert, dass sich drei Zeitebenen sehr stimmig miteinander verbinden: Im Jahr 1947 erinnert sich Lesley an den Aufenthalt des Schriftstellers W. Somerset Maugham in ihrem Haus in Penang, Malaysien im Jahr 1921. Damals hat sie ihm von ihrer Affaire mit einem chinesischen Revolutionär und dem Gerichtsprozess wegen Mordes gegen ihre Freundin Ethel Proudlock erzählt, der ihn dann in weiterer Folge dazu inspiriert hat seine Erzählung „Der Brief“ zu schreiben. Tan Twan Eng beschreibt sehr detailliert und atmosphärisch das Leben in den britischen Kolonien Südostasiens Anfang des 20. Jahrhunderts und auch über die chinesische Geschichte erfährt man das ein oder andere spannende Detail. In vielen Rezensionen wird der Roman als „leise“ bezeichnet und ich kann mich dem insofern anschließen, dass gewisse Themen wie Kolonialismus, die Stellung der Frau und Umgang mit Homosexualität zwar eine zentrale Rolle spielen, aber nur sehr subtil reflektiert werden. Manche mögen sich hier vielleicht eine kritischere Auseinandersetzung wünschen, allerdings bleibt der Autor so dem historischen Setting treu und seine Charaktere wirken authentisch und lebensnah. Ein Lob auch der Übersetzerin Michaela Grabinger, die es geschafft hat den Text trotz zahlreicher kultureller und sprachlicher Besonderheiten sehr stimmig ins Deutsche zu übertragen. Für mich war es so ein sehr schönes, immersives Leseerlebnis. Eine große Empfehlung für alle, die gerne historische Romane mit einem Hauch von Drama lesen.
Ein atmosphärisch dichter Roman, der den Leser ins koloniale Malaysia der 1920er-Jahre entführt.
„Das Haus der Türen“ von Tan Twang, übersetzt von Michaela Grabinger, ist ein leiser, sprachlich wunderschön erzählter, vielschichtiger Roman, den ich mit seiner Atmosphäre, den bildhaften Beschreibungen und spannenden Figuren sehr gerne gelesen habe. Der Autor versteht es, mit seiner poetischen Sprache eine dichte Stimmung zu erzeugen. Beim Lesen konnte ich förmlich den Duft tropischer Gärten riechen, das Rauschen des Meeres hören und die feuchte Hitze spüren. Die Naturbeschreibungen und die Detailverliebtheit in der Sprache sind eindrücklich. Auch in ruhigeren Momenten entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Sog. Sie entführt ins koloniale Malaysia der 1920er-Jahre und bewegt sich geschickt zwischen verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Besonders gelungen fand ich, wie reale historische Ereignisse und Figuren in die Handlung eingebettet sind – das Buch lädt dazu ein, auch nach dem Lesen weiter in die Hintergründe einzutauchen. Trotz des eher ruhigen Erzähltempos bleibt das Geschehen stets spannend, da sich nach und nach Zusammenhänge erschliessen und Themen wie Selbstbestimmung, Loyalität, gesellschaftliche Konventionen und persönliche Freiheit subtil, aber kraftvoll verhandelt werden. Ein kleines Manko war für mich das Fehlen eines Glossars für malaiische und afrikanische Ausdrücke sowie eine inhaltliche Einordnung von Begriffen, die heute als abwertend gelten würden. Das hätte das Leseerlebnis abgerundet. Alles in allem ist „Das Haus der Türen“ ist ein tiefgründiger Roman, der mit seiner Sprache und der gelungenen Verknüpfung von Fiktion und Realität beeindruckt – ein Buch, das nachhallt und zum Weiterdenken einlädt.
Jahreshighlight 🙂↕️🤝🏼
Penang, Malaysia im Jahr 1921. Der gefeierte Schriftsteller Somerset Maugham, genannt Willie, und sein Sekretär (und Liebhaber) residieren zwei Wochen bei Robert, einem alten Freund, und dessen Frau Lesley. Aufgrund von Geldproblemen ist er getrieben, zeitnah ein weiteres erfolgreiches Werk zu veröffentlichen. Als zwischen Willie und Lesley schließlich ein Vertrauensverhältnis entsteht, bilden ihre Erzählungen und Ereignisse aus ihrem Leben die Basis für sein neues Werk. Sie erzählt von ihrem Engagement im Geheimbund des chinesischen Revolutionärs Sun Wen und seiner Zeit auf Penang, von ihrer verurteilten Freundin Ethel Proudlock und sie gibt ihm sehr private Einblicke in ihre Ehe und ihr (Liebes-) Leben. Das Haus der Türen ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt und erst am Ende den Kreis zum Beginn der Geschichte schließt. Für mich war es ein sehr berührender Roman, der so viel vereint, was ich an Literatur liebe und Themen behandelt, die auch heute hochaktuell sind: (verbotene, kriminalisierte) Liebe, Homophobie, Rassismus, die Stellung der Frau, Auswirkungen des Kolonialismus, und und und. Der Schreibstil war unfassbar schön, poetisch und metaphorisch. (Wirklich auch shoutout an die Übersetzerin.) Es ist außerdem ein extrem lehrreicher und historisch 1a recherchierter Roman, der Themen in die Story einflicht, mit denen ich mich zuvor nie beschäftigt habe, wie z. B. die Geschichte Malaysias oder Chinas. Fiktion und Realität verschwimmen und für mich hat dieser Roman mehr als eine Wissenslücke geschlossen. Und eine weitere wird noch aufgeholt, indem zumindest ein Werk von Somerset Maugham gelesen wird!

„Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng (Übersetzt v. Michaela Grabinger) - … elegant, sanft und einfach schön
Tan Twan Engs Roman „Das Haus der Türen“, das wie seine anderen Romane auf der Longlist des Booker Prize stand, nimmt uns mit nach Malaysia von 1921. Der Roman schafft das seltene Kunststück einen weit weg zu tragen aus dem eigenen Alltag, und dennoch die Themen unserer Zeit in einem widerhallen zu lassen: öffentliche Verurteilung, Zwänge monetärer und moralischer Art, politische Kämpfe um Freiheit und Selbstbestimmung. Die Themen haben sich über die letzten 100 Jahre zwar gewandelt, kommen uns aber doch so erschreckend bekannt vor. Und auch wenn die Gesetzgebungen sich geändert haben, erscheinen gerade diese so fragil wie nie zuvor. Soweit so gut, aber worum geht es denn nun in diesem Roman? Wir erleben Somerset Maugham während eines Aufenthaltes in Malaysia, der ihn zu einer seiner berühmtesten Erzählungen inspiriert hat, und bekommen einen fiktionalisierten, aber treffenden Eindruck von seinem Leben, seinem Schaffen und seiner Persönlichkeit. Gleichzeitig verknüpft Eng dies mit dem Schicksal zweier Frauenfiguren: die eine basiert auf dem belegten Schicksal einer vermeintlichen Ehebrecherin, die andere - eine Frau aus der oberen kolonialen Gesellschaftsschicht Malaysias - ist Somersets Gastgeberin und wird mit der Zeit zu einer engen Vertrauten des Schriftstellers. Es ist ihre tragische Liebesgeschichte, von der Eng erzählt, und die in den damaligen Gegenbenheiten und abseits ihrer Ehe genauso wenig sein durfte wie Somersets Homosexualität. Was Eng in diesem Roman geschaffen hat, ist eine wunderbare Mischung aus historischen Roman, Portrait und Sittengemälde auf der einen und einer berührenden Liebesgeschichte auf der anderen Seite. Außerdem - und das macht den Roman besonders reizvoll - wurden in die Erzählung ein Verbrechen und ein Gerichtsprozess eingewoben, die so spannend wie erschütternd sind. Vor allem ist die Sprache von Eng einfach schön! Elegant, unaufgeregt und überaus atmosphärisch. Ein Roman, der einen sanft fortträgt, aber mit Nachdruck für sich einnimmt. Fast ein bisschen wie Thomas Mann 2.0. lesen und definitiv eine Empfehlung!
