Aufzeichnungen aus einem toten Haus
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881) zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der Weltliteratur. Als politischer Häftling verbrachte er insgesamt vier Jahre in Zwangsarbeit.
Beiträge
Nachdem ich zuletzt Herta Müllers Atemschaukel gelesen habe, wollte ich nun ein Werk im Stile des Realismus über das Leben im Arbeitslager lesen. Doch die Thematiken der beiden Bücher sind so unterschiedlich, dass ein Vergleich hinkt. Während Herta Müller das Überleben deutsch-rumänischer Zwangsarbeiter, die ihrer Nationalität wegen verschleppt werden schildert, geht es bei Dostojewski um verurteilte Verbrecher die als Gefängnisstrafe in ein Lager versetzt werden. Die Aufzeichnungen aus dem Totenhaus lesen sich, wie der Titel vermuten lässt, als eine dokumentarische jedoch sehr wertende Darstellung des typischen Sträflings. Dostojewski lässt die einzelnen Charaktere durch seine Schilderung greifbarer werden. Kein Sträfling gleicht dem anderen, jeder hat seine individuelle Geschichte und Persönlichkeit, und doch ähneln sie sich alle in ihrem eingesperrten Dasein das mehr dem Tod als einem Leben gleicht. Dostojewski hält mit seiner persönlichen Meinung nicht hinterm Berge und plädiert vehement dafür, Verbrechern ein Recht auf ein halbwegs anständiges Leben zuzugestehen. Denn dieses unfreie, gefangene Dasein läutert keinen Kriminellen, im Gegenteil jeder in die Freiheit Entlassene wird danach sofort wieder eine Straftat begehen. Der Frust und Hass auf die Gesellschaft wird durch die erzwungene Gefangenschaft nur vergrößert, Reue kommt in diesem Zustand nicht auf. So wird im Buch auch nie von Schuld oder Reue gesprochen, denn darum geht es hier nicht. Dostojewski beschreibt die Lagerzustände und gibt den von der Gesellschaft Verstoßenen eine Stimme, eine Persönlichkeit während sie im Lager jeglicher Individualität beraubt werden. Einige Straftaten werden jedoch sehr detailliert geschildert und sind derart grausam, dass ich ein wenig Selbstreflexion und -einsicht erwartet hätte. Aber Schuld und Sühne lässt Dostojewski in diesem Fall komplett außen vor, auch der Protagonist selbst ist sich seiner Schuld nicht bewusst oder erwähnt diese zumindest nie. Selbst sein Verbrechen, die Ermordung seiner Frau, wird nur kurz am Anfang ganz am Rande erwähnt. Ich kann den Grund verstehen, denn für Reue und Schuld hat Dostojewski andere Werke geschrieben. In diesem Buch ging es ihm darum, den Umgang mit und den Status von Verurteilten anzuprangern. Vielleicht wollte er auch die eigenen Erfahrungen aus seiner Lagerzeit verarbeiten. Das Buch ist jedoch nicht leicht zu verdauen, da es sich bei sehr vielen der Verbrechen um Femizide handelt und einer davon sehr ausführlich erzählt wird. Das fehlende Schuldeingeständnis macht die Femizide nicht einfacher zu ertragen, zumindest für Leserinnen. Generell bin ich nicht der größte Freund von Dostojewskis schwermütiger Prosa, doch trotz der negativen Aspekte ist das Plädoyer des Autors auch heute noch aktuell.
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Autorenbeschreibung
Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881) zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der Weltliteratur. Als politischer Häftling verbrachte er insgesamt vier Jahre in Zwangsarbeit.
Beiträge
Nachdem ich zuletzt Herta Müllers Atemschaukel gelesen habe, wollte ich nun ein Werk im Stile des Realismus über das Leben im Arbeitslager lesen. Doch die Thematiken der beiden Bücher sind so unterschiedlich, dass ein Vergleich hinkt. Während Herta Müller das Überleben deutsch-rumänischer Zwangsarbeiter, die ihrer Nationalität wegen verschleppt werden schildert, geht es bei Dostojewski um verurteilte Verbrecher die als Gefängnisstrafe in ein Lager versetzt werden. Die Aufzeichnungen aus dem Totenhaus lesen sich, wie der Titel vermuten lässt, als eine dokumentarische jedoch sehr wertende Darstellung des typischen Sträflings. Dostojewski lässt die einzelnen Charaktere durch seine Schilderung greifbarer werden. Kein Sträfling gleicht dem anderen, jeder hat seine individuelle Geschichte und Persönlichkeit, und doch ähneln sie sich alle in ihrem eingesperrten Dasein das mehr dem Tod als einem Leben gleicht. Dostojewski hält mit seiner persönlichen Meinung nicht hinterm Berge und plädiert vehement dafür, Verbrechern ein Recht auf ein halbwegs anständiges Leben zuzugestehen. Denn dieses unfreie, gefangene Dasein läutert keinen Kriminellen, im Gegenteil jeder in die Freiheit Entlassene wird danach sofort wieder eine Straftat begehen. Der Frust und Hass auf die Gesellschaft wird durch die erzwungene Gefangenschaft nur vergrößert, Reue kommt in diesem Zustand nicht auf. So wird im Buch auch nie von Schuld oder Reue gesprochen, denn darum geht es hier nicht. Dostojewski beschreibt die Lagerzustände und gibt den von der Gesellschaft Verstoßenen eine Stimme, eine Persönlichkeit während sie im Lager jeglicher Individualität beraubt werden. Einige Straftaten werden jedoch sehr detailliert geschildert und sind derart grausam, dass ich ein wenig Selbstreflexion und -einsicht erwartet hätte. Aber Schuld und Sühne lässt Dostojewski in diesem Fall komplett außen vor, auch der Protagonist selbst ist sich seiner Schuld nicht bewusst oder erwähnt diese zumindest nie. Selbst sein Verbrechen, die Ermordung seiner Frau, wird nur kurz am Anfang ganz am Rande erwähnt. Ich kann den Grund verstehen, denn für Reue und Schuld hat Dostojewski andere Werke geschrieben. In diesem Buch ging es ihm darum, den Umgang mit und den Status von Verurteilten anzuprangern. Vielleicht wollte er auch die eigenen Erfahrungen aus seiner Lagerzeit verarbeiten. Das Buch ist jedoch nicht leicht zu verdauen, da es sich bei sehr vielen der Verbrechen um Femizide handelt und einer davon sehr ausführlich erzählt wird. Das fehlende Schuldeingeständnis macht die Femizide nicht einfacher zu ertragen, zumindest für Leserinnen. Generell bin ich nicht der größte Freund von Dostojewskis schwermütiger Prosa, doch trotz der negativen Aspekte ist das Plädoyer des Autors auch heute noch aktuell.