Bronsteins Kinder: Roman (suhrkamp taschenbuch)
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Beiträge
Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Darf einer, der mit dreißig Jahren geschlagen wurde, mit sechzig zurückschlagen? Ist man als Sohn eines Opfer des Faschismus auch ein Opfer? Bis zu welchem Lebensalter darf man sich noch als Vollwaise bezeichnen, wenn die Eltern nicht mehr leben? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die sich der 19jährige Hans Bronstein zwischen den beiden Sommern 1973 und 1974 stellt. Hans lebt mit seinem Vater in Ost-Berlin. Sie sind Juden, er macht gerade sein Abitur, der Vater ein ehemaliger KZ-Häftling, die Mutter früh verstorben und Hans ältere Schwester mit einer psychischen Erkrankung dauerhaft in einer stationären Einrichtung. Eines Tages entdeckt Hans, dass der Vater mit zwei weiteren Freunden seiner jüdischen Gemeinde einen ehemaliger KZ- Aufseher in Bronsteins Waldhaus gefangen halten und ihn regelmäßig brutal zu verhören. Hans überrascht die Männer bei ihrem Verhör und daraufhin bricht das labile Verhältnisse zwischen Vater und Sohn endgültig. Das ist die Handlungsebene im Sommer 1973. Auf der zweiten Zeitebene genau ein Jahr später erfährt man bereits gleich im ersten Satz, dass Vater Bronstein plötzlich verstarb und Hans bei den Eltern seiner Freundin Martha eine Bleibe gefunden hat. Ich fand die ständigen Perspektivwechsel sehr gelungen. Hans stellt nicht nur die wesentlichen Fragen zu Schuld und Vergebung, sondern beantwortet sie auch für sich. Neben der Thematisierung der Verarbeitung der Familienvergangenheit ist es auch ein Buch über das Älterwerden, das Erwachsenwerden, der schwierigen Findung der Selbstverantwortung und ein Buch über Liebe und Hass. Ich hatte keine große Erwartungen an den Roman, obwohl ich Jurek Becker aus Jugendzeiten noch gut in Erinnerung hatte. Irgendwann fiel mir die alte Suhrkamp-Ausgabe mal in einem öffentlichen Bücherschrank in die Hände und ich musste sie alleine schon wegen der farbigen Cover-Gestaltung zu meiner bestehenden Sammlung mit nach Hause nehmen. Der Roman war überraschend gut geschrieben, hatte einen tollen Spannungsbogen bis zum Ende und ließ der Phantasie aufgrund der wenigen offenen Punkte am Ende auch noch Platz zur Entfaltung. Ich kann nichts gegen das Buch aussetzen und daher bekommt es auch die volle Sternenzahl.
Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Darf einer, der mit dreißig Jahren geschlagen wurde, mit sechzig zurückschlagen? Ist man als Sohn eines Opfer des Faschismus auch ein Opfer? Bis zu welchem Lebensalter darf man sich noch als Vollwaise bezeichnen, wenn die Eltern nicht mehr leben? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die sich der 19jährige Hans Bronstein zwischen den beiden Sommern 1973 und 1974 stellt. Hans lebt mit seinem Vater in Ost-Berlin. Sie sind Juden, er macht gerade sein Abitur, der Vater ein ehemaliger KZ-Häftling, die Mutter früh verstorben und Hans ältere Schwester mit einer psychischen Erkrankung dauerhaft in einer stationären Einrichtung. Eines Tages entdeckt Hans, dass der Vater mit zwei weiteren Freunden seiner jüdischen Gemeinde einen ehemaliger KZ- Aufseher in Bronsteins Waldhaus gefangen halten und ihn regelmäßig brutal zu verhören. Hans überrascht die Männer bei ihrem Verhör und daraufhin bricht das labile Verhältnisse zwischen Vater und Sohn endgültig. Das ist die Handlungsebene im Sommer 1973. Auf der zweiten Zeitebene genau ein Jahr später erfährt man bereits gleich im ersten Satz, dass Vater Bronstein plötzlich verstarb und Hans bei den Eltern seiner Freundin Martha eine Bleibe gefunden hat. Ich fand die ständigen Perspektivwechsel sehr gelungen. Hans stellt nicht nur die wesentlichen Fragen zu Schuld und Vergebung, sondern beantwortet sie auch für sich. Neben der Thematisierung der Verarbeitung der Familienvergangenheit ist es auch ein Buch über das Älterwerden, das Erwachsenwerden, der schwierigen Findung der Selbstverantwortung und ein Buch über Liebe und Hass. Ich hatte keine große Erwartungen an den Roman, obwohl ich Jurek Becker aus Jugendzeiten noch gut in Erinnerung hatte. Irgendwann fiel mir die alte Suhrkamp-Ausgabe mal in einem öffentlichen Bücherschrank in die Hände und ich musste sie alleine schon wegen der farbigen Cover-Gestaltung zu meiner bestehenden Sammlung mit nach Hause nehmen. Der Roman war überraschend gut geschrieben, hatte einen tollen Spannungsbogen bis zum Ende und ließ der Phantasie aufgrund der wenigen offenen Punkte am Ende auch noch Platz zur Entfaltung. Ich kann nichts gegen das Buch aussetzen und daher bekommt es auch die volle Sternenzahl.
Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Inhalt: Vor einem Jahr ist Hans' Vater gestorben. Die Ereignisse, die dazu führten, waren die denkbar merkwürdigsten und treiben den jungen Mann noch immer um. Hans' Leben hat sich seither stark verändert und er kann nicht loslassen. Deshalb erzählt er, was damals 1973 geschehen ist... Meine Meinung: Zu Jurek Beckers "Bronsteins Kinder" habe ich ein zwiegespaltenes Verhältnis. Während mir "Jakob der Lügner" von Anfang an gefiel, hatte ich mit diesem Werk etwas mehr Mühe. Natürlich merkt man auch hier sogleich Beckers erzählerisches Talent. Noch kein Buch, das ich bisher gelesen habe, hat die Nachkriegsgeneration so deutlich dargestellt wie dieses. Hans' Vater hat das Lager überlebt, aber den Sohn interessiert das nicht. Nach 20, 30 Jahren sollte das vergessen sein. Oder nicht? Wie lange dauert es, bis solche Wunden geheilt sind? heilen sie überhaupt jemals? Dies ist das zentrale Thema dieses Werks. Hans und seine zerstörte Beziehung zu seinem Vater. Die Fragen, die aufgeworfen werden. Hans' Schwester Elle, die seit dem Krieg in der Irrenanstalt lebt. Dennoch erwähnt Becker die Geschehnisse des Krieges mit keinem Wort. Auch dieser Schriftsteller geht davon aus, dass der Leser eine gewisse Mündigkeit besitzt und weiss, was während des Zweiten Weltkrieges geschehen ist. Ausserdm zeigt dies auch Hans' Sichtweisen darauf - er geht dem Thema aus dem Weg. An keiner Stelle setzt er sich wirklich mit der Vergangenheit seines Vaters oder seiner Schwester auseinander. Damit schafft Becker eine sehr dichte Stimmung und eine gewisse Faszination. Dadurch ist man fast gezwungen weiterzulesen. Doch genau da setzten meine Kritikpunkte an. Denn becker verlor mich als Leserin nach den aufwühlenden Szenen immer wieder. Die ruhige erzählweise passt zwar dann, wenn etwas Wichtiges geschieht, doch langweilt, sobald Hans beginnt, von seinem momentanen Alltag zu berichten. Diese momente zeigen zwar seine Verlorenheit auf, zu lesen sind sie jedoch ziemlich dröge. Auch der Übergang von Vergangenheit zu Gegenwart ist schlecht geglückt. Es wechselt meist mitten im Text und mehr als einmal wurde mein Lesefluss dadurch gestört. Plötzlich stellt man fest, dass man bisher in der ganz falschen Zeit gewesen war und muss nun blitzschnell umwechseln. Da holpert es beim Lesen ziemlich. Hinzu kommt noch das Ende. Ich gehöre nicht zu jenen, die offene Enden grundsätzlich ablehnen. Teilweise gefällt mir das sogar. Aber hier ist das Ende nicht offen, sondern die Geschichte endet einfach. Praktisch mitten im Satz. Als wäre der Autor während des Schreibens ohnmächtig geworden. Das hat Becker gut inszeniert, denn so bleibt das Buch im Kopf, aber wohl eher auf eine negative Art und Weise. Becker als talentierter Schreiber hätte das bestimmt anders und genauso eindrücklich erledigen können. Fazit: Ein Buch, das sich trotz allem zu lesen lohnt. Ein überaus interessantes Thema, das ganz speziell aufgegriffen wird. An der Umsetzung hapert es teilweise etwas, dennoch würde ich vier von fünf Punkten vergeben, da die starken Szenen wirklich stark und mächtig sind.
Süddeutsche Zeitung Bibliothek / Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Protagonist dieser Geschichte ist der 18jährige Hans. Er hat sein Abitur so gut wie geschafft und er hat eine hübsche Freundin. Die beiden treffen sich heimlich immer wieder in der Waldhütte von Hans Vater, um ungestörte Minuten zu verbringen. Doch eines Tages entdeckt Hans, dass sein Vater gemeinsam mit anderen Männern in der Hütte einen Mann gefangen hält und foltert. Hans Vater und seine Freunde sind Juden und haben das KZ überlebt. Ihr Gefangener war Aufseher in einem KZ. Eine Geschichte um Schuld und Rache nimmt ihren Lauf… Dieses Buch war völlig anders als erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dass die Geschichte um die Folterung des ehemaligen KZ-Aufsehers absolut im Mittelpunkt steht. Und das tut sie auch, jedoch auf andere Art und Weise, als ich erwartet hatte. Denn hier steht weniger die Tat an sich, sondern die Frage wann Mitwisserschaft zu Mitschuld führt und ob ehemalige Opfer zu Tätern werden dürfen im Vordergrund. Jurek Becker hat um diese Begriffe ein feines Netz gesponnen welches sich zu einer guten Geschichte entwickelt. Die Erzählung erfolgt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen begleitet der Leser Hans bei der Entdeckung der Tat und seiner Frage danach, wie er sich jetzt am besten verhält. Zum anderen begleitet man Hans auf seinem Lebensweg ein Jahr nach dem Ereignis. Dabei kam für mich der Teil während der Tat etwas zu kurz und ich hätte hier gerne doch mehr erfahren. Die Zeitebene nach der Tat hätte hingegen etwas kürzer sein können. Auch das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu schnell und etwas zu plötzlich. Aber davon abgesehen hat mir Jurek Beckers Erzählstil gut gefallen. Er schreibt flüssig und gut verständlich und bietet dem Leser jede Menge Raum, sich eigene Gedanken zu machen. „Bronsteins Kinder“ war für mich kein Buch, welches ich mal eben so nebenbei lesen konnte. Ich musste mich wirklich auf die Geschichte konzentrieren, damit sie ihre volle Wirkung entfalten konnte. Dennoch hatte ich die 249 Seiten recht schnell gelesen, da der Autor es versteht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Fazit: Bronsteins Kinder war anders als ich es erwartet habe, konnte mich jedoch schnell fesseln. Die Art, wie der Autor die Geschichte aufgebaut hat, hat mir trotz einiger Kritikpunkte, insgesamt gut gefallen. Vor allem hat mir gefallen, wie er mit den Themen Rache, Schuld und Mitwisserschaft umgegangen ist.
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Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Darf einer, der mit dreißig Jahren geschlagen wurde, mit sechzig zurückschlagen? Ist man als Sohn eines Opfer des Faschismus auch ein Opfer? Bis zu welchem Lebensalter darf man sich noch als Vollwaise bezeichnen, wenn die Eltern nicht mehr leben? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die sich der 19jährige Hans Bronstein zwischen den beiden Sommern 1973 und 1974 stellt. Hans lebt mit seinem Vater in Ost-Berlin. Sie sind Juden, er macht gerade sein Abitur, der Vater ein ehemaliger KZ-Häftling, die Mutter früh verstorben und Hans ältere Schwester mit einer psychischen Erkrankung dauerhaft in einer stationären Einrichtung. Eines Tages entdeckt Hans, dass der Vater mit zwei weiteren Freunden seiner jüdischen Gemeinde einen ehemaliger KZ- Aufseher in Bronsteins Waldhaus gefangen halten und ihn regelmäßig brutal zu verhören. Hans überrascht die Männer bei ihrem Verhör und daraufhin bricht das labile Verhältnisse zwischen Vater und Sohn endgültig. Das ist die Handlungsebene im Sommer 1973. Auf der zweiten Zeitebene genau ein Jahr später erfährt man bereits gleich im ersten Satz, dass Vater Bronstein plötzlich verstarb und Hans bei den Eltern seiner Freundin Martha eine Bleibe gefunden hat. Ich fand die ständigen Perspektivwechsel sehr gelungen. Hans stellt nicht nur die wesentlichen Fragen zu Schuld und Vergebung, sondern beantwortet sie auch für sich. Neben der Thematisierung der Verarbeitung der Familienvergangenheit ist es auch ein Buch über das Älterwerden, das Erwachsenwerden, der schwierigen Findung der Selbstverantwortung und ein Buch über Liebe und Hass. Ich hatte keine große Erwartungen an den Roman, obwohl ich Jurek Becker aus Jugendzeiten noch gut in Erinnerung hatte. Irgendwann fiel mir die alte Suhrkamp-Ausgabe mal in einem öffentlichen Bücherschrank in die Hände und ich musste sie alleine schon wegen der farbigen Cover-Gestaltung zu meiner bestehenden Sammlung mit nach Hause nehmen. Der Roman war überraschend gut geschrieben, hatte einen tollen Spannungsbogen bis zum Ende und ließ der Phantasie aufgrund der wenigen offenen Punkte am Ende auch noch Platz zur Entfaltung. Ich kann nichts gegen das Buch aussetzen und daher bekommt es auch die volle Sternenzahl.
Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Darf einer, der mit dreißig Jahren geschlagen wurde, mit sechzig zurückschlagen? Ist man als Sohn eines Opfer des Faschismus auch ein Opfer? Bis zu welchem Lebensalter darf man sich noch als Vollwaise bezeichnen, wenn die Eltern nicht mehr leben? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die sich der 19jährige Hans Bronstein zwischen den beiden Sommern 1973 und 1974 stellt. Hans lebt mit seinem Vater in Ost-Berlin. Sie sind Juden, er macht gerade sein Abitur, der Vater ein ehemaliger KZ-Häftling, die Mutter früh verstorben und Hans ältere Schwester mit einer psychischen Erkrankung dauerhaft in einer stationären Einrichtung. Eines Tages entdeckt Hans, dass der Vater mit zwei weiteren Freunden seiner jüdischen Gemeinde einen ehemaliger KZ- Aufseher in Bronsteins Waldhaus gefangen halten und ihn regelmäßig brutal zu verhören. Hans überrascht die Männer bei ihrem Verhör und daraufhin bricht das labile Verhältnisse zwischen Vater und Sohn endgültig. Das ist die Handlungsebene im Sommer 1973. Auf der zweiten Zeitebene genau ein Jahr später erfährt man bereits gleich im ersten Satz, dass Vater Bronstein plötzlich verstarb und Hans bei den Eltern seiner Freundin Martha eine Bleibe gefunden hat. Ich fand die ständigen Perspektivwechsel sehr gelungen. Hans stellt nicht nur die wesentlichen Fragen zu Schuld und Vergebung, sondern beantwortet sie auch für sich. Neben der Thematisierung der Verarbeitung der Familienvergangenheit ist es auch ein Buch über das Älterwerden, das Erwachsenwerden, der schwierigen Findung der Selbstverantwortung und ein Buch über Liebe und Hass. Ich hatte keine große Erwartungen an den Roman, obwohl ich Jurek Becker aus Jugendzeiten noch gut in Erinnerung hatte. Irgendwann fiel mir die alte Suhrkamp-Ausgabe mal in einem öffentlichen Bücherschrank in die Hände und ich musste sie alleine schon wegen der farbigen Cover-Gestaltung zu meiner bestehenden Sammlung mit nach Hause nehmen. Der Roman war überraschend gut geschrieben, hatte einen tollen Spannungsbogen bis zum Ende und ließ der Phantasie aufgrund der wenigen offenen Punkte am Ende auch noch Platz zur Entfaltung. Ich kann nichts gegen das Buch aussetzen und daher bekommt es auch die volle Sternenzahl.
Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Inhalt: Vor einem Jahr ist Hans' Vater gestorben. Die Ereignisse, die dazu führten, waren die denkbar merkwürdigsten und treiben den jungen Mann noch immer um. Hans' Leben hat sich seither stark verändert und er kann nicht loslassen. Deshalb erzählt er, was damals 1973 geschehen ist... Meine Meinung: Zu Jurek Beckers "Bronsteins Kinder" habe ich ein zwiegespaltenes Verhältnis. Während mir "Jakob der Lügner" von Anfang an gefiel, hatte ich mit diesem Werk etwas mehr Mühe. Natürlich merkt man auch hier sogleich Beckers erzählerisches Talent. Noch kein Buch, das ich bisher gelesen habe, hat die Nachkriegsgeneration so deutlich dargestellt wie dieses. Hans' Vater hat das Lager überlebt, aber den Sohn interessiert das nicht. Nach 20, 30 Jahren sollte das vergessen sein. Oder nicht? Wie lange dauert es, bis solche Wunden geheilt sind? heilen sie überhaupt jemals? Dies ist das zentrale Thema dieses Werks. Hans und seine zerstörte Beziehung zu seinem Vater. Die Fragen, die aufgeworfen werden. Hans' Schwester Elle, die seit dem Krieg in der Irrenanstalt lebt. Dennoch erwähnt Becker die Geschehnisse des Krieges mit keinem Wort. Auch dieser Schriftsteller geht davon aus, dass der Leser eine gewisse Mündigkeit besitzt und weiss, was während des Zweiten Weltkrieges geschehen ist. Ausserdm zeigt dies auch Hans' Sichtweisen darauf - er geht dem Thema aus dem Weg. An keiner Stelle setzt er sich wirklich mit der Vergangenheit seines Vaters oder seiner Schwester auseinander. Damit schafft Becker eine sehr dichte Stimmung und eine gewisse Faszination. Dadurch ist man fast gezwungen weiterzulesen. Doch genau da setzten meine Kritikpunkte an. Denn becker verlor mich als Leserin nach den aufwühlenden Szenen immer wieder. Die ruhige erzählweise passt zwar dann, wenn etwas Wichtiges geschieht, doch langweilt, sobald Hans beginnt, von seinem momentanen Alltag zu berichten. Diese momente zeigen zwar seine Verlorenheit auf, zu lesen sind sie jedoch ziemlich dröge. Auch der Übergang von Vergangenheit zu Gegenwart ist schlecht geglückt. Es wechselt meist mitten im Text und mehr als einmal wurde mein Lesefluss dadurch gestört. Plötzlich stellt man fest, dass man bisher in der ganz falschen Zeit gewesen war und muss nun blitzschnell umwechseln. Da holpert es beim Lesen ziemlich. Hinzu kommt noch das Ende. Ich gehöre nicht zu jenen, die offene Enden grundsätzlich ablehnen. Teilweise gefällt mir das sogar. Aber hier ist das Ende nicht offen, sondern die Geschichte endet einfach. Praktisch mitten im Satz. Als wäre der Autor während des Schreibens ohnmächtig geworden. Das hat Becker gut inszeniert, denn so bleibt das Buch im Kopf, aber wohl eher auf eine negative Art und Weise. Becker als talentierter Schreiber hätte das bestimmt anders und genauso eindrücklich erledigen können. Fazit: Ein Buch, das sich trotz allem zu lesen lohnt. Ein überaus interessantes Thema, das ganz speziell aufgegriffen wird. An der Umsetzung hapert es teilweise etwas, dennoch würde ich vier von fünf Punkten vergeben, da die starken Szenen wirklich stark und mächtig sind.
Süddeutsche Zeitung Bibliothek / Bronsteins Kinder
von Jurek Becker
Protagonist dieser Geschichte ist der 18jährige Hans. Er hat sein Abitur so gut wie geschafft und er hat eine hübsche Freundin. Die beiden treffen sich heimlich immer wieder in der Waldhütte von Hans Vater, um ungestörte Minuten zu verbringen. Doch eines Tages entdeckt Hans, dass sein Vater gemeinsam mit anderen Männern in der Hütte einen Mann gefangen hält und foltert. Hans Vater und seine Freunde sind Juden und haben das KZ überlebt. Ihr Gefangener war Aufseher in einem KZ. Eine Geschichte um Schuld und Rache nimmt ihren Lauf… Dieses Buch war völlig anders als erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dass die Geschichte um die Folterung des ehemaligen KZ-Aufsehers absolut im Mittelpunkt steht. Und das tut sie auch, jedoch auf andere Art und Weise, als ich erwartet hatte. Denn hier steht weniger die Tat an sich, sondern die Frage wann Mitwisserschaft zu Mitschuld führt und ob ehemalige Opfer zu Tätern werden dürfen im Vordergrund. Jurek Becker hat um diese Begriffe ein feines Netz gesponnen welches sich zu einer guten Geschichte entwickelt. Die Erzählung erfolgt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen begleitet der Leser Hans bei der Entdeckung der Tat und seiner Frage danach, wie er sich jetzt am besten verhält. Zum anderen begleitet man Hans auf seinem Lebensweg ein Jahr nach dem Ereignis. Dabei kam für mich der Teil während der Tat etwas zu kurz und ich hätte hier gerne doch mehr erfahren. Die Zeitebene nach der Tat hätte hingegen etwas kürzer sein können. Auch das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu schnell und etwas zu plötzlich. Aber davon abgesehen hat mir Jurek Beckers Erzählstil gut gefallen. Er schreibt flüssig und gut verständlich und bietet dem Leser jede Menge Raum, sich eigene Gedanken zu machen. „Bronsteins Kinder“ war für mich kein Buch, welches ich mal eben so nebenbei lesen konnte. Ich musste mich wirklich auf die Geschichte konzentrieren, damit sie ihre volle Wirkung entfalten konnte. Dennoch hatte ich die 249 Seiten recht schnell gelesen, da der Autor es versteht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Fazit: Bronsteins Kinder war anders als ich es erwartet habe, konnte mich jedoch schnell fesseln. Die Art, wie der Autor die Geschichte aufgebaut hat, hat mir trotz einiger Kritikpunkte, insgesamt gut gefallen. Vor allem hat mir gefallen, wie er mit den Themen Rache, Schuld und Mitwisserschaft umgegangen ist.