Drei Kilometer
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
geboren 1990 in Nürnberg, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Regensburg, Cremona und Berlin. Ihr erster Roman Drei Kilometer (2019) wurde u. a. mit dem Hermann-Hesse-Förderpreis und dem Literaturpreis der Stadt Fulda ausgezeichnet.
Beiträge
Es sind nur drei Kilometer bis zur Grenze und doch eine Weltreise. Ja, eine Reise in eine ganz andere Welt. Eine bessere? Hoffentlich, sicherlich, denn schlechter kann es gar nicht werden. Wir schreiben das Jahr 1989 und die Menschen in Rumänien leiden bitterlich unter dem Diktator Ceau_escu. Die Wirtschaft ist am Ende, Hunger und Kälte sind stete Begleiter, Freiheit ist etwas, das anderswo passiert. Jenseits der Grenze eben. Viele denken an Flucht, so auch Anna, Misch und Hans. In ihrem kleinen Dorf gibt es keine Perspektive, für niemanden. Wären da nur nicht die Familien, die man zurücklassen müsste. Wäre da nicht die Angst, dass man auf der Flucht erschossen wird. Oder schlimmer noch: gefangen, gefoltert und zurückgeschmissen ins Eismeer. Aber… Es sind nur drei Kilometer, und sie sind jung genug für Hoffnung. Wenn ich zurückdenke an das Jahr 1989, denke ich: DDR. Honecker. Mauerfall. Ich denke nicht: Ceau_escu, Rumänien. Ich war 13 Jahre alt, ich lebte in Westdeutschland, Rumänien war mir unendlich fern. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, schon mal einen Roman gelesen zu haben, der diese Ära in den Mittelpunkt stellt. Und genau das machte diesen Roman für mich zu einer interessanten, ja, einer Pflichtlektüre. Die Autorin zeichnet das Bild dieser Zeit ungemein eindringlich. Ohne falsches Pathos lässt sie den Leser teilhaben an den Ängsten, Hoffnungen und Wünschen ihrer Protagonisten. Sie zupft sachte an den Saiten, da schwingt vieles mit, ohne erklärt werden zu müssen. Die Liebe zur Heimat, ihrer Landschaft und ihren Menschen, ist die Grundmelodie – Angst und Verzweiflung sind leise Dissonanzen, mühsam erstickt, die dennoch nicht zu überhören sind. Es ist die Zerrissenheit, die besonders deutlich herausklingt. Die Menschen wollen nicht viel. Das ist keine Frage von ‚Zusammenreißen‘ oder ‚Sich-nicht-so-anstellen‘. Da kommen Grundbedürfnisse zusammen, die sich nicht vereinbaren lassen. Man kann die Protagonisten gut verstehen – oder zumindest erahnen, was sie antreibt. Im Zentrum steht Anna, die sich in vielerlei Hinsicht zerrissen fühlt. Wollen und Können, Müssen und Sollen, das zerrt an ihr und sie klammert sich an das letzte bisschen Sicherheit. Sie will ihr Dorf eigentlich nicht verlassen, aber sie erträgt es nicht mehr. Sie liebt Hans, aber sie liebt auch den gemeinsamen besten Freund Misch. Das ist jedoch keine platte Dreiecksgeschichte – eigentlich spiegelt es nur auf einer emotionalen Ebene Annas grundsätzlichen Konflikt wieder. Hans steht für Heimat und Beständigkeit. Misch steht für Veränderung und Mut. Und wie das so ist, in diesem Buch und in dieser Ära, kann Anna nicht beides haben. Die Sprache ist leise, atmet Atmosphäre. Das Buch lebt mehr von den Zwischentönen und den Spannungsgefällen als von der Handlung an sich – die ist gar nicht so wichtig, es ist das Gesamtbild, das besticht. Dennoch wird nichts geschönt, man spürt die Dramen dieses Jahres in den Knochen. Die Autorin findet starke Metaphern und Vergleiche, die die Sätze dennoch nicht überfrachten, und vor allem lässt sie dem Leser genug Raum für eigene Interpretationen. Das ist Mut zur Lücke: die Geschichte ist keine erschöpfende Abhandlung der Zeit, lässt aber ein lebendiges Bild entstehen. Und das reicht, das lässt nichts vermissen. Fazit Im Rumänien des Jahres 1989 befindet sich das Land immer noch im Würgegriff des Diktators Ceau_escu. Den Menschen geht es schlecht, in vielerlei Hinsicht, der Leidensdruck ist enorm. In einem Dorf unweit der rumänisch-serbischen Grenze fragen sich drei junge Menschen, ob sie es wagen sollen, ihr Heil in der Flucht zu versuchen. Nur drei Kilometer quer durchs Maisfeld trennen sie von der Freiheit – aber die Flucht könnte sie das Leben kosten, und im Erfolgsfall müssten sie Heimat und Familie hinter sich lassen. Nadine Schneider erzählt eine Geschichte der leisen Töne und dennoch eine starke Geschichte, die auf nur 160 Seiten ganz viel Widerhall erzeugt. Meines Erachtens hat dieses Buch seine Nominierung für den Preis „Das Debüt“ mehr als verdient. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-nadine-schneider-drei-kilometer/
Wow. Einfach nur wow. Eigentlich mag ich keine Romane, in denen Heimat verklärt wird. Aber diese Mischung aus Sehnsucht nach Nähe und Ferne, hat mich sehr bewegt. Für einen Roman mit nahezu keiner Heimat sehr beeindruckend, wenn das Setting auch nicht neu ist
Beschreibung
Autorenbeschreibung
geboren 1990 in Nürnberg, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Regensburg, Cremona und Berlin. Ihr erster Roman Drei Kilometer (2019) wurde u. a. mit dem Hermann-Hesse-Förderpreis und dem Literaturpreis der Stadt Fulda ausgezeichnet.
Beiträge
Es sind nur drei Kilometer bis zur Grenze und doch eine Weltreise. Ja, eine Reise in eine ganz andere Welt. Eine bessere? Hoffentlich, sicherlich, denn schlechter kann es gar nicht werden. Wir schreiben das Jahr 1989 und die Menschen in Rumänien leiden bitterlich unter dem Diktator Ceau_escu. Die Wirtschaft ist am Ende, Hunger und Kälte sind stete Begleiter, Freiheit ist etwas, das anderswo passiert. Jenseits der Grenze eben. Viele denken an Flucht, so auch Anna, Misch und Hans. In ihrem kleinen Dorf gibt es keine Perspektive, für niemanden. Wären da nur nicht die Familien, die man zurücklassen müsste. Wäre da nicht die Angst, dass man auf der Flucht erschossen wird. Oder schlimmer noch: gefangen, gefoltert und zurückgeschmissen ins Eismeer. Aber… Es sind nur drei Kilometer, und sie sind jung genug für Hoffnung. Wenn ich zurückdenke an das Jahr 1989, denke ich: DDR. Honecker. Mauerfall. Ich denke nicht: Ceau_escu, Rumänien. Ich war 13 Jahre alt, ich lebte in Westdeutschland, Rumänien war mir unendlich fern. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, schon mal einen Roman gelesen zu haben, der diese Ära in den Mittelpunkt stellt. Und genau das machte diesen Roman für mich zu einer interessanten, ja, einer Pflichtlektüre. Die Autorin zeichnet das Bild dieser Zeit ungemein eindringlich. Ohne falsches Pathos lässt sie den Leser teilhaben an den Ängsten, Hoffnungen und Wünschen ihrer Protagonisten. Sie zupft sachte an den Saiten, da schwingt vieles mit, ohne erklärt werden zu müssen. Die Liebe zur Heimat, ihrer Landschaft und ihren Menschen, ist die Grundmelodie – Angst und Verzweiflung sind leise Dissonanzen, mühsam erstickt, die dennoch nicht zu überhören sind. Es ist die Zerrissenheit, die besonders deutlich herausklingt. Die Menschen wollen nicht viel. Das ist keine Frage von ‚Zusammenreißen‘ oder ‚Sich-nicht-so-anstellen‘. Da kommen Grundbedürfnisse zusammen, die sich nicht vereinbaren lassen. Man kann die Protagonisten gut verstehen – oder zumindest erahnen, was sie antreibt. Im Zentrum steht Anna, die sich in vielerlei Hinsicht zerrissen fühlt. Wollen und Können, Müssen und Sollen, das zerrt an ihr und sie klammert sich an das letzte bisschen Sicherheit. Sie will ihr Dorf eigentlich nicht verlassen, aber sie erträgt es nicht mehr. Sie liebt Hans, aber sie liebt auch den gemeinsamen besten Freund Misch. Das ist jedoch keine platte Dreiecksgeschichte – eigentlich spiegelt es nur auf einer emotionalen Ebene Annas grundsätzlichen Konflikt wieder. Hans steht für Heimat und Beständigkeit. Misch steht für Veränderung und Mut. Und wie das so ist, in diesem Buch und in dieser Ära, kann Anna nicht beides haben. Die Sprache ist leise, atmet Atmosphäre. Das Buch lebt mehr von den Zwischentönen und den Spannungsgefällen als von der Handlung an sich – die ist gar nicht so wichtig, es ist das Gesamtbild, das besticht. Dennoch wird nichts geschönt, man spürt die Dramen dieses Jahres in den Knochen. Die Autorin findet starke Metaphern und Vergleiche, die die Sätze dennoch nicht überfrachten, und vor allem lässt sie dem Leser genug Raum für eigene Interpretationen. Das ist Mut zur Lücke: die Geschichte ist keine erschöpfende Abhandlung der Zeit, lässt aber ein lebendiges Bild entstehen. Und das reicht, das lässt nichts vermissen. Fazit Im Rumänien des Jahres 1989 befindet sich das Land immer noch im Würgegriff des Diktators Ceau_escu. Den Menschen geht es schlecht, in vielerlei Hinsicht, der Leidensdruck ist enorm. In einem Dorf unweit der rumänisch-serbischen Grenze fragen sich drei junge Menschen, ob sie es wagen sollen, ihr Heil in der Flucht zu versuchen. Nur drei Kilometer quer durchs Maisfeld trennen sie von der Freiheit – aber die Flucht könnte sie das Leben kosten, und im Erfolgsfall müssten sie Heimat und Familie hinter sich lassen. Nadine Schneider erzählt eine Geschichte der leisen Töne und dennoch eine starke Geschichte, die auf nur 160 Seiten ganz viel Widerhall erzeugt. Meines Erachtens hat dieses Buch seine Nominierung für den Preis „Das Debüt“ mehr als verdient. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-nadine-schneider-drei-kilometer/
Wow. Einfach nur wow. Eigentlich mag ich keine Romane, in denen Heimat verklärt wird. Aber diese Mischung aus Sehnsucht nach Nähe und Ferne, hat mich sehr bewegt. Für einen Roman mit nahezu keiner Heimat sehr beeindruckend, wenn das Setting auch nicht neu ist