Mein Abschied von Deutschland

Mein Abschied von Deutschland

E-Book
2.01
WokenessDebatteDeutsche SpracheFreiheitsbegriff

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Beschreibung

"Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen so gründlich zu betreiben, bis alle schlechte Laune haben." Im Frühjahr 2021 hatte Matthias Politycki genug vom deutschen Debattensumpf und zog nach Wien. In diesem fulminanten Buch begründet er seine Entscheidung und rechnet mit den Restbeständen unsrer Streitkultur ab – ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Restriktionen einer grassierenden Gegenaufklärung, vor allem aber auch eine Einladung zum wilden Denken über weltanschauliche Gräben hinweg. Als klassischer Linker steht Politycki für eine (fast) unbegrenzte Freiheit der Meinung, der Phantasie und der Literatur.  Seine Verteidigung einer über Jahrhunderte gewachsenen Sprache gegenüber all jenen, die sie für ideologische Zwecke zu instrumentalisieren suchen, ist das Bekenntnis eines überzeugten Demokraten und Stilisten zugleich. "Nichts Geringeres wird gerade in der westlichen Welt verhandelt als unser Begriff von Freiheit. Wo manche noch glauben, es ginge lediglich um die Verbannung gewisser Wörter und Formulierungen, geht es in Wirklichkeit um die Art und Weise, wie wir in Zukunft leben wollen."
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Gesellschaft & Sozialwissenschaften
Format
E-Book
Seitenzahl
80
Preis
10.99 €

Autorenbeschreibung

Matthias Politycki gilt als großer Stilist und ist einer der klügsten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Er schreibt Romane, Erzählungen und Gedichte; als Essayist äußert er sich seit Jahrzehnten mit vieldiskutierten Debattenbeiträgen zu den Fragen der Gegenwart. Zuletzt erschienen Mein Abschied von Deutschland und der Roman Alles wird gut – Chronik eines vermeidbaren Todes.

Beiträge

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In "Mein Abschied von Deutschland" erläutert Politycki seine Beweggründe, aus Deutschland auszuwandern. Sein Hauptargument ist hier die mangelnde Fähigkeit der Bevölkerung, eine Debatte zu führen. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich das Buch nach 39 (von 131) Seiten abbrechen soll. Ich habe mich schließlich doch dazu entschieden, weil ich kein Interesse dann hatte, die (so empfinde ich es) von Frust und Zorn getränkten Zeilen zu lesen. Politycki fokussierte sich in dem Abschnitt, den ich gelesen habe, auf das Gendern. Er redet im Zusammenhang damit von einer Elite, die der Bevölkerung das Gendern aufzuzwingen will. Wo ist diese Elite? Ich, eine 22-jährige Studentin, sehe meine Generation und ältere Menschen, die es uns gleichtun. Das Ziel dieses Sprachwandels (der übrigens in den seltensten Fällen natürlich ist, Stichwort standard language und dialect/accent; die Künstlichkeit des Genderns ist ein weiteres Merkmal, das der Autor kritisiert) ist es nicht, Menschen auf die Nerven zu gehen, sondern auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die sich vom generischen Maskulin diskriminert fühlen. Das generische Maskulin würde nicht so benutzt werden, wenn unsere Welt nicht derart vom Patriarchat geformt wäre - also ist es auch nicht gerade "natürlich". Dass Politycki derart allergisch aufs Gendern reagiert, kann ich mir nur so erklären, dass er mit der sehr extrem und radikalen Seite damit zu tun hatte - wobei ich mich manchmal frage, ob das nicht eher mit Humor zu nehmen ist. Denn kein:e klare:r Gender-Vertreter:in würde "Mensch:in" statt "Mensch" schreiben oder sagen - um nur ein Beispiel zu nennen. Im Gegensatz dazu fand ich seine Argumente für ein vernünftiges Debattieren überzeugend. Beide Seiten müssen aufeinanderzukommen - durch Zuhören. Nur so kann ein intellektueller Kompromiss geschaffen werden. Vielleicht hat er recht und das Gendern wird zwar jetzt noch nicht überzeugen, dafür aber in ein paar Jahrzehnten, wenn sich beide Seiten aufeinanderzubewegt haben und so eine vernünftige Lösung gefunden haben. Ich kann durchaus verstehen, wenn Menschen misstrauisch werden, allein wenn sie verschiedene Schreibweisen lesen: "Bürger:innen", "Bürger_innen", "Bürger*innen", "Bürgerinnen und Bürger" ... Natürlich ist hier ein vernünftiger Konsens gefragt. Alles in allem war es für mich interessant zu erfahren, wie ein Gender-Gegner die Debatte wahrnimmt. Nur durch das Austauschen unserer Sichtweisen können wir lernen, wie wir am besten gegenseitig vermitteln und letzten Endes eine Lösung finden.

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