Berlin Alexanderplatz

Berlin Alexanderplatz

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12
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3

Anstrengender Lesestoff mit Einblicken in eine Welt von vor hundert Jahren - nicht für jeden etwas

Man muss sich im Klaren sein, dass man, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt, einen Roman seiner Zeit liest - mit Abgründen, Andersartigkeiten, Abstoßendem. Sprachlich bewegt man sich im ersten Drittel meines Erachtens nach in einer Versuchsanordnung, welche noch überarbeitet hätte werden sollen. Dabei geht es mir nicht um die Vermischung von Gedankenströmen, Schilderungen, Dialog, Erzählerkommentar und klassischem Erzählen. Es fehlt an dem „Stich“, welche die Sprache ab der Hälfte entwickelt und mit welcher sie der Leserschaft zusetzt. Auch die Figurenentwicklung sowie der Plot scheinen sich noch in der Phase der Ideensammlung zu bewegen. Steht die Figurenkonstellation wird diese - auch sprachlich - auf- und ausgebaut. Einige Figuren, Ideen und Aspekte des Berlins der späten 1920er fallen schließlich hintenüber. Schade, eigentlich. Das Berlin im Jahre 1928 ist eine getriebene Welt mit getriebenen Menschen in einer getriebenen Lebenslage. 10 Jahre nach dem Großen Krieg, wie die Zeitgenossen den Ersten Weltkrieg nannten, in einer sich spiralförmig nach oben rasenden Wirtschafts- und Forschungslage, da begegnen wir Franz Biberkopf, frisch entlassen aus dem Gefängnis nach einer Haftstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Er will anständig bleiben und sucht seinen Weg, mit allen Päckchen und Widrigkeiten. Einfache Menschen, Prekariat würde man wohl heute sagen, schlagen sich durch - kriminell, kleinkriminell, nicht kriminell. Die Sprache ist einfach, die Umgangsformen roh. Gewalt ist an der Tagesordnung. Alkohol und Drogen sind Alltag. Prostitution und Hehlerei gehören ebenso zu dieser Welt wie Freundschaft und kleine Freuden. Radikalisierung rechts und links, Antisemitismus, Nationalismus, Frauenfeindlichkeit - alles Dinge dieser Zeit (und bis heute vorhanden). Nach weiteren Schicksalsschlägen bleibt Franz als Invalide fast auf der Strecke. Um ihn und mit ihm sind Eva, Herbert und Mieze. Sie helfen ihm, wollen ihn schützen. Reinhold, ein schmieriger Geselle, stellt das Ruder der Geschichte dar. Mehr werde ich zum Plot nicht schreiben. Warum ich nur 3 Sterne gebe? Der Mangel an Überarbeitung stört mich immens. Ich war nahe dran, dass Buch nach 150 Seiten abzubrechen. Die chaotische Sprache, das Hin und Her usw. können zwar sinnbildlich für diese Zeit in Berlin stehen, doch dies gelingt erst nach dem ersten Drittel. Außerdem fehlen mir wichtige Aspekte des damalige Lebens, welche anfangs angerissen und dann fallengelassen werden. So die Konflikte zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, der Antisemitismus, die rasante Modernisierung des Lebens. Alles im Ansatz da und dann vergessen. Auch das Ende enttäuscht mich, da es nicht zur eigentlichen Geschichte passt. Es wirkt fast so, als ob der Autor vor den letzten Konsequenzen zurückgeschreckt ist. Es ist ein wichtiges Buch, das sehr herausfordernd ist. Ich kann es nur geübten Lesern und Leserinnen empfehlen. Mit „Babylon Berlin“ oder ähnlichem hat dieses Buch nichts gemein außer der Stadt.

3.5

Wirres Durcheinander mit Sinn und Verstand.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich an die undurchsichtigen und wirren Dialoge, sowie die wechselnden Situationen gewöhnt habe. Franz Bieberkopf möchte ein besserer Mensch werden und dient dabei dem Leser als Modell für alles was dadurch geschehen kann. Nur etwas für hartnäckige Leser mit Geduld für eine lange Geschichte :)

Schrecklich

Das Buch kann ich nicht empfehlen. Unnötige und undurchsichtige Beschreibungen und völlig Frauenfeindlich.

1

Habe ich schon nach 40 Seiten abgebrochen. Der Schreibstyl war sehr speziell und mir persönlich hat er garnicht gefallen. Anstatt mich durch dieses Buch durchzuquälen habe ich frühzeitig aufgehört. Ich habe häufig nicht kapiert was jetzt genau passiert ist oder wer spricht.

1

Anstrengend

Dieses Buch musste ich für die Schule lesen. Es war das mit anstrengendste Lesen das ich je erlebt habe… Für mich ist der Text nicht sehr verständlich und ich musste Passagen teilweise mehrmals lesen…

2

Klappentext von der Verlagsseite: Ein Klassiker der literarischen Moderne ›Berlin Alexanderplatz‹ gehört neben dem ›Ulysses‹ von James Joyce und ›Manhattan Transfer‹ von John Dos Passos zu den bedeutendsten Großstadtromanen der Weltliteratur. Erstmals 1929 im S. Fischer Verlag erschienen, erzählt der Roman die bewegende Geschichte des Franz Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in einen Strudel aus Verrat und Verbrechen gerät. Darüber hinaus aber erzählt der Roman auch vom Berlin der zwanziger Jahre und findet zum ersten Mal in der deutschen Literatur eine eigene, ganz neue Sprache für das Tempo der Stadt.Mit einem Nachwort von Moritz Baßler und Melanie Horn. Autoreninfo von der Verlagsseite: Alfred Döblin, 1878 in Stettin geboren, arbeitete zunächst als Assistenzarzt und eröffnete 1911 in Berlin eine eigene Praxis. Döblins erster großer Roman erschien im Jahr 1915/16 bei S. Fischer. Sein größter Erfolg war der 1929 ebenfalls bei S. Fischer publizierte Roman ›Berlin Alexanderplatz‹. 1933 emigrierte Döblin nach Frankreich und schließlich in die USA. Nach 1945 lebte er zunächst wieder in Deutschland, zog dann aber 1953 mit seiner Familie nach Paris. Alfred Döblin starb am 26. Juni 1957. Erster Satz: Dies Buch berichtet von einem ehemaligen Zement- und Transportarbeiter Franz Biberkopf in Berlin. Meinung: Gelesen ja oder besser gesagt mich durchgequält. Ich wusste schon, dass es nicht einfach wird mit den verschiedenen Ebenen, Einschüben von Zeitungsmeldungen, Szenenwechsel und einer Sprache, die nicht immer leicht ist und war. Das Buch konnte mich nicht fesseln. Nicht Franz Biberkopf mit seinem Leben, das stetig den Bach runterging, woran er nicht unschuldig war. Nicht der religiöse Aspekte mit der Wiedergutmachung, Wiederauferstehung und alles Leid ertragen wie Hiob. Einzig die Darstellung von Berlin hat mir zugesagt, aber dies ist einfach zu wenig um mich begeistern zu können. Zwar war die Aufteilung über neun Bücher gelungen und jedes Buch hatte eine Einleitung, aber die nahm schon einfach zu viel weg vom Roman. Dementsprechend hatte ich oft, das Gefühl, dass man die 560 Seiten wesentlich kürzer hätten fassen können. Gefallen hat mir die Darstellung von Babylon Berlin, mit der düsteren Darstellung von Berlin. Jeder versucht sich auf irgendeine Weise durchzubringen: Franz all zu häufig mit illegalen Geschäften, obwohl er ehrlich bleiben will. Döblin thematisiert viel Antisemitismus, Arbeiterschaft, Armut, gesellschaftliche Verhältnisse und es ist interessant, aber ich wusste nie genau,  was will Döblin mir sagen. Will er ein Sittenbild von Berlin darstellen,  ein religiöser Roman oder eine Lebensgeschichte eines armen Teufels niederschreiben. Die Charaktere sind ordentlich dargestellt, aber alle nur negativ, naiv oder einfach gestrickt. Keine positive Darstellung, als ob alles nur schlecht war. So war auch die Handlung trostlos. “Berlin Alexanderplatz” von Alfred Döblin  war damals ein Renner auf dem Buchmarkt und sehr erfolgreich. Vielleicht war der Roman damals modern, aber das kann ich heute mehr als neunzig Jahre nicht mehr sagen. Fazit Ich bin einfach nicht warm mit dem Buch geworden. Empfehlen kann ich es daher nicht, da es mich auch einfach ratlos zurückgelassen hat.

Kann dazu nichts sagen, kann es nicht bewerten? Irgendwie finde ich den Schreib- und Erzählstil extrem interessant, dieser gesamte Montagestil aber andererseits ist es einfach... gestört? Und da sagen Menschen früher hätte es keine psychischen Krankheiten gegeben, weil man für sowas „keine Zeit oder Möglichkeit“ gehabt hätte?? Ähhhhh. Also der liebe Alfred schreibt von jemanden, der sich von Kriminellen angezogen fühlt, allen voran einer, der alle 4 Wochen seine Freundin wechseln muss, weil er sonst Probleme mit sich selbst bekommt, außerdem eine lesbische Frau, die ihre Liebe nur in Form einer Äffäre und dem daraus (theoretisch) hervorgehenden Kind ausleben kann? Abgesehen davon, dass der Protagonist seine Freundin fast erwürgt aber am Abend alles wieder gut ist, weil sie sich ja leben... ach ja, ein paar Tiere werden geschlachtet, ein paar Bibelstellen, ja, hier ist echt für jeden was dabei Wie gesagt, es ist interessant, definitiv. Ob ich es jemals wieder zur Hand nehmen werde? Ich habe keine Ahnung.

5

Ich kannte bislang das Werk nur als TV-Mehrteiler von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1980. Ich fand die Geschichte damals als Teenager in Ordnung und hatte innerlich Döblin und sein bekanntestes Buch damit für mich abgehakt. Jetzt fand ich es aber doch mal an der Zeit, diesen Klassiker auch zu lesen. Günter Lamprecht war trotzdem vor meinem inneren Auge der Franz Biberkopf, dessen Geschichte in dem Roman erzählt wird. Ich hatte mich auf eine gradlinig erzählte Geschichte eingestellt analog anderer sozialkritischer Romane aus dieser Zeit. Aber schon nach den ersten Seiten war ich perplex. Was war denn das für ein wilde Mix an verschiedenen Erzählformen, gerade mal durch die Punktion getrennt, aber keinesfalls immer durch einen Absatz? Franz Biberkopf kommt aus dem Gefängnis, in dem er vier Jahre in Haft saß für den Mord an seiner Freundin Ida. Er kommt nicht mit dem Lärm der Stadt zu recht, die Häuser scheinen zu kippen, die Elektrische bimmelt, die Leute schreien durcheinander und er leidet, wie eine hochsensible Person unter der äußeren Eindrucken. Auf einmal wirkt alles verzerrt und scheint auf ihn zu stürzen. Sofort hat man expressionistische Bilder im Kopf, mit kubistischen, schiefen Formen, die den Irrsinn einer Großstadt darstellen sollen. Was Maler wie Otto Dix mit dem Pinsel schafften, das konnte Döblin mit Worten. Und so ist der ganze Roman ein wilder Parforceritt durch Franzens Kopf auf der Welle seines Bewusstseins, um gleich danach in einem mit Vehemenz geführten Dialog auf Berlinerisch zu münden, gefolgt von Reklamesprüchen, Lexikoneinträgen, Zeitungsberichten, Liedtexten und vielen anderen Versatzstücken. Was für eine Wucht. Kurz nach dem Beginn des Lesens hörte ich in eine Leseprobe, gelesen von Hannes Messemer aus dem Jahr 1979. Und darauf las ich parallel zum Hören das Buch mit. Messemer konnte viel besser den Berliner Dialekt in mein Ohr bringen, als ich das beim Lesen vermochte. So wurde das Buch zusätzlich für mich veredelt. Biberkopf findet keinen Halt in der Gesellschaft, rutscht immer wieder ins Kriminellenmilieu ab, erlebt Schicksalschläge am eigenen Körper und bei den Menschen, die ihm nahe stehen und die er immer wieder enttäuscht. Die Großstadt verschlingt den Einzelnen. Der Roman ist so einwenig wie [b:Ulysses|338798|Ulysses|James Joyce|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1428891345l/338798._SY75_.jpg|2368224] für Anfänger, viel einfacher zu lesen als Joyce, da Döblin viel mehr an einer Handlung festhält. Vielleicht sollte ich es jetzt doch nochmal mit Ulysses probieren, nachdem ich vor vielen Jahren daran scheiterte. Bestimmt der beste deutschsprachige Großstadtroman, den ich je gelesen habe.

3

In dem Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin wird die Geschichte von Franz Biberkopf im Berlin der 20er Jahre, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, erzählt. Der Leser wird dazu eingeladen mit Franz Biberkopf mitzufühlen, über ihn zu stauen, sich über ihn zu ärgern, verwirrt zu sein und mehr über Berlin zu erfahren. Parallel zur Geschichte von Franz Biberkopf zeichnet Döblin eine Collage vom damaligen Leben in Berlin. Diese Collage wird dadurch gezeichnet, dass Döblin mitten in die Geschichte über Franz Biberkopf Ausschnitte aus dem Alltagsleben der Allgemeinheit rein wirft und beschreibt, die an sich mit dem Verlauf der Hauptgeschichte nichts zu tun haben. Dies kann manchmal recht anstregend sein beim Lesen und man muss sich die meiste Zeit ziemlich konzentrieren, um nicht den Faden zu verlieren. Mir ist es öfters vorgekommen, dass ich etwas verwirrt war und nicht genau wusste, was jetzt genau passiert war und ich dementsprechend die Stelle nochmal lesen musste. Einigen fällt es wahrscheinlich leichter so etwas zu lesen als anderen. Ich habe mich schwer getan. Trotzdem wurde die Geschichte von Franz Biberkopf gut erzählt und beschrieben. Man konnte seine Entwicklung nachvollziehen. Ich würde jedem das Buch empfehlen, der etwas über das Berlin der 20er Jahren erfahren möchte und mal einen Klassiker aus der Moderne lesen möchte und vor der sogenannten "Montagetechnik" Döblins nicht zurückschreckt :).

5

*Rezension von 2019* Sensationelles Gesamtkunstwerk „Der Krieg hört nicht uff, solange man lebt, die Hauptsache ist, dass man uff die Beene steht.“ (S. 451) Klas-si-ker, der – laut Duden etwas, das „zeitlos“ ist. Nun, regelmäßige Leser*innen meiner Rezensionen wissen ob meiner Affinität zu eben solch (literarischem) Stoff. In einer bemerkenswerten Leserunde haben wir „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin gelesen bzw. gehört, seziert, wieder zusammengesetzt und für „klassikerwürdig“ befunden. Der Großteil der Mitleserinnen und –leser war bzw. ist sich auch einig, dass man die Aussage Döblins, dass Buch zweimal oder dreimal zu lesen, durchaus ernst nehmen sollte – zu vielschichtig ist dieses Werk, um alle Einzelheiten der (Kern-)Geschichte oder der enthaltenen Versatzstücke (Döblin selbst nennt es „Montagestil“), bereits beim „Erstkontakt“ zu erfassen und sie in Zusammenhang mit dem unabwendbaren „Tod“ und der „Auferstehung“ von Franz Biberkopf zu bringen. Franz Biberkopf ist ein Loser – er steht auf der „falschen“ Seite der Gesellschaft in einer Zeit, die im Umbruch begriffen ist und einige Jahre später völlig darniederliegen wird; er fällt hin, steht wieder auf, lässt sich aber immer wieder auf Leute ein, die ihm nicht guttun und es muss (natürlich) erst zum Äußersten kommen, bevor es nach einem grandios in Szene gesetzten Zwiegespräch zwischen seinem Innersten und dem Tod zu einer Auferstehung seines „geläuterten“ Selbst kommt. Wir haben es hier also nicht nur mit einem Opfer, sondern auch mit einem Täter zu tun – alleine das macht einen Teil der Sympathie für die Figur des Franz Biberkopf aus. Alfred Döblin fordert seine Leserschaft hinaus. Nicht nur mit der allgegenwärtigen „Berliner Schnauze“ (okay, einen Großstadtroman, der in Berlin spielt mit Plattdeutsch auszustatten, würde auch etwas komisch anmuten *g*), sondern auch mit der bereits genannten Melange aus Zeitungsartikeln, Liedern, Werbeprospekten usw. – ein buntes Kaleidoskop, dass brillant das Berliner Leben Ende der 1920er Jahre vor das geistige Auge des „Betrachters“ wirft. Man hat wirklich das Gefühl, Berliner Luft zu „atmen“ und die Straßenarbeiter auf dem Alexanderplatz, die Zeitungs- und Obstverkäufer, die Schurken und die Damen der Straße bei ihrer jeweiligen Arbeit oder Tätigkeit live zu begleiten. Selten habe ich etwas Authentischeres gelesen. Die Kombination aus der fiktiven Figur Franz Biberkopf und dem echten Leben in Berlin funktioniert also auch heute (90 Jahre nach der Erstveröffentlichung) immer noch erstaunlich gut und dürfte es auch noch im nächsten Jahrzehnt, Jahrhundert…tun. Mehr muss und will ich gar nicht zu diesem Gesamtkunstwerk sagen.

5

Ich kannte bislang das Werk nur als TV-Mehrteiler von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1980. Ich fand die Geschichte damals als Teenager in Ordnung und hatte innerlich Döblin und sein bekanntestes Buch damit für mich abgehakt. Jetzt fand ich es aber doch mal an der Zeit, diesen Klassiker auch zu lesen. Günter Lamprecht war trotzdem vor meinem inneren Auge der Franz Biberkopf, dessen Geschichte in dem Roman erzählt wird. Ich hatte mich auf eine gradlinig erzählte Geschichte eingestellt analog anderer sozialkritischer Romane aus dieser Zeit. Aber schon nach den ersten Seiten war ich perplex. Was war denn das für ein wilde Mix an verschiedenen Erzählformen, gerade mal durch die Punktion getrennt, aber keinesfalls immer durch einen Absatz? Franz Biberkopf kommt aus dem Gefängnis, in dem er vier Jahre in Haft saß für den Mord an seiner Freundin Ida. Er kommt nicht mit dem Lärm der Stadt zu recht, die Häuser scheinen zu kippen, die Elektrische bimmelt, die Leute schreien durcheinander und er leidet, wie eine hochsensible Person unter der äußeren Eindrucken. Auf einmal wirkt alles verzerrt und scheint auf ihn zu stürzen. Sofort hat man expressionistische Bilder im Kopf, mit kubistischen, schiefen Formen, die den Irrsinn einer Großstadt darstellen sollen. Was Maler wie Otto Dix mit dem Pinsel schafften, das konnte Döblin mit Worten. Und so ist der ganze Roman ein wilder Parforceritt durch Franzens Kopf auf der Welle seines Bewusstseins, um gleich danach in einem mit Vehemenz geführten Dialog auf Berlinerisch zu münden, gefolgt von Reklamesprüchen, Lexikoneinträgen, Zeitungsberichten, Liedtexten und vielen anderen Versatzstücken. Was für eine Wucht. Kurz nach dem Beginn des Lesens hörte ich in eine Leseprobe, gelesen von Hannes Messemer aus dem Jahr 1979. Und darauf las ich parallel zum Hören das Buch mit. Messemer konnte viel besser den Berliner Dialekt in mein Ohr bringen, als ich das beim Lesen vermochte. So wurde das Buch zusätzlich für mich veredelt. Biberkopf findet keinen Halt in der Gesellschaft, rutscht immer wieder ins Kriminellenmilieu ab, erlebt Schicksalschläge am eigenen Körper und bei den Menschen, die ihm nahe stehen und die er immer wieder enttäuscht. Die Großstadt verschlingt den Einzelnen. Der Roman ist so einwenig wie [b:Ulysses|338798|Ulysses|James Joyce|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1428891345l/338798._SY75_.jpg|2368224] für Anfänger, viel einfacher zu lesen als Joyce, da Döblin viel mehr an einer Handlung festhält. Vielleicht sollte ich es jetzt doch nochmal mit Ulysses probieren, nachdem ich vor vielen Jahren daran scheiterte. Bestimmt der beste deutschsprachige Großstadtroman, den ich je gelesen habe.

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